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2017-3/4 (163/164)

Jan Lohl
»Hass gegen das eigene Volk« - Tiefenhermeneutische Analysen rechtspopulistischer Propaganda
Zusammenfassung | Abstract

Sebastian Winter
Ehre und Schande Deutschlands - Zum Umgang der AfD mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
Zusammenfassung | Abstract

Judith Goetz & Alexander Winkler
»Identitäre Grenzziehungen« - Bedeutung und Funktion von Identitätsangeboten im modernisierten Rechtsextremismus (am Beispiel der Identitären)
Zusammenfassung | Abstract

Nils Kumkar
Realitätsverlust und Autoritarismus: Das Krisenerleben des klassischen Kleinbürgertums und die Attraktivität Donald Trumps
Zusammenfassung | Abstract

Nadja Meisterhans
Das Unbehagen im Neoliberalismus. Postideologisches Denken und Rechtspopulismus - eine heimliche Liaison?
Zusammenfassung | Abstract

Philipp Berg, Alina Brehm, Sebastian Jentsch, Matthias Monecke & Hauke Witzel
»Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten« oder »Kann man nicht einfach normal sein?«
Zusammenfassung | Abstract

 


»Hass gegen das eigene Volk« - Tiefenhermeneutische Analysen rechtspopulistischer Propaganda
Jan Lohl

Der Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse eines Forschungsprojektes vor, in dem rechtspopulistische Propagandareden mit der Methode der Tiefenhermeneutik auf ihre affektive Wirkung und ihren gesellschaftlichen Kontext hin untersucht wurden. Thematisiert wird die triadische Struktur der Reden sowie der Versuch, Ambivalenzkonflikte auf der Ebene des kollektiven Narzissmus beim Publikum zu schüren. Abschließend wird angedeutet, dass die Reden Erlebnisangebote darstellen, mit dem die psychischen Effekte neoliberaler Vergesellschaftung schiefgeheilt und so mögliche Anlässe depressiver Krisen abgewehrt werden können.

Schlüsselbegriffe: Rechtspopulismus, Propagandaforschung, Tiefenhermeneutik, psychoanalytische Sozialpsychologie, Psychoanalyse und Sozialforschung


Hate against one's own people«. Depth-hermeneutic analyses of right-wing populist propaganda

The article presents selected results of a research project on right-wing populist propaganda speeches which are investigated for their affective effect and their social context with the method of in-deepth hermeneutics. The results show the triadic structure of the speeches and the attempt to stir up conflicts of ambivalence on the level of collective narcissism. In conclusion, it is suggested that the speeches represent a possibility of ›distorted healing‹ of the psychic effects of neoliberal socialization which helps to ban depressive crises into the unconsciousness.

Keywords: right-wing populism, research on propaganda, in-depth-hermeneutics, psychoanalytical socialpsychology, psychoanalysis and social research


Jan Lohl
lohl@sigmund-freud-institut.de

 

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Ehre und Schande Deutschlands - Zum Umgang der AfD mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
Sebastian Winter

Die Erinnerungskultur, wie sie sich seit den 1980er Jahren in (West-)Deutschland zunehmend etabliert hat und mittlerweile zu einem identitätsstiftenden und staatstragenden Moment geworden ist, steht unter dem Motto ›Erinnerung ist Erlösung‹. Der ›Schande‹, die der Nationalsozialismus über Deutschland gebracht habe, wird der Stolz auf die gelungene ›Aufarbeitung‹ entgegengesetzt. Im Lichte der wiedergewonnenen ›Ehre‹ wird dabei der kollektive Narzissmus des Nationalgefühls, der nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg kryptisiert worden war, restituiert. In der AfD werden nun Stimmen laut, die an diese Entwicklung anknüpfen und die weiter anhaltende Betonung der ›Schande‹ ablehnen.

Schlüsselwörter: Schuldabwehr, Erinnerungskultur, Nationalismus, Antisemitismus, Neue Rechte


Honor and Shame of Germany - The AfD‘s dealings with the National Socialist Past

The current cultural memory concerning the National Socialist past is centered in Germany around the motto: ›Remembrance is redemption‹. As such it was established since the 1980s and is now a source of identity and a base of the state. The successful historical reappraisal is set against the ›shame‹ that was brought over Germany by the Nazis. In the light of the regained ›honor‹ the collective narcissism of national sentiment, which had been crypted after the defeat in WW2, becomes restituted. Now the right wing-party AfD follows this development and rejects the further occupation with the national ›shame‹.

