"Es handelt sich in der Adaption um einen sehr langsamen Prozess der Neuorientierung, für den Patienten zu Beginn häufig keine Geduld aufbringen können. Allein mit Arbeit und sofortiger Vermittlung in Praktika bzw. Beruf sind die Adaption und das darauf folgend spätere Leben nicht zu bewältigen. Denn in den seltensten Fällen sind die Ressourcen vorhanden, und eine adaptionsgerechte Einstellung zum Thema ´Praktikum und Arbeit´ muss bei den negativen Vorerfahrungen der meisten Patienten erst hergestellt werden - vorzugsweise in einem therapeutischen Setting.
Im Gegenteil müssen wir zunehmend feststellen, dass von den Patienten sehr häufig nach der Adaptionsbehandlung eine vollständige ambulante Psychotherapie angestrebt wird bzw. nachbereitende Gespräche in Anspruch genommen werden. Die PatientInnen sind in der Wahrnehmung ihres Therapiebedarfs unterschiedlich bzw. nehmen auf ihre Art und Weise Kontakt zum Therapeuten auf. Dies geschieht mit ebenfalls unterschiedlicher Intensität und Bereitschaft, sich auf die Therapie oder die ausstehenden Themen einzulassen, an die die Adaptionspatienten zwangsläufig stoßen, wenn sie den ganz normalen Alltag zu ertragen bereit sind. Der ganz normale Adaptionsalltag hält
- tatsächliche Realitätskontrollen
- eine Individualisierung der Therapie
- deutliche Begrenzungen durch die Gesellschaft einerseits
- Begrenzungen durch die Anerkennung eigener Grenzen und Bedürfnisse andererseits
als durchschnittliche Hürden parat. Adaptionspatienten haben es häufig sehr schwer, diese Hürden ohne therapeutische Begleitung und Stützung zu überwinden," berichtet Julia Braun in ihrem Beitrag zum Handbuch.