Nach wie vor besteht die Möglichkeit, in anderen Lebensbereichen Entscheidungen zu treffen und Handlungen durchzuführen. Patienten mit Zwangssymptomen bleibt Hoffnung. Es besteht kein Grund für eine Selbstentwertung." Der Psychiater sagt den Betroffenen: "Nein! Sie haben nicht Ihren Verstand verloren!"
Lasar und Kollegen reflektieren in einem Aufsatzband Grundfragen der Zwangserkrankung.
Diplom-Psychologin Heidi Unger (Windach) widerspricht der häufigen Annahme einer "Zwangspersönlichkeit": "Eine Zwangsstörung lässt keinen eindeutigen Schluss auf die Grundpersönlichkeit zu. Hier kann ein breites Spektrum an Persönlichkeitstypen zugrundeliegen." Die Therapeutin registriert allerdings häufig vor oder "nach dem Ausbruch der Störung eine fundamentale Unsicherheit des Patienten. Er kann nicht mehr selbstverantwortlich zu seinen eigenen Bedürfnissen und Gefühlen stehen, speziell Aggression und Sexualität sind unterdrückt.
Er versucht, diese Unsicherheit durch den Zwang zu kompensieren, der dann einsetzt, wenn der Betroffene mit neuen Aufgaben konfrontiert wird und Verantwortung übernehmen soll. Der Patient versucht dann, durch perfekte Pflichterfüllung, Leistung und Kontrolle möglichst viel Schutz und Sicherheit zu erlangen und Angst und Schuldgefühle abzuwehren.
Auslöser für die Erkrankung können oft erhebliche Veränderungen der Lebensumstände sein, auf die er mit seiner bisherigen Anpassung nicht mehr reagieren kann, wie z.B. Auszug aus dem Elternhaus, Heirat, Verantwortung für ein Kind etc. ..."