Inhaltsverzeichnis
Editorial zum Themenheft
Tim Warszta & Martin Beckenkamp
Abstract
Zur Wahrnehmung unterschiedlicher Energieformen und ihrer Anlagen
Rebekka Weis, Bernd Eisenstein & Frank Schiller
Abstract
Die Wärmewende gemeinsam gestalten: Einsichten aus einem transdisziplinären Forschungsprojekt
Anna Zeitler, Helena Müller, Harald Meyer, Martin Führ, Silke Kleihauer & Daniel Hanss
Abstract
„Wir“ wollen die Energiewende unterstützen: Der Einfluss von kollektiver Motivation auf Investitionsentscheidungen in erneuerbare Energien
Fabian Marder, Torsten Masson, Christina Martini
Abstract
Die Psychologie der Wärmewende - Akzeptanz und Einbindung der Nutzer:innen in die Gestaltung der Energiewende
Sarah Jauer, Sascha Rülicke
Abstract
Varia
Job Performance in a Dynamic Work Environment – Differential Correlates of Adaptive Performance and Proactive Behavior
André Findeisen, Ulrike Kröger
Abstract
Psychologisches Kapital mediiert den Zusammenhang zwischen zielorientierter Führung und Arbeitsleistung: eine empirische Studie im Bankensektor
Jana Beykirch, Sabine Kümper, Kai Externbrink
Abstract
Psychologie der Energiewende
Tim Warszta & Martin Beckenkamp
Zur Wahrnehmung unterschiedlicher Energieformen und ihrer Anlagen
Rebekka Weis, Bernd Eisenstein & Frank Schiller
Zusammenfassung
Die Energiewende hat mit dem starken Ausbau der Anlagen der erneuerbaren Energien das Landschaftsbild in Deutschland verändert und die Energieversorgung dezentralisiert, was Fragen zur Wahrnehmung der Anlagetypen in der Landschaft aufwirft. Das Ziel dieses Beitrages ist es, die Beurteilung und Wahrnehmung von erneuerbaren und fossilen Energieformen und ihrer in der gewohnten Umgebung sichtbaren Anlagen in Deutschland bevölkerungsrepräsentativ und vergleichend darzustellen. Auch werden Zusammenhänge zwischen der Wahrnehmung der Anlagetypen und der allgemeinen Beurteilung der entsprechenden Energieform geprüft. Die Ergebnisse zeigen eine deutlich positivere Beurteilung der erneuerbaren Energien und ein unverkennbar geringeres Störungspotenzial der Anlagetypen der erneuerbaren Energien.
Schlüsselwörter: Akzeptanz, Wahrnehmung, erneuerbare Energien, fossile Energieträger
Perception of different energy sources and power plant types
Abstract
The energy transition in Germany has changed the country’s landscape by decentralising the power production to the effect of a great expansion of renewable energy plants. This brings us to the research question how the different power plant types are perceived and whether their perception is influenced by the perception of the renewable and fossil energy sources. The paper presents a population-representative and comparative study addressing these two questions independently and conjointly. The results show a significantly more positive appreciation of the renewable energy sources and an unmistakably lower distress potential of the renewable energy plant types.
Keywords: Acceptance, perception, renewable energies, fossil energy sources
Corresponding Author:
Rebekka Weis, M.A.
Deutsches Institut für Tourismusforschung
FH Westküste
Fritz-Thiedemann-Ring 20
25746 Heide
weis@fh-westkueste.de
Die Wärmewende gemeinsam gestalten: Einsichten aus einem transdisziplinären Forschungsprojekt
Anna Zeitler, Helena Müller, Harald Meyer, Martin Führ, Silke Kleihauer & Daniel Hanss
Zusammenfassung
Nahwärmenetze sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität im Gebäudesektor. Bisher waren sie allerdings wenig attraktiv für Gebäudeeigentümer:innen und Energieversorger. Die aktuelle Heizungsdebatte eröffnet in diesem Zusammenhang ein Gelegenheitsfenster. Hier setzte ein Forschungsteam an und brachte die für den Aufbau von dezentralen Wärmequellen relevanten Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über Dialog- und Beteiligungsformate zusammen. Zusätzlich fand eine Befragung von Bürger:innen (N = 918) statt. Die Befragung baute u.a. auf dem Stage Model of Self-Regulated Behavioural Change (Bamberg, 2013) auf. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Teilnehmende auf erneuerbare Energien umsteigen möchten, aber nicht wissen wie – oder nicht glauben, dass dies für sie möglich ist. Großes Interesse besteht unter den befragten Eigentümer:innen (n = 544) an einem Anschluss an ein Nahwärmenetz. Das Forschungsteam nutzt diese Erkenntnisse, um eine strategische Kommunikation zwischen den relevanten Akteuren zu initiieren. Der Beitrag stellt dar, wie transdisziplinäre Forschung mit psychologischen, empirischen Elementen konkrete Beiträge zur Wärmewende leisten kann.
