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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2024-3-4 (191/192)

Inhaltsverzeichnis

 

Anike Krämer und Julia Struppe-Schanda
Editorial


Sabine Patricia Maier
Limitationen des Femi(ni)zidbegriffs – Plädoyer für ein intersektionales, queerfeministisches Verständnis von Gewalt 


Malte Täubrich
»Geschlecht und sexualisierte Gewalt hängt für mich immer so ganz massiv zusammen« – Geschlechtlich normierende Wirkungen sexualisierter Gewalt gegen trans* und nicht-binäre Personen in Kindheit und Jugend 


Raphi Maier & Thomas Slunecko
Geschlechtsspezifische Gewalt im Rahmen der staatlich-medizinischen Regulation von Trans in Österreich


Charlotta S. Sippel
»Lesbe war damals ein Schimpfwort« – Geschlechtsspzeifische Repressionspraktiken in der DDR – Perspektiven aus der Frauen- und Lesbenbewegung

 

Kira Rudolph
Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch jüdischer Frauen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern 


Svenja Haberecht
Gewaltvolle Konstruktionen von Sicherheit in deutschen Asylverfahren


Charlotte Nüsken, Fatma Çelik, Michaela Hopf & Daniela Stelzmann
Tabuisierung weiblicher Täterschaft im Kontext sexualisierter Gewalt in der Kindheit: Die Rolle patriarchal geprägter Wahrnehmungsmuster


Autor:innen dieses Heftes


Die Abbildungen in dieser Ausgabe sind von Phuong Tran Minh.


 

Ines Gottschalk, Anike Krämer und Dilek Tepeli

Editorial

 


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 675-694.
DOI: 10.2440/007-0025
 


Sabine Patricia Maier
Limitationen des Femi(ni)zidbegriffs – Plädoyer für ein intersektionales, queerfeministisches Verständnis von Gewalt


Der Begriff Femi(ni)zid verweist auf sexistische Diskriminierung in unterschiedlichen Dimensionen tödlicher Gewalt. Bisherige Operationalisierungen für statistische Erfassungen und strafrechtliche Definitionen beziehen sich entweder auf ein sexistisches Motiv der Tatperson oder dieses wird aus dem Vorliegen von bestimmten Gewaltformen und -kontexten abgeleitet (Indikatoren). Dieser Rückschluss ist jedoch im empirischen Einzelfall nicht immer ohne weiteres möglich. Mit dem ausschließlichen Fokus auf weibliche Opfer geht zudem eine starke Essentialisierung einher, die der Komplexität von Gewaltsituationen kaum gerecht wird und andere Opfergruppen von Gewalt mit den gleichen heterosexistischen Funktionsweisen vernachlässigt. Stattdessen wird eine queerfeministische und intersektionale Herangehensweise vorgeschlagen, die die Logik vergeschlechtlichter Gewalt und die dahinterstehenden heteronormativen Strukturen in den Fokus rückt.


Schlagwörter: Femizid, Intersektionalität, Queerfeminismus, geschlechtsbezogene Gewalt, Diskriminierung


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 695-717.
DOI: 10.2440/007-0026


Malte Täubrich
»Geschlecht und sexualisierte Gewalt hängt für mich immer so ganz massiv zusammen« – Geschlechtlich normierende Wirkungen sexualisierter Gewalt gegen trans* und nicht-binäre Personen in Kindheit und Jugend


In der Forschung zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend wird der Blick bisher kaum auf trans* und nicht-binäre Betroffene gerichtet und auch im Hilfesystem ist diese Betroffenengruppe bisher marginalisiert. Dieser Beitrag widmet sich, neben einem Überblick zu sexualisierter Gewalt gegen trans* und nicht-binäre Personen im Allgemeinen, der geschlechtlichen Normierung von trans* und nicht-binären Personen als einer zentralen Dimension sexualisierter Gewalt. Unter Einbeziehung des aktuellen Forschungsstandes, werden vier retrospektive Interviews mit Erwachsenen trans* und nicht-binären Betroffenen mit Blick auf geschlechtliche Normierung durch sexualisierte Gewalt mit Hilfe der reflexiven thematischen Inhaltsanalyse analysiert und es wird nachgezeichnet, wie diese sich im Hilfesystem fortsetzt, um daraus Schlüsse für eine Verbesserung von Hilfsangeboten zu ziehen.


