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Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin

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2023-1-2

Inhaltsverzeichnis

 

Impressum


Editorial


Jürgen Hoyer & Susanne Knappe
Multimodale Status- und Verlaufsdiagnostik bei Angststörungen


Susanne Knappe, Jenny Rosendahl, Kerstin Weidner & Julia Martini
Peripartale Angst-, Zwangs- und traumaassoziierte Störungen: Ein Überblick zu Phänomenologie, Diagnostik und Therapie


Stefanie Maria Jungmann & Karoline Sophie Sauer
Pathologische Krankheitsängste: Symptomatik, Diagnostik, Pathogenese und Behandlung


Isabella Vormittag & Ulrike Demal
Soziale Angststörungen: Diagnostik und Therapie


Christian Fischer
Die Trennungsangststörung: Eine Angststörung über die gesamte Lebensspanne


Pia Anna Weber
Schulangst – Möglichkeiten von Diagnostik und Therapie


Ulrich Stangier
Prozessbasierte Therapie der Sozialen Angststörung


Beate Muschalla
Differentialdiagnostik und Behandlungsgrundsätze bei arbeitsbezogenen Ängsten


Christiane Eichenberg
Angststörungen im Kontext digitaler Medien


Stefan Leidig
Einführung in die metakognitive Therapie der generalisierten Angststörung


Mitteilungen der SGVT


Mitteilungen der DVT


Ankündigungen


Rezension


Interessante Neuerscheinungen


 


Editorial
Matthias Backenstraß & Peter Fiedler


 

Multimodale Status- und Verlaufsdiagnostik bei Angststörungen
Jürgen Hoyer & Susanne Knappe


Zusammenfassung: In der vorliegenden Übersichtsarbeit stellen wir eine Systematik kategorialer und dimensionaler diagnostischer Zugänge für Angststörungen vor. Sie umfasst Eingangs-, Prozess- und Verlaufsdiagnostik sowie Ausgangsdiagnostik und Katamnese. Wir nehmen auf die mit dem ICD-11 vorgenommenen Änderungen Bezug, einschließlich der neu definierten Störungsbilder Selektiver Mutismus und Trennungsangststörung, und gehen auch auf ausgewählte Syndrome ein, die für die Verhaltensmedizin Bedeutung haben, wie Iatrophobie, Tokophobie oder Sturzangst. Für die Behandlungsplanung und -bewertung unterbreiten wir Vorschläge für die Diagnostik der Angstsymptomatik auf allen Qualitäten des Erlebens und Verhaltens, einschließlich der für die einzelnen Angststörungen spezifischen Befürchtungen.

Schlüsselwörter: Angststörungen, Angstdiagnostik, ICD-11, Krankheitswertigkeit, Alltagsängste

 

Multimodal state- and progress-related diagnostics in anxiety disorders


Abstract: In this narrative review, we describe a systematic approach to diagnosing anxiety disorders and their severity on the categorical and dimensional level. We cover all stages of clinical assessment including initial evaluation, treatment course, outcome evaluation and follow up. We take the changes in ICD-11 into account, referring particularly to the new diagnostic categories of selective mutism and separation anxiety disorder. In addition, we discuss selected syndromes with specific importance for behavior medicine like iatrophobia, tokophobia or fear of falling. With respect to treatment planning and evaluation, we propose multimodal assessment comprising physiological, emotional, and cognitive indicators of behavior, and also the specific anxious apprehensions typical for each of the anxiety disorders.

Keywords: anxiety disorders, anxiety diagnostics, ICD-11, diagnostic threshold, every day anxieties


Prof. Dr. Jürgen Hoyer
Technische Universität Dresden
Lehrstuhl Behaviorale Psychotherapie
Hohe Strasse 53
D-01187 Dresden
juergen.hoyer@tu-dresden.de

Prof. Dr. Susanne Knappe
Diplom-Psychologin
Evangelische Hochschule Dresden
(ehs ), University of Applied Sciences
for Social Work, Education and
Nursing, Dresden (Germany)
Dürerstrasse 25
D-01307 Dresden
susanne.knappe@ehs-dresden.de


 

