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Psychoanalyse

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2009-2 (23)

Dieser Sonderband wurde dank freundlicher finanzieller Unterstützung des Zürcher Universitätsvereins realisiert.


Brigitte Boothe
Editorial


Erzählen im Kontext von Krankheit, Leiden und Konflikt

Elisabeth Gülich, Heike Knerich & Katrin Lindemann
Rekonstruktion und (Re-)Interpretation in Krankheitserzählungen - Ein Beitrag aus der linguistischen Gesprächsforschung
Zusammenfassung

Armin Koerfer & Karl Köhle
Was ist erzählenswert? Das Relevanzproblem in einer narrativen Medizin
Zusammenfassung

Gabriele Lucius-Hoene
Erzählen als Bewältigung
Zusammenfassung

Cybèle de Silveira
"Die Gefühle der Entlastung waren so stark" - Narrative Distanzierung von Müttern mit unsicherer Bindungsrepräsentation
Zusammenfassung

Arnulf Deppermann
Therapeutisches Fragen als Hebammenkunst
Zusammenfassung


Traum, Beziehung und Not des Lebens

Viktoria Heine & Jörg Frommer
"dann hat ich n Traum gehabt […] da wusst ich was kämpfen is" - Träume in autobiografisch narrativen Interviews mit Überlebenden einer akuten Leukämie
Zusammenfassung

Hanspeter Mathys
Die Traummitteilung als triangulierender Mitteilungsmodus
Zusammenfassung

Judith Brändle
Träume erzählen in der Psychotherapie - Eine erzählanalytische Untersuchung der Träume von Frau W.
Zusammenfassung

Susanne Döll-Hentschker
Die Veränderung von Träumen im Laufe einer analytischen Behandlung
Zusammenfassung


Psychodynamische Erzählanalyse

Hermann Staats
Das zählen, was zählt - Zentrale Beziehungskonfliktthemen in Forschung und Praxis
Zusammenfassung

Franziska Stärk
Geschwisterbeziehung in den Erzählungen von Frau W. - Eine narrative Einzelfallstudie der Psychodynamik in einer Geschwisterbeziehung auf der Basis der Erzählanalyse JAKOB
Zusammenfassung

Vera Luif
Narrative im therapeutischen Dialog
Zusammenfassung

Marc Luder
Konstruktionen in der Erzählanalyse JAKOB
Zusammenfassung


Identität und Gedächtnis

Geneviève Grimm
Funktionen des Erinnerns im Lebensrückblick älterer Menschen
Zusammenfassung

Hans J. Markowitsch
Stressbedingte Erinnerungsblockaden - Neuropsychologie und Hirnbildgebung
Zusammenfassung


Identität und Selbstkonstitution

Timo Storck
Künstlerische Selbstkonstitution und erzählte Beziehungsfantasie
Zusammenfassung

David Lätsch
Identifizierung mit der Kunstfigur - Einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Fiktion und Identifizierung
Zusammenfassung

Daniel Sollberger
Diskurse im Narrativ - Diskursive Konstruktionen einer liminalen und medialen Identität in den narrativen Bewältigungen von erwachsenen Kindern psychisch kranker Eltern
Zusammenfassung

Wolfgang Kraus
Ich, wir und die anderen - Individualisierungstheoretische Anfragen an eine Theorie narrativer Identität
Zusammenfassung


Zugehörigkeit und Integration

Renate Höfer
Exklusionsgefährdung und Inklusionsbegehren
Zusammenfassung

Heidrun Schulze
Narration und Figuration - Zum Aspekt biografischer, kultureller und institutioneller Interdependenz beim Erzählen von Krankheitserleben im Kontext von Migrationserfahrung
Zusammenfassung

Alba Polo
Die Vaterimago in der weiblichen Adoleszenz - Werkstattbericht einer erzählanalytischen Studie
Zusammenfassung

 


Rekonstruktion und (Re-)Interpretation in Krankheitserzählungen - Ein Beitrag aus der linguistischen Gesprächsforschung
Elisabeth Gülich, Heike Knerich & Katrin Lindemann

Zusammenfassung:
Theoretisch-methodische Grundlage dieses Beitrags ist die linguistische Gesprächsforschung konversationsanalytischer Prägung. Erzählen wird als konversationelle Methode verstanden, vergangene Ereignisse sprachlich zu rekonstruieren. Ein wesentliches Charakteristikum der narrativen Rekonstruktionsaktivität liegt nun darin, dass in die Rekonstruktionsarbeit immer auch Bewertungen und Interpretationen mit einfließen. Diese entwickeln und verändern sich im Gesprächsprozess.
Anhand von Transkripten zweier als Videoaufnahme vorliegender Arzt-Patient-Gespräche wird gezeigt, wie Krankheitserlebnisse rekonstruiert, interaktiv bearbeitet und interpretiert, manchmal auch re-interpretiert werden.

