Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Wolfgang Beiglböck & Frederic Fredersdorf
Abstract
Psychosoziale und gesellschaftliche Bedeutung von Selbsthilfe
Frederic Fredersdorf
Abstract
Zur Bedeutung und zum Überstrapazieren des Begriffs „Eigenverantwortung“ in der Behandlung von Suchterkrankungen – einige kritische Anmerkungen
Wolfgang Beiglböck
Abstract
Selbsthilfe suchterfahrener Menschen – gestern, heute und morgen.
Die Bedeutung der Selbsthilfe für suchterfahrene Menschen, für das Suchthilfesystem und für die Gesellschaft
Jürgen Naundorff
Abstract
Entwicklung, Stand und Perspektive der Suchtselbsthilfe in Deutschland
Burkhard Kastenbutt
Abstract
Bildstrecke: „Mauerblümchen“
Ritchy Pobaschnig
Professionelle Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe – zwei tragende Säulen im Hilfesystem: Welchen Mehrwert bietet eine gute Kooperation? Wie kann sie gelingen?
Daniela Ruf
Abstract
200 (Sucht-)Selbsthilfe in Österreich: Zahlen und Fakten zur bisherigen Entwicklung und aktuellen Situation
Daniela Rojatz, Alexandra Puhm & Angelina Brotherhood
Abstract
Die Rolle von Selbsthilfegruppen bei der Bewältigung glücksspielbedingter Probleme im schweizerischen Versorgungssystem
Suzanne Lischer, Manuela Eder, Elina Lehmann & Sabrina Wyss
Abstract
Digitale Angebote zur Konsumreduktion und Verhaltensmodifikation
Doris Malischnig
Abstract
Selbsthilfe erzählen – Ethik als Ästhetik in Luka Lenzins Nadel und Folie
Thomas Ballhausen
Abstract
Bildstrecke: „Selbsthilfe erzählen – Ethik als Ästhetik in Luka Lenzins Nadel und Folie“
JES-Netzwerk – Entwicklung und Effekte der Arbeit einer außergewöhnlichen Selbstorganisation
Claudia Schieren & Dirk Schäffer
Abstract
Neues Konzept in der Suchtselbsthilfe! Ein Plädoyer für eine zieloffene und inklusive Haltung in der Suchtselbsthilfe
Claudia Huhmann
Abstract
Die Fleckenbühler
Ronald Meyer
Abstract
Aspekte einer „hybriden“ ambulanten Drogenselbsthilfe im Spannungsfeld von akzeptanz- und abstinenzorientierten Ansätzen. Aktivitäten und Erfahrungen des Vereines „Drogenselbsthilfe Vorarlberg“
Elmar Sturm
Abstract
Meldungen/Verlagshinweise
Ambulante Drogenselbsthilfe: Soziale Elemente stehen im Vordergrund
E-Zigaretten und Vapes: Die Tabakindustrie will Kinder laut WHO zu Süchtigen machen
„Es ist immer auch ein Katz-und-Maus-Spiel“: Drogenbanden schmuggeln Rekordmengen an Kokain über den Hamburger Hafen
Normalisation of drug use is associated to liberalism and the logic of consumer society
Suchtberatung und Suizidprophylaxe für Transmenschen
Jahrbuch Sucht: die unheilige Allianz zwischen Alkohol und Gewalt
Morgen hör’ ich auf
Schwermetalle im Haar von Ludwig van Beethoven: Warum der Künstler und Trinker früh sein Gehör verlor
Vorwort
Wolfgang Beiglböck & Frederic Fredersdorf
Psychosoziale und gesellschaftliche Bedeutung von Selbsthilfe
Frederic Fredersdorf
Zusammenfassung
Internationale Studien verweisen auf einen breiten von Selbsthilfegruppen und -organisationen ausgehenden gesundheitsspezifischen Nutzen. Wenngleich daraus resultierende Forschungsergebnisse wegen unterschiedlicher Ziele und Methodik nicht direkt vergleichbar sind, umreißen sie dennoch, inwiefern Selbsthilfe ein enormes psychosoziales Potenzial auf drei Systemebenen vorweist. Bei Betroffenen fördert sie Genesungsmechanismen (Mikro-Ebene). Im sozialen Nahraum entwickelt sie Gemeinschaften, Kooperationen und Innovation (Meso-Ebene). In der Gesellschaft trägt sie zur Weiterentwicklung von Gesetzen, Ausführungsbedingungen und Werten bei (Makro-Ebene). Anhand exemplarischer Studien und Projekte entwickelt der Beitrag ein heuristisches Modell über diese Formen der Selbsthilfe.
