Inhaltsverzeichnis
Editorial
Präsentismus – Was ist das denn?
Patricia Appel
Präsentismus: Verständnis und Einflussfaktoren
Daniela Lohaus & Wolfgang Habermann
Präsentismus im Kontext des Personal- und betrieblichen Gesundheitsmanagements
Thomas Jung
Präsentismus als Kennzahl für das Berichtswesen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)
Mika Steinke & Bernhard Badura
Implikationen des Zusammenhangs zwischen Burnout und Präsentismus für Prävention und Rehabilitation
Miriam Hägerbäumer
Biografisches Präsentismus-Mapping.
Mehrdimensionale Analyse des Präsentismusverhaltens auf Basis einer Visualisierungsmethode aus der Leistungssportforschung
Jochen Mayer & Felix Kühnle
Bildung, Gesundheit und Präsentismus
Frank Sinß & Peter Preisendörfer
Organisationale Kontextmerkmale als Erklärungsfaktoren von Präsentismusmotiven und Präsentismusverhalten?
Joachim Gerich
Präsentismus – eine arbeitspsychologische Perspektive
Eberhard Ulich & Miriam Nido
Präsentismus – eine Echtzeiterhebung
Philip Strasser & Nora Varesco Kager
Presenteeism in healthcare professionals: causes, consequences and potential solutions
Gail Kinman
Präsentismus: Verständnis und Einflussfaktoren
Daniela Lohaus & Wolfgang Habermann
Zusammenfassung
Präsentismus bezieht sich darauf, trotz gesundheitlicher Einschränkungen zu arbeiten. Es ist ein weltweit beobachtetes Phänomen, das unabhängig von demografischen und interkulturellen Merkmalen in unterschiedlichsten beruflichen Tätigkeiten auftritt. Es wird durch personale, tätigkeits- und organisationsbezogene Variablen beeinflusst und hat negative Folgen, in erster Linie für die von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffenen Beschäftigten, z. B. in Bezug auf ihre Gesundheit und ihre Leistungsfähigkeit, aber auch für deren Arbeitgeber, z. B. in Form von Produktivitäts- und daraus folgend finanziellen Einbußen. Die Operationalisierung bzw. Messung des Phänomens wird von zwei gewissermaßen konkurrierenden Definitionen bestimmt. Die Theorien zu Präsentismus sind überwiegend Inhaltsmodelle, die den Entscheidungsprozess, der zu Präsentismus oder Absentismus führt, ausklammern. Ein diese Lücke füllendes Prozessmodell, das sich auf den Erwartungs-Wert-Ansatz bezieht, kann die Entscheidung, Präsentismus oder Absentismus zu zeigen, erklären.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Absentismus, Präsentismusneigung, Erwartungs-Wert-Modell, Inhaltsmodell, Prozessmodell
Presenteeism: understanding and influencing factors
Abstract
Presenteeism often understood as working while ill is a global phenomenon that seems to occur independently of demographic and intercultural variables in all kinds of jobs. It is associated with personal, job-related and organizational variables and it has shown to incur negative consequences primarily for the individual, i.e. in terms of health and performance, but also for the employer, i.e. productivity and consequently financial losses. Two major and to some extent competing definitions exist that determine the way of operationalizing or measuring the phenomenon. Theory is still scarce with content models dominating. A process model referring to VIE-theory offers a promising approach to explain the decision-making process between attending work in spite of illness (i.e., presenteeism) and calling in sick (i.e., absenteeism).
Keywords: presenteeism, absenteeism, presenteeism propensity, expectancy-value-model, content model, process model
Prof. Dr. Daniela Lohaus
Hochschule Darmstadt
Haardtring 100
D-64295 Darmstadt
daniela.lohaus@h-da.de
Dr. Wolfgang Habermann
H&L Karriereberatung
D-64686 Lautertal
wolfgang.habermann@web.de
Präsentismus im Kontext des Personal- und betrieblichen Gesundheitsmanagements
Thomas Jung
Zusammenassung
Studien deuten darauf hin, dass Präsentismus ähnlich stark verbreitet ist wie krankheitsbedingte Fehlzeiten. Gleichwohl findet dieses Phänomen in Unternehmen meist nur wenig oder keine Berücksichtigung. Doch wie kann diesem im Rahmen des Personal- und betrieblichen Gesundheitsmanagements adäquat begegnet werden?