Schlüsselwörter: Erzählen, Krankheitserzählungen, Arzt-Patient-Gespräche, Angst, Epilepsie, linguistische Gesprächsforschung, Sequenzanalyse


Elisabeth Gülich
E-Mail:
elisabeth.guelich@uni-bielefeld.de

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Was ist erzählenswert? Das Relevanzproblem in einer narrativen Medizin
Armin Koerfer & Karl Köhle

Zusammenfassung:
Das Problem der Relevanz ist ein allgemeines Problem jeder Kommunikation, es gilt aber in der ärztlichen Sprechstunde und Visite in besonderer Weise. Dies hängt mit der Verschränkung der Laien- und Expertenperspektiven zusammen, aus denen heraus wechselweise entschieden werden muss, was denn hier und jetzt überhaupt relevant sein soll. Das Problem der Relevanz stellt sich insbesondere für eine "narrative Medizin", in der für Patientenerzählungen größere Gesprächsräume konstruktiv zu eröffnen und zu nutzen sind. Was erzählenswert ist, muss zwischen Arzt und Patient oft im Detail ausgehandelt werden. In einem Rückmeldemodell der Arzt-Patient-Kommunikation sollen Ideal- und Problemfälle der Relevanzaushandlung zwischen Arzt und Patient unterschieden werden.

Schlüsselwörter: narrative, medicine, relevance, tellability, negotiation


Armin Koerfer
Klinik für Psychosomatik und
Psychotherapie der Uniklinik Köln
Kerpenerstr. 62
D-50937 Köln
E-Mail:
armin.koerfer@uk-koeln.de

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Erzählen als Bewältigung
Gabriele Lucius-Hoene

Zusammenfassung:
Die Frage nach der Bewältigungsleistung von autobiographischem Erzählen wird anhand zweier kontrastiver Erzählungen von belastenden Lebenserfahrungen diskutiert. Im Mittelpunkt der Analyse stehen performative Verfahren der Ästhetisierung des Erlebten und ihr Beitrag zur Distanzierung und Gestaltung der Erfahrung.

Schlüsselwörter: autobiografisches Erzählen, Performativität, Ästhetisierungsverfahren


Gabriele Lucius-Hoene
Abt. für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie
Institut für Psychologie der
Universität Freiburg
D-79085 Freiburg
E-Mail:
lucius@psychologie.uni-freiburg.de

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"Die Gefühle der Entlastung waren so stark"
Narrative Distanzierung von Müttern mit unsicherer Bindungsrepräsentation

Cybèle de Silveira

Zusammenfassung:
Gibt es eine Grammatik von Bindung bezogen auf agentisches und non-agentisches Erzählen? Anhand von 28 Adult Attachment Interviews (AAIs) haben wir untersucht, ob sich unsichere von sicheren Müttern quantifizierbar in ihrer sprachlichen Ausdrucksweise bezogen auf aktive Narrationen versus distanzierte Formulierungen unterscheiden. Wir erwarteten, dass agentische Erzählweisen mit einer sicheren Bindungsrepräsentation in Verbindung stehen und non-agentische mit einer unsicheren. Mit einem Kodiermanual zu narrativen Handlungsspielräumen in autobiografischen Erzählungen haben wir den relativen Anteil der Variablen narrative Agentizität und narrative Distanzierung in den AAIs textlinguistisch erhoben. Die Ergebnisse bestätigen, dass sich unsicher gebundene Mütter signifikant stärker non-agentisch distanziert ausdrücken als sicher gebundene Mütter. Wir diskutieren die Ergebnisse im Hinblick auf eine Grammatik von unsicherer Bindung und deren mögliche narrative Psychopathologie als Risikofaktor von Bindungssicherheit.

