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Wirtschaftspsychologie

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2007-4

Editorial: Zur Psychologie des Wohlfahrtsstaats
Detlef Fetchenhauer, Lorenz Fischer

Viel zu tun - Umrisse einer Psychologie des Wohlfahrtsstaats
Detlef Fetchenhauer, Alexandra Haferkamp
Zusammenfassung | Abstract

Ökonomisches Laiendenken in der Wirtschaftswissenschaft
Michael Roos
Zusammenfassung | Abstract

Vertrauen Bürger in der politischen Reformdiskussion noch der Meinung von Experten?
Michael Förg, Eva Jonas, Eva Traut-Mattausch, Friedrich Heinemann, Dieter Frey
Zusammenfassung | Abstract

Gerechtigkeit und Steuersysteme - Wenn ökonomische Laien Finanzminister wären
Alexandra Haferkamp, Detlef Fetchenhauer
Zusammenfassung | Abstract

Steuersenkung oder Gehaltserhöhung? Zur psychologischen Wirkung von unterschiedlich formuliertem Einkommenszuwachs auf die Konsumabsicht
Julia Pitters, Erich Kirchler, Erich H. Witte
Zusammenfassung | Abstract

Fairness als Kollektivgut
Claudia Biniossek, Detlef Fetchenhauer
Zusammenfassung | Abstract

Gerechtigkeitsprobleme im Wohlfahrtsstaat: Besteuerung, wohlfahrtsstaatliche Transfers und die Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens
Stefan Liebig, Jürgen Schupp
Zusammenfassung | Abstract

Deviantes Verhalten und institutioneller Wandel am Beispiel der Schwarzarbeit in Deutschland
Dominik H. Enste
Zusammenfassung | Abstract

Steuerhinterziehung und die Berücksichtigung des Einkommens in der Strafbemessung
Stephan Muehlbacher, Erik Hölzl, Erich Kirchler
Zusammenfassung | Abstract

Vertrauen und die Durchsetzbarkeit von Reformen
Friedrich Heinemann, Eva Traut-Mattausch, Michael Förg, Eva Jonas, Dieter Frey
Zusammenfassung | Abstract

"Dänen lügen nicht" - Determinanten finanzieller Ehrlichkeit im interkulturellen Vergleich
Detlef Fetchenhauer, Thomas Goebbels
Zusammenfassung | Abstract

 


Viel zu tun -  Umrisse einer Psychologie des Wohlfahrtsstaats
Detlef Fetchenhauer, Alexandra Haferkamp

Das Ziel dieses Übersichtsartikels ist es, Umrisse einer Psychologie des Wohlfahrtsstaats zu entwickeln. Hierbei werden psychologische Theorien und Befunde einer Reihe ökonomischer Grundannahmen gegenübergestellt. Im Einzelnen werden die Rationalitätsannahme sowie das Eigennutzaxiom diskutiert, die Frage, inwiefern subjektive Lebenszufriedenheit durch soziale Vergleichsprozesse beeinflusst ist, Probleme von Belohnungsaufschub und Selbstkontrolle sowie das Verhältnis von Arbeit und Konsum. Hierbei zeigt sich, dass die Bewertung wohlfahrtsstaatlicher Regelungen in hohem Maße davon abhängt, welches Menschenbild einer solchen Analyse zugrunde gelegt wird. Abschließend werden einige zentrale Dilemmata wohlfahrtsstaatlicher Sicherungssysteme diskutiert.

Schlüsselwörter: ökonomische Laien, Wohlfahrtsstaat, Menschenbild


A Lot to be Done - Sketching the Shape of a Psychology of the Welfare State
The aim of the present article is to sketch the shape of a psychology of the welfare state. Psychological theories and empirical findings are contrasted with a number of economic assumptions. More specifically, the following issues are discussed: 1) Are humans rational? 2) Are humans selfish? 3) To which degree is subjective wellbeing influenced by social comparisons? 4) Which problems do humans have to delay gratifications, and 5) What is the relation between work and consumption? This discussion shows that the evaluation of the welfare state is highly dependent on the concept of humankind that forms the basis of such an analysis. Finally, some central dilemmas of the welfare state are discussed.

