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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2021-2

Inhaltsverzeichnis

 

Klaus Hoffmann, Uta M Kröger & Lutz P Hiersemenzel
Editorial


Franziska Lamott
Das weibliche Böse


Ulrich Kobbé
›Wir schulden dem Asklepios einen Hahn‹ Selbstreflexive Basics einer forensischen Care-Ethik


Adelheid Bezzel & Christian Schlögl
Eine Retrospektive zum bayerischen Maßregelvollzug: „alles bewegt sich fort und nichts bleibt“?


Rahel Long, Lutz-Peter Hiersemenzel, Marc Graf
Psychisch kranke Flüchtlinge in Haft


Nienke Verstegen, Fons Diepenmaat & Uta Kröger
Theaterprojekte im Maßregelvollzug. Ihre Bedeutung und therapeutische Wirksamkeit


Elke Knoblauch & Ulla Schröder-von Oesen
Theaterprojekt im Maßregelvollzug Moringen: „Freche, frische, farbenfrohe Frauen“


Pia Jocher, Jan Bulla, María Isabel Fontao & Thomas Ross
Patienten mit Migrationshintergrund im Maßregelvollzug gemäß § 63 StGB in Baden-Württemberg – Ein Vergleich von Subgruppen

 



Editorial
Klaus Hoffmann, Uta M Kröger & Lutz P Hiersemenzel

 


 

Das weibliche Böse

Franziska Lamott

Zusammenfassung
Seit Jahrhunderten findet sich in den Künsten die Ästhetisierung einer verführerischen, aber gefährlich „bösen“ Weiblichkeit, die auf ein implizites Spannungsverhältnis von Lust und Angst verweist. Mit der Verwissenschaftlichung verlässt „das Böse“ die Kunst und begibt sich unter die Ägide von Jurisprudenz und Psychiatrie. Und dennoch scheinen seine traditionellen Bilder und die mit ihnen verbundenen Phantasmagorien zu überleben. Sie spielen nicht selten eine unausgesprochene Rolle in Gerichtsverhandlungen, besonders bei der Beurteilung der Entscheidung über „bad“ or „mad“ und infolgedessen über „Strafe“ oder „Therapie“.

Schlüsselwörter: Das weibliche Böse, Delinquenz der Frau, Weiblichkeitsmythen und weibliche Rollenmodelle, Infantizid, Serientäterin, Mörderin, Dämonisierung, Verharmlosung, kollektive Abwehrstrategien.


The female evil

Abstract
For centuries, the arts have offered aesthetic renderings of a seductive, but dangerously evil femininity. They point to an implicit tension between lust and fear. Due to its increasingly scientific identification Evil leaves the arts and presents itself under the auspices of jurisprudence and psychiatry. Nevertheless, its traditional images and the phantasmagoria associated therewith seem to survive. Often enough, they play a tacit role in court sessions, especially when it comes to assess decisions about bad or mad and, subsequently, about punishment and therapy.

Keywords: female evil, female delinquency, femininity myths, female role models, infanticide, serial offender, homicide, demonization, belittling, collective defence strategies


Prof. Dr. Franziska Lamott 
info@franziska.lamott.de
www.franziska-lamott.de


 

›Wir schulden dem Asklepios einen Hahn‹ Selbstreflexive Basics einer forensischen Care-Ethik

Ulrich Kobbé

Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert jene Basics ethischen Nachdenkens, die wie selbstverständlich als Hinterfragen von Machteffekten, Beurteilung der Legitimierung von Zwangsmaßnahmen und Kriseninterventionen, Untersuchung vermeintlich alternativloser Be-Handlungspraxis, Diskussion moralischer Prämissen und fachlicher Leitlinien daherkommen. Im Stunt ethischer Selbstbeforschung werden jene Dilemmata und Standards – z. B. der Neutralität (bzw. Indifferenz) versus Parteilichkeit – erörtert, mit deren ungeklärten (Ab-)Gründen sich Praxen klinischer Ethikkomitees selbst(v)erklären. Die entfalteten Entwürfe (der Haltung, der Beziehung, der Selbstbefragung, -erkenntnis und -korrektur …) mit ihrem interaktionellen Bühnenraum fungieren wie ein Diarama, wie ein transparenter Theorieschaukasten, durch den hindurch ethische Modellvorstellungen (Foucault, Lacan, Lévinas) auf die forensische Realität projiziert werden.

