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Architekturpsychologie für Kindertagesstätten: Einflüsse auf die sozio-emotionale, kognitive und motorische Entwicklung der Kinder

Architekten lieben eindrucksvolles, elegantes Design; Ästhetik führt oft zu kalter Pracht: etwa gläserne Büropaläste, in denen sich die Beschäftigten unwohl und beobachtet fühlen. Wie kann eine wirklich nutzerfreundliche Architektur aussehen? Diesen Fragenkomplex untersucht die Psychologin PD Dr. Rotraut Walden (Universität Koblenz); für Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Bürogebäude und Krankenhäuser hat sie - immer von den Bedürfnissen der Nutzer ausgehend - Analysen vorgelegt.

"Architekturbegegnung hat mit Sehen, Tasten, Riechen, Hören und dem Gleichgewichtssinn zu tun. Zur Gebäudewahrnehmung gehört immer auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Dabei wird Gebäuden eine anthropomorphe Struktur zugewiesen, sie werden gestisch-gebärdenhaft erlebt und nicht selten als brutal und feindlich empfunden," analysiert Rotraut Walden.

Nach ihren Befunden "machen folgende Grundbedürfnisse eine Kita zum lebendigen Ort für Kinder: sich begegnen, sich bewegen, zur Ruhe kommen, verändern, experimentieren, mit Dingen hantieren und etwas sichtbar machen ..."  Die Psychologin belegt, "dass die Raumgestaltung sowohl die sozio-emotionale und kognitive als auch die motorische Entwicklung des Vorschulkindes positiv beeinflussen kann. Dies ist eng mit den elementaren Bedürfnissen des Vorschulkindes nach Sicherheit und Geborgenheit, Kontakt zu anderen Kindern, Ruhe und Rückzug, Selbstständigkeit, Bewegung sowie Spiel und Aneignung von Umwelt verbunden."

Gemeinsam mit Simone Kosica hat Rotraut Walden in einem Text- und Bilder- Buch konkrete Details und vorbildliche Beispiele abgebildet.

Als Schlüsselbegriff kehrt in der Architekturpsychologie regelmäßig das Wort "Aneignung" wieder: Der Nutzer fühlt sich in einem Gebäude am ehesten wohl, wenn er es sich aneignen - das heißt darin mitgestalten kann. Der Nutzer will die Raumtechnik, Belüftung, Beleuchtung usw. selbst bedienen, eigene Bilder und andere Gestaltungselemente selbst bestimmen und verändern können, zwischen Rückzugs- und anderseits Kommunikationsmöglichkeiten wählen können usw.. Hier sieht Walden in fast allen Gebäuden wesentliche Mängel, die nicht nur zum Unwohlsein führen, sondern auch die Arbeitsproduktivität signifikant und messbar reduzieren.

In einem großen Krankenhaus befragte die Wissenschaftlerin Pflegende und Patienten; erstere waren mit der Baulichkeit unzufriedener als letztere. Ob es daran liegt, dass die Pflegenden das Gebäude wesentlich besser kennen oder die Patienten sich eher mit den Gegebenheiten abfinden?

In jedem Fall bleibt für die Architekturpsychologin immer verwunderlich, wie wenig das kleine Einmaleins der Farbpsychologie angewandt wird: Farbgebung kann Räume "größer" machen, "kleiner", "wärmer", anregender, kann Ablenkung fördern - oder Ruhe. Minimale Kosten mit oft großer Wirkung und evtl. therapeutischem Effekt.


Architekturpsychologie für Kindertagesstätten
Walden, Rotraut (Hrsg.); Kosica, Simone




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