Editorial: "Bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen"
Gian-Claudio Gentile, Theo Wehner
Corporate Social Responsibility - Quo Vadis?
Jan Jonker, Angela Marberg
Zusammenfassung | Abstract
Freiwilligenagenturen als Mittler zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen
Gisela Jakob, Heinz Janning
Zusammenfassung | Abstract
"Learning on the job - of another"
Wissenskooperationen zwischen sozialen Organisationen und Wirtschaftsunternehmen
Bettina Drexler, Egon Endres
Zusammenfassung | Abstract
Gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmenswert. Qualitative und quantitative Untersuchungen der Sicht von Führungskräften, Betriebsräten und Vertretern des HR-Managements
Alexander Pundt, Erko Martins, Claes S. Horsmann, Friedemann W. Nerdinger
Zusammenfassung | Abstract
Soziale Handlungsorientierungen von freigemeinnützig engagierten Unternehmensvertretern - Der Einfluss der betrieblichen Funktion und des Engagementbereichs
Theo Wehner, Gian-Claudio Gentile
Zusammenfassung | Abstract
Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen in Baden-Württemberg
Martina Wegner
Zusammenfassung | Abstract
Auf dem Weg zum Corporate Citizen - eine Bestandsaufnahme anleitender Texte
Gian-Claudio Gentile, Robert Böhm, Corinna Hoffmann
Zusammenfassung | Abstract
Die Koordination von Freiwilligen - Beziehungen und die organisationale Einbettung: Das Beispiel 'f-net'
Gian-Claudio Gentile, Egon Endres, Theo Wehner
Zusammenfassung | Abstract
Kein Corporate Volunteering ohne die individuelle Bereitschaft zum Volunteering: Freigemeinnütziges Engagement, was ist das?
Stefan T. Güntert, Gian-Claudio Gentile, Theo Wehner
Zusammenfassung | Abstract
Separata
Psychologische Reaktanz als Reaktion auf die Bahnpreisreform der Deutschen Bahn AG
Tina Gehlert, Angela Francke, Bernhard Schlag
Zusammenfassung | Abstract
Regulatorischer Fokus und Motivationsstärke von Warnhinweisen auf Zigattenpackungen
Marianne Holler, Sandra Dobnig, Erich Kirchler
Zusammenfassung | Abstract
Der Ort des Betriebsrats in der sozialen Topographie des Betriebes
Erhard Tietel
Zusammenfassung | Abstract
Corporate Social Responsibility - Quo Vadis? A critical inquiry into a discursive struggle
Jan Jonker, Angela Marberg
This contribution starts with a brief introduction to CSR and the debate surrounding it. The development of CSR as a movement will then be outlined, highlighting four trends over the last 30 years. Next, the notions of discourse and paradigm will be introduced, leading to the conclusion that the CSR debate can be viewed as a clash of paradigms. Finally, tying these ideas together will show that the discourse on CSR is currently in the hands of business. A paradigm shift may be needed for CSR to make further progress and eventually become established on an institutional footing according to principles of action rather than remain mere rhetoric.
Key words: discourse, stakeholder, dominant social paradigm, new eco-social paradigm, institutionalisation
Soziale Verantwortung in Betrieben - Quo vadis? Eine kritische Untersuchung eines diskursiven Kampfes
Dieser Beitrag beginnt mit einer kurzen Einführung in die CSR (Corporate Social Responsibility) und die damit einhergehende Debatte. Daran schließt sich die Darstellung der Entwicklung von CSR als eine Bewegung an. Es werden dabei vier Trends über die vergangenen 30 Jahre herausgestellt. Anschließend sollen die Begriffe Diskurs und Paradigma eingeführt werden, die zu der Schlussfolgerung führen, dass die Debatte um die CSR als ein Paradigmen-Konflikt angesehen werden kann. Wenn abschließend diese Vorstellungen zusammengeführt werden, zeigt sich, dass der Diskurs über CSR derzeit in den Händen der Unternehmen ist. Ein Paradigmen-Wechsel wäre erforderlich, damit sich die CSR weiterentwickeln und eventuell auf einer institutionellen Basis etablieren kann, in Anlehnung an Handlungsprinzipien und weniger auf einem bisher rein rhetorischen Niveau.
