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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2011-4 (140)

Editorial

Jens Kastner
Kunstproduktion und soziale Bewegungen - Zur Theorie eines vernachlässigten Zusammenhangs
Zusammenfassung | Abstract

Ruth Neubauer-Petzoldt
›Alles Politische ist privat‹ - Politische Mythen, Ikonen und die Dekonstruktion des Erinnerungsortes 1968 im Spiegel biographischer Literatur
Zusammenfassung | Abstract

Andreas Lotz
Ekel, Scham, Zorn - Einige Überlegungen zum Verhältnis von Gefühlen  und politischem Handeln
Zusammenfassung | Abstract

Carmen Dege & Martin Dege
Der arabische Frühling in Ägypten und die Entstehung von Alternativen zum westlich-liberalen Demokratiekonzept
Zusammenfassung | Abstract

 


Kunstproduktion und soziale Bewegungen - Zur Theorie eines vernachlässigten Zusammenhangs
Jens Kastner

Der Zusammenhang von sozialen Bewegungen und künstlerischer Produktion scheint durch die Aufmerksamkeitsraster einer an Individuen und ihren Produkten interessierten Kunstgeschichte auf der einen und den mehr an Produktionsverhältnissen und kollektiven Organisations- und Kommunikationsformen ausgerichteten Sozialwissenschaften hindurchzurutschen. Da, wo er thematisiert wird, vor allem im Kontext poststrukturalistischen Ansätze, werden die feldinternen Positionierungen und die Kämpfe um deren Durchsetzung zu gering geschätzt. Zudem wird tendenziell vorausgesetzt, es gebe immer über das Kunstfeld hinausreichende Effekte. Der Text plädiert für eine Lesweise des Zusammenhangs von Kunstproduktion und sozialen Bewegungen, der dessen Effekte nicht als unmöglich, aber auch nicht als selbstverständlich begreift. Neue symbolische Setzungen in der Kunst und die Verschiebung von Wertmaßstäben basieren auf feldinternen Kämpfen einerseits, sind andererseits aber auch als ›cultural politics‹ zu begreifen, die auf der Ebene der gesellschaftlichen Symbolproduktion agieren.

Schlüsselbegriffe: Kunstproduktion, Soziale Bewegungen, Poststrukturalismus, Feldtheorie


Art Production and Social Movements - On the theory of a neglected correlation

The correlation between Social Movements and artistic production seems to be ignored by an art history on the one hand, which is oriented to individuals and their products, and by Social Sciences on the other, which are geared to production relationships and collective forms of organisation and communication. Where this correlation is addressed at all, especially in contexts of post-structural theory, too little attention is given to positionings within the field and disputes over their implementation. Furthermore it is assumed that there are always effects reaching beyond the art field itself.
The text argues for a reading of the correlation between art production and Social Movements that considers its effects not as impossible, but also not as self-evident. New symbolic settings in art and an adjustment of measures of values are based on disputes within the field, but are also to be conceived as "cultural politics” operating at the level of the production of social symbols.

Key words: Art Production, Social Movements, Post-structuralism, Field Theory


Dr. Jens Kastner
j.kastner@akbild.ac.at

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›Alles Politische ist privat‹ - Politische Mythen, Ikonen und die Dekonstruktion des Erinnerungsortes 1968 im Spiegel biographischer Literatur
Ruth Neubauer-Petzoldt

Der Aufsatz zeigt, dass die Generation der 68er sich rund um einen Initiationsmythos definiert, der sich auf die Ermordung Benno Ohnesorgs und dem an die Pathosformel der Pièta erinnernden Bildzeugnis dieses Ereignisses fokussiert sowie auf die Ikone Rudi Dutschke (und seinen Ringelpullover) und auf das Attentat auf den Studentenführerführer, das beide zu Märtyrern machte. Die (Selbst-)Mythisierungen und die Mechanismen, in denen sich die kollektive Identität dieser Generation ausprägt, die Rolle von Kultbüchern, etwa Camus’ L’Étranger, Glaubens- und Glücksansprüche sowie die Etablierung eines ideologisch definierten neuen Vokabulars und neuer Mytheme bzw. der Adaptation alter Mytheme zeigen sich in der Analyse der Romane Uwe Timms und seiner essayistischen Erzählung Der Freund und der Fremde sowie einer Reihe anderer autobiographisch inspirierter Werke, Interviews und Zeitzeugnisse von Birgit Vanderbeke, Karin Struck, Bernward Vesper, Fritz Zorn und anderen. Neben der totalitären Gegenwelt, die Stephan Wackwitz desillusioniert in Neue Menschen vorstellt, rechnet auch Sophie Dannenberg in der satirischen Dekonstruktion Das kalte Herz der Revolution mit der Elterngeneration der 68 ab.

