Suizidalität scheint allgemein bei Personen, die in "totalen Institutionen" wie dem Gefängnis untergebracht sind, häufiger vorzukommen als außerhalb dieser Einrichtungen. Daten zur Anzahl von Gefangenen insgesamt und zu den Suizidraten verschiedener europäischer Länder werden vom Council of Europe aus dem Jahr 2004 (Survey 2005) wie folgt angegeben:
- Deutschland: 79.676 Gefangene ges. - 102 Suizide pro 100.000 Gefangene
- Frankreich: 56.271 Gefangene ges. - 204 Suizide pro 100.000 Gefangene
- Großbritannien: 74.488 Gefangene ges. - 128 Suizide pro 100.000 Gefangene
- Italien: 56.090 Gefangene ges. - 93 Suizide pro 100.000 Gefangene
- Spanien: 59.224 Gefangene ges. - 81 Suizide pro 100.000 Gefangene
usw.
Im Leitfaden der WHO für Mitarbeiter der Justizvollzugsdienste gelten als gefährdet:
- Untersuchungsgefangene im Alter zwischen 10 bis 25 Jahren, unverheiratet, zum ersten Mal in Haft wegen geringfügiger Delikte, meist Substanzmissbrauch. Der Suizid wird hier innerhalb der ersten 24 Stunden begangen, die Zeit der Verurteilung - bei Erwartung einer hohen Strafe - wird als zweite Risikoperiode angegeben.
- Strafgefangene zwischen 30 und 35 Jahre, der Suizid erfolgt erst nach vier bis fünf Jahren Haft. Anlässe können Konflikte mit Mitgefangenen oder der Administration sein, Verlust oder Konflikte mit der Familie oder negative justizielle Entscheidungen (WHO, 2007).
Die Autorin gibt dem Leser eine Vorstellung von der Besonderheit des Lebens - und Sterbens - hinter den Mauern. Die Ergebnisse der Studien stimmen nachdenklich, sie geben aber auch Hinweise darauf, wie der Vollzug das Problem der Suizide von Gefangenen vielleicht besser bewältigen könnte.