Einem Teil der zwangsverwandten Störungen gemeinsam ist das "Unvollständigkeitserleben. Es wird als eine motivational-affektive Kerndimension gesehen. Es lässt sich in ein Nicht-genau-richtig-Erleben und ein selbstbezogenes Unvollständigkeitserleben ausdifferenzieren. Patienten der zweiten Gruppe fühlen sich unmittelbar vor und/oder nach einer Zwangshandlung entfremdet, wie in Trance, neben sich stehend. Ihr Selbsterleben und die unmittelbaren Erinnerungen an die gerade ausgeführte Zwangshandlung erscheinen unvollständig, eine Handlung kann nach einem ersten Durchgang nicht abgeschlossen werden. Patienten des ´Nicht genau richtig Erleben´- Typs beschreiben dagegen eine innere Unzufriedenheit mit eigenen Handlungen und/oder Wahrnehmungen, die dazu führt, dass ein kompensatorischer ´Just-Right´-Drang entsteht. Betroffene mit diesem Drang versuchen dann, durch Handlungswiederholungen ein ´Genau-richtig-Gefühl´ zu erlangen. Interessanterweise können sich diese Patienten nicht nur auf Handlungen, sondern auch auf Wahrnehmungen aller Modalitäten beziehen; etwas muss genau richtig" wirken, berichtet Prof. Dr. Matthias Backenstrass in seinem Übersichtsbeitrag.
Insgesamt sehen die Autoren bei zwangsverwandten Störungen einen hohen Leidensdruck und gute Erfolgschancen einer kognitiven Verhaltenstherapie.
Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin 2022-1
Zwangsverwandte Störungen
Gastherausgeberin: Willi Ecker