Julia Hölblinger & Katharina Hametner
Zur alltäglichen Konstruktion des patriarchalen männlichen Geflüchteten
Zusammenfassung | Abstract
Angelika Frühwirth & Ana Mijić
F(r)iktionen. Eine Sozialphysik der Reibungslosigkeit
Zusammenfassung | Abstract
Luisa Abdessadok & Miriam Mai
Welche Mehrsprachigkeit? Positionierungen von Eltern und Fachkräften in Diskursen zur Mehrsprachigkeit
Zusammenfassung | Abstract
Katharina Hametner & Natalie Rodax
Von »Einwanderungswilligen« und »Integrationsverweigerern«. Zur medialen Konstruktion des leistenden Anderen im österreichischen Integrationsdiskurs
Zusammenfassung | Abstract
Philipp Neeb
Integration als Boundary Object im kommunalen Deutungskontext
Zusammenfassung | Abstract
Zur alltäglichen Konstruktion des patriarchalen männlichen Geflüchteten
Julia Hölblinger & Katharina Hametner
Dieser Artikel befasst sich mit den Zuschreibungen seitens junger Österreicher*innen an männliche Geflüchtete aus Syrien. Auf Basis von drei Gruppendiskussionen wird herausgearbeitet, dass junge Österreicher*innen unterschiedlicher Milieus der Basis nach ein und dieselbe Zuschreibung über die geflüchteten Männer teilen. Nämlich, dass die Männer aufgrund ihrer Kultur patriarchal seien und Frauen weniger wertschätzen würden. Jedoch ergeben sich aus diesen Basis-Zuschreibungen je nach Gruppe unterschiedliche Ausdifferenzierungen. Die erste Gruppe nimmt an, dass die geflüchteten Männer Frauenrechte niemals akzeptieren werden und wertet die Männer ab. Die zweite Gruppe betont das Veränderungspotential der Männer und sieht es als ihre Aufgabe, diesen Frauenrechte zu vermitteln. Die dritte Gruppe zeigt sich hingegen verunsichert und in ihrer Einschätzung ambivalent.
Schlüsselbegriffe: Geflüchtete, Syrien, Patriarchat, Zuschreibungen, qualitative Sozialforschung
On the everyday constructions of the patriarchal male refugee
This paper draws attention to the perceptions of young Austrians, which refer to the male refugees from Syria. On behalf of three group discussions, it could be found out that different milieus of young Austrians share the same preconceptions about the men who take refuge. Namely that these men are patriarchally affected due to their culture and therefore show fewer respect to women. However, out of their basic preconceptions, arise varying differentiations, depending on the group. The first group strongly believes, that the men are never going to accept womens right and depreciates them. The second group points out that there is a potential for change and thinks that its their personal task to convey womens rights to the men. The third group is characterized by an insecure and ambivalent position.
Keywords: refugees, Syria, patriarchy, attribution, qualitative social research
Julia Hölblinger
julia.hoelblinger@gmx.at
F(r)iktionen. Eine Sozialphysik der Reibungslosigkeit
Angelika Frühwirth & Ana Mijić
Anhand der Analyse der Romandebüts dreier Wiener Autorinnen mit »Jugoslawien«-Bezug beleuchtet der Beitrag die besonderen Herausforderungen des Aufeinandertreffens von fixierter Gesellschaft und beweglichen Individuen. Sandra Gugićs Astronauten (2015), Olja Alvirs Kein Meer (2016) und Mascha Dabićs Reibungsverluste (2017) thematisieren auf sehr unterschiedliche Weise, welche Konsequenzen die Vermeidung von Auseinandersetzung, die Verhinderung von Reibung nach sich zieht. Sie geben Einblicke, wie sich die Verhärtung von Außen- wie Binnengrenzen auf die Gesellschaft und vor allem auf diejenigen auswirkt, die sich nicht unmittelbar und unbemerkt in vorhandene Schemata und Strukturen einfügen können und/oder wollen.
Schlüsselwörter: Identität, Beweglichkeit, Fremdheit/Entfremdung
F(r)ictions. Social physics of friction loss
Drawing on the analysis of the debut novels of three Viennese authors with »Yugoslavian« background the article illuminates the specific challenges of the encounter between fixated society and loose individuals. Sandra Gugićs Astronauten [Astronauts] (2015), Olja Alvirs Kein Meer [No Sea] (2016) and Mascha Dabićs Reibungsverluste [Friction Loss] (2017) are in very different ways concerned with the consequences of conflict avoidance and the prevention of friction. They disclose how the rigidification of boundaries - the external as well as the internal - affects the society and particularly those individuals who are not able or not willing to assimilate unobtrusively into the existing schemes and structures.