Peripartale Angst-, Zwangs- und traumaassoziierte Störungen: Ein Überblick zu Phänomenologie, Diagnostik und Therapie
Susanne Knappe, Jenny Rosendahl, Kerstin Weidner & Julia Martini


Zusammenfassung: Angst-, Zwangs- und traumaassoziierte Störungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und beginnen häufig schon in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter. Dementsprechend leiden nicht wenige Frauen bereits vor ihrer ersten Schwangerschaft unter einer manifesten Angststörung, ohne dass diese im Übergang zur Elternschaft remittiert. Aufgrund der Überlappung von somatischen Schwangerschaftsbeschwerden und Angstsymptomen werden letztere aber oft nicht erkannt oder unterschätzt. Hinzu kommen spezifische Angstsyndrome, die speziell im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt auftreten können (z. B. Tokophobie, traumatisches Geburtserleben). Vor diesem Hintergrund werden Auftretenshäufigkeit, Verlauf und Behandlung der wichtigsten Angststörungen während der Peripartalzeit unter besonderer Berücksichtigung der Symptome, die eine zutreffende Diagnosestellung in der Schwangerschaft und Postpartalzeit erschweren, dargestellt. Wir skizzieren wichtige Komorbiditäten sowie Zuweisungs- und Interventionsmöglichkeiten.

Schlüsselwörter: Angststörungen, Schwangerschaft, Geburt, Postpartalzeit

 

Peripartum anxiety-, obsessive-compulsive and trauma-associated disorders: An overview of phenomenology, diagnosis and therapy


Abstract: Anxiety, obsessive-complusive and trauma-associated disorders are widespread and first onset can be located already in adolescence and young adulthood. Hence, a considerable number of women suffer from anxiety and related disorders not only prior to conception but also throughout the transition into parenthood. The detection of these disorders is complicated by the overlap of somatic and anxiety symptoms. Additionally, some anxiety syndromes are specifically exacerbated during pregnancy or child birth (e.g., tocophobia, traumatic birth experiences). We summarize findings on prevalence, course and treatment of the most prominent anxiety disorders and highlight the symptoms that make an adequate diagnosis during pregnancy and postpartum difficult. We also depict comorbid conditions and delineate options for referral and
intervention.

Keywords: anxiety disorder, pregnancy, childbirth, postpartum


Prof. Dr. Susanne Knappe
Diplom-Psychologin
Evangelische Hochschule Dresden
(ehs ), University of App lied Sciences
for Social Work, Education and Nursing,
Dresden (Germany)
Dürerstrasse 25
D-01307 Dresden
susanne.knappe@ehs-dresden.de


Dr. Jenny Rosendahl
Diplom-Psychologin
Leiterin der AG Interventionsforschung
und Forschungssynthese,
Institut für Psychosozi ale Medizi n,
Psychotherapie und Psychoonkologie
Universitätsklinik um Jena
Stoystrasse 3
D-07743 Jena
jenny.rosendahl@med.uni-jena.de


Prof. Dr. Kerstin Weidner
Klinik direktorin, Klinik und Polik linik
für Psychotherapi e und Psychosomatik ,
Universitätsklinik um Carl Gustav Carus,
Medizi nische Fakultät an der
Technischen Universität Dresden
Fetscherstrasse 74
D-01307 Dresden
kerstin.weidner@ukdd.de


Prof. Dr. Julia Martini
Psychologische Psychotherapeutin,
Sprechstunde Schwangerschaft
und Stillzeit, Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapi e,
Universitätsklinik um Carl Gustav Carus,
Medizi nische Fakultät an der
Technischen Universität Dresden
Fetscherstrasse 74
D-01307 Dresden
julia.martini@ukdd.de


 


Pathologische Krankheitsängste: Symptomatik, Diagnostik, Pathogenese und Behandlung
Stefanie Maria Jungmann & Karoline Sophie Sauer


Zusammenfassung: Personen mit pathologischen Krankheitsängsten haben starke Angst, an einer schweren, potenziell tödlichen Krankheit, wie z. B. Krebs, zu leiden. Betroffene beschäftigen sich gedanklich fast durchgängig mit (krankheits-)angstauslösenden körperlichen Symptomen sowie befürchteten Krankheiten. Im Umgang mit ihren Ängsten zeigen sie häufig Sicherheitsverhalten, wie z. B. Rückversicherungsverhalten bei medizinischem Personal. Aktuelle Störungsmodelle gehen von einer Interaktion affektiver, kognitiver, physiologischer und behavioraler Faktoren in der Entstehung und Aufrechterhaltung pathologischer Krankheitsängste aus. Die kognitive Verhaltenstherapie gilt aktuell als die wirksamste Behandlungsform für pathologische Krankheitsängste.