Schlüsselwörter: soziale Verantwortung, Unternehmen, Paradigmen
Jan Jonker
janjonker@wxs.nl
Angela Marberg
janan@xs4all.nl
Nijmegen School of Management
Radboud University Nijmegen
PO BOX 9108
6500 HK Nijmegen
The Netherlands
Freiwilligenagenturen als Mittler zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen
Gisela Jakob, Heinz Janning
Das unternehmerische bürgerschaftliche Engagement basiert auf der Kooperation mit Non-Profit-Organisationen in den Bereichen Soziales, Bildung, Jugend, Kultur und Umwelt. Häufig übernehmen Mittlerorganisationen wie Unternehmens- und Organisationsberatungen, lokale Netzwerke oder auch Freiwilligenagenturen und -zentren Aufgaben der Projektentwicklung und Vermittlung zwischen den verschiedenen Partnern. In dem vorliegenden Beitrag geht es um die Rolle von Freiwilligenagenturen als Partner von Corporate-Citizenship-Aktivitäten der Unternehmen. Diese Aufgabe wird in Deutschland bislang nur von wenigen, bereits seit längerem aktiven Freiwilligenagenturen übernommen. Die Agenturen werden dabei zu Maklern und Mittlern für neue Projekte und die Herstellung von Kooperationsbeziehungen. Dies erfordert fundierte Kenntnisse über die unterschiedlichen Organisationskulturen und Handlungslogiken in Unternehmen und in Non-Profit-Organisationen sowie eine offensive und passgenaue Projektentwicklung, mit der Aktivitäten angeregt und Akteure aus beiden Bereichen gewonnen werden.
Schlüsselwörter: Corporate Citizenship, bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen, Zivilgesellschaft, Freiwilligenagenturen
Volunteer Centres as Agents between Corporations and Non-Profit-Organisations
The community engagement of corporations is based upon cooporations with non-profit-organisations in the realm of culture, education, youth, and environment. Often, mediating actors like business and organisation consultancies, local networks, and also volunteer centres and governmental centres, take over the tasks of project development and mediation between profit and non-profit partners. This article deals with the role of volunteer centres as partners in corporate-citizenship-activities. In Germany there are only a few, well-established volunteer centres that undertake such activities. These centres become brokers and mediators which not only develop projects but also stimulate co-operational relations among partners. In this article we will argue that the role as agent demands profound knowledge about the different internal organisational cultures and logics of actions both in corporations and non-profit-organisations, as well as a pro-active and customized project development to recruit and activate actors from both spheres.
Key words: corporate citizenship, corporate volunteering, community engagement, corporation, civil society, volunteer centres
Prof. Dr. Gisela Jakob
Hochschule Darmstadt
Fachbereich Sozialpädagogik
Adelungstr. 51
64283 Darmstadt
E-Mail: gjakob@h-da.de
Heinz Janning
Zeitweise*
Freiwilligen-Agentur Bremen
c/o Sozialer Friedensdienst Bremen e.V.
Dammweg 18-20
28211 Bremen
E-Mail: info@zeitweise.info oder h.janning@zeitweise.info
"Learning on the job - of another"
Wissenskooperationen zwischen sozialen Organisationen und Wirtschaftsunternehmen
Bettina Drexler, Egon Endres
Hospitationen zwischen sozialen Organisationen und Wirtschaftsunternehmen sind eine besondere Form des Corporate Volunteering, bei dem Einblicke in andere Welten zugelassen werden. Sie ermöglichen sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene wichtige Lernprozesse. Hospitationen sind stets eine Intervention, die nicht nur den Hospitierenden, sondern auch den Hospitationsbereich zu verändern vermag. Allerdings brauchen Hospitationen eine systematische Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung. Auf der Grundlage einer qualitativen Auswertung werden die wesentlichen Erfolgsbausteine eines kooperativen Wissenstransfers vorgestellt und diskutiert.
Schlüsselwörter: Hospitationen, Wissenstransfer, Corporate Volunteering, interorganisationales Lernen.
"Learning on the Job - of another
Cooperation of Knowledge between Social Organizations and Business Companies
Observation visits between social organizations and business companies are a special type of corporate volunteering, allowing a profound insight into a different world. They enable important processes of learning, as well on an individual level, as on an organizational level. An observation visit is an intervention, which does not only have an impact on the observation visitor, but is furthermore able to change the field of observation. Observation visits do need systematical preparation, supervision und debriefing. Based on a qualitative analysis the essential elements of success for a cooperational transfer of knowledge are presented and discussed.
