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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2009-3 (131)

Editorial

Christian Grüny
Zwischen Aspirin und Algodizee. Zum Problemfeld Schmerz und Sinn
Zusammenfassung | Abstract

Laurence Croix
Der unabwendbare Schmerz des Subjekts
Zusammenfassung | Abstract

Christian Mürner
»Das süße Gefühl des Mitleids«: Schmerz und Stellvertretung
Zusammenfassung | Abstract

Ursula Frede
Einsamkeit im Falle chronischer Schmerzen
Zusammenfassung | Abstract

Stefan Dreßke & Gerd Göckenjan
Schmerz und Rollenübernahme. Überlegungen zur Funktion und Deutung von Schmerzen in der medizinischen Rehabilitation und der Sterbendenversorgung
Zusammenfassung | Abstract

 


Zwischen Aspirin und Algodizee. Zum Problemfeld Schmerz und Sinn
Christian Grüny

Das Problemfeld Schmerz und Sinn ist komplex. Schmerz als Erfahrung und als beobachtetes Phänomen scheint eine untrennbare innere Verbindung zum Sinn zu unterhalten, die aber aufklärungsbedürftig ist. Der Text unterscheidet Register von Sinn - Sinnlichkeit, Bedeutung und Rechtfertigung - und geht dabei von der Frage aus, wer wann wem gegenüber die Frage nach dem Sinn stellt bzw. wem sie sich stellt. Dabei ist von unscharfen Grenzen und von Übergängen zwischen den einzelnen Registern auszugehen, die in der Regel nicht bewusst sind. Es zeigt sich, dass es sich bei Schmerz um ein hochambivalentes Phänomen insofern handelt, als vor allem das Scheitern eindeutiger Sinnzuweisungen immer wieder derartige Registerwechsel provoziert, die in der Moderne auch die Variante vollständiger Sinnlosigkeit einschließen. Statt diese Erkenntnis in eine konservative Kulturkritik umzumünzen, wird dafür plädiert, die Situations-, Kontext- und Diskursabhängigkeit dieser Sinnzuweisungen anzuerkennen.

Schlüsselwörter: Schmerz, Sinn, Rechtfertigung, Anästhesie, Kulturkritik


Between Aspirin and Algodicy. About Pain and Sense

The concepts of pain and sense are situated within a complex field. Pain as experience and as an object of observation seems to have an intrinsic relationship to sense which needs some clarification. The text distinguishes different registers of sense - sensibility, meaning, and justification -, taking as a starting point the question who poses whom the question of sense in what context. The fact that the boundaries between these registers are not clearly drawn and permit transitions is not always taken into account. This makes pain a highly ambivalent phenomenon insofar as it is the failure of a clear-cut and stable assignation of sense that prompts these transitions, including the modern option of a complete lack of sense. Instead of turning this observation into a conservative kulturkritik, the text opts for acknowledging that any assignment of sense depends on situation, context, and discourse.

Key words: pain, sense, justification, anaesthesia, kulturkritik


Jun.-Prof. Dr. Christian Grüny
Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 Witten
christian.grueny@web.de

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Der unabwendbare Schmerz des Subjekts
Laurence Croix

Klinische Erfahrung lehrt, eine spezifische Gesetzmäßigkeit des Schmerzes anzuerkennen. Schmerz ist keineswegs eine Vorstellung, doch stellt Freud bereits mit seinen frühen Arbeiten eine Untersuchungsspur dieses besonderen Phänomens zur Verfügung, der es sich zu erinnern gilt.
Im ersten Teil des Beitrags soll insb. die Beziehung des Schmerzes zum Körper einem Verständnis zugeführt und eine Unterscheidung von den Symptomen vorgenommen werden. Im zweiten Teil wird Schmerz als Zeichen einer grundlegenden Verlusterfahrung aufgefasst und als Paradigma des Geburtsschmerzes diskutiert.

Schlüsselwörter: Affekt, Körper, Schmerz, Verlust, Zeichen


The inevitable pain of the subject

Clinic practice brings us to recognize a special statute for pain. Pain is not a concept, but as a phenomena it finds a place since the first papers of Sigmund Freud, that it can help to remember those leads.
In a first part, this contribution deals with the connection between pain and body, and makes a distinction with the symptom. In a second part, pain will be thought as a sign of the fundamental experience of loss, and is discussed as a paradigm of labor pains.

Key words: Affect, body, loss, pain, sign


Dr. Laurence Croix
73 Boulevard R. Lenoir
F-75011 Paris
lcroix@noos.fr

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Das süße Gefühl des Mitleids: Schmerz und Stellvertretung
Christian Mürner

Schmerz, Krankheit, Behinderung und Leiden scheinen ohne Begleitung von Mitleid und Stellvertretung nicht vorstellbar. Schmerz ist leichter fassbar als Leiden, aber er gilt als ebenso unergründlich. Sind demnach Mitleid und Stellvertretung als Folgereaktionen diffus, unsicher, sogar unmöglich? Liegen sowohl die Gewissheit wie die Problematik des Mitleids und der Stellvertretung in deren mangelnden oder agilen Rechtfertigung? Bezug nehmend auf Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Adam Smith (1723-1790) und Edmund Burke (1729-1797) versucht der Autor, diesen Fragen eine problem- und ideengeschichtliche Form zu geben.