Schlüsselwörter: Krankheitsangst, Hypochondrie, Krankheitsangststörung, somatische Belastungsstörung

 

Pathological health anxiety: symptomatology, assessment, pathogenesis, and treatment


Abstract: Individuals with pathological health anxiety strongly fear having a serious, potentially deadly disease, such as cancer. They ruminate almost continuously about somatic symptoms, which trigger health worries and anxiety, and about feared diseases. To cope with their health worries, they often show safety behaviors, such as reassurance with medical personnel. Current disorder models assume an interaction of affective, cognitive, physiological, and behavioral factors as being relevant for the genesis and maintenance of pathological health anxiety. Cognitivebehavioral therapy is currently considered as the most effective form of treatment for pathological health anxiety.

Keywords: health anxiety, hypochondriasis, illness anxiety disorder, somatic symptom disorder


Jun.-Prof. Dr. Stefanie M. Jungmann
Abteilung für Klinische Psychologie
und Psychotherapi e des Kindes- und
Jugendalters
Johannes-Gutenberg-Universität
Wallstrasse 3
D-55122 Mainz


Dr. Karoline Sophie Sauer
Abteilung für Klinische Psychologie,
Psychotherapi e und Experimentelle
Psychopathologie
Johannes-Gutenberg-Universität
Wallstrasse 3
D-55122 Mainz
karsauer@uni-mainz.de


 


Soziale Angststörungen: Diagnostik und Therapie
Isabella Vormittag & Ulrike Demal


Zusammenfassung: Die Soziale Angststörung ist eine häufige psychische Erkrankung. Leitsymptom ist die Furcht vor negativer Bewertung durch andere. Unbehandelt zeigt sich meistens ein chronischer Verlauf mit vielfältigen Einschränkungen im Leben der Betroffenen. Die Behandlung sozialer Ängste hat eine lange Tradition innerhalb der Verhaltenstherapie. Der folgende Artikel gibt praxisnah einen Überblick über die verschiedenen, empirisch abgesicherten verhaltenstherapeutischen Interventionen und illustriert diese anhand einer Fallvignette.

Schlüsselwörter: Soziale Angststörung, Soziale Phobie, Aufmerksamkeitslenkung, Verhaltensexperimente, Exposition in vivo

 

Social anxiety disorder: diagnostic and therapy


Abstract: Social anxiety disorder (SAD) is a common mental disorder. It is characterized by a fear of being negatively evaluated by others. Without treatment SAD usually takes a chronic course with a huge impact on many areas of life. Treatment of SAD has a long history in the field of Cognitive Behaviour Therapy (CBT). This article gives a practical overview of different validated treatments within CBT. It is illustrated by a case study.

Keywords: social anxiety disorder, social phobia, attention training, behavioural experiments, exposure therapy


Mag.a Dr.in Isabella Vormittag
Psychologin, Psychotherapeutin
(Verhaltenstherapi e)
Tätig in freier Praxis
Schottenfeldgasse 63/2
A-1070 Wien
praxis@vormittag.at


Mag.a Dr.in Ulrike Demal
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin,
Psychotherapeutin
(Verhaltenstherapie), Supervisorin
und Lehrtherapeutin (ÖGVT ).
Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapi e, Universitätsklinik um
AKH Wien, Abteilung Klinische
Psychologie und Psychotherapi e,
Wiener Gesundheitsverbund
Währinger Gürtel 18–12
A-1090 Wien
ulrike.demal@akhwien.at


 


Die Trennungsangststörung: Eine Angststörung über die gesamte Lebensspanne
Christian Fischer