In der Praxis stehen hierzu zahlreiche Ansätze und Instrumente zur Verfügung, die bereits niederschwellig erste Analysen ermöglichen oder im Umgang mit Präsentismus ergriffen werden können. Neben einem systematischen Ansatz für ein betriebliches Präsentismus-Management werden Maßnahmen aufgezeigt, mit denen es Unternehmen möglich ist, auf unterschiedlichen Ebenen präventiv und darüber hinaus aktiv zu werden.
Schlüsselwörter: Präsentismus, betriebliches Gesundheitsmanagement, Gesundheitsförderung, betriebliches Präsentismus-Management, Absentismus, Fehlzeiten, Personalmanagement
Sickness presenteeism in the context of human resource and occupational health care management
Abstract
Studies suggest that sickness presenteeism is as prevalent as illness-related absenteeism. nevertheless, this phenomenon usually finds little or no consideration in companies. but how can this be adequately addressed in the context of human resource and occupational health care management?
In practice, numerous approaches and tools are available to run low-level initial analyzes or can be used in dealing with presenteeism. in addition to a systematic approach of occupational presenteeism management, measures are illustrated that enable companies to act at different levels, preventively and beyond.
Keywords: sickness presenteeism, occupational health care management, workplace health promotion, presenteeism management, absenteeism, human resource management
Dr. Thomas Jung
Leiter Personal International
Vitakraft pet care GmbH & Co. KG
Mahndorfer Heerstraße 9
D-28307 Bremen
thomas.jung@vitakraft.de
Präsentismus als Kennzahl für das Berichtswesen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)
Mika Steinke & Bernhard Badura
Zusammenfassung
Das gesundheitsbezogene Berichtswesen in Unternehmen und Organisationen beschränkt sich nach wie vor noch zu sehr auf die Betrachtung von Fehlzeiten. Arbeitsunfähigkeitsstatistiken bilden zwar eine wichtige Kennzahl und sind in der Regel standardisiert verfügbar – ihre Aussagekraft ist jedoch begrenzt und sie werden häufig falsch interpretiert. Vor diesem Hintergrund verspricht das Thema Präsentismus, eine nötige Erweiterung des Berichtswesens darzustellen. Präsentismus-Kennzahlen sind – so die bestehenden Forschungserkenntnisse – ein besserer Indikator für den tatsächlichen Gesundheitszustand der Beschäftigten, ihre Leistungsfähigkeit und für Arbeits- und Organisationsbedingungen mit Verbesserungsbedarf.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Absentismus, Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Berichtswesen, gesundheitsbezogene Kennzahlen
Presenteeism as a figure for occupational health management
Abstract
The reporting in occupational health management still focusses on sick leave too much. Days of sick leave are a standard figure for occupational health management and they are, usually, automatically available. Their meaningfulness is, nevertheless, limited and they are often misinterpreted. In this context, the research interest in presenteeism grows as it promises to become a needed complement in occupational health reporting. Figures for presenteeism seem to be better measures for the state of health of employees, their performance and for conditions at work, which need to be addressed.
Keywords: presenteeism, absenteeism, occupational health management, reporting, controlling, nonfinancial figures
Mika Steinke, M.Sc. PH
Salubris UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG
Meindersstraße 1a
D-33615 Bielefeld
Prof. Dr. Bernhard Badura
Salubris UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG
Meindersstraße 1a
D-33615 Bielefeld
Implikationen des Zusammenhangs zwischen Burnout und Präsentismus für Prävention und Rehabilitation
Miriam Hägerbäumer
Zusammenfassung
Die Kenntnis der Wechselwirkung zwischen Präsentismus und Burnout bietet wertvolle Ansatzpunkte für die Prävention psychischer Erkrankungen. Der vorliegende Artikel präsentiert ein Modell zur Dynamik des Zustandekommens von Burnout-Symptomen im Zusammenspiel mit dem Weiterarbeiten trotz Krankheit, das hier als Coping-Verhalten verstanden wird. Ein Überblick über die empirische Befundlage zwischen den beiden Variablen verdeutlicht, dass Präsentismus als Frühwarnzeichen im Burnout-Prozess aufgefasst werden kann. Implikationen für die Prävention und Rehabilitation des Burnout-Syndroms werden diskutiert.