Key words: observation visits, transfer of knowledge, corporate volunteering, interorganizational learning
Bettina Drexler
Dipl.-Sozialpädagogin (FH)
Rothenberg Süd 16
82431 Kochel am See
E-Mail b.n.drexler@gmx.de
Prof. Dr. Egon Endres
Katholische Stiftungsfachhochschule
München
Preysingstr. 83
81667 München
E-Mail: egon.endres@ksfh.de
Gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmenswert
Qualitative und quantitative Untersuchungen der Sicht von Führungskräften, Betriebsräten und Vertretern des HR-Managements
Alexander Pundt, Erko Martins, Claes S. Horsmann, Friedemann W. Nerdinger
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, ob der Stellenwert der gesellschaftlichen Verantwortung für das Unternehmen von Führungskräften, Betriebsräten und Vertretern des HR-Managements unterschiedlich eingeschätzt wird. Im Rahmen der Arbeiten zum Projekt "TiM - Transfer innovativer Unternehmensmilieus"1 wurden 41 teilstandardisierte Interviews mit Führungskräften, Betriebsräten und Vertretern des HR-Managements aus insgesamt 8 Unternehmen durchgeführt. Der Stellenwert der gesellschaftlichen Verantwortung wurde über eine Karten-Sortieraufgabe operationalisiert. Dabei schätzen Führungskräfte den Stellenwert der gesellschaftlichen Verantwortung für das Unternehmen signifikant höher ein als Betriebsräte. In einer ergänzenden qualitativen Analyse der Interviewaussagen bringen Führungskräfte ein breiteres Spektrum an Themen mit dem Begriff der gesellschaftlichen Verantwortung in Verbindung als Betriebsräte oder Vertreter des HR-Managements. Diese Unterschiede werden als eine potenzielle Quelle von Konflikten im Unternehmen diskutiert.
Schlüsselwörter: Gesellschaftliche Verantwortung, Corporate Social Responsibility, Wertorientierungen in Organisationen
Social Responsibility as a Corporate Value
A Qualitative and Quantitative Study of the Perspectives of Leaders, Works Councilors and HR Managers
This paper investigates whether there are differences between leaders, works councilors and HR managers as to their perceptions of the importance of social responsibility. In the course of research on project "TiM - transfer of innovative corporate cultures", 41 semi-standardized interviews were conducted with leaders, works councilors and HR managers from 8 different companies. The importance of social responsibility was operationalized by means of a sorting exercise. Leaders attached significantly higher importance to social responsibility than works councilors did. In a qualitative analysis of interview responses undertaken to supplement quantitative results, leaders associated a broader spectrum of topics with the term social responsibility than both works councilors or HR managers did. These differences are discussed as a potential source of conflict within the organization.
Key words: corporate social responsibility, organizational values
Dipl.-Psych. Alexander Pundt
alexander.pundt@uni-rostock.de
Prof. Dr. Friedemann W. Nerdinger
friedemann.nerdinger@uni-rostock.de
Dr. Claes S. Horsmann
claes.horsmann@uni-rostock.de
Dipl.-Kfm. Erko Martins
erko.martins@uni-rostock.de
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl ABWL: Wirtschafts- und Organisationspsychologie
Universität Rostock
Ulmenstr. 69
18057 Rostock
Soziale Handlungsorientierungen von freigemeinnützig engagierten Unternehmensvertretern - Der Einfluss der betrieblichen Funktion und des Engagementbereichs
Theo Wehner, Gian-Claudio Gentile
Über die Motive von Unternehmen zum Engagement für freigemeinnützige Zwecke gibt es unterschiedlichste Meinungen und Erfahrungsberichte, jedoch kaum konzeptionell-empirisch gefestigte Erkenntnisse. Aus dieser Feststellung leitet sich die Frage ab, wie die Motive auf konzeptioneller Ebene erfasst werden können und wie sie sich in der empirischen Überprüfung verteilen. Anhand der Zuordnung von Interviewaussagen (N= 103) von Unternehmensvertretern (Eigentümer, CEO, Personalleiter) zu vier theoretisch hergeleiteten und empirisch geprüften Formen ,sozialer Handlungsorientierung, kann gezeigt werden, dass je nach Funktion und Engagementbereich unterschiedliche Motivmuster zu finden sind. Auf der Basis einer differenzierteren Wahrnehmung und Zuordnung unterschiedlicher Motivmuster können künftig genauere Aussagen über die Beweggründe der Unterstützung sowie die Schaffung passender Engagementangebote geleistet werden.