Schlüsselwörter: Wärmewende, Bürgerbefragung, transdisziplinäre Forschung, Nachhaltige Entwicklung, Transformation
Shaping the heat transition together: Insights from a transdisciplinary research project
Abstract
Local heating networks are a cornerstone to climate neutrality in the building sector. However, thus far, building owners and energy suppliers have hardly implemented this solution. The current debate on the heat transition opens a window of opportunity in this context. A research team brings together the relevant actors from politics, administration, industry, and civil society for the development of decentralized heating sources through dialog and participation formats. In addition, a survey of citizens (N = 918) was conducted. The survey was based, among others, on the Stage Model of Self-Regulated Behavioural Change (Bamberg, 2013). Results show that many citizens would like to switch to renewable energies, but do not know how, or doubt it would be possible for them. Surveyed building owners (n = 544) showed great interest in connecting to a local heating network. The research team uses these findings to initiate strategic communication among relevant stakeholders. The article shows how transdisciplinary research with psychological, empirical elements can make concrete contributions to the heat transition.
Keywords: heat transition, citizen survey, transdisciplinary research, sustainable development, transformation
Corresponding Author:
Anna Zeitler, M.Sc.
Hochschule Darmstadt
Innovations- und Transformations- Plattform für Nachhaltige Entwicklung (itp:ne)
Holzhofallee 36 b
64295 Darmstadt
anna.zeitler@h-da.de
„Wir“ wollen die Energiewende unterstützen: Der Einfluss von kollektiver Motivation auf Investitionsentscheidungen in erneuerbare Energien
Fabian Marder, Torsten Masson, Christina Martini
Zusammenfassung
Bisherige Forschung zu privaten Investitionsentscheidungen in lokale Erneuerbare Energie (EE)-Projekte untersuchte vor allem die Wirkung von ökonomischen Faktoren (z.B. Rendite), technischen Faktoren (z.B. Energieträger), sowie individualpsychologischen Merkmalen (z.B. persönliche Einstellungen gegenüber EE). Im Gegensatz dazu ist die Rolle von kollektivpsychologischen Faktoren deutlich weniger erforscht. Zu solchen kollektivpsychologischen Faktoren zählen beispielsweise die Verhaltenserwartungen (Normen) relevanter sozialer Eigengruppen oder die Überzeugung, als Gruppe die Energiewende unterstützen zu können (kollektive Wirksamkeitsüberzeugung). Die vorliegende Studie greift diese Forschungslücke auf und untersucht den Einfluss von ökonomischen und psychologischen Faktoren auf die Bereitschaft zur Investition in EE-Projekte im Rahmen eines Discrete Choice Experiments in 31 europäischen Ländern (Ntotal = 18.037). Die Ergebnisse zeigen, dass neben ökonomischen Aspekten auch psychologische Merkmale die Investitionsbereitschaft beeinflussen. So weisen etwa Personen mit positiven Umwelteinstellungen eine höhere Investitionsbereitschaft auf als Personen, die sich weniger stark mit der Natur verbunden fühlen. Daneben führt die Wahrnehmung, dass soziale Eigengruppen die Investition befürworten und die Energiewende unterstützen, zu einer höheren Investitionsbereitschaft in EE-Projekte. Dieser Effekt kollektiver Faktoren ist unabhängig von der persönlichen Umwelteinstellung der Befragten und stärker ausgeprägt für Personen, die sich mit der Referenzgruppe psychologisch verbunden fühlen (identifizieren). Unsere Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz gruppenbasierter Faktoren für die Frage, wie die Akzeptanz und aktive Unterstützung von EE-Projekten gesteigert werden kann.
