Dazu notiert der Münchner Psychiater Herbert Steinböck in seinem Sachbuch "Gewalt durch psychisch Kranke", "dass zwar generell die meisten Wahnkranken für andere nicht gefährlich sind. Dennoch können bestimmte Beeinträchtigungen im Einzelfall mit einem erhöhten Risiko für Dritte einhergehen; ... dann betrifft es in besonderem Maß nahe Angehörige, manchmal Nachbarn oder Fremde, gelegentlich auch die professionell psychiatrisch Tätigen oder Justizangehörige. Für eine solche Gefährdung spielen u.a. problematische Wahnthemen eine Rolle, z.B. Themen der Verfolgung bzw. Notwehr, Vergiftung, Ich-Störungen und speziell das Phänomen des threat/control override; d.h., dass der Patient überzeugt ist, sein Verstand werde von Kräften, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, dominiert."
Häufiger kann sich aus einem Wahn eine Gefahr für den Betroffenen selbst entwickeln: "Selbstgefährdung kann beispielsweise aus einer Situationsverkennung bei Intoxikationen, im Delir oder im akuten Verfolgungswahn entstehen, indem der Wahnkranke in Panik vor den vermeintlichen Verfolgern über eine belebte Straße läuft oder in seinem PKW ´auf der Flucht´ einen Verkehrsunfall verursacht. Manche Wahnkranke stellen aufgrund der Angst, vergiftet zu werden, die Nahrungsaufnahme ein. Bei Größenwahn kann es vorkommen, dass sich der Betreffende für unverletzlich hält und dies demonstrieren will, indem er bei Rot die Straße überquert, oder er verschenkt mit vollen Händen sein Vermögen, weil er es für unermesslich hält ..."
Steinböck, Herbert (Hrsg.): Gewalt durch psychisch Kranke
– ein Dilemma (nicht nur) des Maßregelvollzugs?
Pabst, 2019, 152 Seiten
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