Key words: economic laypeople, welfare state, concepts of humankind


Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer
detlef.fetchenhauer@uni-koeln.de

Alexandra Haferkamp
alexandra.haferkamp@uni-koeln.de

Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie
Universität zu Köln
Herbert-Lewin-Str. 2
50931 Köln

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Ökonomisches Laiendenken in der Wirtschaftswissenschaft
Michael Roos

Ökonomen wissen wenig über das ökonomische Denken von Laien. Die ökonomische Literatur zum Laiendenken wird in diesem Aufsatz überblicksartig vorgestellt. Darüber hinaus wird begründet, dass das fehlende Wissen der Ökonomen über das Laiendenken eine direkte Folge des in der ökonomischen Theorie vorherrschenden Menschenbildes des homo oeconomicus ist. Wenn  Arbeiten über das Laiendenken einen Einfluss auf die Wirtschaftstheorie haben sollen, müssen sie 1. allgemeine Gesetzmäßigkeiten aufzeigen, 2. formalisierbar sein, 3. mit Rationalitätspostulaten kompatibel sein und 4. zu besseren Vorhersagen führen als herkömmliche ökonomische Theorien.

Schlüsselwörter: Laientheorien, Wirtschaftstheorie, Wirtschaftspolitik


Lay Thinking in Economics
Economists know little about the economic reasoning of lay people. This paper gives a review over the economic literature on lay thinking. Furthermore, I argue that the missing knowledge of economists on lay thinking  is a direct consequence of the homo economicus, which is the model of man prevalent in economic theory. If studies on lay thinking are to influence economic theory, they must 1. demonstrate general regularities, 2. be suited to be formalized, 3. be compatible with rationality postulates, and 4. lead to better predictions than standard economic theories.

Key words: lay theories, economic theory, economic policy


Michael Roos
LS Volkswirtschaftslehre (Makroökonomie)
Universität Dortmund
44221 Dortmund
Michael.Roos@uni-dortmund.de

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Vertrauen Bürger in der politischen Reformdiskussion noch der Meinung von Experten?
Michael Förg, Eva Jonas, Eva Traut-Mattausch, Friedrich Heinemann, Dieter Frey

"Experts can be trusted" ist eine der prominentesten Heuristiken im Rahmen der heuristischen bzw. peripheren Informationsverarbeitung. Vor allem in der ohne Spezialistenkenntnisse kaum durchdringbaren Diskussion von politischen Reformvorhaben sind Bürger auf Urteilsheuristiken angewiesen, um sich ihre politische Meinung zu einzelnen Maßnahmen bilden zu können. Die Gültigkeit der so genannten Expertenheuristik für den politischen Kontext wurde in zwei Experimenten empirisch überprüft. In beiden Experimenten wurden typische Kommunikatoren von Reformbotschaften und ihre Wirkung auf die Akzeptanz für die vertretenen Maßnahmen gegenübergestellt. Unerwarteter Weise lösten Experten als Kommunikatoren von Reformbotschaften Widerstand und Ablehnung aus. Reaktanz und geringe wahrgenommene Ähnlichkeit zum eigenen Standpunkt vermitteln diesen Effekt. Verändertes Ansehen von Experten durch deren Instrumentalisierung und wenig bürgernahe Standpunkte werden im Hinblick auf die Frage "Do not longer trust experts when discussing political reform issues?” diskutiert.

Schlüsselwörter: Persuasive Kommunikation, Periphere Informationsverarbeitung, Heuristische Informationsverarbeitung, Experten-Heuristik, Politische Reformen


Do Citizens Still Trust Experts when Discussing Political Reform Issues?
"Experts can be trusted” is one of the most prominent heuristics in heuristic and accordingly peripheral processing of information. As political discussions are really hard to follow without professional background citizens are dependent on heuristic cues to form a personal political judgement. The validity of the expert-heuristic for the political context - especially the discussion of reform-plans - was tested in two experimental studies. Both experiments compare typical communicators of reform-messages and their influence on citizen’s judgement of discussed measures. Surprisingly people react with resistance and refusal to experts as communicators. Reactance and low perceived similarity of experts in relation to participants’ own point of view mediated this effect. Loss of experts’ credibility against the background of using experts to underline particular political views and differences in point of view will be discussed. "Do not longer trust experts when discussing political reform issues?”