Zusammenfassung: Keine Angststörung bezieht sich so unmittelbar auf die Interaktion von Betroffenen mit Hauptbindungspersonen wie die Trennungsangststörung (engl. Separation Anxiety Disorder; SAD). Patienten1 leiden unter großen Ängsten, wenn Sie von einer oder mehr der genannten Personen getrennt sind und wenn eine Trennung bevorsteht. Die SAD im Kindes- und Jugendalter (engl. Childhood and Adolescence Separation Anxiety Disorder; CSAD) ist bereits seit Jahrzehnten bekannt, wobei das klinische Bild noch immer unterschätzt wird. Die CSAD ist von der passageren Normalform der Trennungsangst deutlich abgrenzbar, ferner ist die mit dem Störungsbild spezifisch assoziierte Schulphobie der häufigste Grund für Schulabsentismus. Durch Behandlung mit multimodaler kognitiver Verhaltenstherapie (engl. Cognitive Behavioral Therapy; CBT), evtl. in Kombination mit Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) werden bei der CSAD gute Therapie-Outcomes erzielt. Mit der in den 1990er Jahren beginnenden intensiveren Erforschung der Trennungsangststörung im Erwachsenenalter (engl. Adult Separation Anxiety Disorder; ASAD) wurde in der ersten Dekade des Millenniums deutlich, dass die SAD eine eigenständige, über die gesamte Lebensspanne vorkommende Angststörung ist. Die im DSM- 5 klassifizierte SAD ist charakterisiert durch eine häufig mittelschwere heterogene Symptomatik, hohe Komorbiditätsraten und oftmals erhebliche psychosozialen Folgen bei häufig kompliziertem Verlauf. Die bei der CSAD und anderen Angststörungen zumeist effektiven Behandlungen mit CBT sowie SSRI scheinen bei der ASAD oftmals weniger wirksam zu sein, wobei es hier noch eklatant an belastbaren Daten fehlt, um zu aussagekräftigen Schlussfolgerungen zu gelangen. Weitere Studien zur Epidemiologie, Klinik, Ätiopathogenese und Behandlung der SAD sind dringend erforderlich.

Schlüsselwörter: SAD, CSAD, ASAD, Symptomatik, Definition, Behandlung, Verlauf

 

Separation anxiety disorder: An anxiety disorder across the life span


Abstract: There is actually no anxiety disorder being so immediately related to patients’ interactions with major attachment figures like Separation Anxiety Disorder (SAD). Patients suffer from intense anxiety when being separated from those persons or when separation is anticipated. Although many studies on Childhood and Adolescence Separation Anxiety Disorder (CSAD) already exist, the clinical picture still seems to be underestimated by clinicians. CSAD differs markedly from normal, developmental and transient separation anxiety. School phobia, a condition being specifically linked to CSAD, is the most frequent variant of school absentism. In many cases, CSAD can be successfully treated with multimodal Cognitive Behavioral Therapy (CBT), sometimes combined with additional Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRI) medication to enlarge therapeutic effects. With the onset of studying Adult Separation Anxiety Disorder (ASAD) in the 1990s, it has become evident since the first decade of the millenium, that ASAD is neither part nor symptom of another anxiety disorder, but a specific anxiety disorder occuring across the ages (DSM-5). ASAD often shows up with moderate to severe anxiety symptoms, high comorbidity and a complicated course, frequently being accompanied by severe psychosocial impairment. Additionally, the efficiency of CBT and SSRI seems to differ between CSAD and ASAD, meaning that only a part of adult patients show considerable improvement with standard anxiety treatment. SAD presents as a complex anxiety disorder  with a unique symptom profile, maybe requiring alternative additional interventions. But, however, high-quality studies facing the treatment of ASAD with CBT and SSRI are still lacking and are thus urgently warranted. Furthermore, future research targeting the epidemiology, clinical presentation and etiology of SAD is highly important.

Keywords: SAD, CSAD, ASAD, symptoms, definition, treatment, research


Dr. Christian Fischer, M.A.
Psychologischer Fachdienst
Jugenddorf Sicki ngen
D-67714 Waldfischbach-Burgalben
christian.fischer07@t-online.de


 


Schulangst – Möglichkeiten von Diagnostik und Therapie
Pia Anna Weber


Zusammenfassung: Schulbezogene Ängste werden in der klinischen Praxis der sozialen Phobie oder der Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters zugeordnet. Eine Auswahl an Diagnostikinstrumenten zur Erfassung von Schulängsten wird in diesem Artikel aufgeführt. Im Anschluss werden kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionsmaßnahmen für eine erfolgreiche Behandlung schulbezogener Ängste vermittelt. Eine frühzeitige Erkennung dieser Problematik durch Elternhaus, Schule und ggfs. durch andere relevante Systeme wäre wünschenswert, um frühzeitige Maßnahmen für Betroffene zu etablieren und einem fortschreitenden negativen Verlauf entgegenzuwirken.

