Inhaltsverzeichnis
Editorial
Stephan Hau
Arbeit mit Träumen in der psychoanalytischen Psychotherapie
Christian Roesler
Strukturale Traumanalyse als Grundlage für eine zeitgemäße therapeutische Traumarbeit
Lutz Wittmann
Posttraumatische Albträume als Beispiel für psychodynamisches Arbeiten mit Träumen in Psychotherapien
Brigitte Holzinger & Severin Ableidinger
Erhellen der Botschaften der Dunkelheit: Traumarbeit aus der Sicht der Gestalttherapie unter Miteinbeziehung der Analytischen Psychologie (C. G. Jung) und das luzide Träumen
Reinhard Pietrowsky
Träume in der KVT
Michael Schredl
Das Arbeiten mit Träumen in Gruppen
Vom Sinn und Nutzen der Arbeit mit Träumen: Ein Gespräch zwischen Vertretern verschiedener psychotherapeutischer Verfahren
Mitteilungen des DVT
Rezension
Interessante Neuerscheinungen
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:217–219
https://doi.org/10.2440/006-0047
Editorial
Reinhard Pietrowsky
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:220–230
https://doi.org/10.2440/006-0048
Arbeit mit Träumen in der psychoanalytischen Psychotherapie
Stephan Hau
Zusammenfassung: Die Deutung von Träumen hat einen besonderen Stellenwert in der psychoanalytischen Psychotherapie. Ging Sigmund Freud noch von der Vorstellung aus, der Traum bedeute den Versuch einer Wunscherfüllung und die Bedeutung liege im unbewussten latenten Trauminhalt, betonen neuere psychoanalytische Traumtheorien die Bedeutung des manifesten Traums für die klinische Arbeit. Drei dieser Konzepte werden hier näher vorgestellt und die klinischen Implikationen untersucht. Dies ist einerseits das Traumanalysemodell von Erik Homburger Erikson, das systematisch manifeste Trauminhalte untersucht, andererseits der Ansatz von Ernest Hartmann, bei dem vor allem die Affekte und deren Bearbeitung im Mittelpunkt stehen und schließlich das Traumgenerierungsmodell von Ulrich Moser und Ilka von Zeppelin, das den Traum als Simulationsprozess von Mikrowelten konzipiert.
Schlüsselwörter: Psychoanalyse, Traum, Traumdeutung, manifester Trauminhalt, Übertragung
Working with dreams in psychoanalytic psychotherapy
Abstract: The interpretation of dreams holds a special place in psychoanalytic psychotherapy. While Sigmund Freud regarded dreams as attempts at wish fulfillment – containing unconscious meanings hidden in their latent content – more recent psychoanalytic theories emphasize the clinical significance of the manifest dream. This text presents three such contemporary approaches in greater detail and explores their clinical implications. First is Erik Homburger Erikson’s model of dream analysis, which systematically examines the manifest content of dreams. Second is Ernest Hartmann’s emotionally focused approach, which centers on how dreams process affect. Finally, Ulrich Moser and Ilka von Zeppelin’s model of dream generation is introduced, in which dreams are understood as simulations of micro-worlds.
Keywords: psychoanalysis, dream, dream interpretation, manifest dream content, transference
Prof. Dr. Stephan Hau
Psykologiska institutionen,
Stockholms universitet
Albanovägen 12
S-114 19 Stockholm
stephan.hau@psychology.su.se
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:231–246
https://doi.org/10.2440/006-0049
Strukturale Traumanalyse als Grundlage für eine zeitgemässe therapeutische Traumarbeit
Christian Roesler
Zusammenfassung: Seit den Anfängen der Psychotherapie werden Träume verwendet und die Wirksamkeit der therapeutischen Arbeit mit Träumen ist mittlerweile gut belegt. Nach wie vor fehlt aber ein empirisch fundiertes Modell für eine zeitgemäße therapeutische Traumarbeit, die die Erkenntnisse der empirischen und klinischen Traumforschung integriert. Die zu diesem Zwecke entwickelte Strukturale Traumanalyse (STA) wird mit ihrer Forschungsmethodologie und den bisherigen Ergebnissen zusammenfassend dargestellt. Zentrale Annahme ist, dass die Handlungsfähigkeit (Agency) des Traum-Ichs (die Figur im Traum, die der Träumende als Ich erlebt) Probleme im Traum zu bewältigen und zu lösen – im Gegensatz zu sich bedroht zu fühlen, ängstlich und passiv zu sein und keine Lösung zu haben – im psychodynamischen Sinne mit
Ich-Stärke gleichzusetzen ist und dass sich die Verbesserung im Laufe der Therapie in einer Zunahme der Traum-Ich-Agency widerspiegelt. Es wurde eine Typologie von sechs Traummustern entwickelt, mit der über 90 Prozent der Träume in der klinischen Praxis identifiziert werden können. Die Traummuster stehen in Verbindung mit den spezifischen Problemen des Patienten, den Themen der Psychotherapie und dem Fortschritt in der Therapie im Sinne von Besserung. Das Modell wurde in einer Reihe von empirischen Studien bestätigt. Die Ergebnisse unterstützen Jungs Theorie des Traumes als Selbstdarstellung der Psyche sowie sein Konzept der Deutung auf der Subjektstufe.
