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Forensische Psychiatrie: neuer Therapieansatz für Hochrisiko- und stark rückfallgefährdete Patienten

Die Diagnosen „Antisoziale Persönlichkeitsstörung“ und „Psychopathie“ führen überdurchschnittlich häufig zu einem Therapieabbruch und gelten als kaum behandelbar. In der Forensischen Psychiatrie finden sich besonders viele PatientInnen mit entsprechenden Störungen – BehandlerInnen sind dort häufig mit ihrem „Latein am Ende“, positive Persönlichkeitsentwicklungen stellen sich kaum ein. Markus G. Feil und Katharina Furjanic stellen in der aktuellen Ausgabe „Forensische Psychiatrie und Psychotherapie“ (Heft 2/2019) einen neuen Ansatz vor, in dem eigentlich „nicht behandelbare“ StraftäterInnen therapeutisch erreicht werden sollen.

Um therapeutische Erfolge zu erzielen, sollte bei PatientInnen wenigstens ein Mindestmaß an Problembewusstsein und Veränderungsmotivation vorliegen. Gerade in der Forensik aber sind PatientInnen, die keinerlei Einsicht in ihre Probleme zeigen, nicht selten. „Unmöglichkeit der Behandlung“ wird in diesen Fällen deklariert, die meisten Therapien führen dabei unweigerlich zu einem Abbruch. Hoffnungslose Fälle – sollte man meinen. Aktuell wird an der Psychotherapeutischen Fachambulanz für Gewalt- und Sexualstraftäter München das „Projekt Unwilligenforum“ eingeführt, das an der Problematik der „Therapieunwilligkeit“ ansetzt und andere Wege einschlägt als klassische forensische Therapieansätze.

Die ersten Kontakte mit veränderungsunwilligen Patienten werden von BehandlerInnen oft bereits als sehr frustrierend erlebt, die äußere und innere Position erscheint „hart“ und nicht veränderbar. Hier setzt bereits der neue Ansatz an: Durch den Versuch, konstruktiv aufeinander einzugehen, werden negative Affekte bei allen Beteiligten offengelegt. Eine authentische Kommunikation und Interaktion werden ermöglicht.

In Gruppensitzungen kommunizieren alle Beteiligten auf Augenhöhe, ein „Experten-Gefälle“ soll möglichst vermieden werden. Die PatientInnen werden als „selbstverantwortliche Experten in eigener Sache“ angesprochen. Auf Fachtermini und Therapiejargon wird verzichtet. Durch diese Gleichberechtigung können Vorurteile und Aversionen abgebaut und gemeinsame Lösungsansätze entwickelt werden. Die Maßnahme hat eine klare inhaltliche Struktur, sollte aber kurz und überschaubar bleiben. Dabei ist das Ziel, „in einen problemzentrierten, aber ergebnisoffenen Austausch auf Augenhöhe zu kommen“. Daraus können dann Veränderungen in Haltungen und Sichtweisen resultieren, die bereits als großer Erfolg gewertet werden.

Die Testphase des „Unwilligenforums“ war, betrachtet man die schwierige Zielgruppe, als erfolgreich zu werten. Etwa die Hälfte hat das Projekt erfolgreich abgeschlossen, jeder Dritte davon wollte anschließend weitere Maßnahmen in Anspruch nehmen.

 

Literatur:

Markus G. Feil & Katharina Furjanic: Das Unwilligenforum. Eine innovative Gruppenintervention für (therapeutisch) schwer erreichbare Hochrisiko-Patienten. In: Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Ausgabe 2/2019, S. 160–182. Pabst Science Publishers.

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