Schlüsselwörter: soziale Identität, umweltfreundliches Verhalten, Investitionen in erneuerbare Energien, soziale Normen, kollektive Wirksamkeit, Discrete Choice Experiment, Umfrage
"We" want to support the energy transition: The influence of collective motivation on investment decisions in renewable energies
Abstract
Previous research on private investment decisions in local renewable energy (RE) projects has primarily examined the effect of economic factors (e.g., rate of return), technical factors (e.g., energy source), and individual psychological characteristics (e.g., personal attitudes toward RE). In contrast, the role of collective psychological factors is much less explored. Such collective psychological factors include, for example, the behavioral expectations (norms) of relevant social self-groups or the conviction of being able to support the energy transition process as a group (collective efficacy beliefs). This study addresses this research gap and investigates the influence of economic and psychological factors on the willingness to invest in RE projects in the context of a discrete choice experiment in 31 European countries (Ntotal = 18,037). The results show that, in addition to economic aspects, psychological characteristics also influence the willingness to invest. For example, people with positive environmental attitudes show a higher willingness to invest than people who feel less strongly connected to nature. In addition, the perception that social self-groups are in favor of the investment and support the energy transition leads to a higher willingness to invest in RE projects. This effect of collective factors is independent of respondents' personal environmental attitudes and more pronounced for individuals who feel psychologically connected (identify) with the reference group. Our results highlight the relevance of group-based factors for the question of how to increase the acceptance and active support of RE projects.
Keywords: social identity, environmentally friendly behaviour, investment in renewable energy, social norms, collective efficacy, discrete choice experiment, survey
Corresponding Author:
Fabian Marder, M.Sc.
Deutsches Zentrum für integrative
Biodiversitätsforschung (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig
Puschstraße 4, 04103 Leipzig
fabian.marder@idiv.de
Die Psychologie der Wärmewende - Akzeptanz und Einbindung der Nutzer:innen in die Gestaltung der Energiewende
Sarah Jauer, Sascha Rülicke
Zusammenfassung
Die Akzeptanz der Nutzer:innen spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Energiewende. Um eine hohe Akzeptanz zu erzielen, müssen die Maßnahmen der Wärmewende auf die Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt sein. Psychologische Erkenntnisse zeigen, dass eine gezielte Einbindung dazu beitragen kann, Vorurteile und Ängste abzubauen und die Akzeptanz zu erhöhen.
Hierbei stellt sich in der Praxis auch immer wieder die Frage nach der tatsächlichen Faktenlage, der Verbreitung der Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Verarbeitung sowie der Nutzung durch den Menschen. Gezielt gestreute Fehlinformationen stellen hier für die Akzeptanz ein deutliches Problem dar. Um dem entgegenzuwirken, ist die Implementierung von partizipativen Prozessen sinnvoll und hilfreich. Durch partizipative Prozesse kann auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestärkt und ein gemeinsames Verständnis für die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen geschaffen werden. Entscheidend ist ebenfalls die Rolle von Führungspersonen in der Bürgerschaft, um die kollektive Wirksamkeit zu steigern. Wir haben verschiedene Herangehensweisen entwickelt, um die Einbindung der Nutzer:innen in die Gestaltung der Wärmewende zu fördern. Praktische Beispiele aus Projekten, zur kommunalen Wärmeplanung oder einem Wasserstoffprojekt, zeigen erfolgreiche Ansätze.
Schlüsselwörter: Wärmewende, Akzeptanz, kollektive Wirksamkeit, partizipative Prozesse, nachhaltige Praktiken
The Psychology of Heat Transition - Acceptance and Involvement of Users in Shaping the Energy Transition
Abstract
The acceptance of users plays a decisive role in the success of the energy transition. In order to achieve a high level of acceptance, the measures of the heat transition must be tailored to the needs and desires. Psychological findings indicate that targeted involvement can help to reduce prejudices and fears plus increase acceptance.
In practice, this always raises the question of the actual facts, the dissemination of scientific findings and further how people process and use them. Targeted misinformation poses a clear problem for acceptance. Participatory processes also enhance awareness of sustainability and create a common understanding of the need for climate protection measures. The role of civic leaders is also crucial to increase collective effectiveness. We have developed various approaches to promote the involvement of users in the design of the heat transition. Practical examples from projects on municipal heat planning or a hydrogen project show successful approaches.
Keywords: Heat transition, User acceptance, collective efficacy, Participatory processes, Sustainable practices
Corresponding Author:
Sarah Jauer
sbc soptim business consult GmbH
Dietrich-Oppenberg-Platz 1
45127 Essen
sarah.jauer@soptimbc.de
Job Performance in a Dynamic Work Environment – Differential Correlates of Adaptive Performance and Proactive Behavior
André Findeisen, Ulrike Kröger
Abstract
In a dynamic professional world in which constant changes determine the working life of many companies, changes are also required of employees. Thus, traditional facets of job performance (in-role performance) are increasingly losing importance, while new performance facets are becoming more important. Based on the Model of Positive Work Role Behaviors (Griffin, Neal & Parker, 2007), a field study (N = 397 employees) examines and contrasts in-role performance with two of these newer performance facets, adaptive performance and proactive behavior. The results show that the motivational styles resistance to change correlates negatively (r = -.62 and r = -.47) and learning goal orientation correlates positively (r = .66 and r = .68) with the newer performance facets. Furthermore, it can be demonstrated that both resistance to change and learning goal orientation act as differential predictors, as both predictors are expected to correlate higher with adaptive performance and proactive behavior than with in-role performance. Based on the empirical findings, recommendations for further research and HR practice are derived.