Schlüsselwörter: therapeutisches Arbeiten mit Träumen, Traumforschung, strukturale Traumanalyse, Jungs Traummodell
Structural dream analysis as a basis for contemporary therapeutic dream work
Abstract: Dreams have been used since the beginnings of psychotherapy, and the effectiveness of therapeutic work with dreams is now well documented. However, there is still no empirically based model for contemporary therapeutic dream work that integrates the findings of empirical and clinical dream research. Structural Dream Analysis (STA) developed for this purpose is summarized with its research methodology and the results to date. The central assumption is that the agency of the dream ego (the figure in the dream that the dreamer experiences as the ego) to cope with and solve problems in the dream – in contrast to feeling threatened, being anxious and passive and having no solution – can be equated with ego strength in the psychodynamic sense, and that the improvement in the course of therapy is reflected in an increase in dream ego agency. A typology of six dream patterns has been developed which can be used to identify over 90 percent of dreams in clinical practice. The dream patterns are related to the specific problems of the patient, the themes of the psychotherapy and the progress in therapy in terms of improvement. The model has been confirmed in a number of empirical studies. The results support Jung’s theory of the dream as a self-representation of the psyche and his concept of interpretation at the subject level.
Keywords: dream interpretation in psychotherapy, dream research, structural dream analysis, Jung’s dream theory
Prof. Dr. Christian Roesler
Klinische Psychologie,
Katholische Hochschule Freiburg
Karlstrasse 63
D-79104 Freiburg i. Br.
christian.roesler@kh-freiburg.de
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:247–258
https://doi.org/10.2440/006-0050
Posttraumatische Albträume als Beispiel für psychodynamisches Arbeiten mit Träumen in Psychotherapien
Lutz Wittmann
Zusammenfassung: Einer kurzen Einführung in das psychodynamische Verständnis psychopathologischer Symptome folgt eine Skizzierung des Wandels des psychoanalytischen Zugangs zum Phänomen Traum im Laufe der Zeit. Im Folgenden werden zentrale Konzepte posttraumatischer Albträume vorgestellt und aus Sicht der empirischen Forschung beleuchtet. Ein Exkurs in die Herleitung eines wissenschaftlichen Rationals für die psychotherapeutische Arbeit mit traumatisierten Patientinnen bereitet die Darstellung psychodynamischer Zugänge zum posttraumatischen Albtraum vor. Diese umfassen die Betrachtung formaler Aspekte des Traumgeschehens (Binswanger, 2016; Morgenthaler, 2004) und seiner inhaltlichen Übereinstimmung mit dem traumatischen Ereignis (Schreuder & Kleijn, 2001), die Identifikation von Erfahrungen, die repetitive Albträume auslösen können (Lansky & Bley, 1995) sowie die Analyse der Affektregulationskapazität des Träumers. Abschließend werden diese Zugänge anhand einer Fallvignette illustriert.