Schlüsselwörter: Leiden, Mitleid und Stellvertretung


The sweetness of pity: Pain and representation

Pain, disease, disability and suffering seem hard to imagine without pity and representation. While pain is easier to grasp than suffering, it is still as incomprehensible. Are pity and representation therefore diffuse, uncertain, maybe even impossible? Or do the certainty and difficulty of pain and representation just lack a proper justification? Taking into account the history of ideas the author tries to answer these questions referring to Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Adam Smith (1723-1790) and Edmund Burke (1729-1797).

Key words: Suffering, pity, representation


Dr. Christian Mürner
Brunsberg 26
22529 Hamburg
c.muerner@t-online.de

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Einsamkeit im Falle chronischer Schmerzen
Ursula Frede

In diesem Artikel geht es um die mit chronischem Schmerz sehr oft verbundene innere Einsamkeit - bedingt vor allem durch Veränderungen im Freundes- und Bekanntenkreis, die Schmerzerfahrung an sich, die Prämisse prinzipieller Kontrollierbarkeit von Schmerz sowie Schwierigkeiten bei der Verständigung über den Schmerz. Einsamkeit kann gelindert werden - insbesondere durch eine insgesamt akzeptierende Einstellung gegenüber dem Schmerz sowie durch eine vermehrte Orientierung an der Person des Patienten, seiner individuellen Situation und seiner ganz persönlichen Schmerzerfahrung. Ein gewisses Maß an Einsamkeit jedoch gehört zu einer jeden chronischen Krankheit dazu, weil Kranke nach zum Teil anderen Werten und Regeln leben als Gesunde, weil Schmerzen erschöpfen und Verständigung über sie nur begrenzt möglich ist.

Schlüsselwörter: chronischer Schmerz, Einsamkeit, Verständigung, Einstellung gegenüber dem Schmerz


Loneliness in case of chronic pain

This article is concerned with the inner loneliness often associated with chronic pain - due particularly to changes in the relationships with friends, to the pain experience itself, the premise that pain is controllable as well as difficulties to communicate about pain. Loneliness can be alleviated - in particular by an altogether accepting attitude in relation to pain as well as an increased orientation toward the patient, his individual situation and his particular pain experience. Nevertheless, a certain measure of loneliness belongs to every chronic illness, because healthy and ill people live according to different values and rules, because pain is exhausting and because it is only partially possible to come to an understanding about it.

Key words: chronic pain, loneliness, communication, attitude toward pain


Ursula Frede
Hofgasse 2a
78337 Öhningen
uhj.frede@t-online.de

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Schmerz und Rollenübernahme. Überlegungen zur Funktion und Deutung von Schmerzen in der medizinischen Rehabilitation und der Sterbendenversorgung
Stefan Dreßke & Gerd Göckenjan

Im vorliegenden Beitrag wird die Bedeutung des Schmerzes für die Einnahme neuer Rollen am Beispiel von zwei Bereichen der Gesundheitsversorgung diskutiert. Schmerz kann durch das Erleben körperlicher Zerbrechlichkeit zur Reorganisation von Identität motivieren, wenn diese Statuspassagen in einem günstigen Kontext stattfinden und durch soziale Zuweisungen angeleitet werden. Das trifft sogar dann zu, wenn in sozial unerwünschte Rollen sozialisiert wird, wie im Beispiel der Palliativversorgung und der medizinischen Rehabilitation traumatisch querschnittgelähmter Patienten gezeigt werden kann. In teilnehmenden Bebachtungsstudien werden Schmerzinteraktionen und Schmerzstrategien untersucht, mit denen die neuen Rollenzuschnitte als behindert und sterbend vereinbart werden. Das Schmerzmanagement besteht in der Balancierung von Schmerzen, Schmerzfreiheit und Körperbewusstheit.

Schlüsselwörter: Schmerz, Sterben, Behinderung, Palliativmedizin, medizinische Rehabilitation


Pain and Role-Taking. Deliberations on function and meaning of pain in medical rehabilitation and care of dying persons

It will be discussed the importance of pain for taking new roles using the example of two fields of the health care system. Giving evidence for physical fragility pain is an intrinsic force that motivates identity shifts. However this socially shaped process applies also (and maybe particularly) for the socialisation in undesirable roles studied in the areas of palliative care and of medical rehabilitation of traumatic spinal cord injured patients. In pain interaction and pain strategies new roles and role segments as dying and as disabled are negotiated. Pain management is balancing pain, freedom of pain and bodily consciousness. Case examples are provided taken from participant observations.

Key words: pain, death, disability, palliative care, medical rehabilitation


Dr. Stefan Dreßke
Institut für Sozialpolitik und Organisation Sozialer Dienste
Universität Kassel
Arnold-Bode-Straße 10
34127 Kassel
dresske@uni-kassel.de

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