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Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin

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2006-1

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Erfahrungsseelenkunde


Review

Peter Zorn & Volker Roder
Verhaltenstherapeutische Therapieansätze für Patienten mit
Persönlichkeitsstörungen: Überblick und empirische Ergebnisse
Zusammenfassung | Abstract


Originalia

Gaby Bleichhardt & Wolfgang Hiller
Krankheitsangst bei Patienten in ambulanter Verhaltenstherapie: Psychopathologie, medizinische Inanspruchnahme und Mediennutzung
Zusammenfassung | Abstract

Philipp Hammelstein
Ist männlicher Geschlechtsrollenstress spezifisch für Männer mit paruretischer Symptomatik?
Zusammenfassung | Abstract


Beitrag zur Fortbildung

Thomas Köhler
Psychopharmakotherapie (5. Teil)


Highlights der Psychotherapieforschung

Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms

Kognitiv-behaviorale Therapie von ADHS bei Erwachsenen unter
psychopharmakologischer Behandlung


Psychotherapie aktuell

Sigrid Liendl
Fallbericht: Verhaltenstherapeutische Behandlung einer Patientin mit Binge-Eating-Disorder vor, während und nach Magenbandimplantat

Harald Rau
Medikation durch nicht-ärztliche Psychotherapeuten?

 


Erfahrungsseelenkunde

Erinnerungen.
Es muss so Mitte der 1980er gewesen sein: Mangels Oberärzten machte ich - junger Assistent - bereits oberärztlichen Bereitschaftsdienst. Das hieß die Verantwortung für die neurologische Intensivstation und für die neurologischen Kinder. Und es war ein Wochenenddienst. Der begann samstags um 8.00 und ging 48 Stunden ...
Nicht immer viel zu tun, aber stete Anspannung, ein Ohr immer zum Telefon, das bloß nicht klingeln soll, Telefonate nach Hause so knapp wie möglich, um die Leitung nicht zu blockieren; Schlaf in halber Kleidung, Fernsehen mit runter gedrehtem Ton, Bücher mit den Gedanken woanders.
Denn vor beiden Abteilungen fürchtete ich mich: Ich war Psychiater, eigentlich Psychodynamiker. Neurologie machte ich, weil ich nun mal musste und weil es eben die Basis war. Die Rettung lag bei den Schwestern. Nie wieder habe ich mich später so aufgehoben gefühlt, die Hälfte meiner Lehrstücke haben sie getragen.
In der neurologischen Kinderstation lagen vor allem Tumorkinder - die erste Welle an Tumorerkrankungen besteht aus den schnell wachsenden angeborenen, die zweite aus den langsamen, dann hat man Zeit bis ins Alter...
Die Schwestern riefen einen selten - mal ein Elternbesuch von außerhalb, die mit einem Arzt sprechen wollten. Da schlug man sich so durch: An den Eltern vorbeischleichen, das unbekannte Krankenblatt studieren, die Anspannung niederschlagen, das niederdrückende Gespräch mit Anstand hinter sich bringen. Mal eine Medikation optimieren, mal einen Spaziergang genehmigen, mal ein Fieber senken. Meist alles von den Schwestern beschlossen, organisiert und eingeleitet. Die brauchten uns Assistenten doch nur noch für die Unterschrift, als hätten wir da etwas angekurbelt...
Diesmal brauchte eine Schwester Hilfe. Oh Gott - eine Schwester mit einem dreimal längeren Dienstalter rief um Hilfe! Ein Wesen, das schon millionenfach die Dinge getan hat, die da zu tun sind, sucht Hilfe bei einem, der hilflos ist!
Oh Gott.
Bei einem 6 Monate alten Tumorkind war am Samstag der Chemostatika-Cocktail zu spritzen. Heute, und nur heute. Keine Chance, mit weiser Miene alles auf morgen zu verschieben. Heute. Der Plan verlangt es so, die einzige Chance, wenn es denn eine haben soll. Und in die Vene und nur die Vene. Und genau die gab es nicht...
Die Schwester - die schon in zehntausend Kinderärmchen Venen punktiert hatte - fand keine. Das Wurm war schon so zerstochen und so herunter, dass da nichts war. Auch nicht am Kopf, wohin man sich bei Kleinkindern retten kann.
Mit den dünnsten Kanülen hatte sie zwar das Gefühl, da etwas zu finden - bekam aber keinen venösen Rückfluss. Ohne diesen keine Gewissheit, mit der Kanüle in der Blutbahn zu sein. Spritzt man den giftigen Cocktail para, tötet man das umliegende Gewebe. Das heißt, das Kind - und beruflich sich selbst gleich mit.
So soll es eben sein. Das Kind war dünner und schwächer als am Telefon angekündigt. Und ... der Tumor hatte die Stimmbänder gelähmt, es war stumm. Es war schlaff, Dank Dir Gott, dass es nicht um sich schlagen kann.
Die Schwester hielt ein sich kraftlos windendes, aus voller Kehle brüllendes - stummes Wurm. In eine Decke gewickelt, damit es mich nicht treten - und das Ärmchen meiner Wahl nicht wegziehen kann.
Natürlich gab ich mir eine ernsthafte Miene, natürlich prüfte ich noch einmal die Armbeugen (zerstochen), die Händchen (zerstochen), die Fußrücken (zerstochen), den haarlosen Hydrozephalus - ein paar blassblaue Linien. Wenigstens ein Versuch - halt das Kind fest!
Getroffen, aber kein Blut. Test mit isotonischer - geplatzt, para, raus!
Das Bild des Gebrülls hätte uns erstarren lassen müssen, das lautlose Gebrüll gegen unsere Gewalt aber ließ die Halsvenen anschwellen. Dicke, gefüllte, perfekte, symmetrische, wunderbare Halsvenen.
Und so fixierte die Schwester, die darauf wohl gewartet hatte, in gegenseitigem Einverständnis das Wurm völlig in der Decke, sie umklammerte den Kopf mit den zugekniffenen Augen, dem tiefen Keuchen und - alles war lautlos. Und ich stach dem armen Kind mit einer Braunüle durch die Halshaut in die Jugularis und injizierte in unendlicher, unendlicher Langsamkeit, immer wieder Blut in die Spritze! Einhundert Milliliter einer giftigen Flüssigkeit.
Ich hoffe, ich muss dies nie, nie, nie wieder tun!

