Inhaltsverzeichnis
Editorial
Barbara Grubner
Was ist Feminismus?
Wissenswertes über einen unruhestiftenden Begriff
Esther Hutfless
Jenseits der Binarität – Psychoanalyse und Queer Theory
Nora Ruck, Vera Luckgei & Lisa Wanner
Zwischen Aktivismus und Akademisierung. Zur Bedingung der Möglichkeit feministischer Psychologie und Psychotherapie
Brigitte Schigl
Psychotherapie- und feministische Wissenschaft – eine notwendige Verknüpfung
Bettina Zehetner
Woran erkenne ich feministische Therapie?
Autor*innen dieses Heftes
Was ist Feminismus? Wissenswertes über einen unruhestiftenden Begriff
Barbara Grubner
Der Beitrag skizziert einige Dimensionen, die für ein Verständnis des Phänomens Feminismus im euroamerikanischen Raum zentral sind. Er beleuchtet das Verhältnis von Feminismus und Frauenbewegung und hebt die Bedeutung von Feminismus als politische Theorie hervor: Als einer Denkbewegung, deren herrschaftskritische Ausrichtung einen Bruch mit herkömmlichen Auffassungen von Menschsein, Gesellschaft und symbolischer Ordnung ins Leben ruft und auf die Veränderung der Gesamtgesellschaft abzielt. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt daher auf der politischen Organisation und Öffentlichkeit als notwendigem Nährboden für feministisches Handeln und auf den unterschiedlichen Konzepten von Emanzipation und Freiheit, die feministisches Denken von der französischen Revolution bis heute hervorgebracht hat.
Schlüsselbegriffe: Feminismus, Herrschaftskritik, politische Theorie, Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse
Barbara Grubner
grubner@staff.uni-marburg.de
Jenseits der Binarität – Psychoanalyse und Queer Theory
Esther Hutfless
Viele Strömungen der Queer Theory, der Geschlechterforschung und der feministischen Theorie sind von der Affirmation wie auch von der kritischen Reflexion psychoanalytischer Ansätze wesentlich geprägt. Umgekehrt findet diese Auseinandersetzung in der Psychoanalyse nur an deren Rändern statt. Die Queer Theory hat ihre Wurzeln zwar in einer politisch-kritischen Auseinandersetzung – das unterscheidet sie von der Psychoanalyse, die in erster Linie einen klinischen Diskurs darstellt – zugleich zeigt sich jedoch bei näherer Betrachtung das Potenzial eines produktiven Dialogs beider Diskurse. Der vorliegende Beitrag möchte die Möglichkeiten einer produktiven Bezugnahme auf queere Ansätze durch die Psychoanalyse aufzeigen.
Schlüsselbegriffe: Psychoanalyse, Queer Theory, Entpathologisierung
Esther Hutfless
esther.hutfless@univie.ac.at
Zwischen Aktivismus und Akademisierung. Zur Bedingung der Möglichkeit feministischer Psychologie und Psychotherapie
Nora Ruck, Vera Luckgei & Lisa Wanner
Dieser Beitrag zeichnet die historische Entwicklung feministischer Psychologie und feministischerPsychotherapie nach. In den meisten Ländern, in denen sich feministische Ansätze inder Psychotherapie entwickelt haben, wurzeln diese in den feministischen Consciousness-Raising Gruppen der späten 1960er und der 1970er. Von da aus haben sich feministischeAnsätze nur vereinzelt längerfristig innerhalb der Psychologie und der Psychotherapie verankert. Der nordamerikanische Raum bietet ein Beispiel für eine Institutionalisierung feministischer Psychologie und Psychotherapie, die kaum anderswo in dem Ausmaß erfolgt ist. Wir zeichnen daher vor allem die Entwicklung feministischer Ansätze in Psychologie und Psychotherapie in Nordamerika nach, um abschließend einen Vergleich mit Entwicklungen in Wien zu ziehen, wo sich feministische Psychologie zwar ebenso aus feministischem Aktivismus heraus entwickelt hat, sich aber nicht langfristig institutionalisieren konnte. Gerade dieser Vergleich soll uns dabei helfen, Bedingungen der Möglichkeit für eine langfristige Institutionalisierung feministischer Psychologie und Psychotherapie in den USA und in Kanada zu skizzieren..
Schlüsselwörter: Feministische Psychotherapie, feministische Psychologie, Psychologiegeschichte, Consciousness-Raising Gruppen
Nora Ruck
nora.ruck@sfu.ac.at
Vera Luckgei
vera_lu@web.de
Lisa Wanner
lisamaria.wanner@gmail.com
Psychotherapie- und feministische Wissenschaft – eine notwendige Verknüpfung
Brigitte Schigl
Der Artikel präsentiert Überlegungen zur Integration der Wissensbestände der feministischen und Gender-Studies in eine sich entwickelnde Psychotherapiewissenschaft. Nach einem historischen Überblick wird ein wissenschaftstheoretisches Ordnungsschema, ein Tree of Science, für diese beiden in sich so heterogenen Felder beschrieben. Aufgrund dieses Konstrukts kann eine systematische Integration angedacht werden. Sie wird zuerst für die Inhalte der vier großen Diskurse der feministischen und Gender Theorien in die Psychotherapie betrachtet und dann auf den verschiedenen Ebenen dieses Tree of Science miteinander in Verbindung gebracht. Anschließend werden Benefits für die Psychotherapiewissenschaft auf der jeweiligen Ebene skizziert.
Schlüsselbegriffe: Psychotherapie, Psychotherapiewissenschaft, Gender Studies, Integration
Brigitte Schigl
brigitte.schigl@aon.at
Woran erkenne ich feministische Therapie?
Bettina Zehetner
Feministische Psychotherapie ist zu erkennen an einer emanzipatorischen, offenen Haltung des/der Therapeut_in zum Thema Geschlecht: Weiblichkeiten* und Männlichkeiten* werden als Orte vielfältiger Entwicklungsmöglichkeiten jenseits der binären Beschränkung des Entweder-Oder in den Blick genommen. Ziel feministischer Psychotherapie ist die Erweiterung von Ausdrucks- und Handlungsfähigkeit für alle Geschlechter. Der Artikel thematisiert aktuelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Psychotherapie im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Normalisierung.
Schlüsselbegriffe: feministische Beratung, feministische Psychotherapie, Verbindung von feministischer Theorie und Praxis
Bettina Zehetner
zehetner@frauenberatenfrauen.at
Heikedine Günther
contact@heikedineguenther.com
Psychologie & Gesellschaftskritik
42. Jahrgang · 2018 · Heft 1 (165)
Pabst, 2018
ISSN 0170-0537
Preis: 13,- €