Schlüsselworte: Traum, Albtraum, Konflikt, Persönlichkeitsstruktur, Affektregulation, psychodynamische Psychotherapie
Post-traumatic nightmares as an example of psychodynamic work with dreams in psychotherapy
Abstract: Following a brief introduction to the psychodynamic understanding of psychopathological symptoms, this paper outlines the evolution of psychoanalytic approaches to the phenomenon of dreaming over time. Central concepts of posttraumatic nightmares are introduced and highlighted by empirical findings. A brief exploration of the scientific rationale for psychotherapeutic treatment of trauma patients provides the framework for psychodynamic methods of addressing posttraumatic nightmares. Such methods include the consideration of formal aspects of the dream plot (Binswanger, 2016; Morgenthaler, 2004) and their resemblance to the traumatic event (Schreuder & Kleijn, 2001), the identification of experiences which may cause repetitive nightmares (Lansky & Bley, 1995), and the analysis of the dreamer’s capacity for affect regulation. These approaches are exemplified using a clinical case study.
Keywords: dream, nightmare, conflict, personality structure, affect regulation, psychodynamic psychotherapy
Prof. Dr. Lutz Wittmann
International Psychoanalytic University
Berlin gGmbH
Stromstrasse 1
D-10555 Berlin
lutz.wittmann@ipu-berlin.de
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:259–281
https://doi.org/10.2440/006-0051
Erhellen der Botschaften der Dunkelheit: Traumarbeit aus der Sicht der Gestalttherapie unter Miteinbeziehung der Analytischen Psychologie (C. G . Jung) und das luzide Träumen
Brigitte Holzinger & Severin Ableidinger
Zusammenfassung: Träume sind faszinierende Erfahrungen. Die Erfassung des psychotherapeutischen Potenzials ist Herzstück einiger psychotherapeutischer Methoden. In diesem Beitrag werden vorwiegend Träumen in der Gestalttherapie, deren Fundament Gestalttheorie ist, und die Ansätze von Traumarbeit, die sich daraus entwickelt haben, dargestellt. Zusammenfassend betrachten wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen beiden psychotherapeutischen Schulen: Beide Schulen betrachten Träume als existenzielle Botschaften zur Selbstregulierung und Selbstorganisation, beide betonen die Bedeutung des Wiedererlebens des Traums gegenüber seiner Interpretation. Als Weiterentwicklung der Traumarbeit aus der Gestaltpsychotherapie wird die Technik „DreamSenseMemory“ (DSM) beschrieben, die sich auf sinnliche Wahrnehmung und Erinnerung sowie auf luzides Träumen als psychotherapeutische Technik (LDT) konzentriert, da die sogenannte Traumarbeit dort und dann stattfinden kann, wenn wir schlafen und sich der Traum entwickelt.
Schlüsselwörter: Gestalttherapie, Gestalttheorie, Traumarbeit, „DreamSenseMemory“, luzides Träumen, Klarträumen, Analytische Psychologie, C. G. Jung
Shedding light on the messages of darkness: dream work from the perspective of Gestalt therapy, incorporating analytical psychology (C. G. Jung) and lucid dreaming
Summary: Dreams are fascinating experiences. Its potential for psychotherapy is core in several psychotherapeutic schools. In this article, dreams and so called dreamwork will be described from a gestalttherapeutic and gestalttheoretical view as well as the theoretical concepts regarding dreams and its applications in psychotherapy in Analytical Psychology (C. G. Jung). In conclusion, we will consider similarities and differences between these two psychotherapeutic schools: Both schools view dreams as existential messages for self-regulation and selforganisation, both claim the importance of reexperiencing the dream rather than interpreting it. As a further development in dreamwork from the Gestaltside of Psychotherapy, the technique ‘DreamSenseMemory’ (DSM) is described, as it focuses on sensual perception and memory and lucid dreaming as a psychotherapeutic technique (LDT), as the so called dreamwork can take place, there and then, when we sleep and the dream evolves.
Keywords: C. G. Jung, analytical psychology, gestalttherapy, gestalttheory, dream work, DreamSenseMemory, lucid dreaming
PD Dr.in Brigitte Holzinger
Institut für Bewusstseinsund
Traumforschung
Canongasse 13/1
A-1180 Wien
brigitte.holzinger@chello.at
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:282–293
https://doi.org/10.2440/006-0052
Träume in der KVT
Reinhard Pietrowsky
Zusammenfassung: Träume spielten in der klassischen Verhaltenstherapie eine unbedeutende Rolle. Auch in der kognitiven Verhaltenstherapie fanden sie bislang wenig Beachtung, auch wenn sich in ihnen die kognitiven Schemata des Wachlebens widerspiegeln sollten. Dennoch gibt es vereinzelte Ansätze, Träume in die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) einzubinden. Diese und ihre Weiterentwicklungen gehen davon aus, dass die Arbeit mit Träumen eine hilfreiche Methode der KVT sein kann, um therapierelevante Probleme zu erkennen, den Therapieprozess zu intensivieren, Einsicht in das eigene Erleben und Verhalten zu gewinnen und vor allem um Lösungsmöglichkeiten für verhaltenstherapeutische Interventionen abzuleiten. Neben den theoretischen Grundlagen der verhaltenstherapeutischen Arbeit mit Träumen wird das praktische
Vorgehen umrissen.