Schlüsselwörter: Care-Ethik, Ethik-Komitee, Machtbeziehung, Selbstsorge, Sorgebeziehung, Sorge-Ethik, Wahrheit


›We owe a cock to Asclepius‹ Self-reflexive basics of forensic care-ethics

Abstract
The contribution discusses those basics of ethical reflection coming along with natural self-evidence as a questioning of power effects, as a legitimacy’s evaluation of coercive measures and crisis interventions, as an examination of allegedly alternativeless treatment practices, as a discussion of moral premises and professional guidelines. The ethical self-exploration’s stunt debates individual dilemmas and standards – e.g. of neutrality (or indifference) versus partiality – serving openly to found (and to transfigure) the practice of clinical ethic committees. The unfolded schemes (concerning attitude, approach, self-interrogation, -awareness, -correction) with its interactional stage space function like a diorama, like a transparent theory showcase permitting to project ethical paradigms (Foucault, Lacan, Lévinas) on forensic reality.

Key words: care-ethic, concern relationship, ethic committee, power relation, self-care, truth


Dr. Ulrich Kobbé 
iwifo-Institut Lippstadt
Am Brüningsberg 10,
59556 Lippstadt
ulrich.kobbe@iwifo-institut.de

 


 


Eine Retrospektive zum bayerischen Maßregelvollzug: „alles bewegt sich fort und nichts bleibt“?

Adelheid Bezzel & Christian Schlögl

Zusammenfassung
Die Ergebnisqualitätserfassung ist ein Element des QM, das dem klinisch Tätigen wie auch den Entscheidungsträgern Informationen über die Leistungsfähigkeit gibt. Seit 2010 werden durch das Institut für Qualitätsmanagement des Maßregelvollzugs Bayern (IfQM) standardisiert Daten aus Anamnese, Therapie und Zeit nach Unterbringung im bayerischen Maßregelvollzug analysiert. Die katamnestische Datenabfrage ist der Baustein, mit dem die Lebenssituation und auch nicht behördlich bekannte Delinquenz untersucht werden können. In die vorliegende Retrospektive gehen bis zu 3500 Fälle (Entlassung: 2010-2018) ein. Zahlreiche Merkmale verändern sich nicht, andere scheinen einem Wandel zu unterliegen (z.B. steigendes Aufnahmealter). Die Veränderungen verlaufen uneinheitlich – während bei psychisch Kranken die Unterbringungsdauer zunimmt, sinkt sie bei Suchtkranken. Bei § 63 StGB-Patienten wird zunehmend häufiger in die komplementäre Weiterversorgung entlassen, während man Suchtkranken eine selbstbestimmte Lebensweise zutraut. Die forensische Ambulanz wird ausgebaut, ihre therapeutische Ausgestaltung ist facettenreich. Abschließend sei auf die klassischen Erfolgsparameter (Gesundheit & Legalbewährung) verwiesen, die in Bayern über alle Beobachtungsjahre hinweg die Leistungsfähigkeit des Maßregelvollzugs mit guten bis sehr guten Quoten darlegen.

Schlüsselwörter: Maßregelvollzug, Straftäterbehandlung, Ergebnisqualität, Verlaufsforschung


A retrospective on forensic-psychiatric treatment in Bavaria: „everything moves away and nothing persists“?

