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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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Widerstandskämpfer und Deserteure: Motive, Schicksale - und spärliche Erinnerung

Auf dem Nordfriedhof in Dresden erinnern unscheinbare Grabstätten an Friedrich Olbricht und Hans Oster. Die Generäle waren als Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 hingerichtet worden. Denkmäler für Widerständler, Deserteure, Kriegsdienstverweigerer sind fast immer schmucklos und selten auffällig platziert.  Peter Richter und Norbert Haase beschreiben und analysieren diese "Erinnerungskultur" in ihrer Dokumentation "Denkmäler ohne Helden". Am 26. September ab 19.30 Uhr stellen die Autoren ihre Neuerscheinung in Dresden vor ("Richters Buchhandlung", Förstereistr. 44, 01099 Dresden).

Das wohl älteste erhaltene Denkmal fahnenflüchtiger Soldaten fanden die Autoren am Stadtrand von Cottbus in der Niederlausitz. Es besteht aus einem gusseisernen Kreuz auf Granitsockel mit den Namen von fünf erschossenen westfälischen Reitern. Die Inschrift: "Liebe zum Vaterland war ihr Tod. Gesetzt von den Bewohnern der Stadt Kottbus und Umgebung 1845".

Peter Richter, emeritierter Psychologie-Professor der TU Dresden, analysiert ausführlich die unterschiedlichsten Motive für Widerstand, Desertion und Kriegsdienstverweigerung. Zusätzlich belegt er, wie Krieg psychische Verletzungen mit gefährlichen Verhaltensänderungen auslösen kann. 

Für die Zeit des zweiten Weltkriegs wird geschätzt, dass ca. 20.000 Todesurteile wegen Fahnenflucht vollstreckt wurden. Annähernd 300.000 Personen waren an diesen Kameradentötungen aktiv oder passiv beteiligt. Hierin sehen die Autoren u.a. einen Grund für eine "psychische Abwehr großer Teile der deutschen Bevölkerung gegen die Rehabilitierung von Deserteuren und gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht". Führten schon die ersten Erlebnisberichte über Desertionen in den 1950er Jahren (Alfred Andersch, Heinrich Böll) zu emotionalen Verdrängungen, so tauchten Berichte aus der Sicht der Todesschützen erst in der jüngsten Gegenwart als Generationsauseinandersetzung auf ... "

Eine filigrane geschichtliche Einordnung der Geschehnisse und Entwicklungen ist v.a. dem Historiker Dr. Norbert Haase zu verdanken. Er arbeitet seit 2008 als Kulturreferent in der Staatsverwaltung Sachsens.   


Peter Richter, Norbert Haase: Denkmäler ohne Helden
Pabst, 224 Seiten. Paperback ISBN 978-3-95853-502-2. eBook ISBN 978-3-95853-503-9
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