Key words: persuasive communication, heuristic information-processing, peripheral information-processing, expert-heuristic, political reforms


Dipl.-Psych. Michael Förg
Department Psychologie, Sozial- und
Wirtschaftpsychologie
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstr. 13
80802 München
foerg@psy.uni-muenchen.de

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Gerechtigkeit und Steuersysteme - Wenn ökonomische Laien Finanzminister wären
Alexandra Haferkamp, Detlef Fetchenhauer

Die vorliegende Studie untersucht, welche Aspekte ökonomische Laien zugrunde legen, wenn sie ohne Vorgaben ein Steuermodell nach ihren Vorstellungen entwerfen sollen. In einem computerbasierten Szenario übernahmen N=109 Versuchspersonen die Rolle des Finanzministers eines fiktiven Landes. Sie wurden gebeten, eine bestimmte Steuersumme "einzutreiben", in dem sie diesen Betrag auf fünf unterschiedlich stark besetzte Einkommensgruppen aufteilten und ihr Vorgehen dann begründeten. Eine große Mehrheit aller Versuchspersonen entwarf ein Einkommensteuersystem mit steigenden Einkommensteuersätzen, allerdings mit ganz unterschiedlichen Progressionsgraden. Inhaltsanalytische Auswertungen der Begründungen zeigen, dass individuelle Gerechtigkeitsüberlegungen, die auf unterschiedlichen Argumentationslinien beruhen, ausschlaggebend für die Schaffung der individuell "idealen" Steuerlösung sind. Allerdings scheint dies für die Versuchspersonen (Vpn), deren argumentativer Fokus auf der Notwendigkeit liegt, mit den verbleibenden Nettoeinkommen Bedürfnisse befriedigen zu können, oder für Vpn, die eine holistische Argumentation verfolgen, zu einem Dilemma zu führen: Hier führt der Wunsch nach einer gerechten Lösung nicht unbedingt zur Präferenz einer bestimmten Steuerlösung. Vpn, deren Fokus der Argumentation auf reiche oder arme Personen gerichtet ist, präferieren eine hohe Steuerprogression. Vpn, für die Gerechtigkeit Gleichheit der Steuersätze bedeutet, haben dagegen eine Präferenz für eine niedrige Progression.

Schlüsselwörter: Ökonomische Laien, Steuerprogression, Gerechtigkeit, Effizienz


Justice and Tax Systems - What if Eeconomic Lay-people were Ministers of Finance?
The present study explores the concerns economic lay-persons have if they develop a tax model according to their own wishes. In a computer based scenario N=109 participants took over the role of a minister of finance of a hypothetical country. They were asked to collect a fixed sum of taxes by allotting this sum to five differently staffed income groups and to give reasons for their approach. Taken all participants together an income tax system with rising tax rates was created. Nevertheless, individual solutions varied in the degrees of progression. Content analyses showed that considerations of justice that are based on distinctive ways of reasoning were crucial for the development of the individually "ideal” tax solution. Participants focusing their reasoning on rich or on poor people have a preference for a high progression
while participants for whom justice means equality of tax rates have a preference for a low progression, respectively. However, there seems to be a dilemma for persons who focus on the necessity to satisfy needs with the remaining net income and for persons who follow a holistic way of reasoning: In this case the goal of a just solution does not lead to a clear preference for a specific tax model.

Key words: economic lay-persons, tax progression, justice, efficiency


Alexandra Haferkamp
alexandra.haferkamp@uni-koeln.de

Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer
detlef.Fetchenhauer@uni-koeln.de

Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie
Universität Köln
Herbert-Lewin-Str. 2
50931 Köln

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Steuersenkung oder Gehaltserhöhung? Zur psychologischen Wirkung von unterschiedlich formuliertem Einkommenszuwachs auf die Konsumabsicht
Julia Pitters, Erich Kirchler, Erich H. Witte