Schlüsselwörter: Selbsthilfe, Sucht-Selbsthilfe, Sucht, Social Return on Investment, SROI
Abstract
International studies point to a wide range of health-specific benefits, implemented by self-help groups and self-help organizations. Although the research results are not directly comparable due to different goals and methodology, they nevertheless outline the extent to which self-help has enormous psychosocial potential on three system levels. It promotes recovery mechanisms for those who are affected (micro level). In the social environment it develops communities, cooperation and innovation (meso level). In society, it contributes to the further development of laws, implementation conditions and values (macro level). Using exemplary studies and projects, the article develops a heuristic model of these kinds of self-help.
Keywords: self help, self care, mutual help, addiction, social return on investment, SROI
Zur Bedeutung und zum Überstrapazieren des Begriffs „Eigenverantwortung“ in der Behandlung von Suchterkrankungen – einige kritische Anmerkungen
Wolfgang Beiglböck
Zusammenfassung
Eigenverantwortung gilt als „conditio sine qua non“ der professionellen Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen, während das Konzept in der Suchtselbsthilfe kaum eine Rolle spielt. Eine Literatursuche zum Thema erbringt nahezu ausschließlich Resultate, die eine kritische Betrachtung dieses Begriffes ausschließen. Dieser Artikel versucht anhand einiger Fallbeispiele einen differenzierten Zugang zu diesem Themenbereich zu entwickeln und einige – manchen vielleicht provokant erscheinende – Thesen aufzustellen, um den Diskurs dazu wieder anzustoßen.
Schlüsselwörter: Eigenverantwortung, Stigmatisierung, ergebnisoffene Behandlung, alcohol harm paradox
Summary
Personal responsibility is considered a ‘conditio sine qua non’ in the professional treatment of addiction disorders, while the concept plays no important role in addiction self-help or support groups. A literature search on the subject yields almost exclusively results that exclude a critical consideration of this term. This article attempts to develop a differentiated approach to this subject area on the basis of a few case studies and to put forward some theses – which may seem provocative to some – in order to re-initiate the discourse.
Keywords: individual responsibility, stigmatization, outcome-open treatment, alcohol harm paradox
Selbsthilfe suchterfahrener Menschen – gestern, heute und morgen
Die Bedeutung der Selbsthilfe für suchterfahrene Menschen, für das Suchthilfesystem und für die Gesellschaft
Jürgen Naundorff
Zusammenfassung
Selbsthilfe ist ein wichtiges Angebot im Suchthilfesystem und schlägt Brücken zwischen den verschiedenen Suchthilfeangeboten. Im Blick auf die Geschichte wird deutlich, wie die Selbsthilfe maßgeblich suchterfahrene Menschen ganzheitlich begleitet hat. Sie lebt ein facettenreiches bio-psycho-soziales Modell, mit Einschränkung auch ein spirituelles. In einer sich rasant wandelnden Gesellschaft sucht die Selbsthilfe nach weiteren Wegen, um Menschen niedrigschwellig und bedarfsgerecht begleiten zu können. Zugleich arbeitet sie an Konzepten, wie sie zukünftig ihren Platz im Suchthilfesystem ausfüllen, entstigmatisierend wirken und gesellschaftspolitisch aktiv sein kann.
Schlüsselwörter: Abhängigkeit, Abstinenz, Alkohol, Alkoholerkrankung, Angehörige, bio-psycho-soziales Modell, bio-psycho-sozial-spirituelles Modell, Drogen, Gespräch, Gruppe, Konsumkompetenz, Medikamente, Prävention, Substitution, Sucht, Suchtgefährdung, Suchthilfesystem, suchtkrank, Selbsthilfe
Abstract
Self-help is an important service in the addiction support system and builds bridges between the various addiction support services. Looking back at its history, it becomes clear how self-help has played a key role in providing holistic support to people who have experienced addiction. It embraces a multi-faceted bio-psychosocial model, and to a limited extent also a spiritual one. In a rapidly changing society, self-help is looking for further ways to provide people with low-threshold and needs-based support. At the same time, it is working on concepts as to how it can fill its place in the addiction support system in the future, how it can have a destigmatising effect and how it can be active in social policy.