Keywords: identity, flexibility, foreignness/alienation
Angelika Frühwirth
angelika.fruehwirth@gmx.at
Welche Mehrsprachigkeit? Positionierungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften in Diskursen zu Mehrsprachigkeit
Luisa Abdessadok & Miriam Mai
In öffentlich-medialen, bildungs- und sozialpolitischen Debatten ist Mehrsprachigkeit ein kontrovers diskutiertes Thema. Besonders im Elementarbereich und der frühkindlichen Bildung werden unterschiedliche Mehrsprachigkeitsdiskurse verhandelt. Im Artikel werden anhand von Elterngesprächen die Diskurse familialer Mehrsprachigkeit und Mehrsprachigkeit als pädagogisches Sprachenlernprogramm, die zugeschriebenen Wertigkeiten von Sprachen und damit einhergehenden machtvollen Positionierungen der Fachkräfte und der Eltern analysiert.
Schlüsselwörter: Frühkindliche Bildung, Mehrsprachigkeit, Diskurstheorie
Which kind of multilingualism? Positioning of parents and child care teachers in discourses of multilingualism
In public-medial, educational and socio-political debates multilingualism is a controversial subject. Especially in the area of early childhood education different discourses of multilingualism are negotiated. In this article we analyze discourses of familial multilingualism or multilingualism as a pedagogical program to learn languages, different valences of languages and powerful positioning of child care teachers and parents in parent-teacher-conferences.
Keywords: early childhood education, multilingualism, discourse theory
Luisa Abdessadok
luisa.abdessadok@ph-gmuend.de
Von »Einwanderungswilligen« und »Integrationsverweigerern« - Zur medialen Konstruktion des leistenden Anderen im österreichischen Integrationsdiskurs
Katharina Hametner & Natalie Rodax
Seit der Gründung des Staatssekretariats für Integration 2011 fungiert (migrantische) Leistung im österreichischen Integrationsprozess als zentrales Dreh- und Angelkonzept. Dieser Beitrag analysiert im Rahmen der Integration durch Leistung, wie das Subjekt MigrantIn im Spiegel politischer Maßnahmen sowie medialer Berichterstattung konstruiert wird. Über den Modus einer kritischen Diskursanalyse werden sowohl politische Texte, als auch Artikel der Medien »Der Standard« und »Die Presse« zu zwei Zeitpunkten (2011 und 2016) untersucht. Das Sprechen-Über MigrantInnen weist dabei eine starke Verwobenheit des Integrationsdiskurses mit dem neoliberalen Diskurs auf. Dabei kann seit 2011 eine Weiterentwicklung von der Forderung nach Leistung (Integrationswille) hin zu einer aktuellen Fokussierung auf nicht erbrachte Leistung festgestellt werden (Verweigerung).
Schlagwörter: Integration, Migration, Diskurs, Leistung, Integrationsvereinbarung
On the »immigration-willing« and »integration-deniers« - Analysis of the media construction of the achieving other in Austrian integration discourse
Since the State Secretariat for Integration was established in 2011, migrants merit acts as a pivotal element in the process of integration in Austria. This contribution therefore analyses the construction of the subject migrant in the context of integration based on merit and its media reception. By means of critical discourse analysis both political and media texts from 2011 and 2016 have been examined. The speaking-about migrants reveals a strong interweaving of the integration discourse with a neoliberal discourse. Strikingly, there is a trend from the demand for merit (individual willingness to integrate) to a currently strong concentration on non-performance (individual integration-denial and associated sanctions).
Key words: integration, migration, discourse, merit, integration agreement
Katharina Hametner
katharina.hametner@sfu.ac.at
Integration als Boundary Object im kommunalen Deutungskontext
Philipp Neeb
Trotz einer inzwischen kontroversen Behandlung des Konzepts der Integration in den Sozialwissenschaften, wird der Begriff in der politischen Praxis bisher fast ohne Alternative verwendet. Im vorliegenden Artikel wird auf der Grundlage qualitativer Interviews untersucht, welche Bedeutung die Vertreterinnen und Vertreter kommunaler Parteien, Migrantenvereine und der städtischen Verwaltung dem Begriff zuschreiben. Dabei zeigt sich, dass die Deutungen des Konzeptes nicht nur weit auseinanderklaffen, sondern im Einzelnen eng mit der Erfahrungswelt der Befragten und ihrer Position innerhalb der jeweiligen Organisation zusammenhängt. Durch die grundsätzlich positive Konnotation des Begriffs in Verbindung mit seiner Deutungsoffenheit im politischen Umfeld stellt er, so die hier vertretene These, für die kommunale Politik ein Boundary Object dar, durch das Kooperation über organisationale Grenzen hinweg sichergestellt werden kann.
Schlüsselwörter: Integration, Migration, Boundary Object, kommunale Integrationspolitik
Integration as a boundary object in local politics
Regardless of the controversial discussion of the concept of integration of migrants within social science, the term is nearly without alternative in the German political debate. This article is based on qualitative interviews with members of local political parties, migrant associations, and the local administration in a German city. Interviewees are not only interpreting integration in a very different way, but also their understanding of integration obviously reflects their experiences as members of a certain organization. I therefore argue that integration can be described as a boundary object. By its positive connotation in combination with its openness for interpretation it grants political cooperation across organizational boundaries in the local political context.
Keywords: Integration, migration, boundary object, local politics
Philipp Neeb
philipp.neeb@uni-konstanz.de