"Betrachtet man den Behandlungserfolg in diesem Zusammenhang, stellt er sich nicht als so gering dar, wie teilweise suggeriert wird. Schließlich ist jede Reduzierung der Rückfallquote bei schweren Straftätern insofern ´signifikant´, als sie Leid bei Opfern und Kosten für die Gesellschaft einspart," betont Kury.
Insbesondere moderne kognitiv-behaviorale Programme versprechen einen guten Behandlungserfolg. Er ist allerdings nur möglich, wenn die unterschiedlichen Charakteristika von Sexualstraftätern individuell berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang stellt der Kriminologe v.a. Maßnahmen der Relapse Prevention in den Vordergrund: Das Konzept ist zunächst für Drogenabhängige entwickelt worden und wurde dann für Sexualstraftäter adaptiert; hier lernt der Klient Schritt für Schritt ein internes Selfmanagement und eine aufmerksame Selbstkontrolle; und nach der Entlassung folgt eine konsequente ambulante Nachbetreuung. Auch wenn inzwischen wirksame Behandlungsprogramme erarbeitet wurden, sieht Kury die Notwendigkeit und Chance, mit Weiterentwicklungen die Ergebnisse kontinuierlich zu verbessern.
"Eine Inhaftierung ohne Behandlung trägt weniger zur Rückfallsenkung bei. Betrachtet man gleichzeitig, dass der Abschreckungseffekt durch eine harsche Strafandrohung minimal, wenn überhaupt gegeben sein dürfte, ist die Therapie der verurteilten Täter der rationalste Umgang mit der Problematik."
Helmut Kury: Effekte und Perspektiven der Behandlung von Sexualstraftätern.
In: Jürgen Hoyer, Heike Kunst (Hrsg.) Psychische Störungen bei Sexualdelinquenten.
Pabst, 202 Seiten. Paperback ISBN 3-935357-44-9