Schlagwörter: Sexualisierte Gewalt, Kinder & Jugendliche, trans*, nicht-binär, Normierung


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 719-749.
DOI: 10.2440/007-0027


Raphi Maier & Thomas Slunecko
Geschlechtsspezifische Gewalt im Rahmen der staatlich-medizinischen Regulation von Trans in Österreich


Für den Zugang zu rechtlicher und medizinischer Affirmation müssen trans Personen in Österreich psychiatrische, klinisch-psychologische und psychotherapeutische Begutachtungen durchlaufen. Der Beitrag nimmt die Erfahrungen von erwachsenen trans Personen im Rahmen dieser Begutachtungen in den Blick. In der Analyse von vier darauf fokussierten Gruppendiskussionen mittels Reflexiver Grounded Theory können verschiedene Formen von epistemischer, institutioneller, normativer und interpersoneller Gewalt sichtbar gemacht werden. Es zeigt sich, dass das regulatorische Regime der erzwungenen Begutachtung aufgrund der starken Machtasymmetrie, der unklaren Informationslage, der unregulierten Regulation und des großen Handlungsspielraums der Begutachtenden Gewalt, Willkür und Machtmissbrauch ermöglicht oder begünstigt und insofern als Disziplinar- und Normalisierungsapparat im Dienste der heteronormativen Hegemonie fungiert.


Schlagwörter: Transgender, Transgeschlechtlichkeit, Gutachten, F64.0 Transsexualität, LGBTIQ


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 751-776.
DOI: 10.2440/007-0028


Charlotta S. Sippel
»Lesbe war damals ein Schimpfwort«
Geschlechtsspezifische Repressionspraktiken in der DDR – Perspektiven aus der Frauen- und Lesbenbewegung


Der vorliegende Artikel beleuchtet die vergeschlechtlichten Repressionserfahrungen von Zeitzeuginnen in der DDR, die in Frauen- und Lesbengruppen aktiv waren. Anhand von lebensgeschichtlichen Erzählungen fragt der Beitrag danach, welche Rolle das Geschlecht bzw. die sexuelle Orientierung der Interviewpartnerinnen in der politischen Repression spielte. In den biographischen Interviews lässt sich rekonstruieren, dass die Repression des Ministeriums für Staatssicherheit gegenüber Frauen durch patriarchale und homofeindliche Einstellungen und Praktiken charakterisiert ist. Es wurden insbesondere Frauen verfolgt, die von den sozialistischen Moralvorstellungen und gewünschten Geschlechtererwartungen abwichen. Geschlecht und sexuelle Orientierung waren nicht die Gründe für die Repression, wurden aber strategisch gegenüber politisch oppositionellen Frauen genutzt. Die Berichte reichen von sexualisierter Gewalt im Strafvollzug, über die Pathologisierung von Homosexualität, bis zu Zuschreibungen »schlechte Mütter« zu sein oder der Unterstellung als Prostituierte zu arbeiten. Die Staatssicherheit zielte mit diesen vergeschlechtlichen Diffamierungen darauf ab, die Frauen gesellschaftlich zu stigmatisieren, zu einem heteronormativen Lebensstil zu drängen und zur Aufgabe ihrer politischen Tätigkeiten zu zwingen.