Schlüsselwörter: Schulangst, diagnostische Testverfahren, kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsverfahren

 

School anxiety – clinical diagnostics and psychotherapeutic interventions

Abstract: School-related anxiety is classified in clinical practice as social phobia or childhood social anxiety disorder. A selection of diagnostic tools for assessing school anxiety are listed in this article. Cognitive-behavioral intervention measures for successful treatment of schoolrelated anxiety are then provided. An early recognition of this problem by parents, school and possibly other relevant systems would be desirable in order to establish early measures for those affected and to counteract a progressive negative course.

Keywords: school anxiety, clinical diagnostics, cognitive-behavioural therapy


Dr. Pia Anna Weber
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin
KJP am Hofgarten
Praxis Dr. Weber & Giese
Inselstrasse 24
D-40479 Düsseldorf
weber@kjp-am-hofgarten.de


 

Prozessbasierte Therapie der Sozialen Angststörung
Ulrich Stangier


Zusammenfassung: Die prozessbasierte Therapie stellt eine neue Sichtweise dar, Diagnostik, Therapieplanung und Therapieprozess zu konzipieren (Hofmann & Hayes, 2019). Im Zentrum des Verständnisses von psychischen Störungen steht die Auffassung, dass die „Ursache“ nicht etwa auf latente „Krankheiten“ zurückgeführt wird, sondern diese in dynamischen Netzwerken von psychologischen Prozessen eines Individuums gesehen wird. Durch Selbstbeobachtung in Alltagssituationen können zentrale Prozesse („Knoten“) identifiziert werden, die diese Netzwerke von sich wechselseitig beeinflussenden Störungsprozessen aufrechterhalten. Aus der konkreten Erfassung von Verarbeitungsprozessen, Emotionen, Kognitionen und interpersonalen Verhaltensmustern und motivationalen Schemata im Problemkontext lassen sich individuell relevante Ansatzpunkte für evidenzbasierte Interventionen ableiten, die das maladaptive Muster des Störungs-Netzwerkes verändern und adaptivere Erlebnis- und Verhaltensweisen aufbauen. Dabei sind auch die Interaktionsprozesse berücksichtigt, die zu einer förderlichen therapeutischen Beziehung beitragen. In dem Artikel werden die wichtigsten Störungs- und Behandlungskonzepte zur Sozialen Angststörung in eine prozessbasierte Sichtweise integriert und die praktische Umsetzung veranschaulicht.

Schlüsselwörter: prozessbasierte Therapie, Soziale Angststörung, dynamische Netzwerke, evidenzbasierte Interventionen, Beziehungsgestaltung

 

Process-based therapy of social anxiety disorder


Abstract: Process-based therapy represents a new way of looking at how to conceptualize diagnosis, treatment planning, and the process of therapy (Hofmann & Hayes, 2019). A key in the understanding of mental disorders is the turning away from the latent illness concept towards the dynamic network theory of psychological processes. Data from highly frequent self-observation in everyday situations are the empirical basis to identify key processes (‘nodes’) that maintain these networks of interacting processes. Cognitive processes, emotions, cognitions, behaviors and motivational schemas related to the specific context of the problem represent individual targets for evidence-based interventions. The primary goal is to change maladaptive patterns of network and enhance more adaptive psychological processes. The process-based approach also
takes into account the significant contribution of interaction processes to a beneficial therapeutic relationship. The article integrates the empirical status of research on social anxiety disorder and its treatment within a process-based concept and illustrates its practical implementation.

