"Bewusstsein ist keine Innenwelt, die sich mit Hirnzuständen identifizieren ließe. Es entsteht nur im dynamischen Zusammenspiel von Gehirn, Organismus und Umwelt und überschreitet fortwährend die Grenzen des Gehirns ebenso wie die des Körpers. Subjektivität ist das In-der-Welt-Sein eines verkörperten Wesens. Das von Philosophen vieldiskutierte Gehirn, das ohne einen Körper nur mit geeigneter Stimulation ein solipsistisches Bewusstsein erzeugt, ist eine unsinnige Vorstellung. Ein solches Gehirn würde allenfalls eine völlig inkohärente neuronale Aktivität aufweisen. Denn nur durch ständige Interaktion mit dem Körper und der Umwelt entstehen und stabilisieren sich die Ordnungsstrukturen des Bewusstseins ebenso wie die entsprechenden neuronalen Strukturen des Gehirns. Das Gehirn ist das Organ, das unsere Beziehung zur Welt, zu anderen Menschen und zu uns selbst vermittelt - ein Beziehungsorgan."
Wenn das Subjekt nicht im Gehirn ist - wo ist es dann? Thomas Fuchs: "Ich, das bewusste, erlebende und handelnde Subjekt, befinde mich nicht im Gehirn, sondern immer genau dort, wo auch mein lebendiger Körper mit all seinen biologischen Funktionen ist, die auch meine bewussten Zustände und Handlungen ermöglichen und hervorbringen. Ich bin ein lebendiges, verkörpertes Wesen, und das heißt zugleich, ich bin auch immer über meinen Körper hinaus, in der Welt und mit Anderen."
Literatur zum Thema
Thomas Fuchs, Kai Vogeley, Martin Heinze (Hrsg.) Subjektivität und Gehirn.
Pabst, 300 Seiten. Paperback ISBN 978-3-89967-433-0