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem psychologischen Schwellenwert, der durch eine Steuersenkung im Vergleich zu einer entsprechenden Gehaltserhöhung erreicht werden muss, um für Steuerzahler einen Konsumanreiz darzustellen. Nach der Prospect-Theorie würde die Situation einer Steuersenkung bezogen auf die vorherigen Abgaben eine Verlustreduktion beschreiben, während eine Gehaltserhöhung als Gewinnzuwachs bezeichnet werden kann. Entsprechend der Erkenntnis der Prospect-Theorie, nach der sich Personen im Falle eines Verlustes riskanter verhalten als in Gewinnsituationen, wird angenommen, dass bei einer Steuersenkung ein geringerer Wert ausreicht, um als Konsumanreiz zu dienen, als bei einer Gehaltserhöhung. In einer empirischen Untersuchung werden Personen zufällig aus der österreichischen Bevölkerung gewählt und mittels Szenariotechnik entweder in die Situation einer Steuersenkung oder einer entsprechenden Gehaltserhöhung versetzt. Basierend auf einem gegebenen Nettoeinkommen werden sie nach dem Wert gefragt, den eine Entlastung beziehungsweise eine Gehaltssteigerung ausmachen müsste, damit sie mehr als zuvor konsumieren würden. Die Ergebnisse zeigen, dass unter der Bedingung der Steuersenkung der ermittelte Schwellenwert signifikant niedriger ist als unter der Bedingung der Gehaltserhöhung. Die praktische Relevanz dieses Unterschieds wird aus wirtschaftspsychologischer Perspektive diskutiert.

Schlüsselwörter: Konsum, Prospect-Theorie, psychologischer Schwellenwert, Steuersenkung, Gehaltserhöhung


Tax Reduction or Salary Increase? Psychological Framing Effects of Increase of Income on Consumption
The present study investigates the psychological threshold that needs to be reached to serve as incentive of consumption in case of a tax reduction compared to an equivalent salary increase. According to prospect theory people are assumed to take decisions on consumption by evaluating their budget relative to a reference point. The scenario of a tax reduction symbolizes a reduction of a loss, whereas a situation of a salary increase signifies a gain. According to prospect theory, people are more risk seeking if a situation is framed as a loss than as a gain. Thus, it is assumed that a lower threshold satisfies as consumption incentive when reducing taxes rather than increasing salary. An empirical study is conducted to test these assumptions. Participants are randomly selected from the Austrian population and are asked by the use of a scenario technique to imagine either a tax reduction or a salary increase. Participants in the condition "tax reduction” indicate a significant lower amount of money as sufficient to trigger consumption as compared to participants in the condition "salary increase”. Practical implications are discussed from an economic psychological perspective.

Key words: consumption, prospect theory, psychological threshold, tax reduction, salary increase


Dr. Julia Pitters
julia.pitters@univie.ac.at

Prof. Dr. Erich Kirchler
erich.kirchler@univie.ac.at

Universität Wien
Fakultät für Psychologie
Institut für Wirtschaftspsychologie
Universitätsstr. 7
1010 Wien
Österreich


Prof. Dr. Erich H. Witte
Fachbereich Psychologie
Arbeitsbereich Sozialpsychologie
Universität Hamburg
Von-Melle-Park 5
20146 Hamburg
witte_e_@uni-hamburg.de

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Fairness als Kollektivgut
Claudia Biniossek, Detlef Fetchenhauer

Ausgehend von empirischen Befunden der Prosozialitätsforschung, dass Individuen häufig Fairness im Sinne einer Gleichverteilung von Ressourcen wünschen, wird die Frage aufgeworfen, ob in Kollektiven auch entgegen der Prognosen der Neuen Politischen Ökonomie Gruppenmitglieder trotz Trittbrettfahreroption einen finanziellen Beitrag leisten und das Kollektivgut Fairness (im Sinne von equality) auf Aggregatebene hergestellt wird. In einem spieltheoretischen Entscheidungsexperiment mit realer Geldauszahlung wird in der Hälfte aller Gruppen von der Mehrheit der Teilnehmer ein Auszahlungsplan mit ungefähr gleich hohen Auszahlungen, aber geringerer Gruppengesamtauszahlung gewählt. Die meisten Teilnehmer, die sich für die gleichverteiltere Option entschieden hatten, begründeten ihr Verhalten in einer anschließenden qualitativen und quantitativen Befragung jedoch mit Eigennutzmaximierung. Anhand der Daten werden Neue Politische Ökonomie, Experimentelle Wirtschaftsforschung und sozialpsychologische Gerechtigkeitsforschung miteinander verglichen.

