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Angst: Wie Menschen mit- oder gegeneinander handeln und sich von Lebenserfahrungen abschneiden

Sozioökonomie: Menschen befinden sich in ständigem Austausch untereinander, wie auf einem Markt. Neben wirtschaftlichen Werten und Leistungen wird im sozialen Kontext Emotionales getauscht oder vorenthalten: Anerkennung, Sympathie, Zugehörigkeit, Vertrauen, Offenheit, Freundlichkeit ... Im Tausch-Verhältnis ist die Symmetrie eher die Ausnahme als die Regel. Dies beunruhigt den Menschen tief, kann Kompensationsverhalten auslösen, Aggressionen, Ängste, Störungen - bis zu psychosomatischen Erkrankungen. Vor diesem Hintergrund bewertet Professor Dr. Mark Galliker in seiner neuen Monographie "Sozioökonomie und Psychotherapie" professionellle Behandlungsverfahren kritisch.

"In den sozioökonomischen Verhältnissen einer Marktgesellschaft wird versucht, einerseits Bedürfnisse zu realisieren; anderseits Eigenschaften, Fertigkeiten, Fähigkeiten, u.a. die eigene Beziehungsfähigkeit, ja selbst den ´Besitz von Beziehungen´ gegenüber Drittpersonen auszustellen und zu verwerten. Doch die Merkmale misslungener zwischenmenschlicher Beziehungen (u.a. Einsamkeit, Konkurrenz, Bewertung, Verstellung, Gleichgültigkeit) erzeugen Ängste, die als solche aber selten bewusst werden, obwohl die Folgen gravierend sein können. Im Extremfall erfolgt eine Exkommunikation von Personen, die kaum mehr oder nur noch geringfügige Tauschwerte realisieren können.

Auf Rationierung und Rationalität ihrer Kräfte hin formierte Personen mögen diese Ängste als unzweckmäßig oder unvernünftig abtun. Sie wehren sie meistens ab, rationalisieren sie. Die Angst wird oft nicht als Angst erkannt und/oder anerkannt. Sie wird allenfalls noch als ´schlechte Laune´, ´Müdigkeit´, ´Kopfweh´, ´Magengeschwür´, ´vegetative Dystonie´ wahrgenommen. Viele Menschen empfinden sich als ´gedrückt´, ´deprimiert´. Gegen ihre ´Depression´ lassen sie sich Psychopharmaka verschreiben. Auch von Ärzten, Psychiatern, Psychologen und anderen Fachleuten werden die ´sich immer mehr ausbreitenden Depressionen´ eher selten mit Ängsten in Verbindung gebracht, vorausgesetzt es handelt sich nicht um ´offene Phobie´.

Die Angst vor anderen wird selten akut erlebt, sondern setzt meistens automatisch Abwehrmechanismen in Gang, mit denen fortan gefährliche Situationen umgangen werden. Das entfremdete Leben beinhaltet ein System von Angstabwehr-Techniken, durch die das Leben psychisch von immer mehr Lebenserfahrungen abgeschnitten wird ..."

Eine entsprechende Konditionierung kann bereits frühzeitig angebahnt werden: "Je mehr sich das Eltern-Kind-Verhältnis auf das adäquate Verhalten in den Austauschbeziehungen reduziert, je größer die diesbezüglichen Anforderungen und entsprechenden Leistungen werden und je stärker dem Kind die elterliche Verfügungsgewalt erscheint, desto mehr fühlt es sich bedroht, desto mehr greift es möglichen Sanktionen vor, desto mehr steckt es seine persönlichen Bedürfnisse zurück, desto mehr unterlässt es entsprechende Verhaltensweisen. Der aus dem Eltern-Kind-Verhältnis hervorgebrachte und in späteren Verhältnissen sich ´wieder-holende´ Konflikt zwischen spontaner Zuwendung und Abwendung (im Extremfall durch eigentliche Verachtung und Beschämung), kann zu antizipierenden Vorstellungen führen, die die Person hemmen. Mit der unbewussten Konfliktverarbeitung kommt es u.U. zu einer ´abnormen psychogenen Entwicklung´, die von einigen Psychologen und Psychiatern nach wie vor als ´Neurose´ psychopathologisiert wird ..."

 

Mark Galliker: Sozioökonomie und Psychotherapie
Austauschanalysen, Evaluationen, Perspektiven.


Pabst, 408 Seiten. Hardcover ISBN 978-3-95853-749-1. eBook ISBN 978-3-95853-750-7

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