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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2006-3/4 (119/120)

Editorial

Ernst E. Boesch
Die Realität als Metapher
Zusammenfassung | Abstract

Rudolf Schmitt & Bettina Köhler
Kognitive Linguistik, Metaphernanalyse und die Alltagspsychologie des Tabakkonsums
Zusammenfassung | Abstract

Dieter Treu
Mit und durch Erzählungen leben. Mechanische Erstarrung und Vergangenheitsbewältigung innerhalb narrativer Strukturen
Zusammenfassung | Abstract

Ulrich Kobbé
›Grüß Gott!‹ - Stigmatisationen zwischen Selbstinszenierung und Imitation. Versuch zur Be-Deutung des Allgemeinen im individuellen Besonderen
Zusammenfassung | Abstract

Angela Moré
Esoterik, Spiritualität und die neue Suche nach Transzendenz. Erklärungsversuche
Zusammenfassung | Abstract

Eine Debatte um den Sozialen Konstruktionismus
Barbara Zielke und Carl Ratner im Gespräch, nach einem Interview von Peter Mattes und Ernst Schraube mit Kenneth J. Gergen
Zusammenfassung | Abstract


Die Realität als Metapher
Ernst E. Boesch

Menschliches Handeln orientiert sich nicht an einer wie auch immer verfassten ›objektiven‹ Realität, sondern vielmehr an der Erfahrungsrealität, der ›erlebten‹ Wirklichkeit. Diese spezifisch menschliche Realität wird nicht nur auf sachbezogene Weise erlebt, sondern ebenso auf symbolische. Symbole jedoch sind polyvalent, sie verweisen als Metaphern auf unterschiedliche handlungsleitende Bedeutungen. Bedeutungen wiederum gewinnen Objekte oder Symbole erst aus kulturellen Bewertungs- und Erklärungssystemen, der persönlichen Vergangenheit des Subjekts als auch der Valenz der Situation. Damit wird hier nichts weniger als ein Entwurf einer Kultur- und Handlungspsychologie intendiert. Das Selbst und seine Identität erwachsen den symbolischen Handlungen, denn diese vereinen sich in dem, was wir sind: intentionale Subjekte.

Schlüsselbegriffe: Kulturpsychologie, symbolische Handlungstheorie, Metapher, Polyvalenz


Reality as Metaphor

Human action is not oriented towards an ›objective‹ reality (Realität), but rather towards its subjective interpretation, experienced reality (Wirklichkeit). This specific human reality is not only experienced in an instrumental, but also in symbolic way. But symbols are polyvalent; as metaphors they refer to different meanings of situations. However the meaning of any symbol or object is constituted in cultural systems of evaluation and explanation, the personal history of the subject as well as the valence of the situation itself.
In combining these elements, Boesch outlines a concept of a cultural action theory. The self and its identity arise from symbolic action and this is what makes us intentional subjects.

Key words: cultural psychology, symbolic action theory, metaphor, polyvalence


Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst E. Boesch
Drosselweg 8
66133 Saarbrücken

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Kognitive Linguistik, Metaphernanalyse und die Alltagspsychologie des Tabakkonsums
Rudolf Schmitt & Bettina Köhler

Der Aufsatz stellt die kognitive Linguistik nach Lakoff und Johnson kurz vor, skizziert die davon abgeleitete systematische Metaphernanalyse als qualitative Forschungsmethode, und benennt mit Beispielen aus Interviews zum sozial integrierten Tabakkonsum Übereinstimmungen und Abgrenzungen zur Konzeption einer Alltagspsychologie nach Fritz Heider und Jerome Bruner.

Schlüsselbegriffe: Alltagspsychologie, Metaphernanalyse, Tabakkonsum, Nikotinabhängigkeit, Nikotinabstinenz, qualitative Forschungsmethode


Cognitive Linguistics, metaphors, and the folk psychology of smoking

The article introduces the theory of cognitive linguistics following Lakoff and Johnson and the connected development of the systematic analysis of metaphor as a method of qualitative research. Correspondences with and demarcations against the folk psychologies of Heider and Bruner are discussed with the help of examples from interviews about smoking.

