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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2007-4 (124)

Editorial

Rolf Oerter
Zur Psychologie des Spiels
Zusammenfassung | Abstract

Andrea Kleeberg-Niepage
Kein Kinderspiel? Die Ausblendung der Kinderarbeit aus der westlichen Konstruktion von Kindheit
Zusammenfassung | Abstract

Adam Zurek
Ist das Kinderspiel noch zu retten? Bedrohung des Spiels und Befreiung im Spiel
Zusammenfassung | Abstract

Anne Schmitz-Hüser
Wenn das Spiel zur Arbeit wird… Veränderungsprozesse im Erwachsenenspiel
Zusammenfassung | Abstract

Helge Ostertag
Der multiple Blick

Mitteilungen
qualitative-research.net

 


Zur Psychologie des Spiels
Rolf Oerter

Spiel als Grundphänomen menschlichen Handelns lässt sich im Allgemeinen durch die Merkmale Selbstzweck, Realitätstransformation, Wiederholung und Gegenstandsbezug charakterisieren. Kinder benötigen das Spiel zur Bewältigung spezifischer Probleme so¬wie entwicklungs- und beziehungsrelevanter Thematiken, da ihnen andere Möglichkeiten der Bewältigung noch fehlen. Aus tätigkeitstheoretischer Sicht dient das Spiel auch dem intensiven Austausch zwischen Individuum und Umwelt, wobei sich Prozesse der Aneignung und Vergegenständlichung die Waage halten. Die typische Entwicklung der Spielformen beginnt mit dem sensumotorischen und Protosozialspiel, setzt sich fort mit dem Als-ob-Spiel, dem Rollenspiel und dem Regelspiel. Parallel entwickelt sich aus der Exploration das Konstruktionsspiel. Alle Spielformen bilden zugleich die Basis allen kulturellen Schaffens. Spiel ist ein ausgezeichnetes Medium für die Zone nächster Ent¬wicklung, die als zentraler Prozess der Enkulturation und Sozialisation ein Übergangsstadium zwischen vorherigem und nachfolgendem komplexeren Entwicklungstand bildet.

Schlüsselbegriffe: Realitätsbezug, Ritual, Wunscherfüllung, Katharsis, Valenzebenen, Aktivierungszirkel, Aneignung - Vergegenständlichung, Spielformen, Zone der nächsten Entwicklung


On the psychology of play

In general, play as fundamental phenomenon of human action can be characterized by autotelos, transformation of reality, iteration and subject reference. Playing is necessary for children in order to cope with specific problems, but also with general developmental and relational topics, as they lack other coping strategies. From the activity perspective children’s play also provides the basis for person-environment-exchange within Aneignung and Vergegenständlichung are mostly balanced. The typical development of children’s play starts with the sensorimotor and the proto-social play and is followed by pretending play, role play and rule play. At the same time the children’s exploration changes into the construction play. All kinds of play provide the basis of cultural production. Play is also a excellent medium to gain into the zone of proximal development that forms as central process of enculturation and socialisation a transitional stage between the previous and the following more complex stage of development.

Key words: reality-directed, ritual, satisfaction of wishes, catharsis, stages of valence, initiation circle, Aneignung - Vergegenständlichung, play variants, Zone of proximal development


Prof. em. Dr. Rolf Oerter
Leopoldstr. 13
80802 München
E-Mail:
oerter@edupsy.uni-muenchen.de

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Kein Kinderspiel? Die Ausblendung der Kinderarbeit aus der westlichen Konstruktion von Kindheit
Andrea Kleeberg-Niepage

Kindheit und Spiel sind in der westlichen Vorstellung von Kindheit untrennbar miteinander verknüpft. Kindsein ohne Spiel ist undenkbar. Das Spiel wird auch in der Entwicklungspsychologie als zentrales Element kindlicher Entwicklung verhandelt. Der in Spendenaufrufen von Kinderhilfsorganisationen für die Länder des Südens häufig gebrauchte Slogan der Kinder ohne Kindheit bezieht sich oft auch auf die fehlende Möglichkeit von Kindern zu spielen. Das Spiel der Kinder gilt als so bedeutend, dass es als eigenständiges Recht Eingang in die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen gefunden hat. Was bedeutet dies für Kinder, die kaum oder gar nicht spielen (können), weil sie z. B. arbeiten? Haben diese Kinder überhaupt eine Kindheit? Am Beispiel der Kinderarbeit soll in diesem Beitrag deutlich werden, wie die westliche Kindheitsnorm andere Kindheiten als unnormal abwertet und über entwicklungspolitische Handlungsanleitungen auch den internationalen Kinderarbeitsdiskurs dominiert.

