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Wirtschaftspsychologie

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2006-2/3

Wirtschaftspsychologie 2/3-2006


Editorial: Salutogenese in der Arbeit

Theo Wehner & Peter Richter

Salutogenese in der Arbeit - ein Paradigmenwechsel?
Ivars Udris
Zusammenfassung | Abstract

Ressourcen in der Arbeitswelt - Replikationsstudie zur Struktur und zur Risikoprädiktion des SALSA-Verfahrens
Peter Richter, Claudia Nebel, Sandra Wolf
Zusammenfassung | Abstract

Trau - Schau - Wem? Vertrauen in die Organisation als salutogenetischer Katalysator
Thomas Rigotti & Gisela Mohr
Zusammenfassung | Abstract

Gibt es einen Ressourcenkern? Überlegungen zur Funktionalität von Ressourcen
Antje Ducki & Tanja Kalytta
Zusammenfassung | Abstract

Die Effektivität betrieblicher Gesundheitsförderung - eine Frage der Untersuchungsmethode?
Eva Bamberg
Zusammenfassung | Abstract

Betriebliches Gesundheitsmanagement als salutogene Intervention - Entwicklungsstand und Potenzial im Schweizer Dienstleistungssektor
Georg Bauer & Margareta Schmid
Zusammenfassung | Abstract

Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens auf der Grundlage eines ressourcenorientierten Ansatzes
Uwe Schaarschmidt & Ulf Kieschke & Andreas W. Fischer
Zusammenfassung | Abstract

Bewertung der Partizipation und des Empowerments von Mitarbeitenden bei der Entwicklung, Einführung und Evaluation neuer Arbeitszeitmodelle
Harald Reuter
Zusammenfassung | Abstract

Ressourcen, Belastungen und Beanspruchungen wissenschaftlicher Mitarbeiter
Anna-Marie Metz & Heinz-Jürgen Rothe & Jana Pitack
Zusammenfassung | Abstract

Feuer und Flamme für die Arbeit? - Die Rolle von Arbeitsengagement
Sabine Sonnentag
Zusammenfassung | Abstract

Arbeit und (mangelnde) Wertschätzung
Norbert K. Semmer, Nicola Jacobshagen, Laurenz L. Meier
Zusammenfassung | Abstract

Die zwei Gesichter der Arbeit und ihre Rolle für das Wohlbefinden: Eine aktivierungstheoretische Interpretation
Urs Schallberger
Zusammenfassung | Abstract

Von Berlin über Köln nach Zürich - Stationen eines gemeinsamen Weges
Eberhard Ulich

 


Salutogenese in der Arbeit - ein Paradigmenwechsel?
Ivars Udris

Der Beitrag skizziert den Ansatz der Salutogenese und die Gesundheitstheorie von Aaron Antonovsky, in der das Konstrukt des Kohärenzgefühls eine zentrale Rolle spielt. Das theoretische Gesundheitskonzept des Forschungsprojekts SALUTE an der ETH Zürich, das salutogenetische Paradigma aufgreifend, wird vorgestellt und es werden einige empirische Projektergebnisse berichtet, insbesondere zum Fragebogen SALSA und zum Kohärenzgefühl. Abschließend wird diskutiert, wie die Tradition der persönlichkeits- und gesundheitsförderlichen Gestaltung humaner Arbeit und die Tradition der Salutogenese integriert werden können.

Schlüsselwörter: Betriebliche Gesundheitsförderung, Kohärenzgefühl, Ressourcen, Salutogenese, soziale Unterstützung


Salutogenese at Work a Change of Paradigm?

The approach of salutogenesis and the theory of health by Aaron Antonovsky are outlined. In this theory the construct of sense of coherence (SOC) plays a central role. The theoretical concept of health and some empirical results of the project SALUTE at the Swiss Federal Institute of Technology (ETH) Zurich which takes up the paradigm of salutogenesis are presented, especially some results with the questionnaires SALSA and SOC. Finally it is discussed how the tradition of personality and health promoting humane job design could be integrated with the tradition of salutogenesis.