Schlüsselwörter: Adult Attachment Interview, Bindungsrepräsentation von Müttern, Narrative Distanzierung, Narrative Psychopathologie


Dipl.-Psych. et Päd. Cybèle de Silveira
Goethe Universität Frankfurt
Institut für Psychologie
Arbeitsbereich Psychoanalyse
Senckenberganlage 15
D-60054 Frankfurt am Main
E-Mail:
silveira@em.uni-frankfurt.de

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Therapeutisches Fragen als Hebammenkunst
Arnulf Deppermann

Zusammenfassung: Während die Relevanz von Patientenerzählungen und therapeutischen Deutungen für den Therapieprozess viel diskutiert wird, wird den therapeutischen Fragen weniger Beachtung geschenkt. In diesem Artikel wird dafür argumentiert, therapeutische Fragen als potenziell veränderungsrelevante Verfahren der gemeinsamen Konstruktion von Erzählungen zu betrachten. Therapeutische Fragen sind maieutisch ausgerichtet, das heißt sie regen den Patienten an, von sich aus die Erzählung zu expandieren und dabei zu psychologisch relevanten Deutungen des Erzählten zu gelangen. Therapeuten scheinen in ihren Reaktionen auf Patientenerzählungen der Präferenzreihenfolge "Produktion von Continuern (Fortsetzungssignalen) - Schweigen - Fragen - Deuten" zu folgen. Sie greifen also erst zur selbstproduzierten Deutung, wenn der Patient von sich aus keine produziert. Diese Präferenzreihenfolge der Therapeutenreaktionen reflektiert eine Präferenz für die Selbstdeutung des Patienten, die maieutisch, das heißt durch sokratisches Fragen, unterstützt wird.

Schlüsselwörter: Psychotherapie, Erzählen, Konversationsanalyse, Fragen, Präferenzstruktur, Deuten, Schweigen, Therapeutische Interaktion, sokratisches Fragen


Arnulf Deppermann
E-Mail:
deppermann@ids-mannheim.de

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"dann hat ich n Traum gehabt […] da wusst ich was kämpfen is" - Träume in autobiografisch narrativen Interviews mit Überlebenden einer akuten Leukämie
Viktoria Heine & Jörg Frommer

Zusammenfassung:
In unserer Studie zur biografischen Krankheitsverarbeitung von Überlebenden einer akuten Leukämie wurden 17 autobiografisch-narrative Interviews erhoben. Die Informanten waren mindestens ein Jahr krankheits- und behandlungsfrei. Träume werden oft als Ereignisse mit symbolischer Bedeutung angesehen. Dementsprechend können sie den Träumenden und dadurch sein Handeln beeinflussen. Nachstehend werden zwei Beispiele von Träumen vorgestellt, um zu zeigen, welche Bedeutung die Patienten ihren Träumen beimessen, und welche Rolle diese Bedeutungszuschreibung für das Entrinnen aus der Verlaufskurve hat. Konfrontationen mit dem Tod im Traum wirken wie ein ‘Wachrütteln’ aus einem lethargischen Zustand und entfachen eine kämpferische Haltung gegenüber der Krankheit.

Schlüsselwörter: autobiografisch-narratives Interview, Träume, Krebs, Leukämie, qualitative Forschung


Viktoria Heine
Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Leipziger Str. 44, Haus 19
D-39120 Magdeburg
E-Mail:
viktoria.heine@arcor.de

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Die Traummitteilung als triangulierender Mitteilungsmodus
Hanspeter Mathys

Zusammenfassung: Neben dem inhaltlichen Aspekt von Träumen interessiert im psychoanalytisch-psychotherapeutischen Behandlungskontext auch deren Funktion hinsichtlich ihres Mitteilungscharakters. Dieser Beitrag untersucht im Rahmen einer Einzelfallstudie kommunikative und interaktive Funktionen von Traumerzählungen in einer psychoanalytischen Langzeitbehandlung. Eine der grundlegenden Funktionen der Traumerzählung besteht darin, dass durch den Rekurs auf einen Traum ein Bezug zu einem Dritten eingeführt wird, was hier als triangulierender Mitteilungsmodus bezeichnet wird. Diese Referenz auf ein gleichzeitig eigenes und doch fremd anmutendes seelisches Produkt ermöglicht Beziehungsregulierung und schafft eine Atmosphäre der Annäherung an schwer mitteilbare Inhalte.