Schlüsselworte: Träume, kognitive Verhaltenstherapie, Therapieprozess, Exploration, Einsicht, Intervention
Dreams in CBT
Abstract: Dreams played a subordinate role in classical behavior therapy. Even in cognitive behavior therapy (CBT) dreams were rarely regarded, although the cognitive schemas from waking life were assumed to be reflected in dreams. Nonetheless there are a few approaches to working with dreams in CBT. These and further developments assume that working with dreams can be a helpful method in CBT to uncover problems of relevance, to intensify the therapeutic process, to gain insight into one’s experience and behavior, and, most of all, to derive solutions for CBT interventions. Besides the theoretical foundations of the CBT related work with dreams the practical implementation is outlined.
Keywords: dreams, cognitive behavior therapy, therapy process, exploration, insight, intervention
Prof. (i.R.) Dr. Reinhard Pietrowsky
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Abteilung Klinische Psychologie
Universitätsstrasse 1
D-40225 Düsseldorf
r.pietrowsky@uni-duesseldorf.de
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:294–303
https://doi.org/10.2440/006-0053
Das Arbeiten mit Träumen in Gruppen
Michael Schredl
Zusammenfassung: Das Arbeiten mit Träumen im therapeutischen Kontext ist von Sigmund Freud eingeführt worden und spielt auch heute in der klinischen Praxis, zumindest im Einzelsetting, eine wichtige Rolle. Allerdings zeigen klinische Publikationen als auch empirische Untersuchungen, dass die Arbeit mit Träumen im Gruppensetting sehr hilfreich sein kann. So kann das Traumerzählen das Gruppengefühl stärken, besonders dann, wenn andere Gruppenmitglieder im Traum vorkommen. Ein häufig verwendeter Ansatz ist, dass die Gruppenmitglieder gebeten werden, etwas dazu zu sagen, wie der Traum auf sie gewirkt hat und was er bedeuten würde, wenn es ihr eigener Traum wäre. So wird sichergestellt, dass dem Traum keine Bedeutung von außen übergestülpt wird. Diese Ansätze werden weltweit auch in so genannten Traumgruppen
durchgeführt, dabei handelt es sich um Gruppen außerhalb des psychotherapeutischen Kontexts. Allerdings fehlen noch Studien zur Häufigkeit von Traumarbeit im gruppentherapeutischen Setting und zur Effektivität der Traumarbeit in der klinischen Praxis.
Schlüsselwörter: Traumarbeit, Gruppentherapie
Working with dreams in groups
Abstract: Working with dreams in a therapeutic context was introduced by Sigmund Freud and still plays an important role in clinical practice today, at least in individual settings. However, clinical publications and empirical studies show that working with dreams in a group setting can be very helpful. For example, sharing dreams can strengthen the group feeling, especially when other group members appear in the dream. A frequently used approach is to ask group members to say something about how the dream affected them and what it would mean if it were their own dream. This ensures that no external meaning is imposed on the dream. These approaches are also used worldwide in so-called dream groups, which are groups outside the psychotherapeutic context. However, there are still no studies on the frequency of dream work in group
therapy settings or on the effectiveness of dream work in clinical practice.
Keywords: dream work, group therapy
Prof. Dr. Mic hael Schredl
Schlaflabor, Zentralinstitut
für Seelische Gesundheit
J5
D-68159 Mannheim
michael.schredl@zi-mannheim.de
VERHALTENSTHERAPIE & VERHALTENSMEDIZIN
2024.45:304–314
https://doi.org/10.2440/006-0054
Vom Sinn und Nutzen der Arbeit mit Träumen: Ein Gespräch zwischen Vertretern verschiedener psychotherapeutischer Verfahren
Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin
45. Jahrgang · 2024 · Heft 3
Pabst, 2025
ISSN 1865-9985