Schlüsselwörter: Burnout, Präsentismus, Interessierte Selbstgefährdung, Arbeitsanforderungen, Ressourcen, Coping, Prävention, Rehabilitation
Implications of the relationship between burnout and presenteeism for prevention and rehabilitation
Abstract
Understanding the interaction between presenteeism and burnout provides valuable approaches for the prevention of mental illness. The present article introduces a model explaining the dynamics of the emergence of burnout symptoms in combination with the continued work despite illness, conceptualized as a coping behavior. An overview of the empirical findings between the two variables shows that presenteeism can be used as an early warning indicator in the burnout process. This article will further discuss.implications for the prevention and rehabilitation of the burnout syndrome.
Keywords: burnout, presenteeism, self-endangering work behaviours, work demands, resources, coping, prevention, rehabilitation
Prof. Dr. Miriam Hägerbäumer
Professorin für Human Resource Management & Business Psychology
Europäische Fernhochschule Hamburg
– University of Applied Sciences –
Doberaner Weg 20
D-22143 Hamburg
miriam.haegerbaeumer@euro-fh.de
Biografisches Präsentismus-Mapping
Mehrdimensionale Analyse des Präsentismusverhaltens auf Basis einer Visualisierungsmethode aus der Leistungssportforschung
Jochen Mayer & Felix Kühnle
Zusammenfassung
Präsentismus ist ein vielschichtiges Phänomen, das aus komplexen Prozessen situativer und sozial eingebetteter Entscheidungsfindung resultiert, in den Höhen und Tiefen biografischer Entwicklungen angelegt ist und ganz unterschiedliche (Gesundheits-)Wirkungen haben kann. Die problemangemessene Analyse von Präsentismus ist mit zahlreichen methodischen Herausforderungen verbunden, die neben einem verstärkten Einsatz qualitativer Sozial- und Gesundheitsforschungsmethoden auch die Entwicklung innovativer Instrumente nahelegen.
Im vorliegenden Beitrag wird mit der „biografischen Präsentismus-Mapping-Methode“ ein neuer Zugang zur mehrdimensionalen Analyse von Ausprägungsformen, Ursachenkonstellationen und Folgen von Präsentismus vorgestellt. Auf Basis einer Pilotstudie mit Sporttherapeutinnen und -therapeuten werden die analytischen Potenziale dieses qualitativen Visualisierungsinstrumentariums verdeutlicht. Das biografische Mapping-Verfahren, welches seinen Ursprung in der gesundheitssoziologischen Leistungssportforschung hat, bietet neue Perspektiven für die qualitative Präsentismusforschung und stellt ein vielversprechendes Diagnosetool für einen individualisierten und möglichst funktionalen Umgang mit Präsentismus dar.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Absentismus, qualitative Methoden, Visualisierung, biografisches Mapping, mehrdimensionale Analyse
Biographical presenteeism mapping
Multi-dimensional analysis of presenteeism behavior based on a visualization method developed in elite sports research
Abstract
Presenteeism is a multi-layered phenomenon which results from complex processes of situational and socially embedded decision making. It is set in the highs and lows of biographical developments and potentially has very different (health) effects. An appropriate analysis of presenteeism is associated with numerous methodological challenges which, in addition to the increased use of qualitative social and health research methods, also requires the development of innovative instruments. This article presents a new approach to the multidimensional analysis of forms, constellations of causes and consequences of presenteeism using the ‘biographical presenteeism mapping method’. On the basis of a pilot study with sports therapists, the analytical potential of this qualitative visualization method is presented. It is shown that the biographical mapping method with its origin in the sociology of health and illness in high-performance sports offers new perspectives for qualitative presenteeism research and represents a promising diagnostic tool for an individualized and functional approach to managing presenteeism behavior.
