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Body Integrity Identity Disorder: Psychotherapie und Psychopharmaka erfolglos

"Body Integrity Identity Disorder" ist eine extrem seltene und skurril erscheinende Erkrankung: Betroffene sehnen sich zwanghaft nach der Amputation eines gesunden Körperteils. Die Frankfurter Psychotherapeutinnen Aglaja Stirn, Aylin Thiel und Silvia Oddo beschreiben in ihrer aktuellen Monografie interessante - verhaltenstherapeutisch ausgerichtete - Therapieansätze, sehen jedoch ein Haupthindernis: Die meisten Betroffenen finden es vielleicht spannend, mit einem Psychologen über sich selbst diskutieren zu können; doch sie wollen keinesfalls einen Erfolg der Psychotherapie ...

Das Verlangen nach Amputation erfüllt das Leben der Betroffenen, das Denken, Träumen und in vielen Bereichen auch das Handeln. Es stiftet einen wesentlichen Teil der Identität und suggeriert der Biografie eine Art Sinn - beides wollen sich die meisten BIID-Patienten von keinem Psychotherapeuten nehmen lassen. Oft scheint die Sehnsucht wie ein konstanter, verlässlicher Begleiter, der nicht im Stich gelassen werden darf. Angebote aus dem Internet verstärken diesen Trend noch zusätzlich: Kontakte zu anderen BIID-Betroffenen werden geknüpft und weitergesponnen, Bilder "faszinierender" Amputierter betrachtet und weitergeleitet ...
 
Michael B. First berichtet in seinem Beitrag zur Monografie der Frankfurter Therapeutinnen über eine eingehende Interview-Studie mit 52 BIID-Abhängigen: 63% von ihnen leben mit dem Gefühl, nur als Amputierte eine ideale Gestalt zu besitzen, "vollständig" zu sein und "richtig". Für 15% hat der Amputationswunsch eine ausgeprägt sexuelle Komponente. 65% der Studienteilnehmer unterzogen sich einer Psychotherapie, 40% nahmen Psychopharmaka: In keinem einzigen Fall verminderte sich das Bedürfnis oder der Leidensdruck. Lediglich sechs Betroffene berichten über eine wesentlich gesteigerte Lebensqualität - in allen Fällen dank einer gelungenen Amputation.




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