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"Ehrenmorde" - immer häufiger und immer häufiger ohne Aufklärung

Die Dokumentation www.ehrenmord.de (Link s.u.) belegt für dieses Jahr 59 "Fälle" in Deutschland - mehr denn je. Die Dunkelziffer wird auf ein Vielfaches geschätzt. Beobachter, auch Juristen, sprechen häufig schuldmindernd von "kulturellen Motiven". Doch orientiert sich die deutsche Rechtsprechung zunehmend an deutschen Wertvorstellungen und ahndet "Ehrenmord" als Mord, berichtet Dr. Carina Agel in ihrer Studie "(Ehren-)Mord in Deutschland". In aller Regel sind Männer die Täter und Frauen die Opfer.

Agel

Agel berichtet über einen Ausnahmefall: Eine junge Türkin, von ihrem Vater regelmäßig sexuell belästigt, ging mit einem anderen Mann ein nichteheliches Verhältnis ein und lebte in westeuropäischen Maßstäben. Eine Zwangsverheiratung mit einem "genehmen" türkischen Mann gehörte zum Drohszenario von Vater und Bruder. Die 18jährige fürchtete, dass die Familie ihr Verhalten als Verletzung der "Familienehre" betrachtete und daher einen Ehrenmord plante. Dem wollte sie zuvorkommen - und erschoss den Vater. In diesem wie in den meisten anderen Fällen verläuft die Konfliktlinie nicht zwischen Mann und Frau; vielmehr sind es häufig Mütter, die die männlichen Familienmitglieder zur tödlichen "Ehrenrettung" auffordern.

 

Ein großer - wahrscheinlich der größte - Teil der "Ehrenmorde" bleibt unaufgeklärt und ungesühnt, wie z.B. das Schicksal von Rokstan M.: Als 17jährige war Rokstan M. in Syrien von Milizionären mehrfach vergewaltigt worden und galt seither als "beschmutzt". Die Familie floh nach Deutschland und kam in Dessau (Sachsen-Anhalt) unter. Rokstan M. verliebte sich in einen Mann und wurde schwanger. Einer Freundin vertraute sie an, dass ihre Mutter einen "Ehrenmord" wünscht. Wenig später, 2015, wurde die Leiche von Rokstan in der Kleingartenanlage ihrer Eltern gefunden. Der Vater war bereits in Syrien verschwunden ...

Literatur zum Thema

Carina Agel: (Ehren-)Mord in Deutschland.
Eine empirische Untersuchung zu Phänomenologie und Ursachen von "Ehrenmorden" sowie deren Erledigung durch die Justiz
Pabst, 360 Seiten, ISBN 978-3-89967-861-1

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