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An der Uhr gedreht: Wie Zeit das Arbeitsgedächtnis beeinflusst

Wenn die Arbeit eintönig ist, wirkt es, als ob die Zeit stehen bliebe. Wird man hingegen geistig gefordert, vergeht die Zeit gefühlt wie im Flug. Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben nun gezeigt, dass die Beziehung zwischen der Auslastung des Arbeitsgedächtnisses und der Zeitwahrnehmung auch andersherum bestehen kann. Dazu haben sie Anzeigen zur Dauer der verstrichenen Zeit beschleunigt oder verlangsamt, ohne dass die Versuchspersonen davon wussten. Hatten die Teilnehmenden den Eindruck, die Zeit verginge schneller, verbesserten sich ihre Leistungen.

Wenn wir eine Arbeit gerne machen oder uns auf eine Aufgabe konzentrieren, kann der Arbeitstag schneller vorbei sein – obwohl es sich für uns nicht wie acht Stunden Arbeit angefühlt hat. Dass kognitive Prozesse beeinflussen, wie wir die zeitliche Dauer von Ereignissen wahrnehmen, ist ein bekanntes Phänomen in der Forschung. Kaum untersucht sind hingegen Effekte in die andere Richtung: Beeinflussen experimentell veränderte Angaben zur zeitlichen Dauer ebenfalls kognitive Prozesse? Neurowissenschaftler des IfADo sind dieser Frage in einer aktuellen Studie nachgegangen. Dabei haben sie erstmals untersucht, was im Gehirn passiert, wenn zeitliche Informationen manipuliert werden.

An der Studie haben 30 Versuchspersonen teilgenommen. Sie sollten am PC komplexe Arbeitsgedächtnisaufgaben lösen. Zwischen den Aufgabenblöcken wurden die Versuchspersonen nach ihrer eigenen Leistung gefragt. Auf dem PC wurde nebenbei die Uhrzeit eingeblendet. Dabei handelte es sich zu Beginn des Versuchs um die tatsächliche Uhrzeit. Im weiteren Verlauf wurde eine um 20 Prozent beschleunigte sowie eine um 20 Prozent verlangsamte Uhrzeit eingeblendet. Je nach Gruppenzuteilung wurde zuerst die schnellere oder die langsamere Uhrzeit angezeigt.

Schnellere Uhr verbessert kognitive Leistung

Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen die Arbeitsgedächtnisaufgaben während des Blocks mit der schnelleren Uhr signifikant besser bearbeiteten. Die Forschenden haben zusätzlich zu den Verhaltensdaten die Hirnaktivität mittels Elektroenzephalografie (EEG) gemessen. Sie konnten zeigen, dass die Theta-Aktivität während des Blocks mit der experimentell beschleunigten Uhrzeit deutlich erhöht war im Vergleich zu den anderen Blöcken. Frontale Theta-Wellen werden mit Arbeitsgedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozessen in Verbindung gebracht. Sie sind in diesem Zusammenhang ein Anhaltspunkt, wie viele kognitive Ressourcen in die Bearbeitung einer Aufgabe investiert werden.

„Diese Befunde für die Versuche mit beschleunigter Zeit können damit zusammenhängen, dass die Probanden die an sich nicht so spannende Versuchsaufgabe als positiver wahrgenommen haben, weil die Zeit scheinbar schneller vorbeigegangen ist. Das wiederum führt dazu, dass sie der Aufgabe ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden“, erklärt Studienautor Dr. Daniel Schneider vom IfADo.

Die Studie zeigt, dass bereits kleine, äußere Veränderungen die Leistung des Arbeitsgedächtnisses beeinflussen können. Diese Erkenntnis könnte zum Beispiel für die Arbeitsplatzgestaltung relevant sein, etwa wenn es um die Frage geht, ob sich die bloße An- oder Abwesenheit von zeitlichen Informationen auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Um dazu verlässliche Aussagen treffen zu können, ist weitere Forschung nötig. Diese muss auch Wissen darüber generieren, wie dieser Zusammenhang im Gehirn verarbeitet wird.

Pressemeldung: https://idw-online.de/de/news761324




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