"Die Untersuchungen geben eine Reihe von Hinweisen darauf, wodurch diese Unterschiede zustande kommen können. Ganz offensichtlich sind Wahrnehmung und Bewertung der ArchitektInnen durch ihre fachliche Expertise beeinflusst, also durch kognitive Veränderungen, die in jahrelanger Ausbildung und beruflicher Sozialisation erworben wurden.
Diese Expertise führt zu einer Perspektive auf das Gebäude als Resultat eines Entwurfs- und Herstellungsprozesses. Die Nicht-ArchitektInnen hingegen nehmen das Gebäude entweder als Oberfläche oder als Objekt hypothetischer Benutzung wahr. Dieser Perspektivunterschied äußert sich z.B. darin, dass die ArchitektInnen den Einsatz von Sichtbeton mit konzeptuellen Argumenten wie seiner 'Ehrlichkeit', 'Authentizität' oder seiner 'skulpturalen Qualitäten' begründen.
Was den Architekten als Zeichen einer ehrlichen Architektursprache erscheint, ist für die Laien nackt und unfertig. Was ArchitektInnen als monolithische Skulpturalität loben, wird von Laien als schwerer Klotz wahrgenommen. Was für ArchitektInnen ein adäquater Ausdruck natürlicher Alterung und reizvoller Patinierung darstellt, wird von Laien als ungewollte Verschmutzung gewertet ..."
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