Schlüsselwörter: Funktionen von Traummitteilungen, Triangulation, Interaktion, Gesprächsanalyse


Hanspeter Mathys
Universität Zürich
Psychologisches Institut
Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse
Binzmühlenstr. 14/16
CH-8050 Zürich
E-Mail:
hp.mathys@psychologie.uzh.ch

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Träume erzählen in der Psychotherapie - Eine erzählanalytische Untersuchung der Träume von Frau W.
Judith Brändle

Zusammenfassung:
Die vorgestellte Arbeit nähert sich dem Traum aus erzählanalytischer Perspektive, das heißt, sie betrachtet die Traumschilderung als eine an einen Zuhörer gerichtete und gestaltete Erzählung. In dieser Studie werden mit dem Verfahren der Erzählanalyse JAKOB Traumerzählungen untersucht, die von der Klientin Frau W. im psychoanalytischen Behandlungssetting mitgeteilt worden sind. Die Analyse der Traumerzählungen zeigt, dass konflikthafte Themen von Frau W. auch in ihren Träumen auftreten. Die untersuchten Traumerzählungen weisen ein charakteristisches Muster auf, das eine Darstellung von konflikthaftem Material erleichtert oder überhaupt ermöglicht. Dies gelingt der Erzählerin insbesondere mit Hilfe der Traumeinleitung, welche die Traumerzählung thematisch ankündigt.

Schlüsselwörter: Traum, Traumerzählung, Erzählanalyse JAKOB, Konfliktdynamik


Judith Brändle
Hildastr. 3
Ch-8004 Zürich
E-Mail:
judith.braendle@gmx.ch

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Die Veränderung von Träumen im Laufe einer analytischen Behandlung
Susanne Döll-Hentschker

Zusammenfassung:
Das Modell kognitiv-affektiver Regulierung in Träumen wird in seinen wesentlichen Inhalten und seiner Umsetzung in ein Traumkodierungssystem dargestellt. Anhand eines Fallbeispiels werden Träume vom Behandlungsbeginn mit Träumen vom Behandlungsende verglichen. Initial- und Beendigungstraum werden ausführlich dargestellt. Die aus der Traumkodierung gewonnenen Einschätzungen zum Behandlungserfolg werden abschließend mit anderen Forschungsergebnissen zu diesem Fall konfrontiert.

Schlüsselwörter: Psychotherapieforschung, Veränderungsmessung, Affektregulierung, Traumerzählung, psychoanalytische Behandlung, Traumkodierung


Susanne Döll-Hentschker
E-Mail:
doell-hentschker@psych.uni-frankfurt.de

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Das zählen, was zählt -  Zentrale Beziehungskonfliktthemen in Forschung und Praxis
Hermann Staats

Zusammenfassung:
Luborskys Methode des zentralen Beziehungskonfliktthemas ZBKT ist in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt worden. Ergebnisse der verschiedenen Vorgehensweisen zur Auswertung von Narrativen sind dabei durchaus unterschiedlich. Die Arbeit beschreibt die Entwicklung des ZBKT-Verfahrens und stellt Ergebnisse aus einer Untersuchung zur Validität unterschiedlicher Vorgehensweisen innerhalb der ZBKT-Methode vor. Neu eingeführte Kategoriensysteme, zusammenfassende Parameter (wie Rigidität und Dispersion), erweiterte Verfahren zum Sammeln von Narrativen (Forschungsinterviews) und unterschiedliche Auswertungsverfahren werden in Hinsicht auf ihre wissenschaftlichen und klinischen Vorzüge diskutiert. Vorgehensweisen für spezifische Forschungsfragen können so gezielt ausgewählt werden.

Schlüsselwörter: Zentrales Beziehungskonfliktthema, ZBKT, Validität, Kategoriensystem, Übertragung, Beziehungsepisodeninterview, BE-Interview


Hermann Staats
Sigmund-Freud-Stiftungsprofessur für psychoanalytisch orientierte Entwicklungspsychologie
Fachhochschule Potsdam
Friedrich-Ebert-Str. 4
D-14467 Potsdam
E-Mail:
staats@fh-potsdam.de

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Geschwisterbeziehung in den Erzählungen von Frau W. - Eine narrative Einzelfallstudie der Psychodynamik in einer Geschwisterbeziehung auf der Basis der Erzählanalyse JAKOB
Franziska Stärk