Key words: resources, salutogenesis, sense of coherence, social support, workplace health promotion


Prof. Dr. Ivars Udris
ETH Zürich
Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften
Kreuzplatz 5
CH-8032 Zürich
Schweiz
iudris@ethz.ch

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Ressourcen in der Arbeitswelt - Replikationsstudie zur Struktur und zur Risikoprädiktion des Salsa-Verfahrens
Peter Richter, Claudia Nebel, Sandra Wolf

Die begrenzte Gültigkeit von Stress-Fragebögen und deren häufig mangelnder theoriegeleiteter Aufbau werden oftmals generalisierend subjektiven Arbeitsanalysen insgesamt angelastet. Die im deutschen Sprachraum vielfach genutzte Salutogenetische Subjektive Arbeitsanalyse (SALSA) (Rimann & Udris, 1993, Udris & Rimann, 1999) ist eine theoriebasierte umfangreiche Methodenentwicklung, die Kernmerkmale stress-, handlungstheoretischer und sozio-technischer Modelle abbildet. In der hier vorgestellten Reanalyse wurden 1123 SALSA-Datensätze auf Struktur und interne Konsistenz geprüft. Ferner wurde untersucht, ob das Verfahren eine hinlängliche Prädiktionsstärke von Gesundheits- bzw. Risikopotentialen in der Arbeit hat. In diesem Zusammenhang wurde ein Risikoindex generiert, welcher sich am methodischen Vorgehen des "Allostatic Load Index" (Seeman, McEwan et al., 1999, Schnorpfeil et al., 2003) orientiert. Die von den Autoren ursprünglich mitgeteilte Faktorenstruktur konnte weitgehend repliziert werden. Aber auch anderweitig replizierte Faktorenstrukturen ließen sich bestätigen (Schnorpfeil et al., 2003). Die Ergebnisse sprechen für die Stabilität des SALSA- Verfahrens und zeigen, dass eine für ökonomische Routineuntersuchungen des betrieblichen Gesundheitsschutzes häufig gewünschte Kurzversion ohne Gültigkeitsverluste ableitbar ist. Der breite Einsatz des Verfahrens als subjektive Anforderungsanalyse für die Betriebliche Gesundheitsförderung kann empfohlen werden.

Schlüsselwörter: Salutogenese, Risikoindex, SALSA-Reanalyse


Resources in Work - A Replication Study According Structure and Risk Prediction of the SALSA Questionnaire

The limited validity of stress questionnaires and the general lack of theoretical background of subjective task-analyses are often criticized. In the German language area the Salutogenetic Subjective Job-Analysis (SALSA) (Rimann & Udris, 1993, Udris & Rimann, 1999) is an often used theory-based method. It indicates core-issues of stress-, action- and sociotechnical models. 1123 data-sets were analysed for their factorial structure and their internal consistence. Furthermore we tested if the procedure is able to predict health or risk-potentials following the methods shown by Seeman et al. (1999) and Schnorpfeil et al. (2003). The original factorial structure could be confirmed. Other known structures could also be rebuilt (Schnorpfeil et al., 2003). Results indicate for the stability of the SALSAQuestionnaire and show the possibility to deduce a short version for economic routinechecks without loss of validity. The widespread use of SALSA as subjective task-analyses for occupational health promotion can be advised.

Key words: Salutogenetic Subjective Job-Analysis, risk-potentials


Prof. Dr. Peter Richter
richter@psychologie.tu-dresden.de

Dipl.-Psych. Claudia Nebel
nebel@psychologie.tu-dresden.de

Dipl.-Psych. Sandra Wolf
wolf@psychologie.tu-dresden.de

Technische Universität Dresden
Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie
01069 Dresden

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Trau - Schau - Wem? Vertrauen in die Organisation als salutogenetischer Katalysator
Thomas Rigotte, Gisela Mohr

Vertrauen in die Organisation stellt eine wichtige soziale Ressource dar, wurde aber bisher vorrangig mit Verhaltensindikatoren, wie organizational citizenship behavior oder Leistungsparametern in Verbindung gesetzt. Im Sinne eines streng salutogenen Ansatzes wird ein direkter positiver Zusammenhang zwischen Vertrauen und subjektivem Wohlbefinden postuliert, der an einer Stichprobe von 643 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus verschiedenen Branchen auch empirischen Nachweis findet. Darüber hinaus scheinen positive Zusammenhänge von erlebter Vertragseinhaltung (psychologischer Vertrag) besonders bedeutsam zu sein, wenn auch Vertrauen vorliegt. Vertrauen, so die Schlussfolgerung, scheint demnach ein wichtiger Katalysator (Moderator) in der Beförderung salutogener Prozesse zu sein.