Abstract
The recording of result quality is an element of quality management, which provides information about efficiency for clinical workers as well as decision makers. Since 2010, standardised patient data regarding the medical history, therapy and post-release period have been analysed in Bavarian forensic psychiatry by the Institute for Quality Management in Bavarian Forensic Psychiatries (IfQM). Catamnestic data queries serve as a component to analyse living conditions and dark field crime. The present retrospective study includes up to 3500 cases (Release dates: 2010-2018). Many variables show no difference, whereas others seem to have changed (e.g. increasing admission age). The changes vary – patients with mental disorders show an increasing duration of accommodation, whereas it decreases for addicted patients. Mentally ill patients are more often accommodated in complementary aftercare, while addicted patients are trusted to lead a self-determined lifestyle. Forensic aftercare is expanding and characterized by a multifaceted elaboration. Classic quality criteria of forensic psychiatry (health and legal outcome) show the efficiency with good to excellent quotes throughout the years in Bavaria.

Key words: forensic psychiatric treatment, offender treatment, outcome quality, process research


Dr. phil. Adelheid Bezzel
IfQM, medbo-KU
adelheid.bezzel@medbo.de


 


Psychisch kranke Flüchtlinge in Haft

Rahel Long, Lutz-Peter Hiersemenzel, Marc Graf

Zusammenfassung
Der Artikel befasst sich mit den Herausforderungen und Besonderheiten in der psychiatrischen Basisversorgung von Flüchtlingen in Schweizer Haftanstalten. Menschen, die geflüchtet sind, leiden häufiger als die Allgemeinbevölkerungen an unbehandelten psychischen Störungen und haben gehäuft Traumatisierung durch Verfolgung, Gefangenschaft und/oder Folter erlebt. Im Rahmen ausländerrechtlicher Zwangsmaßnahmen oder infolge von Delinquenz ist eine nicht unbeträchtliche Zahl von Flüchtlingen in Schweizer Gefängnissen inhaftiert. Gerade die Verhaftung und das Haftsetting können dann aber Trigger für eine Exazerbation von Symptomen bis hin zu einer akuten Selbst- und/oder Fremdgefährdung sein; schwer davon zu unterscheiden ist gelegentlich vorkommendes manipulatives, aggravierendes oder simulierendes Verhalten der Insassen mit dem Ziel, Erleichterungen der Haftbedingungen zu erwirken. Über die Auswirkungen einer Inhaftierung auf die psychische Stabilität Geflüchteter, insbesondere der traumatisierten Population, ist wenig bekannt. Ein besseres Screening in Hinblick auf eine etwaige traumatische Vorgeschichte oder psychische Störung vor oder zu Beginn einer Haft ist dringend notwendig. Der vorliegende Beitrag verschafft zunächst einen Überblick über das Thema der seelischen Gesundheit bei Flüchtlingen und bei Gefängnispopulationen im Allgemeinen, um dann die Datenlage zu inhaftierten Flüchtlingen in der Schweiz zu beleuchten und resultierende haftspezifische Besonderheiten der psychiatrischen Behandlung darzustellen. Der Beitrag endet mit praktischen Empfehlungen.

Schlüsselwörter: Flüchtling, Abschiebehaft, Gefängnis, Posttraumatische Belastungsstörung, psychische Gesundheit.


Mentally ill refugees in prison settings

Abstract
This article addresses the challenges and characteristics of the standard psychiatric care of refugees in Swiss prisons. Displaced individuals often suffer from untreated mental disorders and trauma from persecution, captivity and/or torture. A considerable number of refugees are detained in Swiss prisons as a result of violations of the Aliens Act or delinquency. However, the arrest and/or the prison environment may threaten to trigger an exacerbation of symptoms, as far-reaching as self-harm or harm to others; these occurrences are hard to distinguish from occasionally surfacing manipulative, aggravating or feigning behaviors aiming to
achieve an alleviation of their conditions of confinement. Little is known about the consequences of detainment for the mental stability of refugees, much less their traumatized population. Improved screenings for a potential history of trauma or mental illness are urgently needed. The presented article first provides a summary of the subject of mental health among the refugee population as well as among the general prison population. Then, the article proceeds to examine the currently available data concerning detained refugees in Switzerland before presenting the resulting detainment-specific characteristics of the psychiatric treatment. The article closes with practical recommendations.