Zusammenfassung:
Die hier vorgestellte Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Geschwisterbeziehung in Erzählungen. Den theoretischen Hintergrund bilden psychoanalytisch orientierte Erklärungsmodelle zur Dynamik von Geschwisterbeziehungen und Überlegungen der klinischen Erzählforschung. Es wird geprüft, ob sich in den untersuchten Erzählungen charakteristische narrative Muster und Konfliktdynamiken finden lassen, ob sich diese im Verlauf der Psychotherapie verändern, und ob diese Ergebnisse mit der psychoanalytischen Forschung zu Geschwisterbeziehung in Verbindung gebracht werden können. Dazu werden 14 Erzählungen aus einer psychoanalytischen Psychotherapie mit der Erzählanalyse JAKOB, einem Instrument der klinischen Erzählforschung, analysiert und mit den besprochenen psychoanalytischen Erklärungsmodellen verglichen. Es zeigt sich, dass in den Erzählungen charakteristische narrative Muster und Konfliktdynamiken vorkommen, und dass sich diese im Verlauf der Psychotherapie verändern. Auch lassen sich die Ergebnisse mit verschiedenen psychoanalytischen Erklärungsmodellen zur Dynamik von Geschwisterbeziehung in Verbindung bringen.
Eine kurze Einführung zur Erzählanalyse JAKOB finden Sie im Beitrag von Marc Luder in diesem Heft.

Schlüsselwörter: Geschwisterbeziehung, Psychoanalyse, Psychodynamik, Konfliktdynamik, klinische Erzählforschung, Erzählanalyse JAKOB


Franziska Stärk
E-Mail:
fra_s@gmx.ch

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Narrative im therapeutischen Dialog
Vera Luif

Zusammenfassung:
Erzählungen spielen nicht nur im Alltagsleben, sondern auch in der psychotherapeutischen Situation eine zentrale Rolle. Welche Funktionen Erzählungen im therapeutischen Dialog erfüllen können und was deren detaillierte Analyse über die Beziehungs- und Konfliktlage des Erzählenden mitteilen kann, ist das Thema des vorliegenden Beitrages.

Schlüsselwörter: Narrativ, Psychotherapie

Erzählanalyse


Vera Luif
E-Mail:
v.luif@psychologie.uzh.ch

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Konstruktionen in der Erzählanalyse JAKOB
Marc Luder

Zusammenfassung:
Die Anwendung der Erzählanalyse JAKOB und die damit verbundene Auswertung der lexikalischen Wahlen der Erzählerinnen (lexical choice) lassen viele praktische und theoretische Fragen bezüglich des Vorgehens bei der Kodierung der Wortwahlen und damit der Bedeutungszuweisung offen. Der vorliegende Beitrag greift am Beispiel von Wortverbindungen mit dem Bestandteil "Zeug" einige dieser Fragen auf und zeigt neue Möglichkeiten der lexikalischen Repräsentation von Bedeutung mit Hilfe von Konzepten der Konstruktionsgrammatik. Der praktische Nutzen dieser Konzepte und die Implementierung im JAKOB-Kodierlexikon werden vorgestellt.

Schlüsselwörter: Erzählanalyse, Konstruktionsgrammatik, Phraseologie, Gesprächsanalyse, Bedeutungskonstitution


Marc Luder
Universität Zürich
Psychologisches Institut
Binzmühlestr. 14/16
CH-8050 Zürich
E-Mail:
m.luder@psychologie.uzh.ch

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Funktionen des Erinnerns im Lebensrückblick älterer Menschen
Geneviève Grimm

Zusammenfassung:
Sprechen über das eigene Leben gehört zu den Grundbedürfnissen von Menschen. Es ist Selbstverwirklichung und Selbstwahrnehmung, Annahme und Integration des Individuums in sein Umfeld. Angesichts eines langen Lebens und des Gewahrwerdens der eigenen Endlichkeit kommt der Selbstreflexion im höheren Lebensalter eine besondere Bedeutung zu. Erinnerungen erlauben uns die Vergegenwärtigung von Vergangenem und zugleich Vergangenes zu verarbeiten. Erinnerungen werden erzählt und ermöglichen damit dem Individuum, sich in eine Gemeinschaft zu integrieren. Erinnerungen erlauben uns die Bilanzierung des eigenen Lebens. Sie sind das Rohmaterial für die Konstruktion unserer Lebensgeschichte. Sie machen unser Menschsein aus und prägen unsere Identität. Wir sind unsere Erinnerungen.
In einer Studie wird in biografisch-narrativen Interviews mit Menschen im höheren Lebensalter der Frage nachgegangen, welche Formen der Reminiszenz im narrativen Lebensrückblick verwendet werden. Die 265 aus den Interviews extrahierten Erzählungen werden den verschiedenen Funktionen des Erinnerns zugeordnet. Daraus können Schlüsse für eine gezielte Form des Lebensrückblicks in der Psychotherapie mit älteren Menschen gezogen werden.