Keywords: job performance, adaptive performance, proactive behavior, personal initiative, in-role performance, personnel selection, personnel development
Berufliche Leistung in einer dynamischen Arbeitsumwelt - Differentielle Korrelate von adaptiver Leistung und proaktivem Verhalten
Zusammenfassung
In einer dynamischen Berufswelt, in der ständige Veränderungen den Alltag vieler Unternehmen bestimmen, sind Veränderungen auch bei den Mitarbeitenden gefragt. So verlieren traditionelle Facetten der beruflichen Leistung (in-role performance) zunehmend an Bedeutung, während neue Leistungsfacetten wichtiger werden. Basierend auf dem Modell für positives Rollenverhalten am Arbeitsplatz (Griffin, Neal und Parker, 2007) werden in einer Feldstudie (N = 397 Mitarbeitende) zwei dieser neueren Leistungsfacetten, adaptive Leistung und proaktives Verhalten, näher untersucht und in-role performance gegenübergestellt. Im Ergebnis zeigt sich, dass die motivationalen Stile resistance to change negativ (r = -.62 und r = -.47) und Lernzielorientierung positiv (r = .66 und r = .68) mit den neueren Leistungsfacetten korrelieren. Ferner kann nachgewiesen werden, dass sowohl resistance to change als auch Lernzielorientierung als differenzielle Prädiktoren fungieren, da beide Prädiktoren erwartungsgemäß höher mit adaptiver Leistung und proaktivem Verhalten denn mit in-role performance in Zusammenhang stehen. Auf Basis der empirischen Befunde werden Empfehlungen für die weitere Forschung und die Personalpraxis abgeleitet.
Schlüsselwörter: Berufliche Leistung, Adaptive Leistung, Proaktives Verhalten, Persönliche Initiative, Aufgabenerfüllung, Personalauswahl, Personalentwicklung
Corresponding Author:
Dr. André Findeisen
KI.TEST GmbH
Domstraße 55-73
50668 Köln (Deutschland)
a.findeisen@ki-test.com
Psychologisches Kapital mediiert den Zusammenhang zwischen zielorientierter Führung und Arbeitsleistung: eine empirische Studie im Bankensektor
Jana Beykirch, Sabine Kümper, Kai Externbrink
Zusammenfassung
Der Aufbau von Psychologischem Kapital ermöglicht es, die Arbeitsleistung unter schwierigen Rahmenbedingungen hochzuhalten. Unter Rückgriff auf die sozial-kognitive Theorie von Bandura und die Zielsetzungstheorie von Locke und Latham argumentieren wir, dass Vorgesetzte durch zielorientierte Führung bei Mitarbeitenden Hoffnung, Optimismus, Resilienz und Selbstvertrauen fördern können. Dies untermauern wir mit Ergebnissen einer Mediatoranalyse über Daten von Mitarbeitenden im U.S. amerikanischen Bankensektor, die signifikante Veränderungsprozesse durchlaufen (N = 436). Diese zeigen, dass die positiven Zusammenhänge von Goal-focused Leadership mit unterschiedlichen Aspekten des betrieblichen Leistungsverhaltens über Psychologisches Kapital vermittelt werden.
Schlüsselwörter: Goal-focused Leadership, Psychologisches Kapital (PsyCap), Arbeitsleistung
Psychological Capital Mediates the Relationship Between Goal-focused Leadership and Job Performance: Empirical Evidence from the Financial Services Industry
Abstract
Building psychological capital enables job performance under conditions of uncertainty. Referring to social-cognitive and goal-setting theory, we argue that goal-focused leadership will increase employees’ hope, optimism, resilience, and efficacy. We report data from a sample with employees in the U.S. financial services industry (N = 436) undergoing pervasive change. In line with our hypothesis, psychological capital mediated the relationship between goal-focused leadership and three facets of job performance.
Keywords: Goal-focused Leadership, Psychological Capital (PsyCap), Job Performance
Corresponding Author:
Jana Beykirch, M.Sc.
Bankhaus Bauer Aktiengesellschaft
Trentelgasse 4
45127 Essen
jana.beykirch@bankhausbauer.de
Wirtschaftspsychologie
26. Jahrgang · Heft 1 · 2024
Pabst, 2024
ISSN 1615-7729
Wirtschaftspsychologie kann über Genios (www.genios.de) im Volltext recherchiert werden.