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Amok in der Schule: vorbeugen und im Krisenfall mutig reagieren

Spätestens seit der Bluttat im Wilhelm Dörpfeld Gymnasium in Wuppertal steht das Thema "Schulgewalt" wieder vorn auf der Tagesordnung. Ein 17jähriger hatte vier Klassenkameraden und sich selbst mit einem Messer schwer verletzt. War er als Musterschüler mit türkischer Herkunft in der Klasse gemobbt worden? Der Psychotherapeut Dr. Michael Heilemann sieht in Schulen häufig einen "Krieg" - und zu wenig Schutz durch LehrerInnen oder Eltern. "Weil Erwachsene nicht die normativen moralischen Ansprüche definieren und durchsetzen, werden Gerechtigkeitshoffnungen enttäuscht und Werteverluste vorprogrammiert." In seinem Fachbuch "Amokgefahr" bietet Heilemann neben einer kritischen Analyse konkrete Empfehlungen zur Problembewältigung.

Er beschreibt den amokgefährdeten Schüler als hilflos, angepasst, meist auch Mobbingopfer: "Die Bereitschaft zum Amoklauf schichtet sich über viele Monate und Jahre auf. Eingelagerte Kränkungen und Demütigungen des sensiblen, oftmals begabten und schüchternen (zumeist männlichen) Schülers verdichten sich zu extremem Ärger, Groll, Hass und schließlich Vernichtungsbereitschaft. Vor allem fällt der amokgefährdete Schüler nicht durch manifeste Gewaltbereitschaft auf. Er ist das Gegenteil des Schlägers: jemand, der sowohl seine Wünsche nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Nicht-Ausgegrenztsein in sich hineinfrisst, genauso wie seine Ängste und seine hundertfachen Blamagen und Bloßstellungen."

Wie können Eltern, MitschülerInnen und LehrerInnen den inneren Weg des Amokgefährdeten erkennen und frühzeitig beeinflussen?  Heilemann empfiehlt, "mit Mut, Selbstvertrauen und Risikobereitschaft auf den Betroffenen zuzugehen, seine Seele zu berühren und seine stumme Bitte zu hören ... Offensivität, Optimismus und aktives Zugehen bedürfen des Selbstvertrauens und der sozialen Verpflichtung, den Betroffenen nicht in seinem Einsamkeitskäfig verharren zu lassen. Gefordert ist primär Selbstvertrauen ..." Dieses fehlt nach Einschätzung des erfahrenen Psychotherapeuten vielen Professionellen, Jugendlichen und Kindern in der Schule. Von LehrerInnen erwartet er "spürbare Autorität, Klarheit, Energie, Präsenz ..."

In der kritischen Situation in Wuppertal hat ein Lehrer selbstbewusst reagiert und weiteres Blutvergießen verhindert - genau entsprechend der Forderung von Heilemann: "Mut und Risikobereitschaft als persönliche Eigenschaft, in der das aktuelle, sofortige und ´ultimative´ Handeln wichtiger ist als die Abschätzung der Konsequenzen und Folgen für die eigene Person: Das Richtige tun, ohne die sofortige Umsetzung durch Selbstzweifel und Halbherzigkeit in Frage zu stellen. Mut setzt Adrenalin frei - und ungeahnte Kräfte ..."

 

Michael Heilemann: Amokgefahr:
Respekttraining als Retter in der Schularena?
Textbausteine zum psychologischen Verständnis des ´Unverstehbaren´,

Pabst, 136 Seiten Paperback


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