Schlüsselwörter: Erinnerungen, Funktionen des Erinnerns, Lebensrückblick, Autobiografie, Alter, Erzählen, Identität, Psychotherapie im Alter


Geneviève Grimm
lic.phil. Psychologin FSP
Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse
Binzmühlestr. 14/16
CH-8050 Zürich
E-Mail:
g.grimm@psychologie.uzh.ch

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Stressbedingte Erinnerungsblockaden - Neuropsychologie und Hirnbildgebung
Hans J. Markowitsch

Zusammenfassung:
Zusammenhänge zwischen Stress und Gedächtnisstörungen werden anhand von Fallbeschreibungen erläutert. Hierbei wird betont, dass die in Kindheit und Jugend präsenten Umwelt- und Umfeldbedingungen, insbesondere die Familiensituation, eine besondere Bedeutung für die Herausbildung und Festigung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter haben. Widrige Gegebenheiten, seien sie psychischer oder biologischer Natur, können - bei wiederholter Exposition - die Freisetzung von Stresshormonen im Gehirn so verstärken, dass es zu kaskadenartigen Entladungen und damit zu einer Überschwemmung des Gehirns mit Stresshormonen kommt, die dann im Extremfall zu einem Syndrombild führt, das als "mnestisches Blockadesyndrom" bezeichnet wird. Dieses Syndrom kann als circulus vitiosus selbstverstärkend über Jahre bestehen bleiben und dadurch das Leben des Betroffenen massiv beeinträchtigen.

Schlüsselwörter: Hysterie, dissoziative Amnesie, Freud, mnestisches Blockadesyndrom, Positronenemissionstomographie, funktionelle Kernspintomographie


Hans J. Markowitsch
Physiologische Psychologie
Universität Bielefeld
Postfach 100131
D-33501 Bielefeld
E-Mail:
hjmarkowitsch@uni-bielefeld.de

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Künstlerische Selbstkonstitution und erzählte Beziehungsfantasie
Timo Storck

Zusammenfassung:
Anhand der Erzählung einer Künstlerin über ihre Arbeitsprozesse und die Rolle anderer Personen darin wird erörtert, dass künstlerisches Arbeiten und Fantasieren notwendigerweise einer inneren wie äußeren dritten Position bedarf, um aus der Dyade zwischen KünstlerIn und Werk heraustreten und auf Beziehung wie Resultat blicken zu können. Als Vertreterin des Realitätsprinzips in künstlerischen Prozessen kann die Materialität des bearbeiteten Gegenstandes fungieren, wie auch ihre Einbettung in soziale Zusammenhänge. Beides wird im Arbeitsprozess in Gestalt einer Meta-Repräsentanz des zukünftigen Kunstwerks vorfantasiert, bleibt jedoch insofern widerständig, als sich die Materialität/Sozialität des Außen den privaten Fantasien nicht umstandslos fügt. Zugleich ermöglicht gerade dies eine Selbstkonstitution als KünstlerIn. Dazu wird das Konzept der Opus-Fantasie (v. Matt) hinzugezogen.

Schlüsselwörter: Kunstwerk als Erzählung, Fantasieren, Triangulierung, Opus-Fantasie, Realitätsprinzip


Timo Storck
Goldbergstr. 3
D-34125 Kassel
E-Mail:
tstorck@uni-bremen.de

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Identifizierung mit der Kunstfigur - Einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Fiktion und Identifizierung
David Lätsch

Zusammenfassung:
Der vorliegende Aufsatz enthält einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen der Fiktionalität als Eigenschaft von literarischem Erzählen und den Identifizierungen des Lesers mit der Kunstfigur, die das literarische Erzählen ermöglicht. Nach der zentralen These des Textes bereitet die Fiktion dem Vorgang der Identifizierung dadurch den Weg, dass sie den realen Anderen durch eine fiktionale Figur ersetzt. Identifizierungen unter Menschen fordern den Verzicht auf Rivalität: Der unmäßige Wunsch, statt des Anderen zu sein, muss sich mindern zum Wunsch, wie der Andere zu sein. Diese Verzichtsleistung bleibt für die Identifizierung im Alltag psychische Pflicht und behindert sie. In der Fiktion wird der Verzicht entbehrlich - die Identifizierung wird zum regulären Problem.