Keywords: process-based therapy, social anxiety disorder, dynamic networks, evidence-based interventions, therapeutic relationship


Prof. Dr. Ulrich Stangier
Institut für Psychologie,
Goethe-Universität
Varrentrapp strasse 40/42
D-60325 Frankfurt am Main
stangier@psych.uni-frankfurt.de


 


Differentialdiagnostik und Behandlungsgrundsätze bei arbeitsbezogenen Ängsten
Beate Muschalla


Zusammenfassung: Arbeitsplätze besitzen ihrer Natur nach einige potenziell angstauslösende oder angstverstärkende Charakteristika. Manifestieren sich arbeitsbezogene Ängste, können Absentismus, Langzeitarbeitsunfähigkeit bis hin zur Erwerbsunfähigkeit die Folgen sein. Bei Rehabilitationspatienten findet man in 30–60 Prozent der Fälle arbeitsbezogene Ängste, die die berufliche Wiedereingliederung erschweren. Aber auch bei psychisch gesunden Erwerbstätigen wurde bei fünf Prozent der Beschäftigten eine arbeitsangstbedingte Neigung zur Krankschreibung gefunden. In einer repräsentativen Erwerbsbevölkerungsuntersuchung waren ebenfalls fünf Prozent von moderaten und zwei Prozent von starken arbeitsphobischen Ängsten betroffen. Es gibt evaluierte Behandlungsansätze für Arbeitsängste, die konkret verhaltens- und situationsbezogen Arbeitsbewältigung erarbeiten und üben. Arbeitsängsten sollte nicht erst in Rehabilitationsbehandlungen, sondern bereits präventiv am Arbeitsplatz Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das Arbeitsangstkonzept bietet Ansatzpunkte für psychische Gefährdungsbeurteilungen (nach ArbSchG), Arbeitsplatzgestaltung und -passungs-Optimierung.

Schlüsselwörter: Arbeitsplatz, Angst, Arbeitsunfähigkeit, psychische Gefährdungsanalyse

 

Differential diagnostics and treatment principles for work-related anxieties


Abstract: Workplaces contain by their very nature different anxiety-provoking characteristics. When workplace-related anxieties manifest, then absenteeism, long-term-sick leave, and even disability pension can be the consequences. In medical-vocational rehabilitation patients about 30–60 percent suffer from workplace-related anxieties which are often a barrier for return to work. Even in mentally healthy employees, five percent said that they were prone to ask for a sick leave certificate due to workplace-related anxieties. Representative surveys in the working population found a rate of two percent of workplace phobic people. Work-related anxieties should not only be addressed in rehabilitation medicine, but much earlier, i.e. in the workplace, before it comes to sick leave absence. The concept of workplace-related anxieties offers ideas which
can be useful in mental-health-oriented work analysis, employee-workplace fit, and job design.

Keywords: workplace, anxiety, sick leave, mental health-oriented work analysis

 

Prof. Dr. Beate Muschalla
Psychologische Psychotherapeutin
(VT )/Sozialmedizin
Leiterin der Abteilung Klinische
Psychologie, Psychotherapie und
Diagnostik
Technische Universität Braunschweig
Humboldtstrasse 33
D-38106 Braunschweig
b.muschalla@tu-braunschweig.de


 

Angststörungen im Kontext digitaler Medien
Christiane Eichenberg


Zusammenfassung: Die Schnittstellen von Angststörungen und digitaler Mediennutzung betreffen hauptsächlich zwei große Bereiche: (1) digitale Gesundheitsangebote, die Menschen mit Angsterkrankungen adressieren oder diesen präventiv begegnen möchten und (2) digitale Mediennutzungsweisen, die Ängste hervorrufen oder Angsterkrankungen aggravieren können bzw. als Komorbidität mit internetbezogenen Störungen wie z. B. exzessiver Mediennutzung einhergehen. Im folgenden Beitrag werden beide Schnittstellen von digitaler Mediennutzung und Angst(störungen) in den Blick genommen. Dabei wird im ersten Teil auf digitale Interventionen eingegangen, hier v. a. der internationale Forschungsstand zu internetbasierten Interventionsprogrammen und Apps zusammengefasst und deutsche DiGA (Digitale Gesundheitsanwendung) für diese Patientengruppe kommentierend aufgelistet. Zudem werden zwei weitere digitale Tools vorgestellt, die für Angstpatienten für die klinische Praxis entwickelt wurden: Virtual-Reality-Anwendungen (VR) und Serious Games (SG). Im zweiten Teil werden exemplarisch zwei Problembereiche herausgegriffen, die im Zusammenhang mit digitaler Mediennutzung und Angst stehen: (1) die Beobachtung, dass exzessive Internetnutzungsweisen häufig komorbid mit intensiver Angst, Angststörungen und ängstlichem Bindungsstil als prädiktive bzw. ätiologische Faktoren einhergehen; (2) die sog. Cyberchondrie – gekennzeichnet durch exzessive Online-Suche nach medizinischen Informationen, die mit einer Zunahme an Ängsten verbunden ist.