Schlüsselwörter: Vertrauen, Psychologischer Vertrag, Salutogenese, Katalysator


Trust in organization is an important social resource. Predominantly, research looked at its relation to organizational behavior, like citizenship behavior or performance indicators. Following a strict salutogenic approach, we propose a main effect of trust for subjective well-being, which finds support within a sample of 643 employees from different branches. Furthermore, the positive correlates of perceived delivery of the deal of employers’ promises (psychological contract) seems to be especially important if trust is apparent. Hence, trust seems to be an important moderator that furthers salutogenetic processes.

Key words: Trust, psychological contract, salutogenesis, catalyst


Dipl.-Psych. Thomas Rigotti
rigotti@uni-leipzig.de

Prof. Dr. Gisela Mohr
mohr@rz.uni-leipzig.de

Universität Leipzig
Institut für Psychologie II
Seeburgstr. 14-20
04103 Leipzig

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Gibt es einen Ressourcenkern? Überlegungen zur Funktionalität von Ressourcen
Antje Ducki, Tanja Kalytta

Es werden verschiedene in der Psychologie und den Gesundheitswissenschaften oft diskutierte Ressourcenmodelle in ihren Kernaussagen dargestellt. Neben Modellen auf handlungs- und stresstheoretischer Basis sowie auf persönlichkeits- und kognitionstheoretischer Grundlage werden auch Ressourcenmodelle der klinischen Psychologie in die Überlegungen einbezogen. Der Fokus liegt auf einer individuums- und handlungsbezogenen Betrachtung von Ressourcen und deren Wirkung. Ausgehend vom Forschungsstand werden die Grundelemente von situativen und personalen Ressourcen zusammenfassend dargestellt und spezifische Aspekte wie die Unterscheidung von Potentialen und Ressourcen hervorgehoben. Darauf aufbauend wird die Bedeutung von Ressourcen im Handlungsvollzug aufgezeigt.

Schlüsselwörter: Ressourcen, Modelle, Handlungen, Potential, situativ, personal


Is there a Core of Resources? Aspects on the Function of Recources

The article describes the essential elements of different resource models which are often discussed in psychology and public health. Models of resources based on action, stress, personality or cognition theories are taken into consideration as well as models based on clinical psychology. We focus on an individual- and activity-related approach of resources and their effects. Based on current research the fundamental elements of situational and personal resources are summarized and specific aspects, like the difference between potentials and resources, are clarified. On this basis the function of resources in the action process is emphasized.

Key words: resources, models, action, potential, situational, personal


Prof. Dr. Antje Ducki
antje.ducki@tfh-berlin.de

Dipl.-Psych. Tanja Kalytta
kalytta@tfh-berlin.de

Technische Fachhochschule Berlin
Fachbereich I: Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften
Luxemburger Str. 10
13353 Berlin

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Die Effektivität Betrieblicher Gesundheitsförderung - eine Frage der Untersuchungsmethode?
Eva Bamberg

Bei betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) wird in der Regel getrennt zwischen so genannten personenbezogenen Verfahren, die auf eine Veränderung von personalen Merkmalen und Prozessen abzielen (z.B. Gesundheitsverhalten, Stressmanagement) und bedingungsbezogenen Verfahren, die eine Veränderung situativer Merkmale zum Gegenstand haben (z.B. Reduktion von Belastungen am Arbeitsplatz). Im Folgenden geht es um Maßnahmen der BGF, die den Anspruch haben, Bedingungsbezug zumindest teilweise zu realisieren. In den letzten Jahren wurden einige Evaluationsstudien zu einschlägigen Maßnahmen publiziert. Veröffentlichungen, die eine Evaluierung von BGF zum Gegenstand haben, variieren in mehrfacher Hinsicht, unter anderem in Bezug auf die Dokumentation der Maßnahmen, der Untersuchungsmethoden und der Ergebnisse. Zwei Gruppen lassen sich trennen: (1) Sog. Prä-Post-Studien, die, wie der Name schon sagt, im Prä-Post-Design, häufig unter Einbeziehung einer Kontrollgruppe und mit standardisierten Instrumenten, v.a. Fragebögen, durchgeführt werden und (2) sog. Fallstudien, die auf die Einbeziehung von Kontrollgruppen verzichten, mit unterschiedlichsten Erhebungsmethoden arbeiten und der Beschreibung der Erhebungsmethoden relativ wenig Aufmerksamkeit schenken. Beide Gruppen unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer Ergebnisse. Die Studien der ersten Gruppe verweisen auf Grenzen der Wirksamkeit von BGF. Es bleibt jedoch offen, ob die Ergebnisse dieser Studien aufgrund der Methodik, v.a. der Untersuchungsinstrumente, nicht eine Unterschätzung der Wirksamkeit von BGF sind. Die Studien der zweiten Gruppe kommen zu einer bedeutend positiveren Einschätzung, dies könnte jedoch eine Überschätzung der Wirksamkeit von BGF sein. Die Studien der ersten Gruppe werden in Reviews und Metaanalysen berücksichtigt, die Studien der zweiten Gruppe bleiben unter Verweise auf methodische Gründe meist ausgeklammert. Von daher kann angenommen werden, dass auch Metaanalysen und Reviews zu Ergebnissen kommen, die eine Unterschätzung der Wirksamkeit von BGF bedeuten.