Keywords: addicted, addiction, addiction risk, addiction self-help abstinence, addiction support system, alcohol, alcoholism, bio-psycho-social model, bio-psycho-social-spiritual model, consumer competence, conversation, drugs, group, medication, prevention, relatives, substitution
Entwicklung, Stand und Perspektive der Suchtselbsthilfe in Deutschland
Burkhard Kastenbutt
Zusammenfassung
Suchtselbsthilfegruppen sind ein bedeutender Innovations- und Inklusionsmotor innerhalb einer weitgehend individualisierten Gesellschaft und ein Gegenpol zur zunehmenden Digitalisierung menschlicher Beziehungen. Sie stärken nicht nur die Selbstwirksamkeit ihrer Gruppenmitglieder, sondern auch deren Selbstwertgefühle und leisten damit einen wichtigen Beitrag für ein suchtmittelfreies Leben. Zwar ist die Suchtselbsthilfe in Deutschland durch eine beträchtliche thematische und organisatorische Vielfalt gut aufgestellt, sieht sich aber im Rahmen des demografischen Wandels mit einem Verlust an Mitgliedern konfrontiert. Vor allem die Corona-Pandemie hat den Verbänden und Gruppen wie in einem Brennglas gezeigt, mit welchen strukturellen Veränderungen sie sich heute und in naher Zukunft auseinandersetzen müssen. Dazu gehört vor allem der Mangel an Nachwuchs, was sich explizit auf die jüngere und mittlere Generation der Suchtkranken und deren Angehörige bezieht.
Schlüsselwörter: Helfergemeinschaft, Abstinenz, Selbstwirksamkeit, Resilienz, Ich-Stabilisation
Abstract
Addiction self-help groups are an important driver of innovation and inclusion within a largely individualized society and a counterbalance to the increasing digitalization of human relationships. They not only strengthen the self-efficacy of their group members, but also their feelings of self-worth and thus make an important contribution to a life free of addiction. Although addiction self-help in Germany is well positioned thanks to its considerable thematic and organizational diversity, it is facing a loss of members as a result of demographic change. The coronavirus pandemic in particular has shown associations and groups, as if through a magnifying glass, the structural changes they have to deal with today and in the near future. This includes, above all, the lack of new members, which explicitly refers to the younger and middle generation of addicts and their relatives.
Keywords: support community, abstinence, self-efficacy, resilience, ego-stabilization
Professionelle Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe – zwei tragende Säulen im Hilfesystem: Welchen Mehrwert bietet eine gute Kooperation? Wie kann sie gelingen?
Daniela Ruf
Zusammenfassung
Sucht-Selbsthilfegruppen haben in Deutschland eine lange Tradition und stellen als Ergänzung zur professionellen Suchthilfe eine wichtige Säule im Hilfesystem dar. Beide Hilfeangebote sind sich ergänzende, eigenständige Angebote mit eigenen Handlungslogiken, Kompetenzen und Expertisen. Gemeinsam bieten sie eine Vielfalt an Hilfeangeboten für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und Angehörige. Damit sie effektiv genutzt werden können, braucht es jedoch eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den beiden Hilfesystemen. Dennoch ist diese Zusammenarbeit meist kein Selbstläufer. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die Vorteile einer guten Zusammenarbeit zwischen professioneller Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe, aber auch über die Herausforderungen, die sich ergeben, wenn unterschiedliche Systeme mit jeweils eigenen Systemlogiken und Rahmenbedingungen aufeinandertreffen. Darüber hinaus stellt der Beitrag Faktoren zusammen, die zu einer gelingenden Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen beitragen und wie man gemeinsam ins Handeln kommen kann. Am Ende des Beitrages werden Materialien vorgestellt, welche die Zusammenarbeit von professioneller Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe vor Ort wirksam unterstützen können.