Schlüsselwörter: Identifizierung/Identifikation, Empathie, Kunstrezeption, Literaturpsychologie, Psychoanalyse der Literatur, Psychoanalytische Theorie


David Lätsch
Kleinmattstr. 20
CH-6003 Luzern
E-Mail:
david.laetsch@access.uzh.ch

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Diskurse im Narrativ - Diskursive Konstruktionen einer liminalen und medialen Identität in den narrativen Bewältigungen von erwachsenen Kindern psychisch kranker Eltern
Daniel Sollberger

Zusammenfassung:
Der Aufsatz exponiert zunächst den Begriff der Identität im Kontext der soziologischen Etablierung des Biografiebegriffs als Versuch, angesichts der modernen lebensweltlichen Pluralisierung und gesellschaftlichen Individualisierung eine Form personaler Einheit zu konzeptualisieren (Identität auf der Folie von temporaler Prozessualität und Alterität).
Im zweiten Teil wird die exponierte Struktur der Identität an der Situation von Kindern psychisch kranker Eltern, insbesondere im Begriff einer "liminalen" und "medialen" Identität ausgeführt und konkretisiert. Hierbei werden exemplarisch verschiedene narrative Positionierungen in Diskursen der Öffentlichkeit, der Normalität und der Pathologie in der biografischen Erzählung einer betroffenen Tochter analysiert.

Schlüsselwörter: Kinder psychisch kranker Eltern, Narrativ, Identität, Alterität, Bewältigung, Biografie


Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger
Universitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) Basel
Psychiatrische Klinik Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger
Leitender Arzt
Abteilung Psychotherapie und Psychohygiene
Wilhelm Klein-Strasse 27
CH-4025 Basel
E-Mail:
daniel.sollberger@upkbs.ch

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Ich, wir und die anderen - Individualisierungstheoretische Anfragen an eine Theorie narrativer Identität
Wolfgang Kraus

Zusammenfassung:
Der Artikel geht davon aus, dass die Frage der Narrativität in der Identitätsentwicklung vor dem Hintergrund der Individualisierungstheorie diskutiert werden muss. Denn aus einer individualisierungstheoretischen Perspektive ergeben sich konzeptionelle Anfragen an eine Theorie narrativer Identität. Ihre Beantwortung erfordert eine kritische Sichtung bisheriger Konzepte und eine neue Sortierung der narratologischen Werkzeuge für die Identitätsforschung. Der Artikel stellt zunächst die aktuellen Kernfragen der sozialwissenschaftlichen Identitätsforschung vor. Diese theorieimmanente Debatte wird in einem zweiten Schritt ergänzt um individualisierungstheoretische Überlegungen zu einer Veränderung der Identitätsentwicklung in der reflexiven Moderne. In einem dritten Schritt werden narratologische Angebote benannt an eine Theorie narrativer Identität, die sich der gesellschaftlich-historischen Situierung ihres Forschungsgegenstandes bewusst ist und ihr eigenes normatives Gepäck ideologiekritisch durchleuchtet.

Schlüsselwörter: Narrative Identität, Individualisierung, reflexive Moderne, Positioning, Small Story, Zugehörigkeit, Alterität


Wolfgang Kraus
Metzstr. 32
D-81667 München
E-Mail:
w.kraus@gmx.com

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Exklusionsgefährdung und Inklusionsbegehren
Renate Höfer

Zusammenfassung:
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit subjektiven Strategien sozialer Verortung aus der Perspektive drohender Exklusion. Er bezieht sich damit auf die neue soziale Frage der gesellschaftlich verschärften Auseinandersetzung im unteren Bereich der Gesellschaft und die Art und Weise, wie Subjekte versuchen, trotz Exklusionsgefährdung, sich zugehörig zu erzählen, d.h. drohende Exklusionsgefährdung mit einem Inklusionsbegehren zu beantworten. Aus einer sozialpsychologischen Perspektive werden diese subjektiven Konstruktionsprozesse sozialer Verortung an einem Fallbeispiel nachgezeichnet. Die Ergebnisse basieren auf einer laufenden Untersuchung zu "Individualisierung und posttraditionalen Ligaturen" aus dem Sonderforschungsbereich 536 "Reflexive Modernisierung" der LMU München.