Keywords: defense against guilt, cultural memory, nationalism, anti-Semitism, New Right


Sebastian Winter
sebastian.winter@sowi.uni-giessen.de

 

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»Identitäre Grenzziehungen« - Bedeutung und Funktion von Identitätsangeboten im modernisierten Rechtsextremismus (am Beispiel der Identitären)
Judith Goetz & Alexander Winkler

Im Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, wie sich der rechtsextreme Charakter der Identitären begründen lässt und inwiefern von einer Modernisierung rechtsextremer Ideologeme gesprochen werden kann. Die Analyse dieser Inhalte verharrt dabei nicht auf der Oberflächenebene, sondern legt den verborgenen oder verschütteten ideologischen Kern der (von Medien, Gesellschaft und Politik reproduzierten) Selbstinszenierungen der Gruppierung offen. Anhand ihres propagierten völkischen Nationalismus sowie der starren Geschlechterbilder zeigt sich, dass die Identitären durch ihre politischen und aktionistischen Angebote einerseits bestimmte psychische, identitätspolitische Bedürfnisse befriedigen, andererseits das Konzept der Identität im Rechtsextremismus, insbesondere für den autoritären Charakter von zentraler Bedeutung ist. So spiegelt sich darin vor allem das Bedürfnis nach Grenzziehung und damit verbundenem Ausschluss wider, ebenso so wie das Verlangen nach Herstellung von Eindeutigkeit durch Unterordnung in ein harmonisches, wärmendes Kollektiv, welches Schutz vor den Zumutungen der Ambivalenz und Konkurrenz bietet.

Schlagwörter: Identitäre (Bewegung), Rechtsextremismus, Ethnopluralismus, Sexismus, autoritärer Charakter


»Identitarian demarcations«. On the meaning and function of offers of identity in modernized right-wing extremism (exemplified by the Identitarian Movement)

This article aims to question how the right-wing character of the identitarians can be explained and if a modernization of right-wing extremist ideology has occured. Such an analysis does not remain at the surface but exposes the hidden or buried ideological background of the group’s self-productions (reproduced by the media, society and politics). Based on their propagated völkischer nationalism as well as the rigid images of gender, it will be pointed out that the identitarians offer satisfaction of certain psychological identity-political needs; on the other hand, the concept of identity is of sugnificant importance in right-wing extremism, especially for authoritarian characters. In this respect, the need for limitation and exclusion as well as the desire to establish unambiguousness by subordinating into a harmonious, warming collective offering protection against the imposition of ambivalence and competition will be pointed out.

Keywords: Identitarian Movement, right-wing extremism, ethnopluralism, sexism, authoritarian personality


Judith Goetz
j.goetz@fipu.at

Alexander Winkler
herausgeber.innen@gmail.com

 

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Realitätsverlust und Autoritarismus: Das Krisenerleben des klassischen Kleinbürgertums und die Attraktivität Donald Trumps
Nils Kumkar

Der Erfolg von Donald Trump verdankt sich auch der leidenschaftlichen Unterstützung relevanter Teile des klassischen Kleinbürgertums in den USA. Diese Klasse hatte auch schon wesentlich die rechtskonservative Tea Party Bewegung unterstützt. Basierend auf Feldforschung und der Interpretation von Gruppendiskussionen und Interviews mit AktivistInnen der Tea Party Bewegung zeigt dieser Artikel, welche sozialräumlich spezifischen Deutungs- und Handlungsdispositionen dieser Klasse für die Deutungsangebote der Tea Party anschlussfähig waren. Als Grundmuster dieser Dispositionen, die aus der Erfahrung einer »Enttäuschung ohne Desillusionierung« hervorgehen, macht der Artikel einen »Verschwörungsmodus der Interpretation«, eine ambivalente Einstellung zur Realität und die Sehnsucht nach einer Autoritätsfigur aus, die ihre konformistische Rebellion legitimiert. Er zeigt weiterhin, wie Donald Trumps Kampagne an diese Muster anschließen konnte.

Schagwörter: Tea Party, Donald Trump, Verschwörungstheorie, Rechtspopulismus, Rekonstruktive Sozialforschung


Loss of Reality and Authoritarianism: The Classical Petty Bourgeoisie’s Lived Experience of Crisis and the Attractiveness of Donald Trump

Donald Trump’s success rests to a relevant degree on the enthusiastic support of relevant factions of the classical petty bourgeoisie, a class which already was key in the right-wing protest mobilization of the Tea Party. This article shows, based on field research and the interpretation of group discussions and interviews, what socially specific dispositions of this class resonated with the Tea Party mobilization. It identifies a conspiratorial mode of interpretation, an ambivalent stance on what is ›real‹, and the longing for an authority legitimizing one’s conformist rebellion as the basic patterns of these dispositions, which are rooted in the lived experience of a »disappointment without disillusionment«. The article shows how the campaign of Donald Trump was able to connect to and resonate with these dispositional patterns.