Schlüsselwörter: Sucht, Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, Angehörige, Hilfesystem, Professionelle Suchthilfe, Sucht-Selbsthilfe, Selbsthilfegruppe, Rückfallprävention, Kooperation, Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Expertenkompetenz, Betroffenenkompetenz
Abstract
Addiction self-help groups have a long tradition in Germany and, as a supplement to professional addiction help, represent an important pillar in the help system. Both help offers are complementary, independent offers with their own logic of action, skills and expertise. Together they offer a variety of help options for people with addictions and their relatives. However, in order for them to be used effectively, good networking and cooperation between the two help systems is required. Nonetheless good collaboration cannot be taken for granted. The following article provides an overview of the advantages of good cooperation between professional addiction help and addiction self-help, but also of the challenges that arise when different systems, each with their own system logic and frame conditions, come together. In addition, the article puts together factors that contribute to successful collaboration between full-time employees and volunteers and how they can get started together. At the end of the article, brochures are presented that can effectively support the cooperation between professional addiction help and addiction self-help.
Keywords: addiction, addicts, relatives, help system, professional addiction help, self help, self-help group, prevention of relapse, cooperation, full-time employees, volunteers, competence of expert, competence of person concerned
(Sucht-)Selbsthilfe in Österreich: Zahlen und Fakten zur bisherigen Entwicklung und aktuellen Situation
Daniela Rojatz, Alexandra Puhm & Angelina Brotherhood
Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel beleuchtet die Entwicklung und Struktur der kollektiven Selbsthilfe in Österreich mit Fokus auf die Suchtselbsthilfe. In Österreich gibt es rund 1 700 Selbsthilfegruppen und -organisationen, davon sind etwa vier Prozent aus dem psychosozialen Bereich einschließlich Sucht. Bei den Suchtselbsthilfegruppen ist das Thema Alkohol am häufigsten vertreten, gefolgt von Essstörungen (Overeaters, Magersucht), Medien- bzw. (Glücks-)Spielsucht, Sex-/Beziehungssucht, (illegale) Drogen, pathologisches Horten („Messie-Syndrom“), Rauchen und Arbeitssucht. Die identifizierten Selbsthilfegruppen zu anderen suchtrelevanten Themen jenseits von Alkohol könnten ein Hinweis auf gestiegenes Bewusstsein für substanzungebundene Süchte in den letzten Jahren sein. Der Übergang zwischen professionell angeleiteter Suchtselbsthilfe und selbstorganisierten Selbsthilfegruppen/-organisationen ist fließend. Die Gründung von Selbsthilfeorganisationen zum Thema Alkohol fand zeitgleich mit dem Aufbau professioneller Therapieangebote statt. Selbsthilfegruppen gelten heutzutage als wichtiger Teil der Angebotslandschaft. Gesundheitseinrichtungen und Fachleute aus den Gesundheitsberufen können sich anhand der Selbsthilfegruppenverzeichnisse und Websites der Selbsthilfeorganisationen über existierende Gruppen informieren, um Patientinnen und Patienten auf die Teilnahmemöglichkeit hinzuweisen und um Kooperationen aufzubauen. Einen möglichen Kooperationsansatz bilden die „Selbsthilfefreundlichen Gesundheitseinrichtungen“.
Schlüsselwörter: Selbsthilfegruppe, Österreich, Sucht, Kooperation, Gesundheitssystem
Abstract
This article focusses on the development and structure of collective self-help in Austria, with a special emphasis on addiction self-help. There are around 1,700 self-help groups and organisations in Austria, of which around four percent are from the psychosocial field, including addictions. Alcohol is the most common topic among addiction self-help groups, followed by eating disorders (overeating, anorexia), media or gambling addiction, sex/relationship addiction, (illegal) drugs, pathological hoarding (‘messie syndrome’), smoking and work addiction. The existence of self-help groups on addiction topics other than alcohol may indicate an increased awareness of non-substance-related addictions in recent years. The distinction between professionally guided addiction self-help and self-organised self-help groups/organisations is not clear-cut. The founding of self-help organisations for alcohol coincided with the development of professional therapy services. Today, self-help groups are regarded as an important part of the service landscape. Healthcare institutions and healthcare professionals can find out about existing groups via self-help group directories and websites of self-help organisations in order to inform patients about the possibility of participating and to establish cooperations. The ‘self-help-friendly healthcare facilities’ initiative shows one possible approach for increased cooperation.
