Alkohol ohne Limit treibt das Geschäft an. Wie hoch und gefährlich der Profit-Druck ist, verdeutlicht Wolfgang Gregor in der Dokumentation an einem Beispiel: "Die Aida Prima fährt in das Sturmtief Egon in die Nordsee ein. Dem Kapitän ist klar, dass er eine Sturmfahrt antritt. Anstatt die Passagiere in ihre Kabinen zu schicken, erlaubt er eine Abschiedsparty auf dem Pool Deck. Bei orkanartigen Windböen rollt das Schiff bis zu 30 Grad. Die Fliehkräfte in einer Höhe von ca. 45 m sind enorm und können nicht mehr kontrolliert werden. Mehrere Menschen werden verletzt. Warum begab sich der Kapitän bewusst in diese Gefahr? Ist er nur ein schlechter Seemann oder war es der Umsatzdruck seitens des Hotel- oder Cruise-Direktors? Ich denke, es war beides."
Gregor differenziert: "Je individueller und teurer eine Kreuzfahrt ist, desto weniger wird getrunken. Ein niedriger Passagepreis muss mit Zusatzverkäufen kompensiert werden, um die Umsatz- und Profitziele zu erfüllen."
"Bei Aida laufen die Verträge der Belegschaft neun bis elf Monate am Stück, ohne einen einzigen Tag Urlaub - und Arbeitszeiten bis zu 340 Stunden pro Monat. Stundenlöhne teilweise um einen Euro. Leben in kleinen Doppelkammern unter Deck - meistens ohne Tageslicht. Getrennt von der Familie - soziale Isolation. Was ist mit dem Ausleben von Sexualität? Krankmeldungen werden vermieden, weil die Menschen Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes haben. Im Unterdeck regiert die Angst. Und genau dieses Umfeld ist der Nährboden für die Flucht in Alkohol und Drogen."
Paul Brieler, Andreas Büttner, Klaus Püschel (Hrsg.) Alkohol, Drogen, Verkehrseignung - Kreuzschifffahrt.
Pabst, 140 Seiten. Paperback
ISBN 978-3-95853-539-8 . eBook ISBN 978-395853-540-4