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rausch · Wiener Zeitschrift für Suchttherapie

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2012-3

Kleidergröße Null mit tödlicher Aussicht
Wolfgang Pabst

Editorial
Irene Schmutterer

Geschichte des Drogenfilms - Ein historischer Abriss
Sabine Goette

Reiz und Rührung. Cinematherapie in der stationären Suchtbehandlung
Martin Poltrum

Über Großstadtindianer und Diplom-Junkies
Jann E. Schlimme

Requiem for a Dream - Kulturelle Aspekte der Sucht 
Rainer Gross

Rezension:
Cut-ups, Cut-ins, Cut-outs: The Art of William S. Burroughs
Irene Schmutterer

Bildstrecke:
Cut-ups, Cut-ins, Cut-outs: Die Kunst des William S. Burroughs

Bildstrecke:
Psychotherapeuten im Film

Rezension:
Der Psychotherapeut im Film
Martin Poltrum

Internet- und Computerspielsucht - "Der digitale Rausch"
Birgit Oitzinger

 


Editorial

"Film" lautet der Schwerpunkt unseres dritten Heftes. Die Themen sind vielseitig und reichen von der Darstellung von Sucht und Drogen im Film, über die Darstellung von Psychotherapie im Film bis zu Film als Therapeutikum der Sucht selbst. Neben unserem filmischen Fokus gibt es noch weitere interessante Beiträge, etwa zur Lebenswelt Heroinabhängiger, zur Kunst von William S. Burroughs und zur Computerspielsucht.

Wir beginnen mit einem Beitrag von Sabine Goette zur Geschichte des Drogenfilms. Ausgehend von ersten Drogenfilmen, wie "Chinese Opium Den" (1894) und "Opium" (1919) beschreibt die Autorin den Wandel des US-Amerikanischen und europäischen Drogenfilms vom beginnenden 20. Jahrhundert bis in die Mitte der 1990er Jahre. Die historische Aufarbeitung wird durch eine Auflistung aktuellerer Drogenfilme ergänzt, die einen Zeitraum von 10 Jahren erfassend bis ins Jahr 2005 reicht. 

Martin Poltrum, Mitherausgeber von rausch, beschäftigt sich sowohl praktisch als auch theoretisch mit Filmen im therapeutischen Einsatz. In seinem Beitrag zur Cinematherapie in der stationären Suchtbehandlung erläutert er die Wirkmechanismen und Potentiale von Filmen im therapeutischen Rahmen. Er berichtet von kinotherapeutischen Interventionen, die bereits zur Stummfilmzeit stattgefunden haben, und verweist auf einen Film aus dieser Zeit - "Le mystère des roches de kador" (1912) -, der gar von einem Kinotherapeuten und seinen therapeutischen Verfahren handelt. Einen Bildausschnitt des Films haben wir als Coverfoto für diese Ausgabe gewählt, eine Bildstrecke findet sich auf den Seiten 143 ff. Nach den Exkursen in die Stummfilmzeit gibt Martin Poltrum - auch anhand von einzelnen Filmbeispielen - Einblicke in eine Cinematherapie der Gegenwart und zwar in die seit 2009 im Anton-Proksch-Institut stattfindende Kinotherapie mit Suchtkranken.

Über das Paradoxon im Leben Heroinabhängiger - sich frei und ungebunden erlebend, während der Alltag ausschließlich von sich zyklisch wiederholenden immer gleichen Handlungen, einer sehr klaren Ordnung und strengsten Regeln bestimmt ist - sinniert Jann Schlimme. Als Arzt war der Autor in den Jahren 2004 und 2005 in der ambulanten Heroinvergabestelle in Hannover tätig. Die Einblicke, die er dabei in die Lebenswelten Heroinabhängiger bekommen hat, verknüpft er mit Texten aus William S. Burrougs "Naked Lunch" und dem 2005 erschienenen Buch "Verschwende deine Zeit. Memoiren eines Junkies" über zwei heroinabhängige Mädchen in Hamburg von Thomas Bear. Heroinabhängige - so Jann Schlimme - auf der einen Seite Großstadtindianer, die sich frei und ungebunden erleben, auf der anderen Seite Diplom-Junkies, die über Jahre gelernt haben, als Heroinabhängige zu funktionieren und zu überleben.