Key words: Folk psychology, metaphor analysis, smoking, nicotine dependance, nicotine abstinence, qualitative research method


Prof. Dr. Rudolf Schmitt
Hochschule Zittau-Görlitz - Fachbereich Sozialwesen
Brückenstraße 1
02826 Görlitz
E-mail: r.schmitt@hs-zigr.de

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Mit und durch Erzählungen leben. Mechanische Erstarrung und Vergangenheitsbewältigung innerhalb narrativer Strukturen
Dieter Treu

Mit der narrativen Fundierung ihrer Identität verfügt die sich erzählende Person über ein zunehmend selbstreferentielles Gebilde aus biographischen Verweisen. Die Biographisierung des Erlebens gefährdet aber die Vermittelbarkeit gegensinniger Erfahrungsinhalte. Je höher die interne Stimmigkeit biographischer Erzählungen und die darin etablierte Figur des Protagonisten werden, umso weniger ikonisch - also auf die Erfahrungen selbst verweisend - funktionieren sie. Diese These expliziere ich zunächst an Sprachlosigkeit traumatischer Erfahrungen, deren Privatheit zum Zwecke ihrer Vermittelbarkeit von wesentlichen subjektiven Anteilen gelöst und sprachlich ›objektiviert‹ werden muss. Im Anschluss umreiße ich eine Position, von der aus eine allgemeinere Kritik an den mechanistischen und finalistischen Vorannahmen des narrativen Denkstils möglich sein soll. Die narrative Psychologie setzt implizit einen Zusammenhang von Gedächtnis und Zeiterfahrung heraus, der sie von vornherein in keine Verlegenheit bezüglich eines Repräsentationsproblems geraten lässt. Der auf pragmatische und erzählbare Erfahrungsanteile reduzierte Selbstbezug verliert damit eine Dimension, die das personale Leben als entscheidungsoffenen Prozess kennzeichnet.

Schlüsselbegriffe: Erzählung, Entfremdung, Trauma, Gedächtnis, Henri Bergson


Living with and through narratives. Unspiritual torpor and coming to terms with the past within narrative structures

Human identity is based on narratives. These narratives form a system of biographical references that endangers the presentation and understanding of contradictory experiences. The more coherent the biographical narrative and the so presented person, the less they are related to real experiences, because they level out their differences. This thesis is explicated with the help of speechlessness that occurs within traumatic experiences. To communicate such traumatic experiences they are objectified by negating their subjective element. Thereupon I outline my position from which it is possible to criticize a coherent narrative style of thinking. This is necessary, because narrative psychology implies an interrelation of memory and experience of time that allows to bracket any problem of representation. But by doing so this pragmatic and tellable style of reducing real experiences on coherent narratives looses an important dimension - the dimension of life as open process of decision making.

Key words: narrative, estrangement, trauma, memory, Henri Bergson


Dieter Treu
Jacob-Ghon Allee 26
9500 Villach
E-mail: dietertreu@gmx.at

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›Grüß Gott!‹ - Stigmatisationen zwischen Selbstinszenierung und Imitation. Versuch zur Be-Deutung des Allgemeinen im individuellen Besonderen
Ulrich Kobbé

Der Beitrag thematisiert die intrapsychische und interpersonelle Dynamik der Stigmatisation: Anhand der Extremfälle Stigmatisierter lassen sich Aspekte der Verschränkung von Psyche und Soma - bzw. Leib und Seele - sowie Funktion, Struktur, Dynamik und Genese der Symptombildung aufzeigen. Internalisierungsprozesse der Spiegelung, der Imitation und der Identifikation werden in ihrer Bedeutung für das konkrete Subjekt diskutiert und vor dem Hintergrund einer prothetischen Abstützung durch religiöse Systemelemente erörtert.

Schlüsselbegriffe: Stigma; Identifikation, Imitation, Jesus Christus, Chiffre, Symptom


›Grüß Gott!‹ - Stigmatisation between play to the gallery and imitation. Examinations on the abstract within the particular

This article is about the intrapsychic and interpersonal dynamic of stigmatization: With help of extreme examples, stigmatizised persons, I discuss several aspects of the interaction of psyche and soma - or in other terms: body and soul; as well as the function, structure, dynamic, and the development of symptoms. I discuss several processes of internalization like reflection, imitation, and identification in regard of their meaning for the individual and against the background of prophetic support and help of religious elements.