Schlüsselwörter: Exklusionsgefährdung, narrative Identitätskonstruktionen, soziale Verortung


Dr. Renate Höfer
Ringseiststr. 8
D-80337 München
E-Mail:
hoefer@ipp-muenchen.de

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Narration und Figuration - Zum Aspekt biografischer, kultureller und institutioneller Interdependenz beim Erzählen von Krankheitserleben im Kontext von Migrationserfahrung
Heidrun Schulze

Zusammenfassung:
Der Artikel basiert auf einer biografietheoretischen Studie, die aus der Behandlungserfahrung auf einer interkulturellen psychiatrischen und psychosomatischen Station für türkische Migranten hervorging. Grundlage der Studie bilden biografisch narrative Interviews mit über lange Zeit erkrankten und z. T. wieder gesundeten türkischen Migrantinnen und Migranten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie das Gegenwartserleben (in Deutschland) und das Vergangenheitserleben (in der Türkei) in einem wechselseitig sich aktivierenden Prozess aufeinander bezogen sind. Zur Gegenwartserfahrung gehört auch die institutionalisierte klinische Anamnese- und Behandlungspraxis. Diskutiert wird, wie institutionalisierte interkulturelle Begegnungen und die lebensgeschichtlichen Erfahrungen der PatientInnen sich wechselseitig in der Art des (Nicht-)Erzählens über Lebens-, Familien-, Krankheits- und Migrationserfahrung beeinflussen. Denn Sprechen findet in Auseinandersetzung mit kulturell geprägten und sozialisatorisch verinnerlichten Rede- und Schweigegeboten aus dem Herkunftsland statt. Aber wie erzählt wird, geht nicht vollständig in kulturell geprägten Erzählstilen auf. In gleichem Maße und zur gleichen Zeit wirken auf die Erzählsituation auch institutionelle Rahmungen und diskursive Praxen der Gegenwartskultur ein. Die Zuwendung zur vergangenen Lebenserfahrung und die damit verbundene narrative Präsentation werden in ihrer Genese und Funktion im Kontext eines nicht linearen, sondern interdependenten Beziehungs- und Gesellschaftserfahrungsprozesses analysiert und als »figurative Phänomene« theoretisiert.

Schlüsselwörter: Narration, Figurationsanalyse, Biografieanalyse, lebensgeschichtliches Erzählen, Migration, Krankheit, interkulturelle Behandlung und Beratung


Prof. Dr. Heidrun Schulze
Fachhochschule Wiesbaden
Fachbereich Sozialwesen
Kurt-Schumacher-Ring 18
D-65197 Wiesbaden
E-Mail:
schulze@sozialwesen.fh-wiesbaden.de

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Die Vaterimago in der weiblichen Adoleszenz - Werkstattbericht einer erzählanalytischen Studie
Alba Polo

Zusammenfassung:
In meiner Doktorarbeit möchte ich herausfinden, welche Bedeutung das verinnerlichte Bild des Vaters im Erleben adoleszenter Mädchen hat. Im vorliegenden Beitrag erfolgt zunächst eine kurze theoretische Einführung, danach werden Fragestellung und Methoden dargelegt. In meiner qualitativen Studie führe ich weitgehend narrativ konzipierte Interviews mit zwölf adoleszenten Mädchen durch; diese sollen sowohl auf Selbst- und Objektbilder sowie Beziehungsepisoden untersucht werden als auch auf intrapsychische Konflikte. Es werden drei Erzählungen von drei Adoleszenten vorgestellt. Aus der Erzählanalyse geht hervor, wie jede Adoleszente auf ihre Weise ein Trennungserleben verbalisiert.

Schlüsselwörter: Weibliche Adoleszenz, Entwicklungsforschung, Vater-Tochter-Beziehung, Erzählanalyse


Alba Polo
Psychologische Beratungsstelle für Studierende
Wilfriedstr. 6
CH-8032 Zürich
E-Mail:
alba.polo@psychologie.ch

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