Anonymus

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Verhaltenstherapeutische Therapieansätze für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen: Überblick und empirische Ergebnisse

Zusammenfassung: Unter dem Einfluss empirisch fundierter Modellvorstellungen zur Konzeptualisierung von Persönlichkeitsstörungen im lerntheoretischen Bezugsrahmen sowie unter Rückgriff auf konzeptuelle Neuerungen in den Diagnosesystemen DSM und ICD, hat seit etwa 25 Jahren eine rege Forschungstätigkeit in den Bereichen Behandlungsplanung und Therapie eingesetzt. In Hinblick auf letztere liegen zwischenzeitlich verschiedene ausgearbeitete Ansätze vor. Die meisten fokussieren auf eine Behandlung von gemischten Störungsbildern im Einzelsetting und greifen methodisch vorwiegend auf kognitive Techniken zurück, die durch klassisch-verhaltenstherapeutische Verfahren ergänzt werden. Ein störungsspezifisches Verfahren, das Einzel- und Gruppensetting verbindet, liegt derzeit nur für Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung vor. Gruppenverfahren mit breitem Indikationsbereich schließlich stellen bis heute noch die Ausnahme dar. Obwohl verschiedene Studien auf die Effizienz der verschiedenen Ansätze hinweisen, besteht nach wie vor ein Mangel an Daten, die differentielle Aussagen zur Wirksamkeit erlauben würden.

Schlüsselwörter: Persönlichkeitsstörungen, Einzeltherapie, Gruppentherapie, störungsspezifische Verfahren, störungsübergreifende Verfahren, empirische Wirksamkeitsnachweise


Cognitive-behaviour therapy approaches for patients with personality disorders: overview and empirical results

Abstract: The conceptual revisions which were carried out in the early 1980s in both the DSM and ICD diagnostic systems not only enabled a more reliable and valid classification of personality disorders, but also gave impetus to a burst of ambitious research activity. This development also has initialised the conceptualization of cognitive-behaviour therapy approaches for Axis II disorders. Most of them focus on the treatment of patients with different diagnoses in an individual setting, combining cognitive methods with classical behavioral interventions. A disorder-specific approach that includes both individual and group setting exists for borderline patients only. Standardised group therapies for a wide spectrum of indications are still missing. Although empirical studies have shown the efficacy of interventions focusing on personality disorders, there is a paucity of research for differential effects.

Key words: personality disorders, individual therapy, group therapy, disorder-specific interventions, general interventions, empirical results


Dipl.-Psych. Peter Zorn
Dr. phil. Volker Roder
Universitätsklinik für Psychiatrie
Bolligenstraße 111
CH-3000 Bern 60
Schweiz
E-mail:
pzorn@freesurf.ch

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Krankheitsangst bei Patienten in ambulanter Verhaltenstherapie: Psychopathologie, medizinische Inanspruchnahme und Mediennutzung

Zusammenfassung: Ziel der Studie ist die Bestimmung von Prävalenz und Charakteristika von Hypochondrie und Krankheitsangst im Setting der ambulanten Psychotherapie. 114 Patienten einer verhaltenstherapeutischen Hochschulambulanz wurden mittels Illness Attitude Scales (IAS) einem Vorscreening unterzogen. Anhand des IAS wurden dann Patienten mit hoher und niedriger Krankheitsangst (HKÄ; N=27 und NKÄ; N = 33) ausgewählt und mit einem Interview zu Krankheitsverhalten befragt. Zu Therapiebeginn und -ende wurde der Brief Symptom Inventory (BSI) erhoben, die Diagnose psychischer Störungen erfolgte nach DSM-IV anhand IDCL sowie SKID-II. 31% der Gesamtstichprobe leiden unter erhöhter Krankheitsangst, die Diagnose Hypochondrie trat jedoch nur bei 1.8% auf. HKÄ unterscheiden sich deutlich im Ausmaß psychopathologischer Beeinträchtigung (GSI des BSI) vor und nach der Therapie. Im Jahr vor der Untersuchung waren HKÄ durchschnittlich 24 Mal beim Arzt, NKÄ nur 11 Mal. Die meistbefürchtete Krankheit ist Krebs. HKÄ beschäftigen sich länger mit Krankheiten über die Medien, geben jedoch auch häufiger an, dieses zu vermeiden. Die Ergebnisse weisen auf die erhebliche Bedeutung von Krankheitsangst unterhalb der Diagnoseschwelle hin, wissenschaftliche, therapeutische und gesundheitspolitische Implikationen werden diskutiert.