Schlüsselwörter: sozialpsycholo

ische Gerechtigkeitsforschung, experimentelle Wirtschaftsforschung, Neue Politische Ökonomie, Wohlfahrtsökonomik


Fairness as a Collective Good
Based on empirical findings in prosocial research that individuals prefer an equitable allocation of resources, we inquire into whether it is possible to transfer these findings to the aggregate level. Second, we explore whether individuals as members of a group, contrary to the assumptions of the public choice paradigm, would still be willing to contribute to the then collective good "fairness" even with the free rider option. In an experimental situation with real payoffs, the majority in half of the groups prefered equitable payoffs with less efficiency for the group. But the reason for this choice was not always the preference for an equitable allocation. Most participants who chose the more equitable allocation justified their behavior in a subsequent qualitative and quantitative questioning, however, with self-interest maximization. On the basis of our data, public choice paradigm, experimental economics and social psychological fairness research are compared with one another.

Key words: social psychological fairness research, experimental economics, public choice paradigm, welfare economics


Claudia Biniossek
claudia.biniossek@email.de

Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer
detlef.Fetchenhauer@uni-koeln.de

Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie
Universität Köln
Herbert-Lewin-Str. 2
50931 Köln

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Gerechtigkeitsprobleme im Wohlfahrtsstaat: Besteuerung, wohlfahrtsstaatliche Transfers und die Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens
Stefan Liebig, Jürgen Schupp

Der Beitrag arbeitet den in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen kontrovers diskutierten Zielkonflikt zwischen Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit in modernen Wohlfahrtsstaaten heraus. Es wird dabei die Frage beantwortet, inwieweit dieses für die Makroebene der Gesellschaft durchaus bestehende Steuerungsproblem moderner Wohlfahrtsstaaten auch in der individuellen Wahrnehmung Gerechtigkeitsprobleme erzeugt. Anhand von Umfrageergebnissen einer theoriegeleiteten Zusatz-Erhebung der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) wird analysiert, wie Erwerbstätige ihr Einkommen unter dem Aspekt der Lohngerechtigkeit bewerten und welche Bedeutung dabei wohlfahrtsstaatliche Eingriffe haben. Ein zentrales Ergebnis der Analysen stellt der vergleichsweise hohe Anteil derjenigen dar, die ihr Erwerbseinkommen als gerecht wahrnehmen. Lediglich ein Viertel der Erwerbstätigen beurteilen in Deutschland ihr Einkommen als ungerecht. Genauso scheint der in der Literatur für die Makroebene der Gesellschaft konstatierte normative Zielkonflikt zwischen Leistung- und Bedarfsgerechtigkeit auf der individuellen Ebene nicht spürbar zu bestehen, wie der Beitrag theoretisch unter Rückgriff auf neue multidisziplinäre Arbeiten diskutiert und auch empirisch zu zeigen vermag.

Schlüsselwörter: Einkommensgerechtigkeit, Wohlfahrtsstaat, Steuern


Problems of Equity in the Welfare State: Taxation, Social Welfare Transfers and the Fairness of one’s Income from Employment
The article discusses the conflict of goals between fair compensation for performance and equitable support based on need in modern welfare states, which is a subject of controversy in various disciplines. It answers the question of the extent to which this policy problem of modern welfare states, which is an issue at the macrosocial level, also creates individual perceptions of problems of equity. Based on survey results of a theory-driven supplemental survey of the longitudinal study of the German Socio-economic Panel (SOEP), it was investigated how employed persons evaluated their income with respect to the fairness of earnings and what effect welfare state interventions have. An important result of the analyses is the high proportion of persons who considered their earned income to be fair. Only a quarter of those employed in Germany consider their remuneration to be unfair. Thus it appears that the normative conflict of goals between fair compensation for performance and equitable support based on need described in the literature for the macrosocial level does not really exist at the individual level, as the article discusses theoretically with reference to new multidisciplinary work and also demonstrates empirically.

