Das heute dominierende Führungsverhalten kann man wohl bestenfalls als „klassisch“ bezeichnen: Strenge hierarchische Strukturen engen den Bewegungsraum für alle Beteiligten ein, das klare „Oben“ und „Unten“ lässt wenig Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen und Autonomie zu entwickeln. Wenn es formal nur in eine Richtung – nämlich von oben nach unten – geht, können auf beiden Seiten niemals beste Leistungen erbracht werden. Es ist eher folgendermaßen: „Wo oben Patronales herrscht, ist unten Infantiles nicht weit.“
Das „Patronale“ äußert sich nicht nur im Verhalten, sondern häufig auch in Statussymbolen, Privilegien und anderen Regelungen. Die Hierarchie wird so deutlich sichtbar gemacht. „Ein Begriff wie ‚hohe Tiere‘ macht deutlich, dass andere kleiner sind.“ Das „Infantile“ liegt also nahe und wird durch dominante Hierarchien und Führungsverhalten „von oben herab“ weiter verstärkt.
Wer als Führungskraft aber autonome und entsprechend leistungsfähige Mitarbeiter anleiten möchte, muss ihre hundertprozentige „Mündigkeit“ anerkennen und fördern. Gute Führung ist darauf angewiesen, dass alle Seiten willens und fähig sind, Verantwortung zu übernehmen. Das setzt allerdings voraus, dass man den Sinn dessen, was man verantworten will, erkannt und selbst mit entwickelt hat. „Hat man keinerlei Anteil an diesem Sinn, so hat man auch nichts zu verantworten. Allerhöchstens gehorcht man.“ Nur wer einen Sinn in Übereinstimmung mit seinen Werten ausgestalten kann, hat die Möglichkeit, Autonomie zu entwickeln. „Solche Autonomie zu ermöglichen, zu fordern und zu fördern, muss das Ziel jeglicher künftiger Führung sein.“
Felix Frei (2018). Aufbruch zu Autonomie. So kann die Zukunft der Arbeit gelingen.
Pabst, 217 Seiten, ISBN 978-3-95853-411-7, Hardcover,