Schlüsselwörter: Hypochondrie, Krankheitsangst, health anxiety, Krankheitsverhalten, Arztkonsultationen, Medien


Pathological features, medical consulting behaviour and media consume in outpatients with health anxiety

Abstract: The overall aim of the study is to determine the prevalence and the characteristic features of hypochondriasis and health anxiety in an outpatient setting of behaviour therapy. At first, 114 patients of a German outpatient clinic ("Hochschulambulanz") were screened by the Illness Attitude Scales (IAS). By this, high (N=27) and low health axious (N=33) patients were identified and further assessed by an interview on abnormal illness behaviour. Also, the Brief Symptom Inventory (BSI) was given at beginning and end of therapy. Diagnoses pertaining to DSM-IV criteria were made by structured interviews (IDCL and SKID-II). 31% of the total sample suffered from substantial health anxiety, but only 1.8% had a DSM-IV hypochondriasis. High health anxious patients had a much higher global psychopathologic impairment (GSI) before and also after therapy. In the year before assessment, high health anxious subjects have been to the doctor 24 times (compared to 11 times for the low health anxious subjects). Cancer was the most frequent illness patients had fear of. High health anxious patients were occupied longer with illness topics by mass media. In contrast, they also admitted to avoid this kind of occupation. These results underline the importance of health anxiety even below the hypochondriasis threshold. Scientific, therapeutic and health economic implications are discussed.

Key words: Hypochondriasis, health anxiety, illness worries, abnormal illness behaviour, mass media, visits to the doctor


Dr. Gaby Bleichhardt
Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Staudinger Weg 9
D-55099 Mainz
Tel.: ++49 (0) 6131/392 37 07
Fax: ++49 (0) 6131/392 46 23
E-mail:
bleichha@uni-mainz.de

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Ist männlicher Geschlechtsrollenstress spezifisch für Männer mit paruretischer Symptomatik?

Zusammenfassung: Die psychogene Urinationshemmung (Paruresis) wird derzeit als Soziale Phobie betrachtet und tritt überwiegend bei Männern auf. Ausgehend von Fallberichten wurde die Hypothese untersucht, dass männlicher Geschlechtsrollenstress (MGRS) spezifisch für eine paruretische Symptomatik ist. Auf der Basis einer online-Rekrutierung wurden n = 275 männliche Nutzer von Internet-Selbsthilfeforen entsprechend ihrer Hauptbeschwerden verschiedenen Gruppen zugeteilt (paruretische Beschwerden, "klassisch" non-generalisierte sozial-phobische Beschwerden, "klassisch" generalisierte sozial-phobische Beschwerden sowie Kontroll-Probanden). Die Gruppen wurden hinsichtlich ihrer Ausprägung der MGRS-Skala miteinander verglichen. Entgegen der Hypothese zeigten die Männer mit paruretischen Beschwerden zwar in zwei Subskalen der MGRS-Skala höhere Werte
als die Kontrollprobanden, blieben aber ansonsten auf allen Skalen signifikant unter den Werten der Männer mit vorwiegend "klassisch" sozial-phobischen Beschwerden.

Schlüsselwörter: Paruresis, Soziale Phobie, Persönlichkeit, Geschlechtsrollenstress


Is male gender role stress specific to men suffering from paruretic symptoms?

Abstract: The psychogenic urinary inhibition (paruresis) is presently regarded as social anxiety and it emerges mainly in men. Starting from clinical cases the following hypothesis was tested: male gender role stress (MGRS) is specific to paruretic complaints. Using an online-recruiting n = 275 internet user of self-help forums were divided into four groups based on their main symptoms (paruretic complaints, "classical” non-generalized social-phobic complaints, "classical” generalized social-phobic complaints and control subjects). The groups were compaired with regard to their means of the MGRS-Scale. Contrary to the hypothesis male subjects with mainly paruretic symptoms showed indeed higher values in two subscales compared to control subjects, but they had significantly less MGRS than subjects with "classical” social-phobic symptoms.

Key words: paruresis, social phobia, personality, gender role stress


PD Dr. Philipp Hammelstein
Abt. Klinische Psychologie
Heinrich-Heine-Universität
Universitätstrasse 1 (Geb. 23.03)
D-40225 Düsseldorf
Tel: ++49 (0) 211/811 22 72
E-mail:
philipp.hammelstein@uni-duesseldorf.de

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