Schlüsselwörter: Soziale Handlungsorientierung, Motive, bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen (Corporate Volunteering) Perspektivenübernahme
Social-activity Orientations of Corporate Representatives Committed to Nonprofit Activities - The Effect of Organisational Function and Commitment Sector
Although the most varied views are held and reports published about the motives of companies committed to nonprofit purposes, conceptually and empirically proven results are largely lacking. This conclusion leads to the question of how these motives can be expressed at conceptual level and how they are distributed in the empirical survey. On the basis of the assignment of interview statements (N= 103) by corporate representatives (proprietors, CEOs, HR managers) about four theoretically derived and empirically tested forms of social-activity orientation, it can be shown that various motive patterns may be found depending on organisational function and commitment sector. On the basis of a differentiated perception and assignment of the most diverse motive patterns, more precise statements can in future be made on the motives behind the support and creation of appropriate commitment projects.
Key words: social-activity orientation, motive, corporate volunteering, perspective transfer and cooperation
Prof. Dr. Theo Wehner
twehner@ethz.ch
Gian-Claudio Gentile
ggentile@ethz.ch
ETH Zürich
Zentrum für Organisations- und
Arbeitswissenschaften (ZOA)
Forschungsgruppe "Psychologie der Arbeit in
Organisation und Gesellschaft" (PdA)
Kreuzplatz 5
CH-8032 Zürich
Schweiz
Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen in Baden-Württemberg - Ergebnisse einer repräsentativen Studie undweiterführende Deutungen
Martina Wegner
Die bislang eher dürftige Datenlage in Deutschland zum gesellschaftlichen Engagement von Unternehmen veranlasste das Land Baden-Württemberg beim Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) eine repräsentative Studie für das Bundesland in Auftrag zu geben. 541 Unternehmen nahmen an 25-minütigen Telefoninterviews teil. Die Studie untersuchte Themen wie Handlungsfelder, Engagementarten, Motivation und Anerkennung der engagierten Unternehmen mit dem Ziel, Daten für eine mögliche Förderung von Corporate Citizenship zu erhalten. Aus diesem Grund wurden auch Unternehmen interviewt, die bislang kein gesellschaftliches Engagement haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die CC-Aktivitäten oft durch persönliche Beweggründe der Unternehmer motiviert sind und vor allem auch emotionalen Bezug haben zu ihren Unternehmen und dem Standort. Dieses persönliche und stark tradierte Engagement ist nicht strategisch angelegt und oft noch weit entfernt von einer Einbettung der Unternehmen als Bürger.
Schlüsselwörter: Corporate Citizenship, Unternehmerisches bürgerschaftliches Engagement, Standortpolitik, Mittelstand, Baden-Württemberg, Unternehmensve
antwortung, Zivilgesellschaft
Community Involvement of Companies in Baden-Württemberg - Results of a Quantitative Survey and Lines of Interpretation
Against the background that empirical data on Corporate Citizenship activities of small and medium-sized companies is still hard to find, the Land Baden-Wurttemberg had a quantitative survey carried out by the Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze). 541 companies participated in 25-minute telephone interviews, inquiring into issues including existing fields of action, instruments, motivation and recognition of companies involved in Corporate Citizenship. Objective of the survey was to obtain relevant data to define policies to support and promote the idea of Corporate Citizenship. For this purpose also companies were interviewed which at present do not undertake any CC activities. The results show that Corporate Citizenship activities are driven by personal motivation of the entrepreneurs and are emotionally related to their business and their business location. Corporate Citizenship of small- and medium-sized companies is rooted in tradition and a strategic approach is still to develop.
Key words: corporate citizenship, community involvement, Baden-Wurttemberg, strategic philanthropy, SME, corporate responsibility, civil society
Dr. Martina Wegner
Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung
Bugginger Str. 38
79114 Freiburg
E-Mail: wegner@zze-freiburg.de
Auf dem Weg zum Corporate Citizen - eine Bestandsaufnahme anleitender Texte
Gian-Claudio Gentile, Robert Böhm, Corinna Hoffmann
Das aktive Engagement von Unternehmen in der Gesellschaft bzw. lokalen Gemeinschaft wird immer stärker propagiert. Im Vergleich zu diesen auffordernden Beiträgen mangelt es jedoch an Wissen für die konkrete Umsetzung solcher Projekte. Der vorliegende Beitrag vergleicht deshalb eine Auswahl anleitender Leitfäden und Handbücher (N= 8). Diese werden auf die Unterstützungsleistung bei der Ein- und Durchführung konkreter Projekte auf der inhaltlichen bzw. operativen Ebene analysiert und ausgewertet. Wie die Ergebnisse zeigen, entsprechen die auf Erfahrungswissen aufbauenden Texte dem Bedürfnis der Praktiker nach Information und Orientierung. Relativ schwach ist die Berücksichtigung prozessualer Aspekte, welche die konkrete Umsetzung erleichtern würden. Der Beitrag schließt mit drei Vorschlägen, wie die bestehenden Lücken aus der Perspektive anwendungsorientierter Forschung verkleinert werden können.