Schlagwörter: Biographieforschung, DDR, geschlechtsspezifische Repression, Intersektionalität, Frauen für den Frieden, Lesbengruppen, vergeschlechtliche Gewalt


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 779-797.
DOI: 10.2440/007-0029


Kira Rudolph
Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch jüdischer Frauen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern


Der Artikel beschäftigt sich zuerst mit Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch jüdischer Frauen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern und daran anknüpfend mit der Dethematisierung sowie der verwehrten Anerkennung dieser Leidensgeschichten. Dabei werfe ich ein Schlaglicht auf Vergewaltigungen und so genannte Liebschaften und ergründe, warum diese Formen der Gewalt einer so starken Tabuisierung unterlagen. Viele Frauen wurden so zum Verstummen gebracht und ihre Erfahrungen damit unzureichend thematisiert


Schlagwörter: Vergewaltigung, sexuelle Gewalt, Konzentrationslager, Jüdinnen, Anerkennung


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 799-824.
DOI: 10.2440/007-0030


Svenja Haberecht
Gewaltvolle Konstruktionen von Sicherheit in deutschen Asylverfahren


In diesem Beitrag liegt der Fokus auf vergeschlechtlichter Gewalt im Kontext von Flucht. Anhand der Lebensgeschichte einer albanischen Frau wird nachgezeichnet, wie unterschiedliche Repräsentationen der Lebenswirklichkeit von Frauen aussehen können, die vor Gewalt aus einem »sicheren Herkunftsland« nach Deutschland fliehen. Die Analyse basiert auf der Triangulation verschiedener Daten; dazu zählen ein biographisches Interview, Dokumente und Studien. Es wird ein breiter Gewaltbegriff verfolgt, der auf Konzepte epistemischer Gewalt (Spivak), normativer Gewalt (Butler) und struktureller Gewalt (Galtung) zurückgreift. Gewalt als Kontinuum zu verstehen erlaubt, verschiedene Formen von Gewalt unabhängig von geographischen Verortungen sichtbar zu machen und so ethnisierten oder rassifizierten Interpretationen vorzubeugen. Die Untersuchung zeigt, wie die Verschränkung von Herkunft und Geschlecht bei weiblichen Geflüchteten aus »sicheren Herkunftsstaaten« vor dem Hintergrund gewaltvoller Konstruktionen
von Sicherheit zu einer doppelten Unsichtbarkeit von Verfolgung in deutschen Asylverfahren führt.


Schlagwörter: Geschlechtsspezifische Verfolgung, sichere Herkunftsstaaten, epistemische Gewalt, Kritische Migrationsforschung, Flucht und Asyl


Inhaltswarnung: Der Beitrag enthält Inhalte, die für einige Personen belastend sein könnten. Dazu zählen Beschreibungen von (sexualisierter) Gewalt.


 

Psychologie & Gesellschaftskritik, 48(3-4), 825-844.
DOI: 10.2440/007-0031


Charlotte Nüsken, Fatma Çelik, Michaela Hopf & Daniela Stelzmann
Tabuisierung weiblicher Täterschaft im Kontext sexualisierter Gewalt in der Kindheit: Die Rolle patriarchal geprägter Wahrnehmungsmuster


Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen (SGK) ist alltäglich und heterogen in ihren Erscheinungsformen. Trotz der hohen Prävalenz zeigt sich in der Allgemeinbevölkerung, aber auch in Fachkreisen, eine Tabuisierung dieser Gewaltform. Verstärkt zeigen sich Tabuisierungsstrukturen in Fällen, welche patriarchal geprägten Wahrnehmungsmustern und Moralvorstellungen in der Gesellschaft widersprechen.
Dazu zählt beispielsweise durch Täterinnen ausgeübte SGK. Der Beitrag zielt darauf ab, eine narrative Übersicht zum Forschungsstand zu weiblichen Täterinnen zu geben und weibliche Geschlechtsrollenstereotype als eine mögliche Ursache für die gesellschaftliche Negierung dieser aufzuzeigen und zu diskutieren.

Schlagwörter: Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen, Täterinnen, Geschlechtsrollenstereotype, Tabuisierungsmuster

 


 

Psychologie & Gesellschaftskritik
48. Jahrgang • 2024 • Heft 3-4 (191/192)
Pabst, 2024
ISSN 0170-0537

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