Wie weit die Tendenzen verbreitet sind, verdeutlichte in der Sendung Olaf Sundermeyer, der in der Szene regelmäßig als Reporter unterwegs ist: "Es gibt in der sächsischen Polizei eine starke Zuwendung zu rechten Demonstranten." Damit bestätigt sich die Kritik von Wolfgang Thierse, die er als Bundestagspräsident an der Polizei in Sachsen geübt hatte und der er eine Rücktrittsforderung des inzwischen zum Ministerpräsidenten avancierten Michael Kretschmer verdankte.
Wolfgang Thierse und andere Diskutanten verdeutlichten bei Anne Will das breite Spektrum an modernen Verunsicherungen breiter Bevölkerungsschichten - nicht nur in Sachsen. Dr. Jan Lohl, Wissenschaftler am Sigmund Freud Institut in Frankfurt/M., diagnostiziert in der Bevölkerung zunehmende Herausforderungen und damit zunehmende Sorgen oder Ängste, unter die Räder der Entwicklungen zu geraten: Daraus folgt eine narzisstische Depression, die u.U. "mit einer projektiven Feindbildung im Hass abgewehrt" werden soll. Diesen feindseligen Hass auf "die da oben" schüren und nutzen AFD & Co. Wer hasst und aktiv zuschlägt, suggeriert sich selbst, Entwicklungen wieder in die eigene Hand nehmen zu können: Hass als Depressionsabwehr.
Jan Lohl: Hass gegen das eigene Volk - Tiefenhermeneutische Analysen rechtspopulistischer Propaganda.
In: Psychologie & Gesellschaftskritik 3/4-2017 (Themenschwerpunkt: Neue Rechte) Pabst Science Publishers