"Requiem for a Dream", ein Film über Sucht, der auch in der Auflistung aktuellerer Filme zum Thema Drogen in unserem ersten Beitrag von Sabine Goette zu finden ist - unterscheidet sich laut Rainer Gross von anderen Filmen über Drogen, denn hier sind die KonsumentInnen keine VerweigerInnen gesellschaftlicher Normen und Rahmenbedingungen, im Gegenteil: Sie wollen dabei sein, sie wollen funktionieren in einer Gesellschaft, die die Bedeutung sozialer Ungleichheit herunterspielt, dabei an ihre Mitglieder so hohe Erwartungen hat, dass sie ihr nicht zufriedenstellend genügen können und sie dann die Schuld für ihr Scheitern bei sich selbst suchen, da alles andere kein Grund mehr sein sollte. Rainer Gross verwendet den Film "Requiem for a Dream" als Ausgangspunkt für Überlegungen zu Sucht und Drogengebrauch in einer durch Leistung gekennzeichneten Gesellschaft, in der davon ausgegangen wird, dass die Verteilung angestrebter Güter in erster Linie aus der erfolgten Leistung jedes einzelnen Mitglieds der Gesellschaft resultiert.

Über die Kunst des vor 15 Jahren verstorbenen William S. Burroughs, hauptsächlich bekannt als Autor von "Naked Lunch", informierte unlängst eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien. Der dazugehörige Ausstellungsband "Cut-ups, Cut-ins, Cut-outs: The Art of William S. Burroughs", der auch interessante Interviews mit Burroughs beinhaltet, wird in diesem Heft vorgestellt. Einige Bilder daraus werden in unserer Bildstrecke gezeigt.

Von der Darstellung von PsychotherapeutInnen und Psychotherapie im Film handelt das vor kurzem erschienene Buch "Der Psychotherapeut im Film" von Rainer Gross, das Martin Poltrum in dieser Ausgabe rezensiert. Der Film hat bestimmte Typen von PsychotherapeutInnen geschaffen und vermittelt ein Bild von gelingenden Therapien, die etwaige PatientInnen und angehende TherapeutInnen in der Realität so nicht wiederfinden werden. Das Buch steht dem Film diesbezüglich im Übrigen in nichts nach. 1893 beschreibt Arthur Schnitzler, selbst Arzt - der noch dazu vier Jahre zuvor über Hypnose als Form der Therapie wissenschaftlich publiziert hat - in seinem Stück "Anatol" den Verlauf einer Hypnose, angewendet im privaten Bereich, wie sie sie wohl einige gerne eingesetzt, sie in der Realität aber kaum funktioniert hätte.

Zu guter Letzt informiert Birgit Oitzinger - Koordinatorin für Glücksspiel- sowie Online- und Computerspielsucht am Anton-Proksch-Institut - in ihrem Beitrag "Der digitale Rausch" über Internet- und Computerspielsucht. Dabei thematisiert sie Definitionen, Diagnosekriterien sowie Instrumente, Prävalenzen, Komorbiditäten, Entwicklung und Therapie der Sucht und gibt abschließend anhand einer Fallvignette Einblick in Suchtentwicklung, Verlauf und Therapie eines online- und computerspielsüchtigen Jugendlichen.

Wir wünschen interessante Einblicke und viel Freude mit dieser Ausgabe.


Mag. Irene Schmutterer

Soziologin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
des Bereichs Suchtpräventionsforschung und
Dokumentation (SucFoDok) am Anton-Proksch-Institut, Wien
irene.schmutterer@api.or.at

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