Schlüsselwörter: Corporate Citizenship, Kooperation, Leitfaden und Handbücher, Projektmanagement und anwendungsorientierte Forschung
Towards Corporate Citizenship - The Current Status of Introductory Texts
The active commitment by companies to society or local communities is propagated ever more strongly. Compared to such challenging contributions, however, there is a lack of knowledge about the concrete implementation of such projects. This paper consequently compares a selection of introductory guidelines and manuals (N= 8). Their effective support in the introduction and implementation of concrete projects at content or operative levels is analyzed and evaluated. As the results show, texts based on experiential knowledge correspond to the need by practitioners for information and orientation. The process aspects which would facilitate concrete implementation are covered only relatively weakly. The paper closes with three proposals for reducing the existing gaps from the perspective of application-oriented research.
Key words: corporate citizenship, cooperation, guidelines and manuals, project management and application-oriented research
Gian-Claudio Gentile
ETH Zürich
Zentrum für Organisations- und
Arbeitswissenschaften (ZOA)
Forschungsgruppe "Psychologie der Arbeit in Organisation und Gesellschaft" (PdA)
Kreuzplatz 5
CH-8032 Zürich
Schweiz
E-Mail: ggentile@ethz.ch
Robert Böhm
Eilenburger Str. 45
04860 Torgau
E-Mail: Robert.Boehm@gmail.com
Corinna Hoffmann
Christburger Str. 4
10405 Berlin
E-Mail: hurvinek_@gmx.de
Die Koordination von Freiwilligen - Beziehungen und die organisationale Einbettung: Das Beispiel 'f-net'
Gian-Claudio Gentile, Egon Endres, Theo Wehner
Organisationen des Dritten Sektors stehen vermehrt vor der Aufgabe Freiwillige mit unterschiedlichen Motiven und Interessen aufzunehmen und mit individuell zugeschnittenen Engagementangeboten einzubinden. Der Caritasverband der Region München Stadt/Land reagierte auf diese Herausforderung mit der Gründung weitgehend unabhängiger Freiwilligenzentren in der Stadt München - dem sog. f-net. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die Beziehung zwischen den f-net-Koordinatoren und den Freiwilligen sowie die organisationale Einbettung im Caritasverband unter den sich verändernden Rahmenbedingungen vertieft zu verstehen. Anhand der aus Triadengesprächen inhaltsanalytisch verdichteten ,Lebenslinie des Koordinationsablaufs kann gezeigt werden, welche Unterstützungsfunktionen das f-net bietet, wo Schwierigkeiten bei der Prozessbegleitung bestehen und wo es zu Überforderungen der Beteiligten kommt. Diese Erkenntnisse werden auf dem Hintergrund der ,Aufgaben der Organisation (Koordination, Orientierung und Motivation) interpretiert, was zu ersten Vorschlägen für Veränderungsmöglichkeiten führt. Im Ausblick werden Bezüge aus der aktuellen Untersuchung zum Thema Corporate Volunteering sichtbar gemacht.
Schlüsselwörter: Freiwilligkeit, Dritter Sektor, Organisation, Kompetenzentwicklung und Professionalisierung
Coordinating Volunteers - Relationships and Organisational Context Illustrated by the f-net
Organisations in the third sector are increasing facing the task of accepting volunteers with diverse motives and interests and involving them in individually structured commitment projects. The Caritas Association of Munichs city/suburban region responded to this challenge by establishing largely independent volunteers centres in the city of Munich - known as the f-net. The aim of this paper is to gain a more detailed understanding of the relationship between f-net coordinators and volunteers as well as their organisational integration in the Caritas Association under the changing framework conditions. The lifeline of the coordination process whose contents are analyzed in triad discussions reveals the nature of the support functions of the f-net, where the process accompaniment runs into difficulties and where participants may be overtaxed. This information will be interpreted against the background of the organisational tasks (coordination, orientation and motivation), thus leading to initial proposals for possible changes. The outlook visualises references between the current study and the topic of corporate volunteering.