Keywords: self-help group, mutual-aid group, Austria, addiction, cooperation, health care
Die Rolle von Selbsthilfegruppen bei der Bewältigung glücksspielbedingter Probleme im schweizerischen Versorgungssystem
Suzanne Lischer, Manuela Eder, Elina Lehmann & Sabrina Wyss
Zusammenfassung
Problematisches Glücksspielverhalten ist mit negativen Auswirkungen sowohl für die einzelnen Betroffenen als auch für die ganze Gesellschaft verbunden. Internationale Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich die Teilnahme an Selbsthilfegruppen langfristig positiv auf die Abstinenz auswirkt. Der Austausch von Erfahrungen gibt den Betroffenen die Möglichkeit, effektivere Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Im schweizerischen System gewinnt die gemeinschaftliche Suchtselbsthilfe als ergänzendes Angebot zur professionellen Versorgung zunehmend an Bedeutung. Gleichwohl bestehen noch Barrieren für Menschen mit glücksspielbedingten Problemen beim Zugang zu Selbsthilfegruppen. Daher ist eine verstärkte Sensibilisierung und Unterstützung auch innerhalb der professionellen Versorgungsstrukturen gefordert.
Schlüsselwörter: Selbsthilfe, Glücksspiel, Sucht, Schweiz, Versorgungssystem
Abstract
Problem gambling behaviour is associated with negative effects both for the individual concerned and for society. International research suggests that engagement in self-help groups yields favorable long-term outcomes regarding abstinence. Through shared experiences, individuals affected by problem gambling gainthe opportunity to develop more effective coping mechanisms. Within the Swiss framework, community-oriented self-help for addiction is progressively gaining significance as a supplementary component to professional intervention. Nonetheless, hurdles persist for individuals with gambling-related issues when accessing self-help groups. Thus, heightened awareness and increased support within professional care frameworks are imperative.
Keywords: self-help, gambling, addiction, Switzerland, care system
Digitale Angebote zur Konsumreduktion und Verhaltensmodifikation
Doris Malischnig
Zusammenfassung
Dieser Artikel erläutert Konzepte und Beispiele für die Anwendung digitaler Selbsthilfeprogramme zur Prävention von Suchterkrankungen. Digitale Selbsthilfeanwendungen können sowohl auf Reduktion von Substanzen als auch auf Verhaltensänderungen abzielen. Sie bieten sich als neue Form der Selbsthilfe an, vielleicht sogar als erste Anlaufstelle, um, wenn erforderlich, den Weg in die therapeutische Unterstützung zu ebnen. Abschließend werden die kostenfreien und anonym nutzbaren webbasierten Selbsthilfe-Konsumreduktionsprogramme des Instituts für Suchtprävention (ISP) der Sucht- und Drogenkoordination Wien vorgestellt.
Schlüsselwörter: webbasierte Selbsthilfeprogramme, Prävention, Cannabis, Alkohol, Glücksspiel
Abstract
This article explains concepts and provide examples of the application of digital self-help programs for the prevention of addiction disorders. Digital self-help applications can target both substance reduction and behavior change. They offer a new form of self-help, perhaps even serving as the first point of contact to pave the way for therapeutic support if necessary. Finally, the article introduces the free and anonymously usable web-based self-help consumption reduction programs offered by the Institute for Addiction Prevention Vienna, Austria (ISP).