Keywords: presenteeism, absenteeism, qualitative methods, visualization, biographical mapping, multi-dimensional analysis
Prof. Dr. Jochen Mayer
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Sportwissenschaften
Arbeitsbereich Sport- und Gesundheitssoziologie
Sprangerweg 2
D-37075 Göttingen
jochen.mayer@uni-goettingen.de
Dr. Felix Kühnle
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Sportwissenschaften
Arbeitsbereich Sport- und Gesundheitssoziologie
Sprangerweg 2
D-37075 Göttingen
felix.kuehnle@sport.uni-goettingen.de
Bildung, Gesundheit und Präsentismus
Frank Sinß & Peter Preisendörfer
Zusammenfassung
In der Präsentismusforschung wird der sozioökonomische Status (SES) häufig als Determinante für Präsentismus angeführt – allerdings mit widersprüchlichen Befunden. Durch die in diesem Beitrag vorgenommene Aufschlüsselung des SES in seine drei Komponenten Bildung, Berufsstatus und Einkommen ergibt sich die Möglichkeit, differenziertere Berechnungen anzusetzen und die Einflüsse der einzelnen Komponenten zu bestimmen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Bildung präsentismusverringernd wirkt, dass also mit steigender Bildung weniger Präsentismus praktiziert wird. Dieser Befund deckt sich mit allgemeineren Erkenntnissen der Sozial- und Gesundheitswissenschaften, wonach Bildung einen protektiven Effekt auf Gesundheit hat. Berufsstatus und Einkommen haben – bei statistischer Kontrolle von Bildung – keinen signifikanten Einfluss auf Präsentismus.
Schlüsselwörter: Bildung, Gesundheit, Präsentismus, Pfadanalyse, sozioökonomischer Status, Arbeitnehmer, Absentismus, quantitative empirische Forschung
Education, health, and presenteeism
Abstract
In presenteeism research, socio-economic status (SES) is often referred to as an important influencing factor – though with contradictory findings. The decomposition of the SES into its three components of education, occupational status and income presented in this paper makes it possible to apply more differentiated calculations and to determine the influences of the individual components. The results show that education has the effect of reducing presenteeism, i.e., less presenteeism is practiced with increasing education. This finding is consistent with more general findings in the social and health sciences that education has a protective effect on health. Occupational status and income do not have a significant impact on presenteeism, given statistical control of education.
Keywords: education, health, presenteeism, path analysis, socio-economic status, workers, absenteeism, quantitative empirical research
Dr. Frank Sinß
Universität Mainz
Institut für Soziologie
Jakob-Welder-Weg 12
D-55122 Mainz
Univ.-Prof. Dr. Peter Preisendörfer
Universität Mainz
Institut für Soziologie
Jakob-Welder-Weg 12
D-55122 Mainz
Organisationale Kontextmerkmale als Erklärungsfaktoren von Präsentismusmotiven und Präsentismusverhalten?
Joachim Gerich
Zusammenfassung
Obwohl in der Forschungsliteratur zahlreiche Vermutungen zur Heterogenität von Präsentismusmotiven und den Hintergründen dieser Handlungsmotiven bestehen, existieren bislang nur wenige Studien, die sich explizit den Motivdimensionen dieses Verhaltens widmen. Im vorliegenden Beitrag werden Zusammenhänge zwischen divergierenden Präsentismusmotiven und Präsentismusverhalten bei einer Stichprobe von Arbeitnehmer/innen untersucht. Weiterhin wird analysiert, mit welchen organisationsbezogenen Kontextmerkmalen diese Präsentismusmotive assoziiert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Präsentismus am häufigsten durch „Approach“-Motive – d. h. durch eine innere Verpflichtung und das Bestreben, Produktivitätsverluste aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung durch Präsentismus zu kompensieren – erklärt werden kann. An zweiter Stelle stehen Handlungsmotive, die sich aus der Vermeidung negativer Konsequenzen von häufigem Krankenstand ergeben („Avoidance“-Motiv). Beide Motivlagen sind mit erhöhten Präsentismushäufigkeiten verbunden, wobei bei Approach-Motiven Krankenstände durch Präsentismus substituiert werden, wodurch geringe Krankenstands- und erhöhte Präsentismushäufigkeiten resultieren. Avoidance-Motive sind dagegen sowohl mit höheren Präsentismus- als auch höheren Krankenstandshäufigkeiten verbunden. „Salutogene“ Motive, bei denen Präsentismus als funktional für die Wiederherstellung der Gesundheit gesehen werden, treten selten auf und sind mit geringen Krankenstands- und Präsentismushäufigkeiten verbunden. Approach-Motive treten häufiger in Organisationen mit hoher Wettbewerbsorientierung, hohen Arbeitsbelastungen und hohen Flexibilitätsanforderungen auf. Avoidance-Motive sind mit ungünstigem sozialen Organisationsklima und restriktiven Praktiken im Umgang mit Fehlzeiten assoziiert. Weitere Analysen legen nahe, dass häufiger Präsentismus weitgehend unabhängig von der zugrundeliegenden Motivlage als selbstgefährdendes Verhalten zu interpretieren ist.