Key words: voluntarism, third sector, organisation, competence development and professional status
Gian-Claudio Gentile
ggentile@ethz.ch
Prof. Dr. Theo Wehner
twehner@ethz.ch
ETH Zürich
Zentrum für Organisations- und
Arbeitswissenschaften (ZOA)
Forschungsgruppe "Psychologie der Arbeit in Organisation und Gesellschaft" (PdA)
Kreuzplatz 5
CH-8032 Zürich
Schweiz
Prof. Dr. Egon Endres
Katholische Stiftungsfachhochschule
München
Preysingstr. 83
81667 München
E-Mail: egon.endres@ksfh.de
Kein Corporate Volunteering ohne die individuelle Bereitschaft zum Volunteering: Freigemeinnütziges Engagement, was ist das?
Stefan T. Güntert, Gian-Claudio Gentile, Theo Wehner
Dem Leitsatz ,Kein Corporate Volunteering ohne Volunteering folgend, zeigt der vorliegende Beitrag Transfer- und Lernmöglichkeiten aus der psychologischen Freiwilligenforschung für den Bereich bürgerschaftlichen Engagements von Unternehmen auf. Erkenntnisse der Sozialpsychologie zum prosozialen Verhalten und den zugrunde liegenden Motiven spielen hierbei eine wichtige Rolle. Fragen der Gestaltung freigemeinnütziger Arbeit und motivierender Rahmenbedingungen werden aus tätigkeitspsychologischer Perspektive erläutert. Welche Bedeutung diese Erkenntnisse für den Bereich bürgerschaftlichen Engagements von Unternehmen haben, wird am Beispiel des Corporate Volunteering (CV) diskutiert. Vorgängig wird die konzeptionelle Einordnung von CV im Rahmen von Corporate Citizenship erläutert. Der Beitrag schließt mit ersten Forschungsergebnissen, welche aus dem Transfergedanken folgen, sowie mit offenen Fragen für künftige Forschungsvorhaben.
Schlüsselwörter: prosoziales Verhalten, Volunteering, Tätigkeit, Organisation, Corporate Citizenship, Corporate Volunteering, soziale Handlungsorientierung
No Corporate Volunteering without the Individual Willingness to Volunteer: What Exactly is Voluntary Nonprofit Commitment?
According to the motto: No Corporate Volunteering without Volunteers, this paper derives transfer and learning opportunities within the sector of corporate civic commitment from psychological research into volunteering. The insights into pro-social behaviour and the underlying motives gained by social psychology play an important role. Questions of the organization of voluntary nonprofit work and motivating framework conditions are clarified from the perspective of activity psychology. The significance of these insights for the sector of corporate civic commitment is discussed on the basis of Corporate Volunteering (CV). The conceptual classification of CV within the scope of Corporate Citizenship is initially explained. The paper closes with the first research results emerging from the transfer concept and with open questions for future research projects.
Key words: pro-social behaviour, volunteering, activity, organisation, corporate citizenship, corporate volunteering, social-action orientation
Stefan T. Güntert
sguentert@ethz.ch
Gian-Claudio Gentile
ggentile@ethz.ch
Prof. Dr. Theo Wehner
twehner@ethz.ch
ETH Zürich
Zentrum für Organisations- und
Arbeitswissenschaften (ZOA)
Forschungsgruppe "Psychologie der Arbeit in Organisation und Gesellschaft" (PdA)
Kreuzplatz 5
CH-8032 Zürich
Schweiz
Psychologische Reaktanz als Reaktion auf die Bahnpreisreform der Deutschen Bahn AG
Tina Gehlert, Angela Francke, Bernhard Schlag
Im Dezember 2002 wurde von der Deutschen Bahn AG ein neues Preissystem, das so genannte Preis- und Erlösmanagement Personenverkehr (PEP), eingeführt. Die Kunden nahmen die Bahnpreisreform, die für sie eigentlich Vorteile bringen sollte, jedoch in dieser Form nicht an. Besonders negativ wurden die Komponenten Vorausbuchen, Stornogebühren und die Abschaffung der 50% Ermäßigung gewährenden BahnCard wahrgenommen. In diesem Beitrag wird untersucht, ob die Theorie der psychologischen Reaktanz ein geeignetes Erklärungsmodell für die Ablehnung des neuen Preissystems durch die Kunden darstellt. Dazu wurde ein Instrument zur Erhebung psychologischer Reaktanz entwickelt, welches auf die spezifische Situation der Bahnpreisreform angepasst ist. An der Untersuchung nahmen 460 Probanden, überwiegend Studenten, teil. Mittels einer Faktorenanalyse konnte die Angemessenheit des Erhebungsinstrumentes gezeigt werden. Eine multiple Regressionsanalyse bestätigte den Erklärungsbeitrag der Theorie der psychologischen Reaktanz am Verhalten der Kunden zur Bahnpreisreform. Daraus werden Handlungsempfehlungen zur Vermeidung psychologischer Reaktanz bei der Einführung innovativer Preismaßnahmen im Verkehrsdienstleistungsbereich abgeleitet.