Keywords: web-based self-help programs, prevention, cannabis, alcohol, gambling
Selbsthilfe erzählen – Ethik als Ästhetik in Luka Lenzins Nadel und Folie
Thomas Ballhausen
Zusammenfassung
Mit dem Comic Nadel und Folie adressiert Luka Lenzin auf künstlerischem Wege kritisch die deutsche bzw. internationale Drogenpolitik und rückt dabei insbesondere Aspekte der Stigmatisierung und Kriminalisierung ins Zentrum. Aufbauend auf langjährigen eigenen Arbeitserfahrungen in einer Hamburger Einrichtung erzählt Lenzin anhand individueller Schicksale von übergeordneten Fragestellungen und Herausforderungen, die nicht zuletzt politische und ethische Aspekte berühren. In der vorsätzlichen Verbindung von Faktischem und Fiktivem bezieht sich Lenzin auf die ästhetischen Strategien der Collage, entsprechend stehen in diesem Comic erfundene Biografien neben historischen Überlegungen und Informationen zum Drogenkonsum. Hier ist insbesondere die Integration von wissenschaftlichen Quellen in eine narrative Struktur für das Verhältnis ethischer Ansprüche und ästhetischer Strategien von Bedeutung. Die gegenständliche Analyse konstatiert deshalb nicht nur eine Verbindung von Ethik und Ästhetik, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung bzw. Verschiebung hin von Ethik (etwa in Bezug auf die von Lenzin herangezogenen Quellen) als Ästhetik (eben in der Ausgestaltung des Comics durch Lenzin). Nadel und Folie kann und soll als Ausdruck künstlerischer Kritik an deutscher bzw. internationaler Drogenpolitik verstanden werden, als parteiische Perspektive auf die aktuellen Debatten rund um Optionen der Legalisierung substanzgebundener Süchte. Die Analyse von Lenzins Veröffentlichung macht deutlich, wie sehr das eigenständige Medium Comic in der Lage ist, sensible gesellschaftliche Themen adäquat zu verhandeln bzw. diese Themen in Formen künstlerischer Darstellung zu überführen.
Schlüsselwörter: Luka Lenzin, Graphic Novel/Comic, Drogenpolitik/künstlerische Darstellung, War on Drugs/künstlerische Darstellung, Suchtberatung/künstlerische Darstellung
Abstract
With the comic book Needle and Foil (original title: Nadel und Folie), Luka Lenzin takes a critical artistic approach to German and international drug policy, focusing in particular on aspects of stigmatisation and criminalisation. Building on many years of personal work experience in a Hamburg institution, Lenzin uses individual fates to tell of overarching issues and challenges that touch not least on political and ethical aspects. In the deliberate combination of fact and fiction, Lenzin draws on the aesthetic strategies of collage; accordingly, in this comic, invented biographies are juxtaposed with historical considerations and information on drug use. Here, the integration of scientific sources into a narrative structure is particularly important for the relationship between ethical demands and aesthetic strategies. This analysis therefore not only establishes a connection between ethics and aesthetics, but rather a further development or shift from ethics (e.g., in relation to the sources used by Lenzin) to aesthetics (precisely in Lenzin’s design of the comic). Needle and Foil can and should be understood as an expression of artistic critique of German and international drug policy, as a partisan perspective on the current debates surrounding options for the legalisation of substance-related addictions. The analysis of Lenzin‘s publication makes it clear to what extent the independent medium of comics is capable of adequately negotiating sensitive social issues and translating these issues into forms of artistic representation.
Keywords: Luka Lenzin, graphic novel/comic, drug politics/artistic representation, war on drugs/artistic representation, addiction counseling/artistic representation
JES-Netzwerk – Entwicklung und Effekte der Arbeit einer außergewöhnlichen Selbstorganisation
Claudia Schieren & Dirk Schäffer
Zusammenfassung
Kaum jemand hat 1989 der neuen Form von Selbsthilfe, Junkies, Ehemalige und Substituierte, die sich u. a. für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen aussprachen, eine Chance gegeben. Heute im Jahr 2024 richtet JES den Blick auf zurückliegende Ereignisse, an denen das Selbsthilfenetzwerk beteiligt war und gewachsen ist und wofür sich das Netzwerk nicht verbiegen musste. Mit dem diesjährigen 35-jährigen Jubiläum des JES-Bundesverband e.V. betrachtet und bewertet das Netzwerk nachfolgend die besondere Form der Selbstorganisation.
Schlüsselwörter: Drogen, Hilfe zur Selbsthilfe, akzeptierende Drogenhilfe, niedrigschwellige Angebote, Stigmatisierung
Abstract
In 1989, hardly anyone gave a chance to the new form of self support in the field of drugs. Drug users, former users and people in opioid substitution treatment, came together to work for a dignified life with drugs. Today, in 2024, JES is looking back at past events in which the self support network was involved and has grown, without having to bend too much. With this 35th anniversary of the JES-Bundesverband e.V., the network evaluates their special form of self organization in the field of drugs
Keywords: drugs, peer to peer support, self organization, low threshold services, stigmatization
Neues Konzept in der Suchtselbsthilfe!