Schlüsselwörter: Präsentismusmotive, Interessierte Selbstgefährdung, Organisationsklima, Arbeitszufriedenheit, Flexibilitätsanforderungen
Organisational context variables as predictors of presenteeism motives and presenteeism behaviour?
Abstract
Despite frequent assumptions regarding the heterogeneity of presenteeism motives that are drawn in previous research, only few studies to date have focused on motives behind this behaviour. The present study aimed at analysing the association between different presenteeism motives and behaviour. Moreover, associations between presenteeism motives and organisational context variables are examined. The results show that presenteeism is most frequently grounded in ‘approach’ motives, which are characterized by inner commitment, and efforts made to compensate productivity loss due to impaired health. Presenteeism is also driven by ‘avoidance’ motives, which are grounded in the avoidance of expected negative personal consequences that are caused by frequent sickness absence. Both motives are associated with elevated presenteeism frequencies whereby sickness absence is substituted by sickness presence in the case of approach motives, resulting in low sickness absence and high sickness presence rates. Avoidance motives however, are associated with higher sickness absence as well as higher sickness presence rates. ‘Salutogenic’ motives, where presenteeism is seen as functional for recovery, are rare and are associated with low rates of sickness presence and sickness absence. Approach motives are more frequently observed in organisations with a competitive climate, higher work demands and higher flexibility requirements. Avoidance motives are more common in organisations with unfavourable social climates and restrictive practices regarding absence control. Results of additional analyses suggest that frequent presenteeism should be viewed as self-endangering behaviour, regardless of its motives.
Keywords: presenteeism motives, self-endangering behaviour, organisational climate, job satisfaction, flexibility requirements
Assoc. Univ.-Prof. Dr. Joachim Gerich
Johannes-Kepler-Universität Linz
Institut für Soziologie
Abteilung für empirische Sozialforschung
Altenbergerstraße 69
A-4040 Linz
joachim.gerich@jku.at
Präsentismus – eine arbeitspsychologische Perspektive
Eberhard Ulich & Miriam Nido
Zusammenfassung
Die verbreitete Definition von Präsentismus „krank zur Arbeit“ wird ebenso in Frage gestellt wie der häufig dafür genannte hauptsächliche Grund „Angst vor Arbeitsplatzverlust“. Vorliegende Erhebungen mit eigens dafür formulierten Items weisen darauf hin, dass neben einer Reihe anderer Gründe auch Konzepte persönlichkeitsförderlicher Arbeitsgestaltung das Entstehen von Präsentismus begünstigen können. Zudem wird deutlich erkennbar, dass das Rollenverständnis und das daraus resultierende Verhalten von Führungspersonen die Entstehung bzw. Vermeidung von Präsentismus beeinflussen können. Die Darstellung eines arbeitspsychologischen Konzepts einer gesunden Unternehmenskultur soll die Vielfalt hierbei wirksamer Einflüsse aufzeigen.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Definition, mögliche Gründe, Methoden der Erfassung, Arbeitsgestaltung, Führung, Unternehmenskultur
Presenteeism – a work psychological perspective
Abstract
The widely used definition of presenteeism as ‘working while sick’ is questioned as well as the often named main reason as ‘fear of loss of job’. Data with specifically formulated items are presented, which among other reasons point out the role of personality-promoting work design in encouraging presenteeism. Furthermore, it can be shown that the role perception and the resulting behaviour of managers and leaders have an effect on the emergence or avoidance of presenteeism. The presented work psychological concept shows the large variety of effects of a healthy corporate culture.