Schlüsselwörter: Betriebliche Gesundheitsförderung, personenbezogene vs bedingungsbezogene Verfahren, Prä-Post-Studien, Fallstudien


Evaluation Studies of Workplace Health Promotion

Within workplace health promotion (WHP), a distinction is generally made between person- oriented interventions, which target changes in personal characteristics and processes (e.g. health behavior, stress management) and condition-oriented interventions, which focus on changes in situational aspects (e.g. reduction of workplace strain). In the following, WHP interventions will be addressed, which claim to at least in part realize condition orientation. Over the last years, a number of evaluation studies have been published. Publications evaluating WHP vary in many respects, including the documentation of the interventions, investigation methods and results. Two groups can be discerned: (1) So-called pre-post studies, which, as the name suggests, often include a control group and are carried out using standardized instruments, above all questionnaires, and (2) So-called case studies, which dispense with control groups, employ a variety of investigation methods and pay relatively little attention to the description of these methods. The two groups differ, however, in terms of their results. Studies belonging to the first group point to limitations in the effectiveness of WHP. It remains unclear, however, whether the findings of such studies, as a result of the methodology and above all the instruments employed, may represent an underestimation of WHP effectiveness. Studies from the second group on the other hand, reach a considerably more positive appraisal, though this in turn could represent an overestimation of the effectiveness of WHP. While studies classified as belonging to the first group are included in reviews and metaanalyses, those from the second group are mostly excluded on account of methodological aspects. In light of this, it can be assumed that meta-analyses and reviews also present results which constitute an underestimation of the effectiveness of WHP.

Key Words: workplace health promotion, person vs condition oriented interventions, prepost studies, case studies


Prof. Dr. Eva Bamberg
Universität Hamburg
Fakultät für Erziehungswissenschaft,
Psychologie und Bewegungswissenschaft
Fachbereich Psychologie, Arbeits-,
Betriebs- und Umweltpsychologie
Von-Melle-Park 11
20146 Hamburg
bamberg@uni-hamburg.de

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Betriebliches Gesundheitsmanagement als salutogene Intervention - Entwicklungsstand und Potenzial im Schweizer Dienstleistungssektor
Georg Bauer, Margareta Schmid

Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) hat mit dem Salutogenese-Konzept und dem darauf aufbauenden Gesundheitsförderungsansatz eine allgemeine theoretische Grundlage. Allerdings lässt diese normative Basis offen, welche Maßnahmen in der Praxis unter BGF zu fassen sind bzw. von Unternehmen selbst der BGF zugeordnet werden. Anhand früherer Untersuchungen sowie einer eigenen Repräsentativ-Erhebung in Schweizer Dienstleistungsunternehmen werden das Verständnis und der Entwicklungsstand von BGF aus Unternehmenssicht dargestellt und Schlussfolgerungen für künftige Verbreitungsstrategien von BGF gezogen.

Schlüsselwörter: betriebliche Gesundheitsförderung, betriebliches Gesundheitsmanagement, Personalmanagement, Salutogenese, Verbreitung


Worksite Health Management as Salutogenic Intervention: State and Potential in Swiss Service Companies

The general theoretical basis of worksite health promotion (WHP) is the concept of salutogenesis and the health promotion concept. However, this normative basis does not define which ac

ions should be considered as WHP. Based on earlier studies and a representative survey in the Swiss service sector the conception and state of worksite health promotion is presented. Conclusions are drawn for future dissemination strategies for WHP.