Ein Plädoyer für eine zieloffene und inklusive Haltung in der Suchtselbsthilfe
Claudia Huhmann
Zusammenfassung
Der Artikel beschreibt ein Konzept und die Herangehensweise, wie mit der Integration eines zieloffenen Ansatzes in der Suchtselbsthilfe ein neuer kooperativer Weg in die Suchtselbsthilfe gebahnt werden kann und gelingt. Es geht dann in der Suchtselbsthilfe nicht mehr nur um die Abstinenz, sondern auch um den kontrollierten Konsum als Ziel. Es entstehen neue und veränderte Perspektiven der Betroffenenkompetenz und der Partizipation in der Selbsthilfe, die in den Aussagen interviewter Menschen erkennbar werden. Damit das Erfolgskonzept der Nachhaltigkeit der Selbsthilfe weiterhin für viele Betroffene und deren Angehörige hilfreich wirken darf, muss Sucht-Selbsthilfe zukunftsfähig, niedrigschwellig, zieldifferenziert und inklusiv sein. Der Artikel lädt ein, Vertrauen zu fassen in die zieloffene Haltung, die Betroffenenkompetenz, die Selbstwirksamkeit und die individuelle Herangehensweise aller Suchtgefährdeten und Suchterkrankten.
Schlüsselwörter: Suchtselbsthilfe, zieloffener Ansatz, kontrollierter Gebrauch psychoaktiver Substanzen, niederschwellige Suchtselbsthilfe, Betroffenenkompetenz
Abstract
The article outlines a concept and an approach of how a new cooperative path can be paved in addiction selfhelp by integrating a more open-ended approach. Addiction self-help is then no longer just about abstinence, but also about controlled use as a goal. New and changed perspectives on the competence of those affected and participation in self-help emerge, which are recognizable in the statements of the people interviewed. To ensure the success of the concept of sustainability of self-help (not only for those affected, but also for their relatives), addiction self-help must be sustainable, low-threshold, goal-differentiated and inclusive. The article invites you to have confidence in the open-minded attitude, the competence of those affected, the self-efficacy and the individual approach of all those at risk of addiction and those suffering from addiction.
Keywords: addiction self-help, open-ended approach, controlled use of psychoactive substances, low-threshold addiction self-help, competence of those affected
Die Fleckenbühler
Ronald Meyer
Zusammenfassung
In der therapeutischen Selbsthilfegemeinschaft „die Fleckenbühler“ leben suchtkranke Menschen auf freiwilliger Basis abstinent zusammen. Während sie Arbeit und Alltag gemeinsam planen und gestalten und voneinander lernen, holen sie individuelle Allgemein- und Berufsbildung nach. Im Zusammenleben entwickeln die Gemeinschaftsmitglieder spezifische Fähigkeiten, nicht zuletzt ein tiefes Verständnis für ihre Suchterkrankung und die Kompetenz, drogenfrei leben zu können. Dieser Artikel präsentiert Philosophie und Prinzipien der Selbsthilfegemeinschaft. Er zeigt, dass es Betroffenen möglich ist, ein frohes Leben führen zu können, ohne dabei psychoaktive Substanzen einnehmen zu müssen.
Schlüsselwörter: therapeutische Gemeinschaft, Leben ohne Drogen, Abstinenz, rationales Selbsthilfe-Training, HEDE-Training, Naikan
Abstract
In the therapeutic self-help community ‘die Fleckenbühler’ people who suffer from addiction live together in abstinence on a voluntary basis. While they plan and organize work and everyday life together and learn from each other, they individually catch up general and vocational training. By living together, community members develop specific skills, not least a deep understanding of their addiction and the ability to live drugfree. This article presents the philosophy and principles of the self-help community. It shows that it is possible for those affected to lead a happy life without using psychoactive substances.