Schlüsselbegriffe: westliche Kindheitskonstruktion, Spiel, Kinderarbeit, Kinderrechte, Organisationen arbeitender Kinder


No children’s play? The ignorance of child labor within the western construction of childhood

The western notion of childhood understands children’s play as an important aspect for a normal childhood. A good childhood is inseparably connected to the possibility of a child to play. In developmental psychology children’s play is a main element of normal child development as well. Children who lack the opportunity to play - especially in the South - are often called ›children without childhood‹ by international child welfare organizations. Children’s play is considered so important that even the UN-Convention on the Rights of the Child contains a right for children to play. What does this mean for children who do not or can not play, which is often the case with children who work? Do these children have a childhood at all? By the example of child labour this article shows how the western norm of childhood devaluates the life of children who do not fulfil this norm. Furthermore, I am going to discuss how the western norm of childhood also dominates discourses of developmental policy, particularly the international child labour discourse.

Key words: western construction of childhood, play, child labour, children’s rights, organizations of working children


Dr. Andrea Kleeberg-Niepage
E-Mail:
dr.kleeberg-niepage@web.de

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Ist das Kinderspiel noch zu retten? Bedrohung des Spiels und Befreiung im Spiel
Adam Zurek

Der Beitrag diskutiert die gegenwärtige Bedrohung des Kinderspiels am Vergleich zweier Untersuchungen zum Straßenspiel: der klassischen Studie von Peesch und der Arbeit von Hegemann-Fonger. An prototypischen Straßenspielen wie »Hopse« und »Gummitwist« werden psychologische Interpretationen entwickelt. Zudem fließen eigene Forschungsarbeiten ein, die die These belegen, dass das genuine freie und selbstorganisierten Straßenspiel zugunsten anderer, entfremdeter Spielformen zurückgedrängt wird.

Schlüsselbegriffe: Straßenspiel, Bedrohung des Kinderspiels, Entfremdung


Is children’s play beyond remedy? Imminance of and liberation within children’s play

I discuss here the contemporary imminence of children’s play using two empirical studies on street-play: the ›classic‹ from Peesch and the work of Hegemann-Fonger. In a second step I develop psychological interpretations of prototypical street-plays like »Hopse« (hopscotch) and »Gummitwist« (a common German children’s game where the participants have to jump over rubber band). Additionally my own research experiences run into the illustration of my thesis that the free and self organized street-play is pushed back by other forms of entfremdet plays.

Key words: street game, threat to kids game, estrangement


Dr. Adam Zurek
Universität Bremen
Studiengang Psychologie
Grazer Str. 2 C
28334 Bremen
E-Mail:
zurek@uni-bremen.de

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Wenn das Spiel zur Arbeit wird… Veränderungsprozesse im Erwachsenenspiel
Anne Schmitz-Hüser

Das Spielverhalten - und erleben verändert sich im Laufe der Entwicklung eines Menschen und steht in Abhängigkeit zu gesellschaftlichen Einflüssen. Dazu gehört im besonderen die Stellung, Funktion und Organisation von Erwerbsarbeit, welche das Spielverhalten von Erwachsenen noch unmittelbarer prägt als das von Kindern. Spiel stellt einen Oberbegriff für unspezifische Handlungen mit spezifischen Erlebniskomponenten dar, die es erst einmal zu bestimmen gilt. Dabei bestehen fließende Übergänge zu Erlebnisaspekten der Erwerbsarbeit. Die Analyse eines Interviews mit einem Spieleautor zeigt schließlich, wie sich im Laufe einer persönlichen Entwicklung die üblichen Zuschreibungen und gesellschaftlichen Bewertungen von Spiel und Arbeit vertauschen können.

Schlüsselwörter: Spiel, Arbeit, Entfremdung 


When Play turns into labor… Changes within the adult’s play

Play behaviour and experiences change within the personal development and is modified by social influences. Among these influences is the position, function and organisation of occupational work. Its effect is thereby more immediate on the play behaviour of adults than that of children. The concept of play describes unspecific actions with specific experiences which need to be defined. Furthermore there exist fluent crossings between the experiences made in play and at work. The analysis of an interview taken with an author of board games, demonstrates finally, that the common attributes and social values associated with play and work can be inverted.

Key words: play, work, estrangement 


Anne Schmitz-Hüser
Besselstr. 43
28203 Bremen
E-Mail:
schmitz-hueser@web.de

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