Schlüsselwörter: Angststörungen, digitale Medien, Internet, Virtual Reality, Serious Games, Cyberchrondrie

 

Anxiety disorders in the context of digital media


Summary: The intersections of anxiety disorders and digital media use mainly concern two broad areas: (1) digital health services that address or seek to prevent people with anxiety disorders, and (2) digital media use patterns that can cause anxiety or aggravate anxiety disorders or are comorbid with Internet-related disorders such as excessive media use. In the following article, both intersections of digital media use and anxiety (disorders) will be considered. In the first part, digital interventions are discussed, especially the international state of research on internet-based intervention programs and apps is summarized and German DiGA (Digital Health Application) for this patient group is listed with comments. In addition, two other digital tools developed for anxiety patients for clinical practice are presented: Virtual Reality applications (VR) and Serious Games (SG). In the second part, two problem areas related to digital media use and anxiety are exemplified: (1) the observation that excessive Internet use is often comorbid with intense anxiety, anxiety disorders, and anxious attachment style as predictive or etiological factors; (2) the so-called cyberchondria – characterized by excessive online searching for medical information, which is associated with an increase in anxiety.

Keywords: anxiety disorders, digital media, internet, virtual reality, serious games, cyberchondria


Univ.-Prof. Dr. Christiane Eichenberg
Dip lom-Psychologin, Psychotherapeutin
(Psychoanalyse)
Leiterin des Instituts für Psychosomatik
Sigmund-Freud-PrivatUniversität Wien –
Fakultät für Medizi n
Freudplatz 3
A-1020 Wien
c.eichenberg@sfu.ac.at


 


Einführung in die metakognitive Therapie der generalisierten Angststörung
Stefan Leidig


Zusammenfassung: Die Generalisierte Angststörung ist durch Sorgenprozesse gekennzeichnet. Sorgenprozesse bei der GAS unterscheiden sich von nicht-pathogenen Sorgenprozessen durch zusätzliche negative Gedanken und Annahmen über das Sich-Sorgen. Die Metakognitive Therapie zielt mit ihren Interventionen auf die Einschätzung einer vermeintlichen Unkontrollierbarkeit der Sorgen. Sie unterscheidet sich in diesem Aspekt grundsätzlich von klassischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Methoden. Es werden die theoretischen Grundlagen und die praktische Vorgehensweise der Metakognitiven Therapie bei der Generalisierten Angststörung dargestellt.

Schlüsselwörter: Metakognitive Therapie, Generalisierte Angststörung, Verhaltenstherapie, Angsterkrankungen, Psychotherapiemethoden

 

Introduction to metacognitive therapy for generalized anxiety disorder


Abstract: Generalized anxiety disorder is characterized by worry processes. Worry processes in GAS differ from non-pathogenic worry processes by additional negative thoughts and beliefs about worrying. Metacognitive therapy targets the appraisal of uncontrollability of worry with its interventions. In this aspect it differs fundamentally from classical methods in cognitive-behavioral therapy. The theoretical foundations and practical procedures of metacognitive therapy for generalized anxiety disorder are presented.

Keywords: metacognitive therapy, generalized anxiety disorder, behavior therapy, anxiety disorders, methods of psychotherapy


Dr. Stefan Leidig
Albrechtstrasse 7
D-10117 Berlin
vt@leidig.berlin

 



Mitteilungen der Schweizerischen Gesellschaft für kognitive Verhaltenstherapie (SGVT SSTCC)

 


 


Mitteilung des Deutschen Fachverbandes für Verhaltenstherapie (DVT)

 


 

Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin
44. Jahrgang · 2023 · Heft 1-2
Pabst, 2023
ISSN 1865-9985
 

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