Die Inklusion an Schulen ist ein komplexes Thema. Zahlreiche Studien dazu wurden bereits veröffentlicht, wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben, Experten befragt. Die allerdings, die Inklusion tatsächlich täglich erleben, damit umgehen und sie koordinieren, sind bisher kaum zu Wort gekommen. Wie Lehrer den Inklusionsbegriff verstehen, kann aber „im Kontext weiterer Forschung dazu beitragen, den Stellenwert subjektiver Definitionen von Inklusion als handlungsrelevante Variable im Inklusionskontext zu überprüfen“.
Mithilfe eines Fragebogens interviewten die Autoren insgesamt fast 2000 Lehrkräfte verschiedener Schulformen. Die Antworten auf die bewusst offen gehaltene Aufforderung „Definieren Sie Inklusion in Ihren eigenen Worten“ waren extrem heterogen. Aus diesem Grund haben Przibilla und Kollegen mehrere Dimensionen herausgearbeitet und die Antworten darunter zusammengefasst. In der Dimension „Zugehörigkeit und Partizipation“ war die Aussage, dass Inklusion „Integration, Partizipation, Zugehörigkeit oder Gemeinsamkeit aller Schülerinnen und Schüler am Schulleben und im Unterricht“ sei, insgesamt die häufigste der Befragung. Viele Antworten waren eher der Dimension „Politik und Bildungssystem“ zuzuordnen, z.B. „Inklusion ist Chancengleichheit bezüglich Bildung und Schulaufnahme“ oder auch „Inklusion ist der Versuch, Kosten zu senken und Einsatz zu reduzieren“.
Letzteres lässt deutliche Kritik am Konzept erkennen, ebenso wie „Inklusion ist überfordernd, belastend oder schädigend für Lehrkräfte und SchülerInnen“ aus der Dimension „Probleme und Hindernisse“, in die ebenfalls zahlreiche Lehrerdefinitionen einzuordnen waren – immerhin noch die siebthäufigste Antwortkategorie.
Insgesamt gesehen entfallen die meisten Antworten auf die Dimensionen „Zugehörigkeit und Partizi pation in Gesellschaft und Schule“ sowie „Innere Differenzierung und Individualisierung“. Deutlich macht die Befragung allerdings vor allem eins: Wenn es um das subjektive Verständnis des Inklusionsbegriffs geht, ziehen selbst Lehrkräfte als Berufsgruppe oft nicht an einem Strang – ebenso wie Politik und Gesellschaft, was die Umsetzung inklusiven Unterrichts an Schulen angeht.