Key words: worksite health promotion, worksite health management, personel management, salutogenesis, dissemination


Dr. Georg Bauer
gfbauer@ifspm.unizh.ch

Dr. Margareta Schmid
schmid@access.unizh.ch

Abteilung Gesundheitsforschung und
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Institut für Sozial- und Präventivmedizin
Universität Zürich und Zentrum für
Organisations- und Arbeitswissenschaften
ETH Zürich
Hirschengraben 84
CH-8001 Zürich
Schweiz

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Diagnostik beruflichen Bewältigungsverhaltens auf der Grundlage eines ressourcenorientierten Ansatzes
Uwe Schaarschmidt, Ulf Kieschke, Andreas W. Fischer

Personen unterscheiden sich nicht nur nach Stärkegraden einzelner Eigenschaften, also quantitativ, sondern auch nach der jeweils besonderen Kombination von Eigenschaftsausprägungen, also qualitativ. Eine Analyse von Merkmalsprofilen ist daher oft ergiebiger als die isolierte Betrachtung der beteiligten Variablen. Ein Verfahren, das ebendiese Prämisse zu einer diagnostischen Strategie innerhalb eines gesundheitspsychologischen Forschungsprogramms ausbaut, steht im Mittelpunkt unseres Beitrags: das Fragebogeninventar AVEM ("Arbeitsbezogenes Verhaltensund Erlebensmuster"; Schaarschmidt & Fischer, 1996/2003). Das Instrument ermöglicht neben einer Auswertung auf Einzelskalenebene die Zuordnung der Probanden zu 4 clusteranalytisch gewonnenen Typen. Untersuchungen in verschiedenen Berufsstichproben haben gezeigt, dass der Bogen die psychometrischen Grundvoraussetzungen für eine gehaltvolle Profildiagnostik erfüllt und ein valides Klassifikationsschema bietet.

Schlüsselwörter: Typendiagnostik, Bewältigungsstile, Berufsbelastung


Individual Resources of Coping with Occupational Stress. A Type Diagnostic Approach

Persons differ not only quantitatively, i.e. in which degree a certain characteristic is expressed, but also qualitatively, i.e. in terms of specific combinations of their characteristics. Thus, the analysis of entire profiles of characteristics rather than the isolated investigation of single characteristics may be more insightful especially when health-related behaviors are concerned. A methodological tool that provides the means for such an elaborate analysis in the context of work-related stress, coping and health is the AVEM questionnaire ("Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster” [Pattern of work-related coping behavior]; Schaarschmidt & Fischer, 1996/2003). This diagnostic instrument allows for a subscale- level analysis as well as differentiation between four types of work-related coping behaviors that have been obtained by a cluster- solution. Using data collected from sample groups with different professional backgrounds it has been shown that the questionnaire fulfills the psychometric prerequisites for extensive profile diagnostics and provides a valid classification scheme.

Key words: type diagnosis, coping styles, occupational stress


Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt
schaar@rz.uni-potsdam.de

Prof. Dr. Ulf Kieschke
kieschke@rz.uni-potsdam.de

Universität Potsdam
Institut für Psychologie
Postfach 601553
14415 Potsdam


Dr. Andreas W. Fischer
COPING - Psychologische Diagnostik & Personalentwicklung
Untere Hauptstr. 30
A-2485 Wampersdorf
Österreich
awfischer@coping.at

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Bewertung der Partizipation und des Empowerments von Mitarbeitenden bei der Entwicklung, Einführung und Evaluation neuer Arbeitszeitmodelle
Harald Reuter

Im Rahmen eines Modell-Projekts der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) zur Gestaltung von Arbeitszeitmodellen wurden auf zwei Pilotstationen neue Modelle für ein halbes Jahr gestestet. Der vorliegende Beitrag veranschaulicht, wie Partizipation und Empowerment der ca. 400 Intensivpflege-Mitarbeitenden eines Universitätsspitals im Projekt verwirklicht worden sind. Diese beiden Kernelemente der BGF wurden zum Abschluss des Projekts aus Sicht der Mitarbeitenden und aus der Perspektive von elf Teilnehmenden der für die Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle zusammengestellten Arbeitsgruppe schriftlich evaluiert. Dabei zeigte sich, dass Partizipation und Empowerment nur als teilweise erfüllt bewertet wurden. Die intensiver in das Modell-Projekt einbezogenen Beschäftigten der beiden Pilotstationen wiesen signifikant höhere Werte in den Fragebogen-Items auf als die der Kontrollstationen. Die Entwicklung einer gemeinsamen Problemsicht, das Einbringen von Vorschlägen und der Einfluss auf Entscheidungen in Bezug auf die Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle wurden durch die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe positiv bewertet. Die Beteiligung der Zielgruppen zu allen Phasen des Projekts sowie die Bewertung der Beteiligung und Befähigung aus Sicht der Beteiligten sollten als modellhaftes Vorgehen in der betrieblichen Gesundheitsförderung dienen.