Keywords: therapeutic community, life without drugs, abstinence, rational self-help training, HEDE training, Naikan
Aspekte einer „hybriden“ ambulanten Drogenselbsthilfe im Spannungsfeld von akzeptanz- und abstinenzorientierten Ansätzen
Aktivitäten und Erfahrungen des Vereines „Drogenselbsthilfe Vorarlberg“
Elmar Sturm
Zusammenfassung
Die Geschichte verschiedener Ansätze und Initiativen der ambulanten Drogenselbsthilfe im Österreichischen Bundesland Vorarlberg reicht bis mindestens in die späten 1970er Jahre zurück. Drogenselbsthilfe wird auch heute noch von vielen als ausschließlich abstinenzorientierte Drogenselbsthilfe verstanden. Der 2018 gegründete Verein „Drogenselbsthilfe Vorarlberg“ vertritt demgegenüber einen „hybriden“ Ansatz von abstinenzorientierten und konsumakzeptierenden Aktivitäten und Angeboten. Nach der Beschreibung der Vorgeschichte und der Entstehungsbedingungen in Zusammenhang mit dem Netzwerk Vorarlberger Drogenhilfe – hier spielen auch die Drogenselbsthilfevereine „Starke Süchtige“ und „Ex & Hopp“ in Dornbirn sowie „do it yourself“ in Bludenz eine wichtige Rolle – wird von einigen Projekten, Aktivitäten und Erfahrungen dieses Netzwerkes und des Vereines berichtet. Es wird der Frage nachgegangen: Was soll eine „hybride“ Drogenselbsthilfe sein? Unsere Haltung und unser Selbstverständnis von ambulanter Drogenselbsthilfe werden erläutert. Es werden Anliegen für eine bessere Patientenorientierung und Patientenbeteiligung in der Suchtbehandlung und in der Drogenhilfe, bzw. auch in anderen Hilfesystemen oder Gesellschaftsbereichen formuliert, bis hin zu Forderungen nach einer wissenschaftlich fundierten und integrativen Sucht- und Drogenpolitik. Damit würden Stigmatisierung, Selbststigmatisierung und Diskriminierung verringert, eine möglichst selbstbestimmte Persönlichkeitsentwicklung gefördert, das Selbstbewusstsein erhöht, die Isolation und Einsamkeit reduziert und die gesellschaftliche Teilhabe von Drogengebrauchenden und ihrer Angehörigen verbessert.
Schlüsselwörter: ambulante Drogenselbsthilfe, Abstinenzorientierung, Akzeptanzorientierung Stigmatisierung, Selbststigmatisierung, Diskriminierung, Peerarbeit, Netzwerkarbeit, Selbstbestimmung, Opioidsubstitutionsbehandlung, Behandlungs- und Betreuungsqualität, Drogenpolitik
Abstract
The history of various approaches and initiatives in self-help for drug users in the Austrian state of Vorarlberg goes back to at least the late 1970s. Even today, many people still see self-help for drug user as exclusively abstinence-oriented. The Drug Self-Help Association Vorarlberg, founded in 2018, represents a ‘hybrid’ approach of abstinence-oriented and consumption-accepting activities and offers. After describing the history and the conditions under which it came into being in connection with the Vorarlberg drug aid network some of the projects, activities and experiences of this network and the Club are reported. In this context the drug self-help associations ‘Starke Süchtige’ and ‘Ex & Hopp’ in Dornbirn, as well as ‘do it yourself’ in Bludenz also play an important role. The question is examined – What should a ‘hybrid’ self-help for drug user be? Our attitude and our selfimage of outpatient self-help for drug users are explained. Concerns for better patient orientation and patient participation in addiction treatment and drug help, as well as in other help systems or areas of society, are formulated, including demands for a scientifically based and integrative addiction and drug policy. This would reduce stigmatization, self-stigmatization and discrimination, promote self-determined personal development increase self-confidence, reduce isolation and loneliness and improve the social participation of drug users as well as their relatives.
Keywords: outpatient self-help for drug users, abstinence orientation, acceptance orientation, stigmatization, self-stigmatization, discrimination, peer work, networking, self-determination, opioid substitution treatment, quality of treatment and care, drug policy
rausch - Wiener Zeitschrift für Suchttherapie
13. Jahrgang • 2024 • Heft 2/3
Pabst, 2024 ISSN 2190-443X