Schlüsselwörter: Psychologische Reaktanz, Yield Management, Preispolitik, Bahnpreisreform
Psychological Reactance Towards the New Fare Policy of the Deutsche Bahn AG
In 2002 the Deutsche Bahn AG introduced a new fare system, based on the principles of yield management. However, the customers did not accept this new fare system, despite the fact that it promised various advantages for them. Especially the reservation in advance, the cancellation fees and the abolishment of the BahnCard, a 50% discount card, were perceived as negative. In this paper we describe whether the theory of psychological reactance is able to explain this rejection. A questionnaire has been developed to operationalise psychological reactance based on the specific situation of the fare system reform. 460 subjects, mainly students, participated in this study. A factor analysis confirmed the appropriateness of the survey instrument. A multiple regression analysis supported the hypothesis that the theory of psychological reactance contributes to the explanation of the rejection of the new fare system by the customers. Based on the results recommendations are given how to avoid psychological reactance while introducing innovative pricing policies.
Key words: psychological reactance, yield management, German Railways fare policy
Dipl.-Psych. Tina Gehlert
gehlert@verkehrspsychologie-dresden.de
Dipl.-Veral.-wirtsch. Angela Francke
angela.francke@tu-dresden.de
Prof. Dr. Bernhard Schlag
schlag@verkehrspsychologie-dresden.de
Lehrstuhl für Verkehrspsychologie
Technische Universität Dresden
01062 Dresden
Regulatorischer Fokus und Motivationsstärke von Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen
Marianne Holler, Sandra Dobnig, Erich Kirchler
In einer quasiexperimentellen Studie an 96 Rauchern wird der Frage nachgegangen, ob die handelsüblichen, ausschließlich negativ formulierten Warnhinweise auf Zigarettenpackungen durch positiv formulierte Aussagen ergänzt werden sollten. Gemäß Regulatorischer Fokustheorie (Higgins, 1997, 1998) befolgen promotionsorientierte Personen eher dann einen Ratschlag, wenn ihnen der daraus entstehende Gewinn vor Augen geführt wird. Umgekehrt sind präventionsorientierte Personen eher motiviert, einem Ratschlag Folge zu leisten, wenn ihnen die Kosten einer Nicht-Befolgung verdeutlicht werden. Die Beurteilung zweier Warnhinweise zum Thema Durchblutung/Durchblutungsstörungen zeigt sich nur zum Teil vom Regulationsfokus der Raucher abhängig. Präventionsorientierte Raucher messen dem negativ formulierten Warnhinweis "Rauchen kann zu Durchblutungsstörungen führen" größere Motivationsstärke für eine freiwillige Einschränkung des Tabakkonsums bei als dem positiv formulierten Warnhinweis "Nichtrauchen kann die Durchblutung verbessern". Promotionsorie
tierte Raucher und solche ohne vorherrschenden Regulationsfokus unterscheiden bezüglich der Motivationsstärke nicht zwischen den beiden Warnhinweisen. Die Ergebnisse legen nahe, dass der negativ formulierte Warnhinweis präventionsorientierte Raucher anspricht, dass aber für die anderen beiden Gruppen noch keine adäquate Formulierung der Warnhinweise zur individuellen Unterstützung in der Raucherentwöhnung erreicht wurde. Eine Ergänzung der handelsüblichen Warnhinweise durch positiv formulierte Aussagen erscheint aufgrund vorliegender Ergebnisse nicht ratsam.
