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Nur acht Prozent der Suchtabhängigen finden Zugang zu fachgerechter Therapie

In der Suchthilfe besteht ein hoher Innovationsbedarf. Professor Dr. Joachim Körkel (Nürnberg) bilanziert ihn anhand einer ausführlichen Analyse in der aktuellen Ausgabe von "Rausch - Wiener Zeitschrift für Suchttherapie". Acht Kernpunkte stehen im Fokus:

- In der Suchthilfe fehlen meist "kohärente, theoretisch fundierte und empirisch gesicherte verhältnis- und verhaltenspräventive Konzepte der Suchtvorbeugung und Risikokompetenz-Förderung.

- Seit Jahrzehnten unverändert finden weniger als acht Prozent der suchtbelasteten Menschen Zugang zu einer ihnen gemäßen Suchtbehandlung.

- Das Suchthilfesystem ist stark segmentiert. Es besteht ein Dschungel an Zuständigkeiten. Viele Betroffene bleiben dabei auf der Strecke - und bei denen, die behandelt werden, bleiben psychiatrische Komorbiditäten in aller Regel unberücksichtigt und unbehandelt.

-  Suchtbehandlung ist weiterhin in aller Regel auf das Ziel der Abstinenz ausgerichtet. Lebenslange Abstinenz gilt für die Überwindung einer Alkohol-, Drogen- oder Tabakabhängigkeit in vielen Behandlerkreisen als alternativlos.

- In der ´niederschwelligen´ bzw. ´suchtbegleitenden´ Suchtarbeit (z.B. Drogenkonsumräume) wird das Suchtverhalten der Klientel mehr oder weniger hingenommen, und Angebote werden auf Schadensminderung beschränkt. Die niederschwellige Suchtarbeit verkennt damit, dass suchtbelastete Menschen ein eigenständiges Interesse an einer Veränderung in Richtung Reduktion oder Abstinenz besitzen.

- Es gibt weiterhin keine standardmäßige, flächendeckende Mitberücksichtigung von Kindern und Angehörigen.

- Das Thema Sucht ist wie vor Jahrzehnten ein Stiefkind in (ambulanter) psychiatrischer bzw. medizinischer Basisversorgung, Psychotherapie und Psychosomatik, den Feldern Soziale Arbeit sowie den Gesundheitshilfen im weiteren Sinn.

- Eine webbasierte qualitätsgeprüfte Suchthilfe, die u.a. standardmäßig auf allen Suchthilfe-Webseiten Grundinformationen zu einschlägigen Substanzen, Selbsttests oder Selbstmanagement-Materialien zur eigenständigen Veränderung des Konsums ... anböte, ist bislang so gut wie nicht vorhanden."

Eindringlich empfiehlt Körkel eine "zieloffene Suchtarbeit". Sie "betrachtet Abhängigkeitskranke nicht als hilflose Opfer ihrer Sucht, die sich einzig durch Abstinenz ihrer Sucht entledigen könnten, sondern als Menschen mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten und verschiedenen Änderungsoptionen ..."  

Joachim Körkel: Geht da noch was? Innovationsbedarf in der Suchthilfe.

In: Rausch - Wiener Zeitschrift für Suchttherapie 1/2 2023
Themenschwerpunkt: Horizonte erweitern! Neue Perspektiven auf Substanzgebrauchsstörungen

12. Jahrgang

https://www.psychologie-aktuell.com/journale/rausch/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2023-12.html

 

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