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Alleinerziehende Mütter: Depressivität kann die Kinder nachhaltig schädigen

Etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland erziehen ihre Kinder allein. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind häufig bescheiden, beeinflussen jedoch die eigentliche Mutter-Kind-Beziehung kaum. Dr. Matthias Franz und Dr. Wilhelm Ulrich berichten über die psychische und gesundheitliche Situation von Kindern in Einelternfamilien (in "Familienmedizin in Deutschland").

Alleinerziehende Frauen sind überdurchschnittlich häufig depressiv. Möglicherweise hat das Leiden die Trennung vom Mann ausgelöst - oder ist selbst eine Folge der Trennung. Etwa jede zweite alleinerziehende Frau raucht.
 
Franz und Ulrich heben unter den Belastungsfaktoren hervor: Depressive Mütter können sich weniger in ihre Kinder einfühlen. "Eine länger andauernde Depressivität bewirkt eine mimische Verarmung des Gesichts, das dem Kind daraufhin nicht mehr in seiner wichtigen Funktion als interaktiver, teilnehmender Spiegel zur Verfügung steht.
 
Depressive Störungen gehen mit verschiedenen affektiven Beeinträchtigungen einher: Es besteht ein verringertes Interesse an Interaktion und eine selektiv reduzierte Wahrnehmung emotional positiver Reize." Negative Reize werden jedoch überdeutlich wahrgenommen. "Diese Befunde sprechen dafür, dass die intuitive elterliche Empathie und teilnehmende Spiegelung bei depressiven Müttern beeinträchtigt ist." Ist die Mutter depressiv und nur für negative Reize sensitiv, kann ein Kleinkind auf eine entsprechende Mimik - Trauer, Angst o.a. - konditioniert werden.
 
Insgesamt sehen die Wissenschaftler Kinder depressiver Mütter schwer gefährdet, wenn keine andere zuwendungsfähige, stabile Bezugsperson zur Verfügung steht.
 
Nach den Erfahrungen der Autoren nehmen die meisten alleinerziehenden Mütter keine spezifischen Hilfen in Anspruch: "Häufiger Hintergrund ist, dass sie zu demoralisiert oder zu depressiv sind, um sich erfolgreich entsprechende Hilfangebote selber zu erschließen." Daher ist es sinnvoll, betroffene Frauen aufzusuchen und ihnen Unterstützung anzubieten. Die Autoren beschreiben detailliert konkrete Möglichkeiten, u.a. ein Elterntraining mit sieben Zielsetzungen:

  • Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung
  • Stärkung der intuitiven Elternfunktionen
  • Verbesserung der elterlichen Einfühlung in das Erleben des Kindes
  • verbesserte und differenzierende Affektwahrnehmung
  • Bearbeitung unbewusster Delegationen
  • Einübung sozialer und elterlicher Kompetenzen
  • Bearbeitung evtl. bestehender Selbstwertprobleme und Schuldgefühle


Familienmedizin in Deutschland
Notwendigkeit – Dilemma – Perspektiven
Collatz, Jürgen (Hrsg.)




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