NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: JOURNALE » Psychologie & Gesellschaftskritik » Bisher erschienen » Inhalt lesen

« zurück

Psychologie & Gesellschaftskritik

» Psychologie & Gesellschaftskritik im Online-Shop...


2011-1 (137)

Editorial

Thorsten Benkel
Die Idee des Ekels Analyse einer Affekt(konstrukt)ion
Zusammenfassung | Abstract

Matthias Meitzler
Lust und Ekel Vom Reiz einer Grenzüberschreitung
Zusammenfassung | Abstract

Gert Hellerich & Daniel White
Der Andere als Ekel Moderner Ekel vor Abweichung - postmoderner Ekel vor Normalität
Zusammenfassung | Abstract

Simon Putzhammer
Ekel und ›Natur‹ Zur Übertragung von Grenzen des Selbst auf Grenzen in der Lebensumwelt
Zusammenfassung | Abstract

Hiltrud Krey
Ist Ekel in der Pflegearbeit wirklich okay?
Zusammenfassung | Abstract

Chris Tomaszewski
Innen - Außen, Schwarz - Weiß. Gedanken zur Druckgraphik

 


Die Idee des Ekels. Analyse einer Affekt(konstrukt)ion
Thorsten Benkel

Ekel baut auf der Omnipräsenz einer ›Normalität‹ oder ›Ordnung‹ auf, von der sich das Ekelhafte unterscheiden lässt. Tatsächlich ist der Ekel von diesem Fundament sogar abhängig, denn nur als Kontrast lässt er sich definieren und in der Folge ausschließen. Erfahrungen, die als ekelhaft deklariert werden, bauen auf der Verinnerlichung der je vorherrschenden Kulturstandards auf. So gesehen, ist das Ekelgefühl auch ein Indikator für die gelungene Identifikation des Unerwünschten. Eine wiederkehrende Konfrontation stellt nun aber der Gang zur (öffentlichen) Toilette dar. Hier ist der Umgang mit Fäkalien, denen es an  gesellschaftlichem Mehrwert fehlt, unumgänglich; und damit ist auch der Ekel alltäglich präsent. Die Toilette ist als Gesprächsthema ›unsichtbar‹, aber die Begegnungen und Umstände, die die Zuschreibung ›ekelhaft‹ forcieren, verschwinden dadurch nicht.

Schlüsselwörter: Ekel, Soziale Konstruktion, Körper, Scham, (Öffentliche) Toilette


The Idea of Disgust. Analysis of an Affection/Construction

Disgust is dependent upon the permanent presence of a ›normality‹ or ›order‹, from which disgusting matters can be distinguished. In fact, disgust needs this foundation as a contrast that defines it and, in the due course, excludes it. Experiences that are considered as disgusting are build on the internalisation of the prevailing cultural standards. From this point of view, the feeling of disgust also serves as an indicator for the successful identification of things unneedful and unwanted. However, the use of (public) toilets imposes a repeating confrontation with disgust. Here, dealing with feces (which lack any social value) is inevitable; and thus disgust is present in everyday life. While toilets usually do not serve as conversational topics, situations regarding that context do not disappear; instead, they serve as hotbed for experiences that may be attributed as ›disgusting‹.

Key words: Disgust, Social Construction, Body, Shame, (Public) Toilet


Dr. Thorsten Benkel
benkel@soz.uni-frankfurt.de

nach oben


Lust und Ekel. Vom Reiz einer Grenzüberschreitung
Matthias Meitzler

Zwar ist seine unlustvolle Konnotation schwer von der Hand zu weisen, weshalb Ekel aus guten Gründen als potenziell vermeidenswerte Emotion gilt, doch lässt sich diese Zuschreibung keineswegs generalisieren. In bestimmten Kontexten liegen Lust und Ekel näher beieinander, als zunächst anzunehmen ist. Manche schauderhafte, obszöne, tabuisierte Darstellungen - sei dies auf der Theaterbühne, in der Tageszeitung, auf dem TV- oder Computerbildschirm - lösen Neugier und Schaulust bei ihren Rezipienten aus und erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit. Die lustvollen Dimensionen des Ekels sind auch und gerade im Bereich des Sexuellen nachzuweisen, wobei der Grat zwischen Erregungsmaximierung und Unlustgenerierung oft sehr schmal ist. Darum stößt die Artikulation von ekelkonnotierten Sexualinteressen nicht selten auf Schamschwellen - die aber beispielsweise innerhalb der SM-Prostitution herabgesetzt werden können.

Schlüsselwörter: Ekel, Lust/Unlust, Sexualität, Prostitution, Sadomasochismus


Lust and Disgust. The allure of crossing a border

At first view disgust is primarily associated with reluctance and for this reason it is an undesirable emotion. But this cannot be generalized: In certain context, lust and disgust are closer together as maybe considered. Dreadful, obscene or perhaps tabooed images and expositions create curiosity. Particularly with regard to sexual dimensions, the negativism of disgust often turns into a positive and sensual emotion. But within this field, there is a fine line between increasing excitement and generating reluctance. Therefore, admitting to a disgusting sexual desire is tainted with shame. Nevertheless, it is entirely possible to reduce this sense of shame, for instance within SM prostitution.