Schlüsselwörter: Partizipation, Empowerment, Arbeitszeitmodelle, Betriebliche Gesundheitsförderung, Evaluation


Assessing Employees’ Participation and Empowerment Regarding the Development, Implementation and Evaluation of New Work Schedules

Two of seven intensive care units (ICU) of a university hospital tested new shift schedules during six months. This article illustrates how the approx. 400 ICU-employees participated and were empowered during the change process. The two core elements of workplace health promotion (WHP) - participation and empowerment - were evaluated by all employees and by the working group installed for developing the new work schedules. Overall, it showed that participation and empowerment was not fully reached. However, employees of the pilot wards rated the questionnaire items on participation and empowerment significantly higher than those of the other wards. Furthermore the working group members gave positive ratings on developing a common problem view, posing suggestions and having influence on the decision-making process. The procedure of involving the target groups into all project stages as well as integrating evaluation of participation and empowerment into the change process should be exemplary for WHP projects.

Key words: participation, empowerment, workplace health promotion, work schedules, evaluation


Dipl.-Psych. Harald Reuter
Abteilung Gesundheitsforschung und
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Institut für Sozial- und Präventivmedizin
Universität Zürich und Zentrum für
Organisations- und Arbeitswissenschaften
ETH Zürich
Hirschengraben 84
CH-8001 Zürich / Schweiz
hreuter@ifspm.unizh.ch

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Ressourcen, Belastungen und Beanspruchungen Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Anna-Marie Metz, Heinz-Jürgen Rothe, Jana Pitack

Der Beitrag bezieht sich auf eine empirische Erhebung an 161 wissenschaftlichen Mitarbeitern einer Universität im Bundesland Brandenburg vor Einführung gestufter Studiengänge. Erfragt wurden neben den arbeitsbezogenen Belastungen durch Forschung, Lehre und universitäre Rahmenbedingungen die vor allem aus den Arbeitsinhalten resultierenden Ressourcen sowie die erlebten Belastungen. In die online-Befragung waren u.a. der SALSA (Rimann & Udris), Teile des SPA (Metz & Rothe), die Kurzskala zum Flowerleben (Rheinberg, Vollmeyer & Engeser), Teile des FABA (Richter, Rudolf & Schmidt) sowie eine Erhebung von psychosomatischen Beschwerden integriert. Erwartungsgemäß ist die forschende Arbeit durch hohe Tätigkeitsspielräume, vielfältige und herausfordernde kognitive Anforderungen geprägt. Damit assoziiert sind Erfolgserleben, Zufriedenheit und Flow-Erleben. Ähnlich positive Bewertungen erfahren die Aktivitäten in der akademischen Lehre. Beanspruchungen ergeben sich vor allem aus hohem Leistungs- und Zeitdruck, überlangen Arbeitszeiten, nicht immer gelingender worklife balance sowie ineffizientem, die Wissenschaftler wenig unterstützendem Verwaltungshandeln der Hochschule. In der Teilgruppe der befristet Beschäftigten werden als zusätzliche, teilweise bedrohlich erlebte Belastungen die Unsicherheiten bezüglich der beruflichen Perspektiven jenseits der Hochschultätigkeit benannt.

Schlüsselwörter: wissenschaftliche Mitarbeiter, akademische Lehre und Forschung, Belastung, Beanspruchung, Ressourcen


Resources, Stress and Strain Among Academic Staff

The article refers to an internet based survey of 161 academic staff members at a university in Germany. The survey focused on the job related stresses and strains of the participants as well as their resources. Parts of validated questionnaires concerning resources and workload, decision latitude, flow experience, work satisfaction and an additional questioning of psychosomatic discomfort were applied in the survey. The main tasks of the academics were research, teaching and administration. As expected the research work was characterized by decision latitude, challenging cognitive requirements and participation possibilities. Connected to these, experience of success, satisfaction and flow experience were reported. Positive appraisal was also found for the teaching tasks. The survey identified the following stressors: pressure to perform, pressure of time, long working time, work-life imbalance as well as a lack of administrative support. The insecurity of the occupational career was an additional stressor for temporarily employed staff members.

Key words: academic staff, teaching and research tasks, job stress, job strain, resources


Prof. Dr. Anna-Marie Metz
metz@rz.uni-potsdam.de

Apl. Prof. Heinz-Jürgen Rothe
rothe@rz.uni-potsdam.de

Dipl.-Psych. Jana Pitack
pitack@rz.uni-potsdam.de

Universität Potsdam
Institut für Psychologie
Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Postfach 601553
14415 Potsdam

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Feuer und Flamme für die Arbeit - das Konzept des Arbeitsengagements
Sabine Sonnentag

In diesem Artikel werden unterschiedliche Konzeptualisierungen von Arbeitsengagement vorgestellt und die empirische Forschung zu möglichen Prädiktoren und Konsequenzen von Arbeitsengagement zusammengefasst. Kernaspekte von Arbeitsengagement sind Hingabe an die Arbeit, Konzentration auf die Arbeit sowie die Erfahrung, in der Arbeit "aufzugehen". Die empirische Forschung hat insbesondere ein hohes Ausmaß von Kontrolle bei der Arbeit, Klarheit der Arbeitsanforderungen und die erlebte psychologische Sicherheit als potentielle Prädiktoren von Arbeitsengagement identifiziert. Als mögliche Konsequenzen von Arbeitsengagement wurden Wohlbefinden, Gesundheit, Arbeitsleistung und Verbindung mit der Organisation untersucht. Zukünftiger Forschungsbedarf besteht im Bereich der Konstruktvalidierung sowie bei der Untersuchung längsschnittlicher Zusammenhänge.

Schlüsselwörter: Arbeitsengagement, Kontrolle bei der Arbeit, Befinden, Gesundheit, Arbeitsleistung


Being Dead Keen on your Work - The Role of Work Engagement

This article gives an overview over various conceptualizations of work engagement and summarizes empirical research evidence on potential predictors and consequences of work engagement. Core aspects of work engagement comprise dedication to one’s work, attention on one’s work, and absorption. Empirical research identified job control, job clarity and psychological safety as potential predictors of work engagement. Studies included well-being, health, job performance, and organizational commitment as potential predictors of work engagement. Future research on work engagement should continue to address construct validity issues and should examine lagged effects in longitudinal studies.

Key words: work engagement, job control, well-being, health, job performance


Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Universität Konstanz
Fachbereich Psychologie
Fach D42
78457 Konstanz
sabine.sonnentag@uni-konstanz.de

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Arbeit und (mangelnde) Wertschätzung
Norbert K. Semmer, Nicola Jacobshagen, Laurenz L. Meier

Ein hoher Selbstwert geht mit positivem Befinden und Zufriedenheit einher, und Menschen sind bemüht, ihren Selbstwert aufrechtzuerhalten, zu schützen oder zu verbessern. In der arbeitspsychologischen Stressforschung wurden diese Erkenntnisse bis anhin jedoch kaum aufgenommen. Der vorliegende Artikel weist auf die Wichtigkeit der Selbstwertbedrohung als häufiges Kernelement des Stresserlebens hin und erläutert mehrere aus dem "Stress as Offence to Self"- Konzept abgeleitete Formen von Stressoren, die den Selbstwert durch fehlende Wertschätzung bedrohen: respektloses Verhalten von Vorgesetzten und Mitarbeitenden, als illegitim wahrgenommene Stressfaktoren, als illegitim empfundene Arbeitsaufgaben sowie als dysfunktional erlebte soziale Unterstützung. Mehrere Studien werden präsentiert, die zeigten, dass diese Stressoren und fehlende Wertschätzung beispielsweise mit Ressentiments gegenüber der Organisation, Irritation, Burnout und geringerer Arbeitszufriedenheit einhergehen. Im Gegensatz zeigt sich aber auch, dass erlebte Wertschätzung am Arbeitsplatz über mehrere Jahre mit erhöhter Arbeitszufriedenheit zusammenhängt. Abschließend werden praktische Implikationen abgeleitet, mit denen Wertschätzung vermittelt und daraus folgend der Selbstwert sowie die Gesundheit von Arbeitnehmern gefördert werden kann.