Key words: income justice, welfare state, taxes


Dr. Stefan Liebig
Institut für Soziologie
Universität Duisburg-Essen
Lotharstr. 65
47057 Duisburg
stefan.liebig@uni-due.de

Prof. Dr. Jürgen Schupp
Socio Economic Panel Study (SOEP)
DIW Berlin (German Institute for Economic
Research)
Mohrenstr. 58
10117 Berlin
jschupp@diw.de

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Deviantes Verhalten und institutioneller Wandel am Beispiel der Schwarzarbeit in Deutschland
Dominik H. Enste

Institutioneller Wandel wird entweder durch Änderungen aufgrund von z. B. Wahlentscheidungen (Voice-Option) oder durch deviantes Verhalten (Exit-Option) angestoßen. Ein Beispiel für von sozialen Normen abweichendes Verhalten ist Schwarzarbeit. Auf Basis einer Bevölkerungsumfrage (2007) kann die Struktur und Bedeutung der Schwarzarbeit in Deutschland beschrieben und gezeigt werden, dass eine Ablehnung der Voice-Option mit einer verstärkten Nutzung der Exit-Option einhergeht. Die weitere Analyse verdeutlicht, dass repressive Maßnahmen gegen deviantes Verhalten einer großen Zahl von (Nebenerwerbs-) Schwarzarbeitern nicht Erfolg versprechend sind. Notwendig ist vielmehr die Verringerung der Attraktivität der Exit-Option durch die Anpassung der offiziellen Regeln, um deren Akzeptanz zu erhöhen, an die informellen Regeln. Dies kann u.a. durch den Abbau von nicht mehr akzeptierten Regulierungen und die Verbesserung der Qualität der staatlichen Institutionen erfolgen.

Schlüsselwörter: Schwarzarbeit, Wahlbeteiligung, Wandel, Schattenwirtschaft, Regulierung, abweichendes Verhalten


Deviant Behavior and Institutional Change - The Case of Illicit Work in Germany
Institutional change can basically be caused either by voting (Voice-option) or by deviant behavior (Exit option). One example for deviant behavior is illicit work. Based on survey data for 2007, the structure and role of illicit work in Germany is described. It can be shown that an objection against the voice option goes hand in hand with an increased use of the exit option. Further analysis shows that repressive measures against deviant behavior of a large number of people ist not successfull. Empirical data shows instead, that it is necessary to reduce the attractiveness of the exit option by adjusting the official to the informal rules, in order to increase the acceptance of the formal institutions.

Key words: illicit work, voting, change, shadow economy, regulation, deviant behavior


Dr. Dominik H. Enste
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Gustav-Heinemann-Ufer 84-88
50968 Köln
enste@iwkoeln.de

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Steuerhinterziehung und die Berücksichtigung des Einkommens in der Strafbemessung
Stephan Muehlbacher, Erik Hölzl, Erich Kirchler

In der finanzstrafrechtlichen Praxis ist es bei Steuerhinterziehungsdelikten üblich, finanzielle Strafen an der Höhe des hinterzogenen Betrags zu bemessen. Es wird argumentiert, dass die aus einer solchen Strafbemessung resultierenden Strafen bei hohem Einkommen zu gering sein könnten und somit die Abschreckungswirkung der Bestrafung nicht gegeben ist. Als Alternative wird vorgeschlagen, die Strafe nach dem Einkommen zu bemessen. An einer Stichprobe österreichischer Steuerzahler (N=152) wurden mit einer experimentellen Fragebogenstudie die Effekte dieser beiden Möglichkeiten der Strafbemessung auf die Intention, steuerpflichtiges Einkommen ehrlich zu deklarieren, geprüft. Es zeigte sich, dass bei hohem Einkommen eine daran angepasste Strafe zu höherer Steuerehrlichkeit führt. Für die Strafbemessungspraxis bedeutet dieses Ergebnis, dass eine Anpassung der Strafe an das Einkommen positive Konsequenzen haben könnte. 

Schlüsselwörter: Steuermoral, Steuerhinterziehung, Strafen, Einkommen


The Impact of Income-adjusted Fines on Tax Compliance
Usually, monetary fines for tax evasion are relative to the amount evaded. It is argued that the resulting fines could be too low for high-income earners and hence have too weak deterrent effects. As an alternative we propose to adjust fines relative to the income of the tax evader. In an experimental survey the effects of evasion-adjusted fines and income-adjusted fines on compliance intentions were tested for low and high income earners in a sample of Austrian taxpayers (N=152). Results showed that high income earners’ compliance intentions were positively influenced by fines adjusted to their income. Implications for tax policy result from potential positive effects of income-adjusted fines.