Key words: disgust, lust/reluctance, sexuality, prostitution, sadomasochism


Matthias Meitzler
m-meitzler@gmx.de

nach oben


Der Andere als Ekel. Moderner Ekel vor Abweichung - postmoderner Ekel vor Normalität
Gert Hellerich & Daniel White

In diesem Beitrag wird der Ekel am Beispiel des ekligen Anderen aus einem modernen und postmodernen Verständnis heraus untersucht. Es soll gezeigt werden, wie unterschiedliche Positionen zwischen den beiden Denkformen deutlich werden, wenn der Blick entweder auf den normalen Anderen oder auf den abweichenden Anderen gerichtet wird. Die eine Denkrichtung ist vom ›Normalen‹ angeekelt, die andere fühlt sich vom Abweichenden abgestoßen. Es soll in diesem Artikel nach den Gründen gesucht werden, warum sich solch gravierende Unterschiede in der modernen und postmodernen Wahrnehmung des Anderen herausbilden.

Schlüsselwörter: Ekel, Postmoderne, Moderne, Normalität, Abweichung, der Andere


Revulsion for the Other. Modern Disgust for Deviance—Postmodern Disgust for Normality

In this essay we investigate the concept of ›disgust‹ through the example of the ›disgusting other‹ as seen from a modern and postmodern theoretical viewpoint. We show how the different orientations of the two forms of thought are clarified if our gaze is fixed on the ›other‹ in light either of ›normality‹ or ›abnormality.‹ The postmodern perspective is disgusted by normalcy, while the modern feels revulsion for deviancy. Our work investigates the fundamental reasons for such weighty differences arising between the two standpoints. 

Key words: Disgust, Postmodernity, Modernity, Normality, Deviancy, Otherness


Prof. (a.D.) Gert Hellerich
g.hellerich@att.net

nach oben


Ekel und ›Natur‹. Zur Übertragung von Grenzen des Selbst auf Grenzen in der Lebensumwelt
Simon Putzhammer

Der Text kann einerseits als Positionsbestimmung in Hinblick auf Theorien zum Ekel gelesen werden. Ekel wird als für die Subjektwerdung in der frühen Kindheit notwendiges, gelerntes Verhaltensmuster beschrieben. Dieses wird zu einem Gefühl und im Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung durch den Einfluss von Moral und Ästhetik weiter geprägt. Andererseits wird gezeigt, dass Analogien zwischen durch den Ekel ausgeschlossenen Triebregungen und Reaktionen auf Objekte der Lebensumwelt bestehen. ›Natürliche‹ Eigenschaften des Selbst finden sich dabei in der ›Natur‹ - z. B. als solche von Wildnis - wieder. Der Ausschluss durch das Verbot (Bataille) ist allerdings einer, der von einer Erfahrung des Verbotenen in der Überschreitung nicht zu trennen ist. Es wird dargestellt, dass gerade das Negative des Ekels auch positive Erfahrungen von Innen- und Außenwelt ermöglichen kann.

Schlüsselwörter: Ekel, Verbot, Natur, Wildnis, Kulturkritik


Disgust and ›nature‹. On transmitting the self’s limits to natural environment

This text can on the one side be read as a determination of position concerning theories on disgust. Disgust is here described as a behavioural pattern necessarily learnt in the development of the subject in early childhood. It becomes a feeling which is additionally shaped by the influence of morals and aesthetics in the sequel of self-development. On the other hand, it is shown that there are analogies between the exclusion of drive impulses via disgust and reactions to objects in the environment. ›Natural‹ properties of the self can thus be retrieved in ›nature‹, e. g. as such of wilderness. Still, the exclusion by means of prohibition (Bataille) is one that cannot be separated from an experience of the prohibited via transgression. It is here depicted that it is just the negative connotation of disgust which can also allow for a positive experience of inner and outside world.

Key words: disgust, exclusion, nature, wilderness, cultural criticism


Simon Putzhammer
simonputzhammer@googlemail.com

nach oben


Ist Ekel in der Pflegearbeit wirklich okay?
Hiltrud Krey

Die Frage, welche Wirkung Gefühle, Affekte und Emotionen in Interaktionen haben beschäftigt mich nachdrücklich seit meiner Ausbildung zur Krankenschwester. Noch dringender wurde die Sorge darüber, wie man mit Ekelgefühlen in der beruflichen Tätigkeit umgehen kann. Mit meinem Buch zum Umgang mit Emotionen, in dem Gefühlsregulierung, Ekelerregung, und Ekelschwelle ein Thema waren, kam ich für mich zu dem Ergebnis, dass Ekel okay sei. Mit dem nachfolgenden Artikel wird ein weiteres Mal über die damalige Literatursichtung resümiert, mit dem wenig überraschenden Ergebnis, dass Ekel nur dann okay sein kann, wenn Pflegepersonen einen Orientierungsrahmen in Aus- und Fortbildung bereitgestellt bekommen, in dem sie lernen können mit Emotionen umzugehen, sie zu artikulieren und an ihnen zu arbeiten.

Schlüsselwörter: Gefühle, Emotionen, Ekel, Gefühlsregulierung, Ekelschwelle


Is disgust really ok in care?

Since my training becoming a nurse I am interested in the role of emotions, affects and feelings within interactions. Especially the question, how to deal with disgust in daily care work, is my topic. I wrote a book on how to deal with emotions, concentrating on regulation, stiumulus and threshold of emotions. The result of the book was to say: Disgust is really ok! This article reflects again about the used literature and argues - with less surprise - that disgust is only ok, if nursing staff will be teached to deal with emotions, to articulate emotions and to work on their emotions.

Key words: feelings, emotions, disgust, regulation of emotions, threshold of emotions


Hiltrud Krey
hiltrud.krey@gmx.de

nach oben


» Psychologie & Gesellschaftskritik im Online-Shop...





alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften