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Psychologie & Gesellschaftskritik

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2018-2/3 (166/167)

Inhaltsverzeichnis
 

Angelika Grubner
Die Verstrickung von Psychotherapie und neoliberaler Politik

Leonie Knebel
Muss Psychotherapie politisch werden? Nein, aber…

Nora Ruck
Psychotherapie und Geschlecht – Zur Bedeutung von Geschlecht, feministischer Therapie und feministischer Ökonomie für die Psychotherapie

Pia Andreatta
Traumatisierung von Kindern durch Krieg und Flucht sowie ein kritischer Blick auf den klinischen Traumadiskurs

Elisabeth Dokulil
Psychoanalytische Praxis und politische Verhältnisse

Moritz Thede Eckart & Daniil Serko
Von der Elfenbeinturm-Psychologie zur therapeutischen Praxis – Möglichkeiten einer kritisch-psychologischen Therapie?

Erik Petter
Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte in einer ›kritischen Psychotherapie‹?
 



Die Verstrickung von Psychotherapie und neoliberaler Politik
Angelika Grubner

Der vorliegende Beitrag verfolgt die These, dass die Psychotherapie nicht außerhalb des Politischen zu verorten ist. Kurz: Die Psychotherapie ist ein politisches Geschehen. Insbesondere der Neoliberalismus fokussiert den Gegenstand der Psychotherapie – die Psyche – in einem ungeahnten Ausmaß, sodass die Psychotherapie zu einer kongenialen Partnerin des herrschenden Regimes mutiert ist. Insofern stellt sich die Frage nach dem emanzipatorischen Potential der Psychotherapie.

Schlüsselbegriffe: Psychotherapie, Neoliberalismus, Seele, Psyche, Politik


Angelika Grubner
AngelikaGrubner5@msn.com


 



Muss Psychotherapie politisch werden? Nein, aber…
Leonie Knebel

Ausgehend von der Frage, ob Psychotherapie politisch werden muss, werden Forderungen an eine (weiter) zu entwickelnde Psychotherapie mit emanzipatorischer Stoßrichtung gestellt, und es wird begründet, warum Psychotherapie im Interesse ihrer Klient/innen kritisch werden muss, jedoch nicht im unmittelbaren Sinne politisch sein kann. In Bezug auf eine Bestimmung von »Politik« und in Auseinandersetzung mit den von Foucault inspirierten Thesen Angelika Grubners werden mögliche und unmögliche Aufgaben und Ziele von psychotherapeutischer Praxis aus Sicht der Kritischen Psychologie diskutiert. Am Beispiel von subjektiven Depressionstheorien wird der notwendige Rückgriff auf kritische Gesellschaftsanalysen im Prozess der Psychotherapie veranschaulicht. Anschließend werden einige Überlegungen zur Rolle von Kritik und Selbstkritik in Supervision und Therapie angestellt.

Schlüsselwörter: Kritische Psychotherapie, subjektive Depressionstheorien, Politik, Gramsci, Foucault, Kritische Psychologie


Leonie Knebel
knebel@zedat.fu-berlin.de


 



Psychotherapie und Geschlecht – Zur Bedeutung von Geschlecht, feministischer Therapie und feministischer Ökonomie für die Psychotherapie
Nora Ruck

Ausgehend von der Beobachtung, dass Geschlecht in der Psychotherapie kaum thematisiert wird, fragt dieser Beitrag danach, was es für die Psychotherapie bedeuten würde, Geschlecht auf mehreren Ebenen zu thematisieren. Ich gehe dazu auf einige Ansätze feministischer und queerer Theorie ein, die auch für feministische Therapie relevant sein können. Dazu gehören vor allem das Konzept der Intersektionalität und die Queer Theory. Danach stelle ich einige Konzepte und Überlegungen vor, die dezidiert aus der feministischen Therapie kommen. Zum Abschluss greife ich Erkenntnisse aus der feministischen Ökonomie auf um nicht nur über das konkrete Tun im therapeutischen Setting nachzudenken, sondern auch über Therapie in ihrem sozialen und ökonomischen Kontext.

Schlüsselwörter: Psychotherapie, Geschlecht, feministische Therapie, feministische Ökonomie


Nora Ruck
nora.ruck@sfu.ac.at

 



Traumatisierung von Kindern durch Krieg und Flucht sowie ein kritischer Blick auf den klinischen Traumadiskurs
Pia Andreatta

Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsthematik wird zum einen die Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen durch Flucht, aber auch durch das Aufwachsen in Konflikt und Krieg, erläutert. Zum anderen sollen Überlegungen für die Bedeutung von Trauma zur Integrations- und Beziehungsarbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen angestellt werden. Dabei wird die sog. Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) diskutiert und kritisch hinterfragt. Auf Basis eigener Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Konflikt- und Kriegsge-bieten sowie unter Einbeziehung der Forschungsliteratur werden Alternativen zum aktuellen Trauma-Diskurs erörtert. Die Argumentation dieses Beitrages ist, dass traumatisierende Strukturen in Aufnahmeländern von vor kriegerischen Auseinandersetzungen Geflüchteten weiter anhalten können, solange Entscheidungs- und Handlungsräume zur Übernahme von Kontrolle und (Mit-)Bestimmung nicht gegeben sind.

