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Alternativer Drogen- und Suchtbericht fordert neue Strategie in der Drogenpolitik

Nicht-Regierungsorganisationen und Wissenschaftler haben heute in Berlin den ersten Alternativen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Er umfasst ein breites Themenspektrum von Alkohol- und Tabakprävention für Jugendliche, Medikamentengebrauch Erwachsener über Ansätze zum Umgang mit dem Konsum von Cannabis und Crystal-Meth bis hin zu niedrigschwelligen Hilfsangeboten für Heroinkonsumenten.

Zahlreiche renommierte Experten beschreiben darin Strategien und Maßnahmen, die bisher noch nicht ausreichend Eingang in die Maßnahmen von Bund, Ländern und Kommunen gefunden haben. Der Alternative Drogenbericht soll dazu beitragen, das vorhandene Wissen über Prävention und Drogenhilfe in eine dauerhaft erfolgreiche Drogenpolitik zu übersetzen.

Dazu sagt Professor Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender von akzept e.V.:
"In der deutschen Drogenpolitik fehlt eine wissenschaftlich untermauerte Gesamtstrategie mit klaren Zielen. Es gibt eine Lücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den staatlichen Maßnahmen. Wir wissen genau, welche Angebote wirken, doch vieles wird politisch nicht umgesetzt. Diese Lücke soll der Bericht schließen. Bund und Länder stehen in der Pflicht, ihre Drogenpolitik am aktuellen Forschungsstand auszurichten."

Dr. Bernd Werse vom Centre vor Drug Research der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt erläutert:
"Es wird Zeit, den Reformstau in der deutschen Drogenpolitik aufzulösen. Der jahrzehntelange Kampf gegen Drogen zeigt: Das Strafrecht ist nicht geeignet, um Gesundheitspolitik zu betreiben. Repression und Strafverfolgung schaffen nur die Illusion, die Probleme im Griff zu haben und richten in Wirklichkeit viel Schaden an. Zugleich verzichtet die Politik auf simple Mittel im Umgang mit legalen Drogen, etwa ein Verbot von Werbung für Alkohol und Tabak."

Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe, betont:
"Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ließe sich mit einfachen Maßnahmen erheblich senken. Ein Beispiel: Drogenkonsumräume retten Leben, verhindern HIV-Infektionen und weitere Gesundheitsschäden. Trotzdem gibt es solche Einrichtungen in zehn Bundesländern nicht. Menschen in Haft erhalten keine sauberen Spritzen und haben oft nicht einmal Zugang zur Standardbehandlung bei Heroinabhängigkeit, der Substitution. Die Prävention in Deutschland könnte noch erfolgreicher sein: Wirksame Maßnahmen werden nach der Erprobung oft nicht dauerhaft finanziert oder aus politischen Gründen nicht eingeführt."

Wichtige anstehende Maßnahmen im Bereich der Gesetzgebung sind:

  • Vollständiges Verbot von Werbung für Drogen wie Alkohol und Tabak
  • Erhöhung der Steuern, Erschwernis der Zugänglichkeit zu Tabakprodukten (mehr als 400.000 Zigarettenautomaten in Deutschland sind weltweit einmalig)
  • Entkriminalisierung des Besitzes von illegalen Drogen für den Eigenbedarf
  • Verbesserung der Substitutionsbehandlung für Heroinabhängige durch Veränderungen der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtmVV)
  • Absenkung  der  Schwellen  bei  der  Abgabe  von  Diamorphin  (pharmazeutisch erzeugtes Heroin als Substitutionsmedikament

"Die Bundesregierung kann im Bereich der Drogenpolitik eine wichtige Vorreiterfunktion übernehmen und unabdingbare Fortschritte auf Landesebene befördern", sagt Professor Heino Stöver.

Der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung wird am 7.Juli veröffentlicht.

Der Alternative Drogen- und Suchtbericht erscheint ab sofort jährlich. Herausgegeben wird er von Akzept e.V. - Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, der Deutschen AIDS-Hilfe und dem Selbsthilfe-Netzwerk JES Bundesverband.

www.aidshilfe.de

www.akzept.org

www.jes-bundesverband.de




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