Schlüsselbegriffe: Generation 68er, Initiationsmythos, kollektive Erinnerung, Ikone, Dekonstruktion


'Alles Politische ist privat' - Political Myths, Popular Icons, and the Deconstruction of 1968 as a Place of Memory Reflected in Biographical Literature

The essay illustrates that the German 60s’ generations, most specifically the 68’ers, have defined themselves on a fundamental myth of initiation, inspired by the assassination of Benno Ohnesorg, which is remembered in the pieta-like photo of his death, and the attempted assassination of Rudi Dutschke, icon of the student rebellion and leader of the SDS in his famous homemade striped pullover - making both of them martyrs of the movement. These mystifications and self-mystifications as well as the mechanisms which shaped the collective identity of the whole generation, the influence of key books such as Albert Camus’ L`Etranger the establishment of a new ideology through language, and the adaptation of new, mostly recycled myth and mythical elements can be identified in a critical reading of Uwe Timm’s works and his narrative essay Der Freund und der Fremde as well as a series of other novels, interviews, and biographical insights, by Birgit Vanderbeke, Karin Struck, Bernward Vesper, Fritz Zorn and others. More fundamental forms of critique, such as Stephan Wackwitz’ complete disillusionment in Neue Menschen and Sophie Dannenberg’s deconstructive satire Das kalte Herz der Revolution complete this analysis of modern German myths of 1968.

Key words: '68 generation, initiation myth, collective memory, icons, deconstruction


Dr. Ruth Neubauer-Petzoldt
rneubauer@hotmail.de

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Ekel, Scham, Zorn: Einige Überlegungen zum Verhältnis von Gefühlen und politischem Handeln
Andreas Lotz

Die politische Thymotik Peter Sloterdijks richtet die Aufmerksamkeit vor allem auf den Zorn, dessen Wirkmächtigkeit von dem Philosophen hervorgehoben wird. In diesem Zusammenhang behauptet Sloterdijk einen Gegenentwurf zum kapitalistischen Wirtschaftssystem anbieten zu können - obwohl er an anderer Stelle eine Alternative zu dieser Form von Ökonomie ausgeschlossen hat. Sein Vorschlag erweist sich beim näheren Hinblick als eine Pseudolösung. Ausgehend von Sloterdijks Äußerungen wird die gegenwärtige hegemonial-dominierende Haltung zum Kapitalismus untersucht. Mit der Hinwendung zu den Gefühlen Ekel und Scham sowie deren sozio-politischen Wirkung wird eine Gegenposition zu Sloterdijk skizziert und die Möglichkeit einer Alternative zur kapitalistischen Ökonomie betont.

Schlüsselworte: Alternative, Gefühle, Kapitalismus(krise), Karl Marx, Peter Sloterdijk


Disgust, shame, wrath: Some reflections on relation between emotions and political action

Peter Sloterdijks political thymotics focuses above all on rage, the potency of which is emphasized by the philosopher. In that context, Sloterdijk avers to have an alternative plan to capitalist economic system although he declared elsewhere that there is no alternative to this kind of economy. A closer view at his proposal proves it to be a pseudo-solution. Beginning with Sloterdijks utterances, the current hegemonial, predominant attitude toward capitalism will be examined. By focusing on disgust and shame with their socio-political impact, an opposite position to Sloterdijk will be outlined and the possibility of an alternative to capitalist economy will be pointed out.

Key words: Alternative, emotions, (crisis of) capitalism, Karl Marx, Peter Sloterdijk


Andreas Lotz
andreas.lotz@sowi.hu-berlin.de

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Der arabische Frühling in Ägypten und die Entstehung von Alternativen zum westlich-liberalen Demokratiekonzept
Carmen Dege & Martin Dege

Wie konnten sich die revolutionären Ereignisse des arabischen Frühlings in Ägypten für eine Vielzahl von Beobachter/innen derart spontan und unerwartet entfalten? Um diese Frage zu beantworten, wird im Folgenden ein besonderes Augenmerk auf die dominanten Perspektiven des Westens, Al-Qaidas, sowie des Mubarak-Regimes selbst gelegt. Es scheint unabdinglich, sich von den Dichotomisierungen Moderne versus Tradition bzw. Säkularismus versus Religiosität zu lösen. Indem sowohl gängige und implizite Grundannahmen (wie etwa die Vorstellung einer schwachen Zivilgesellschaft in Ägypten) offen- und widerlegt, als auch deren Niederschlag in den Perspektiven des Westens, Al-Qaidas und des Mubarak-Regimes aufgezeigt werden, soll eine differenzierte Betrachtung des liberalen Demokratieverständnisses sowie der vielschichtigen politischen Strömungen, die diesen Frühling hervorgebracht haben, angestoßen werden.

Schlüsselwörter: Soziale Bewegungen, arabischer Frühling, Religion, Säkularismus, Islam


The Arab Spring in Egypt: Emerging Alternatives to the Concept of Western Liberal Democracy

Why is it that the Arab spring came as a surprise to the majority of western observers? To answer this question, it seems necessary to first of all understand the general perspective of the West, the Mubarak regime, as well as Al-Qaida on the Middle East. It will become obvious that the discussion needs to let go of false dichotomies like tradition vs modernity, secularism vs religion, etc. By examining typical and oftentimes implicit presuppositions about the Middle East and Egypt in particular (such as the non-existence of a civil society), a differentiated perspective on liberal democracy and the varieties of political movements which produced the Arab uprising can be achieved.

Key words: Social movements, Arab Spring, religion, secularism, Islam


Carmen Dege
carmen.dege@yale.edu

Martin Dege
Mdege@clarku.edu

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