Schlüsselwörter: Trauma, Flucht, PTBS, Resilienz


Pia Andreatta
pia.andreatta@uibk.ac.at


 



Psychoanalytische Praxis und politische Verhältnisse
Elisabeth Dokulil

Es wird dargestellt, wie gesellschaftliche Verhältnisse im Rahmen von Psychoanalysen zum Ausdruck kommen. In der psychischen Störung selbst, in den Formen der Bewältigung und in der Bearbeitung des psychischen Leids spielen die politischen Rahmenbedingungen eine Rolle. Das wird anhand von drei Fallgeschichten beschrieben: Chronifizierter Schmerz und Weiblichkeit, Intelligenzminderung und Leistungsanforderung, Panikattacken und beruflicher Aufstieg bei einem Patienten mit Migrationshintergrund

Schlüsselwörter: Psychoanalytische Praxis, Weiblichkeit, Leistungsdruck, Beruflicher Aufstieg und Migrationshintergrund

Elisabeth Dokulil
e.dokulil@chello.at

 



Von der Elfenbeinturm-Psychologie zur therapeutischen Praxis – Möglichkeiten einer kritisch-psychologischen Therapie?
Moritz Thede Eckart & Daniil Serko

Die Kritische Psychologie liefert – wobei zuvorderst die Grundlegung der Psychologie von Klaus Holzkamp zu nennen ist – wertvolle Beiträge für ein fundiertes theoretisches Verständnis dessen was Psychologie ist und insbesondere über die Spezifika der menschlichen Psyche. Dabei beschreibt sie, wie sich der Mensch im evolutionären Prozess zu einem gesellschaftlichen Wesen entwickelte und sich somit qua seiner genetischen Grundlagen bewusst und je individuell begründet zu seiner sozialen Umwelt verhält. Gleichzeitig blieben in der bisherigen Entwicklung der Kritischen Psycho-logie Versuche zur Herausarbeitung von konkreten Methoden für eine kritisch-psychologische therapeutische Praxis weitestgehend aus. Klar ist, dass eine kritisch-psychologische Praxis die Unmit-telbarkeit der individuellen sowie interaktionellen Ebenen um die der gesellschaftlichen erweitern muss. Dies bedeutet, dass sich Problemanalysen und daraus ergebende therapeutische Schritte nicht darin erschöpfen, nur die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen, damit einhergehenden Kognitionen oder Emotionen etc. herauszuarbeiten und zu modifizieren (wie dies z.B. bei der Kognitiven Verhaltenstherapie der Fall wäre), sondern die gesellschaftliche Vermitteltheit des Problems sowie die Prämissen und Gründe des Individuums in den Fokus gerückt werden müssen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, was die Kritische Psychologie zur Weiterentwicklung bestehender kognitiv-behavioraler Therapieformen beitragen kann, wie diese konkret aussehen könnte, sowie ob und wie ein kritisch-psychologisches therapeutisches Arbeiten unter den aktuellen Ar-beitsbedingungen von Psychotherapeut*innen möglich wäre. Hierbei knüpfen die vorgestellten Überlegungen u.a. an die Arbeiten von Ute H.-Osterkamp, Michael Zander, Ole Dreier, Leonie Knebel, Alain Ehrenberg und Elisabeth Summer an.

Schlüsselwörter: Kritische Psychologie, Psychische Erkrankungen, Gesellschaft, Psychotherapie, Kritische Therapie


Moritz Thede Eckart
m.t.eckart@gmx.de


Daniil Serko
daniilserko@gmail.com


 



Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte in einer ›kritischen Psychotherapie‹?
Erik Petter

In diesem Text wird die in der personzentrierten Psychotherapie Verwendung findende Interventionsform der »Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte« (VEE) dargestellt und daraufhin untersucht, inwieweit sie sich zur Thematisierung des gesellschaftlichen Kontextes von individuellem Leiden eignet. Auf Grundlage der Emotionstheorie von Klaus Holzkamp wird dabei herausgearbeitet, dass das personzentrierte Modell von Emotion insofern verkürzt ist, als dass hier eine Bezugnahme auf die äußere Welt systematisch zu Gunsten einer Fokussierung auf innere Verarbeitungsprozesse vernachlässigt wird. Um dieser Problematik abzuhelfen wird vorgeschlagen, das Konzept von VEE zu erweitern, indem der Weltbezug der beteiligten Emotionen in die Verbalisierung einbezogen wird. Weiter wird vorgeschlagen, diesen Weltbezug im Verlaufe des psychotherapeutischen Prozesses in Richtung auf die Durchdringung des gesellschaftlichen Kontextes der beteiligten Emotionen zu vertiefen. Es werden fünf Stufen beschrieben, auf denen dieses schrittweise erfolgen könnte. Darauf aufbauend untersucht der Autor seine eigene psychotherapeutische Praxis und kommt zu dem Schluss, dass er in den untersuchten Therapiestunden eben diese Vertiefung nicht leistet. Er beschreibt fünf Hinderungsgründe, die ihn in den untersuchten Therapiesituationen davon abgehalten haben.

Schlüsselwörter: Kritische Psychologie, Psychotherapie, Personzentrierter Ansatz


Erik Petter
petter.e@gmx.net


 



Psychologie & Gesellschaftskritik
42. Jahrgang · 2018 · Heft 2/3 (166/167)
Pabst, 2018
ISSN  0170-0537
Preis: 19,- €

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