Key words: tax compliance, tax evasion, fines, income


Dr. Stephan Muehlbacher
stephan.muehlbacher@univie.ac.at

Dr. Erik Hölzl
erik.hoelzl@univie.ac.at

Prof. Dr. Erich Kirchler
erich.kirchler@univie.ac.at

Institut für Wirtschaftspsychologie
Bildungspsychologie und Evaluation
Universitätsstr. 7
A-1010 Wien, Österreich

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Vertrauen und die Durchsetzbarkeit von Reformen
Friedrich Heinemann, Eva Traut-Mattausch, Michael Förg, Eva Jonas, Dieter Frey

Der Wohlfahrtsstaat europäischer Prägung sieht sich angesichts des demographischen Wandels und des globalen Standortwettbewerbs mit einem erheblichen Reformbedarf konfrontiert. Die Geschwindigkeit, mit der Reformen umgesetzt werden können, unterscheidet sich deutlich zwischen verschiedenen Ländern. Dieser Beitrag beleuchtet in diesem Zusammenhang die Rolle des Vertrauens der Wähler gegenüber Menschen und politischen Akteuren als kritische Größe für die Durchsetzbarkeit von Reformprozessen. Eine ökonometrische Analyse makroökonomischer Datensätze deutet darauf hin, dass die im Rahmen internationaler Umfragen messbaren Unterschiede im Vertrauen tatsächlich einen Erklärungsbeitrag für Unterschiede im Reformtempo von Industriestaaten liefern können.

Schlüsselwörter: Sozialkapital, Strukturreformen, Liberalisierung


Trust and the Enforceability of Reforms
The European welfare state faces considerable reform pressure resulting from demographic change and global competition. The speed of realized reforms differs markedly among countries although these countries
face similar restrictions. Given this background our contribution focuses on the role of voter trust towards other citizens and towards political agents as a possible critical factor for a country*s reform ability. An econometric analysis based on aggregate country data suggests that international differences in trust as measured in comparative surveys can indeed offer an explanation for the differing speed of reforms in industrial countries.

Key words: social capital, structural reforms, liberalization


Dr. Friedrich Heinemann
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
L 7, 1
68161 Mannheim
heinemann@zew.de

Dr. Eva Traut-Mattausch
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstr. 13
80802 München
traut@psy.uni-muenchen.de

Dr. Michael Förg
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstr. 13
80802 München
foerg@psy.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Eva Jonas
Universität Salzburg
FB Psychologie
Hellbrunner Str. 34
A-5020 Salzburg
Österreich
eva.jonas@sbg.ac.at

Prof. Dr. Dieter Frey
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstr. 13
80802 München
frey@psy.uni-muenchen.de

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"Dänen lügen nicht" -  Determinanten finanzieller Ehrlichkeit im interkulturellen Vergleich
Detlef Fetchenhauer, Thomas Goebbels

Der vorliegende Artikel diskutiert verschiedene kulturelle Einflüsse auf die finanzielle Ehrlichkeit der Einwohner von 18 westlichen, christlich geprägten Industrienationen (gemessen mit Daten aus den World Value Surveys von 1981 und 1990). Es wird gezeigt, dass die durchschnittliche Ehrlichkeit von Menschen in einem Land umso höher ist, je weniger autoritär die in diesem Land verfolgten Erziehungsziele sind, je länger dieses Land bereits eine stabile Demokratie ist, je weniger katholisch und je mehr protestantisch dieses Land geprägt ist und als je femininer seine Kultur beschrieben werden kann. Diese Zusammenhänge bleiben auch dann robust, wenn statistisch der Einfluss des Urbanisierungsgrads und des Bruttoinlandsprodukts der untersuchten Länder kontrolliert wird.

Schlüsselwörter: finanzielle Ehrlichkeit, Erziehungsstile


"Danes don’t lie" - Intercultural Comparisons of Determinants of Financial Honesty
In this article, various cultural influences on the financial honesty of citizens in 18 Western, Christian, industrialized nations are discussed. The data are derived from the World Value Surveys of 1981 and 1990. It is shown that the average financial honesty within a country is the higher, the less authoritarian educational goals are pursued, the longer the country’s democratic tradition, the less catholic and the more protestant the country is and the larger the degree of female empowerment. These correlations remain robust when controlling for the level of urbanisation and economic wealth of the different countries.

Key words: financial honesty, educational styles


Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer
detlef.fetchenhauer@uni-koeln.de

Thomas Goebbels
thomas.goebbels@uni-koeln.de

Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie
Universität Köln
Herbert-Lewin-Str. 2
50931 Köln

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