Schlüsselwörter: Stress am Arbeitsplatz, Wertschätzung, Selbstwertbedrohung, illegitime Tätigkeiten und Stressoren, SOS-Konzept


Appreciation, or Lack thereof, at Work

High self-esteem is associated with improved well-being and satisfaction, and individuals try to protect or enhance their self-esteem. However, despite its importance, threat to self-esteem plays a minor role in occupational stress research. This paper focuses on the importance of threats to self-esteem as core elements of stress experiences. It discusses several kinds of stressors from the perspective of the "Stress as Offence to Self”-concept, which threaten self-esteem by way of a perceived lack of appreciation: disrespectful behavior of supervisors and colleagues, illegitimate stressors, illegitimate tasks, and dysfunctional social support. Results of several studies are presented that show that these kinds of stressors, and lack of appreciation, are associated for instance with feelings of resentment against the employer, irritation, burnout, and reduced job satisfaction. Also, results show that job satisfaction improves when one feels continuously appreciated over time. Implications are discussed with regard to appreciating employees, protecting th

ir self-esteem, and thus improve their wellbeing.

Key words: stress at work, appreciation, threat to self-esteem, illegitimate tasks and stressors, SOS-concept


Prof. Dr. Norbert K. Semmer
norbert.semmer@psy.unibe.ch

Lic. Phil. Nicola Jacobshagen
nicola.jacobshagen@psy.unibe.ch

Lic. Phil. Laurenz L. Meier
laurenz.meier@psy.unibe.ch

Universität Bern
Institut für Psychologie
Unitobler
Muesmattstr. 45
CH-3000 Bern 9
Schweiz

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Die zwei Gesichter der Arbeit und ihre Rolle für das Wohlbefinden: eine aktivierungstheoretische Interpretation
Urs Schallberger

Das Bild der zwei Gesichter der Arbeit (Lewin, 1920) impliziert, dass die Rolle der Arbeit für das Wohlbefinden und die Gesundheit nur dann verstanden werden kann, wenn man Arbeit gleichzeitig als mögliche Quelle von negativen (z.B. Arbeitsstress) und positiven emotionalen Zuständen (z.B. Arbeitsfreude) beschreibt. Eine auf der Basis einer aktivierungstheoretischen Interpretation dieser Auffassung durchgeführte Experience Sampling- Studie (N = 225) zeigt, dass sich die Rolle der beiden Gesichter der Arbeit je nach Betrachtungsebene markant unterscheidet: Das aktuelle Wohlbefinden in einem bestimmten Moment spiegelt primär das Ausmaß der momentanen negativen Aktivierung wider, während das habituelle Wohlbefinden (z.B. Lebenszufriedenheit, Depressivität) primär mit dem charakteristischen Niveau der positiven Aktivierung im Arbeitsalltag zusammenhängt. Die heute oft feststellbare Tendenz, die Beziehung von Arbeit und Wohlbefinden bzw. Gesundheit allein mit dem Stresserleben zu erklären, scheint damit zwar durch die Alltagserfahrung nahegelegt, jedoch - wie schon Lewin behauptet hat - klar zu einseitig.

Schlüsselwörter: Stress, Eustress, positive/negative Aktivierung, Wohlbefinden, Gesundheit, Ressourcen, Stressoren


The Two Faces of Work and their Roles in Well-being: An Interpretation Based on Activation Theory

The notion of the two faces of work (Lewin, 1920) suggests that the role of work in wellbeing and health can be understood only when we describe work simultaneously as a possible source of negative (e.g. work stress) and positive (e.g. pleasure in work) emotional states. Based on an activation theory interpretation of this understanding, we conducted an Experience Sampling Study (N = 225) that revealed that the roles of the two faces of work differ markedly depending on the level of observation: A person’s current state of well-being at any particular moment primarily reflects the extent of momentary negative activation, whereas a person’s general, longer-term well-being (for example, life satisfaction, depressivity) is primarily connected with the characteristic level of positive activation in everyday working life. The frequent tendency today to explain the relation between work and well-being, or health, based on stress alone thus appears to correspond with our everyday experience, and yet - as Lewin maintained - it is clearly too onesided.

Key words: stress, eustress, positive/negative activation, well-being, health, resources, stressors


Prof. Em. Dr. Urs Schallberger
Alte Gockhauserstr. 1d
CH-8044 Gockhausen
Schweiz
schallberger@angpsy.unizh.ch

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