Keywords: Tea Party, Donald Trump, Conspiracy Theories, Right-Wing-Populism, Reconstructive Social Research


Nils C. Kumkar
kumkar@uni-bremen.de

 

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Das Unbehagen im Neoliberalismus. Postideologischen Denken  und  Rechtspopulismus - eine heimliche Liaison?
Nadja Meisterhans

Anliegen des Beitrags ist, aus postkolonial-feministischer Perspektive aufzuzeigen, was die Ermöglichungsbedingungen des in Europa und anderen Teilen der Welt erstarkenden flüchtlings- und frauenfeindlichen Rechtspopulismus sind. Das Erstarken des fremden- insbesondere flüchtlingsfeindlichen Denkens soll zunächst als Ausdruck eines falsch, da repressiv und regressiv adressierten Unbehagens in der neoliberalen Kultur erläutert werden. In einem weiteren Schritt soll jedoch herausgestellt werden, dass es sich hier um keine zufällige Entwicklung handelt. Denkbar ist die Existenz einer strukturellen Verwandtschaft zwischen neoliberalen und rechtspopulistischen Denkfiguren, die gerade in Krisenzeiten destruktive Wirkung entfalten kann. Die These des Beitrags ist, dass derzeit etwas manifest wird, was strukturell im Liberalismus und der repräsentativen Demokratie immer schon als grundlegende Ambivalenz angelegt ist und in der postkolonialen Debatte im Lichte epistemischer und institutioneller Gewaltverhältnisse gedeutet wird. Angesprochen ist damit eine latente Struktur sexistischen und rassistischen Denkens, die sich im Kontext der neoliberalen Postdemokratie manifestiert.

Schlagwörter: Postkolonial-feministische Theorie, Rassismus, Sexismus, Postdemokratie, Psychoanalyse


The discomfort in neoliberalism.  Postideological thinking and right wing populism a secret liaison?

The aim of this article is to reflect from the perspective of postcolonial-feminist theory on the conditions of possibility of right wing populism - especially hostility against female refugees. In a first step, it is argued that right wing populism can be understood as an outcry against the effects of neoliberal globalization processes. From this perspective, right wing populism can be interpreted as an articulation of a discomfort within neoliberal culture. At the same time - and this is the thesis of the article - it would be short sighted to disconnect this trend from the current crisis of (neo-)liberal democracy. Moreover, in accordance with postcolonial-feminist theories and with references to existing racist and sexist stereotypes, it will be outlined that there is a structural relation between (neo-)liberal and authoritarian thinking.    

Keywords: Postcolonial-feminist theory, Sexism, Racism, Postdemocracy, Psychoanalysis 


Nadja Meisterhans
nadja.meisterhans@jku.at

 

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»Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten« oder »Kann man nicht einfach normal sein?«.
Psychoanalytisch-sozialpsychologische Überlegungen zur Kontinuität deutscher Schuldabwehr anhand der Filme »Wir sind jung. Wir sind stark.« und »Mitten in Deutschland: NSU. Die Täter«

Philipp Berg, Alina Brehm, Sebastian Jentsch, Matthias Monecke, Hauke Witzel

In vorliegenden Artikel wird ein tiefenhermeneutischer Auswertungsprozess ausgewählter Szene aus den Filmen Mitten in Deutschland: NSU. Die Täter und Wir sind jung, Wir sind stark skizziert. Dabei werden vier Elemente der Transformation und Kontinuität deutscher Schuldabwehr (Verharmlosung der Täter*innen durch positive Identifikationsangebote, rechts-links-Gleichsetzung, Broken-Home, fehlende Ideologie) offengelegt. Es wird die These entwickelt, dass die realitätsgerechte Wahrnehmung heutiger neonazistischer Taten die mittlerweile etablierte Schuldanerkennung für die Verbrechen des Nationalsozialismus angreifen würde, da diese aktuelle Erinnerungspolitik das emotionale wie ideologische Abgeschlossensein der Vergangenheit voraussetzt. Um die Illusion der erfolgreichen Vergangenheitsbewältigung aufrechterhalten zu können und zu verhindern, dass latente Schuldgefühle reaktiviert werden, müssen neonazistische Taten (in Filmen wie auch im realen Leben) verharmlost und verleugnet werden. Dies beeinflusst auch den Umgang der Ermittlungsbehörden mit neonazistischer Gewalt.

Schlüsselwörter: Schuldabwehr, NSU, Rostock-Lichtenhagen, Rechtsextremismus, Rechtsterrorismus


»Remembering, Repeating and Working-through« or »Can't one just be normal?«. Psychoanalytic social psychological reflections on the continuity of German denial of guilt on the basis of an analysis of the movies »We Are Young. We Are Strong« and »NSU: German History X. The Perpetrators

The paper is giving a summary of a deep hermeneutical interpretation of selected scenes in the movies Mitten in Deutschland: NSU. Die Täter and Wir sind jung, Wir sind stark. Four elements of transformation and continuity of german blame defense (downplaying of the perpetrators by positive identification specials, left-right-equation, broken-home, missing ideology) will be baring. The text shall pursue the thesis, that nowadays neo-Nazi actions affect a promissory letter of the NS which takes its emotional and ideological seclusiveness for granted. So they reactivate latent feelings of guilt to that with the result that nowadays neo-Nazi actions are being downplayed and disowned (in movie productions as well as in the real life).

Keywords: blame defense, NSU, Rostock-Lichtenhagen, right-wing extremism, right-wing terrorisms


Philipp Berg
p.berg@tiefenhermeneutik.org

Alina Brehm
alina.brehm@stud.uni-frankfurt.de

Sebastian Jentsch
Jentsch@soz.uni-frankfurt.de

Matthias Monecke
m.monecke@stud.uni-frankfurt.de

Hauke Witzel
hauke_witzel@web.de

 

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