Keywords: presenteeism, definition, possible reasons, measuring methods, work design, leadership, corporate culture
Prof. em. Dr. Miriam Nido
Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung
Obere Zäune 14
CH-8001 Zürich
Dr. Dr. h.c. Eberhard Ulich
Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung
Obere Zäune 14
CH-8001 Zürich
Präsentismus – eine Echtzeiterhebung
Philip Strasser & Nora Varesco Kager
Zusammenfassung
Präsentismus kann mit negativen Auswirkungen wie Produktivitätsverlusten und zukünftigen längeren Fehlzeiten einhergehen und den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beeinflussen. Die Echtzeiterhebung scheint ein geeignetes und akzeptiertes Instrument zu sein, um Präsentismus – gemeint ist die Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz gesundheitlicher oder anderweitiger Beeinträchtigung, die eine Abwesenheit legitimiert hätte – zu erfassen. Mit der App now@work® wurden das Ausmaß an Präsentismus sowie mögliche Gründe dafür im Rahmen einer Echtzeiterhebung erhoben und in einem Methodenvergleich den Ergebnissen einer retrospektiven Erhebung gegenübergestellt. Die Stichprobe umfasste 1 629 Mitarbeitende des Schweizer Versicherungsunternehmens Swiss Life. Echtzeiterhebungen könnten auch in Institutionen des Gesundheitswesens ein geeignetes Instrument darstellen, Präsentismus zu erfassen.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Echtzeiterhebung, now@work®, Anwesenheit, Leistungsfähigkeit, Gesundheitswesen
Presenteeism – a real time survey
Abstract
Presenteeism can affect companies’ success and competitiveness due to its potential negative outcomes such as loss of productivity or longer periods of absenteeism in the future. The real time survey seems to be an appropriate and accepted tool to collect data on presenteeism, which is defined as presence despite of health problems and other impairments that would justify absence. Presenteeism was assessed in real time through the app now@work® to compare the outcomes with those from a retrospective survey. The sample was composed of 1,629 employees from the Swiss insurance company Swiss Life. Real time surveys may also be an appropriate tool to conduct surveys in the healthcare context.
Keywords: presenteeism, real time survey, now@work®, attendance, productivity, healthcare system
Dr. Philip Strasser
Swiss Life AG
General-Guisan-Quai 40
CH-8022 Zürich
philip.strasser@swisslife.ch
Nora Varesco Kager
ETH Zürich
Department of Management, Technology and Economics
Weinbergstrasse 56/58
CH-8092 Zürich
nvaresco@ethz.ch
Presenteeism in healthcare professionals: causes, consequences and potential solutions
Gail Kinman
Abstract
Sickness presenteeism is defined as continuing to work while unwell and unable to perform effectively. It is particularly common in the ‘helping’ professions. This article reviews the incidence, causes and consequences of presenteeism among healthcare professionals. A range of occupational, organisational and individual predictors of working while sick is outlined and the implications of presenteeism for the health and job performance of employees are considered. A multi-level, systemic approach is proposed to help healthcare organisations and individual practitioners reduce the risk of presenteeism.
Keywords: sickness presenteeism, healthcare employees, work-related stress
Präsentismus bei Beschäftigten im Gesundheitswesen: Gründe, Folgen und mögliche Lösungen
Zusammenfassung
Präsentismus ist definiert als das Fortsetzen der Arbeit, auch wenn die Person krank ist und daher nicht effektiv arbeiten kann. Präsentismus ist insbesondere bei den Angehörigen der Gesundheitsberufe verbreitet. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Häufigkeit, die Ursachen und die Folgen von Präsentismus bei Beschäftigten im Gesundheitswesen. Es werden eine Reihe von beruflichen, organisatorischen und individuellen Prädiktoren für die Neigung, trotz bestehender Erkrankung zu arbeiten, skizziert und die Auswirkungen von Präsentismus auf die Gesundheit und die Arbeitsleistung von Mitarbeitern betrachtet. Ein mehrstufiger, systemischer Ansatz wird vorgeschlagen, um Gesundheitseinrichtungen und Niedergelassenen zu helfen, das Risiko von Präsentismus zu reduzieren.
Schlüsselwörter: Präsentismus, Beschäftigte im Gesundheitswesen, arbeitsbedingter Stress
Dr. Gail Kinman
CPsychol FBPsS FAcSS FHEA
Professor of Occupational Health Psychology
Director of the Research Centre
for Applied Psychology
Department of Psychology
University of Bedfordshire
Park Square
GB-Luton LU1 3JU
gail.kinman@beds.ac.uk
Wirtschaftspsychologie
22. Jahrgang · Heft 1 · 2020
Pabst, 2020
ISSN-Nr. 1615-7729
Preis: 12,50 €