Key words: stigma, identification, imitation, Jesus Christ, chiffre, symptom


Dr. Ulrich Kobbé
iwifo-Institut
Postfach 300125
59543 Lippstadt
E-mail: ulrich@kobbe.de

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Esoterik, Spiritualität und die neue Suche nach Transzendenz. Erklärungsversuche
Angela Moré

Das seit den achtziger Jahren zunehmende Interesse an ostasiatischen Religionen, schamanistischen Praktiken und Esoterik wird auf dem Hintergrund historischer Entwicklungen und in seiner sozialpsychologischen Funktion beleuchtet. Dabei geht es auch um die Einsicht in subjektive Motive und Beweggründe dieses Interesses, die sich im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und in der Auseinandersetzung mit bzw. Distanzierung von den etablierten Kirchen entwickelt haben. Der Einfluss der Interpretationen ihrer Geschichte im feministischen und ökologischen Diskurs wird ebenso reflektiert wie die (meist unbewusste) ambivalente Bezugnahme auf die nationalsozialistische Verstrickung der Elterngeneration und damit verbundene Übertragungsphänomene zwischen den Generationen.

Schlüsselbegriffe: Neue religiöse Bewegungen, Religionspsychologie, Religionskritik


Esotericism, spirituality and the new search for transcendence. Attempted explanations 

The article asks for the reasons of the increasing interest in East Asian religions, in shamanistic practices and esotericism in Western cultures since the beginning of the nineteen-eighties. The author looks for the historical background of this development as well as for its socio-psychological functions. The main focus is on the motivations for these interests and how they develop in the realm of Christian cultures and build up a critical contrast to them. Another topic is the impact of spiritual movements on feminist and ecological discourses. Furthermore, the question is raised how these interests of supporters of the new religious movements are connected to the involvement of their parents in culpable historical processes, i. e. National Socialism in Germany.

Key words: New religious movements, psychology of religions, religious criticism


Prof. Dr. Angela Moré
Evangelischen Fachhochschule Darmstadt
Zweifalltorweg 12
64293 Darmstadt
E-mail: a.more@sozpsy.uni-hannover.de

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Eine Debatte um den Sozialen Konstruktionismus
Barbara Zielke und Carl Ratner im Gespräch, nach einem Interview von Peter Mattes und Ernst Schraube mit Kenneth J. Gergen

In den Diskussionen und Debatten über den Sozialen Konstruktionismus fühlen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer oft verpflichtet, sich entweder für eine relativistische oder eine realistische erkenntnistheoretische Position auszusprechen. Mit dieser Verortung steht und fällt dann oft auch die Akzeptanz oder Ablehnung des Sozialen Konstruktionismus. Auch in der hier in Auszügen wieder abgedruckten Debatte um Theorie und Praxis dieser psychologischen Denk- und Forschungsrichtung geht es zunächst und immer wieder um diese Frage. Allerdings zeigen die hier nachzulesenden Beiträge auch, dass die ›Entscheidung‹ zwischen diesen Positionen weder das vorrangige Ziel noch das wichtigste Thema bei der Auseinandersetzung um eine konstruktionistisch orientierte Psychologie ist. Die akademische Psychologie kann von verschiedenen weiteren Impulsen und des Sozialen Konstruktionismus profitieren, etwa von der Betonung des macht- und gesellschaftskritischen Potenzials wissenschaftlicher Diskurse, der sozialen Neukonzeptualisierung des Individuums oder der postmodern-semiotischen Sprachauffassung des Konstruktionismus.

Schlüsselbegriffe: Sozialer Konstruktionismus, Relativismus-Realismus, Wissenschaftstheorie, Dialogizität, Anerkennung, Kritik, philosophischer Pragmatismus


Social Constructionist Psychology.
Barbara Zielke and Carl Ratner discuss an interview with Kenneth J. Gergen

In current debates on the problems and potentials of a social constructionist psychology participants often feel obliged to take sides either for a relativist or a realist epistemological position. For some scholars, this question even seemed to become the main criterion for acceptance or disapproval of social constructionism. The contributions below also discuss this question, however, indicate that there are more important aspects where academic psychology may profit from critical movements  like that of social constructionism, such as the engagement in social critique, the social re-conceptualization of the individual or the openness towards poststructuralist theory.

Key words: social constructionism, relativism-realism debate, philosophy of science, dialogicality, recognition, critique, philosophical pragmatism.


Dr. Barbara Zielke
Lange Zeile 19
90419 Nürnberg
E-mail: ba.zielke@gmx.de

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