Schlüsselwörter: Regulationsfokus, Framing, Gesundheitsförderung, Prävention, Raucherentwöhnung
Regulatory Focus and Motivational Appeal of Warning Information on Cigarette Packages
A quasi-experimental study on 96 smokers was conducted to test whether standard, exclusively negatively framed warning information on cigarette packages should be complemented by positively framed statements. According to Regulatory Focus Theory (Higgins, 1997, 1998), promotion-oriented persons are more inclined to follow an advice when they are confronted with the gain of being compliant. On the other hand, prevention-oriented persons are motivated to follow an advice when the loss of not being compliant is emphasized. Ratings of two pieces of warning information on blood circulation/circulatory disorder partially confirm dependence on the smokers regulatory focus. Under a prevention focus, the negatively framed warning information "Smoking may lead to circulatory disorders" yielded higher motivational appeal for a voluntary limitation of smoking than the positively framed warning information "Non-smoking may improve blood circulation". Smokers under a promotion focus and smokers without a predominant regulatory focus do not differentiate between the motivational appeal of the two pieces of warning information. The results suggest that the negatively framed warning information mainly addresses smokers under a prevention focus, whereas no adequate framing method for individually supporting the two other groups of smokers has been found yet. Complementing standard warning information by positively framed statements does not seem an advisable means to help smokers in their withdrawal.
Key words: regulatory focus, framing, health promotion, prevention, smoking withdrawal
Mag. Marianne Holler
marianne.holler@univie.ac.at
Mag. Sandra Dobnig
sandra@dobnig.com
Univ.-Prof. Dr. Erich Kirchler
erich.kirchler@univie.ac.at
Fakultät für Psychologie
Institut für Wirtschaftspsychologie,
Bildungspsychologie und Evaluation
Universität Wien
Universitätsstr. 7
A-1010 Wien
Österreich
Der Ort des Betriebsrats in der sozialen Topographie des Betriebes
Erhard Tietel
Wie erleben und verarbeiten Betriebsräte den gegenwärtig stattfindenden Wandel ihrer Rolle und wie gelingt es ihnen, handlungs- und gestaltungsfähig zu bleiben? Diese Frage stand im Zentrum des Forschungsprojektes "Subjektive Erfahrung von Betriebsräten". Ein zentraler Aspekt betriebsrätlicher Erfahrung betrifft die Verortung des Betriebsrats in der sozialen Topographie des Betriebes; diese Frage nach dem Ort des Betriebsrats im sozialen Gefüge eines Betriebes wird im vorliegenden Text untersucht.
Im Gegensatz zu ihrem Wunsch nach ,gleicher Augenhöhe erleben sich Betriebsräte den Geschäftsleitungen gegenüber sozio-räumlich tiefer und damit von der sozialen Position her niedriger angesiedelt, als dies ihren Vorstellungen entspricht, während sie andererseits - selbst wenn sie dies nicht wollen - faktisch über den von ihnen Vertretenen residieren. Auch wenn der Ort des Betriebsrats in der sozialen Topographie des Betriebes damit der Position von mittleren Führungskräften ähnelt, zeigt die vorliegende Studie, dass die Verortung von Betriebsräten paradoxer ist, da diese sich auf eine eigentümliche Weise zugleich oben und unten dazugehörig fühlen. Dies legt es nahe, den Betriebsrat stärker, als es bisher geschieht, in Kategorien des ,In-Beziehung-zu zu denken, also in seinen heterogenen Beziehungsverhältnissen, die sich nur schwer als zusammenhängende Einheit fassen und in die strukturelle und hierarchische Ordnung einer Organisation einpassen lassen.
Schlüsselwörter: Betriebliche Arbeitsbeziehungen, Betriebsräte, Führungskräfte, Anerkennung, sozialer Raum, räumliche Metaphern, räumliche Bilder
The Place of Work Councils in the Social Topography of a Company
How do work councils experience and manage the current changes in their role and how do they remain active and keep their ability to create solutions in the interest of the employees? The research project "The subjective experience of works councils" focused on this question. One central aspect of their experience concerns the works councils place in the social topography of the company; the present text explores this place in the companys social microstructure.
Contrary to their desire to be on an equal level with management, works councils experience the space they occupy as spatially deeper and socially lower. Furthermore, even though several of them would wish it were otherwise, they are objectively situated above those they represent. Even though the place of works councils in the social topography of a company resembles that of middle managers, this study shows that their place is far more paradoxical, because they experience themselves as belonging both to the top floor and to the shop floor simultaneously.
This suggests a conceptualisation of works councils as being in-relation-to, i.e. in their heterogeneous relationships, which means that they cannot be conceived as a coherent entity fitting simply into the hierarchical order of an organisation.
Key words: industrial relations, works councils, executives, recognition, social space, spatial metaphors, spatial images
PD Dr. Erhard Tietel
Akademie für Arbeit und Politik
Parkallee 39
28209 Bremen
E-Mail: etietel@aap.uni-bremen.de