Keywords: refugee, immigration detention, prison, posttraumatic stress disorder, mental health.


Frau med. pract. Rahel Long
Forensische Psychiatrie Solothurner Spitäler AG
Weissensteinstrasse 102
4503 Solothurn
rahel.m@web.de


 

Theaterprojekte im Maßregelvollzug. Ihre Bedeutung und therapeutische Wirksamkeit

Nienke Verstegen, Fons Diepenmaat & Uta Kröger

Zusammenfassung
In diesem Projektbericht wird gezeigt, wie das Theaterspiel als kontinuierlicher Bestandteil der Behandlung im Maßregelvollzug zur Verbesserung des Wohlbefindens und zur Verwirklichung universeller Grundbedürfnisse beiträgt, die sozial-emotionalen Fähigkeiten und das Selbstvertrauen der Patienten verstärkt sowie einen positiven Effekt auf die Behandlungsatmosphäre und Beziehung zwischen Patient und Behandler hat. Das Theaterspiel kann entstigmatisierend wirken und letztlich, als dauerhaftes Element einer prosozialen Freizeitgestaltung nach der stationären Behandlung, einen Schutzfaktor für den Rückfall in Delikte darstellen. Das hier dargestellte Theaterprojekt umfasst eine in kollektiver, künstlerischer Arbeit von Patienten, Behandlern und Anwohnern einer Maßregelvollzugsklinik inszenierte und durch ein erfahrenes Regieteam geleitete Theateraufführung, einen Dokumentarfilm über die Erfahrungen einiger, an der Aufführung beteiligter Patienten sowie eine wissenschaftliche Studie zum Einfluss des Theaterspiels auf die Behandlung forensischer Patienten. In einer abschließenden Theatertour sollen die Theateraufführung, der Dokumentarfilm und die Studie als ein integriertes Produkt einem breiteren Publikum zugängig gemacht werden. Das Theaterprojekt ist auf diese Weise nicht nur für die betreffende Klinik relevant, wegen seines Beitrags an der Behandlung der Patienten, sondern auch außerhalb der Klinik, wo man versucht, mit den Zuschauern darüber ins Gespräch zu kommen, wie das Projekt auf sie gewirkt hat und inwieweit es zu einem besseren Verständnis des Maßregelvollzugs beitragen kann.

Schlüsselwörter: Theaterspiel, darstellende Kunst, Theatertherapie, forensische Psychiatrie, Amateurtheater, Community Theatre, Good Lives Model


Theatre projects in a forensic psychiatric hospital. Importance and therapeutic effects

Abstract
This project report describes the development of a theatre production within a forensic psychiatric hospital, with patients, staff members and hospitals’ neighbours as players. As knowledge on the value of drama education in forensic psychiatry is scarce, an exploratory study has been conducted on the impact of this project on patients’ treatment. The results demonstrate that the theatre project contributes to the fulfilment of basic human needs and provides opportunities for patients to practice their socio-emotional skills and self-esteem. Furthermore, it provides opportunities for staff and patients to improve their treatment relations. Theatre play can have a destigmatizing effect and ultimately, as an element of pro-social leisure activities after inpatient treatment, it represents a protective factor with regards to relapse into offenses. In a final theatre tour, the performance, and a documentary that is made about the project and study will be made available to a wider audience as an integrated product. This way, the theatre project aims to have an impact not only inside the hospital as part of patients’ treatment, but also outside of it, by engaging the audience in a conversation about the value of forensic psychiatric treatment.

Key words: theatre play, performing arts, theatre therapy, forensic psychiatry, community theatre, Good Lives Model


Nienke Verstegen Doktorandin
De Forensische Zorgspecialisten
Afdeling Onderzoek Klinisch
Willem Dreeslaan 2
3515 GB Utrecht
nverstegen@dfzs.nl


 


Theaterprojekt im Maßregelvollzug Moringen: „Freche, frische, farbenfrohe Frauen“

Elke Knoblauch & Ulla Schröder-von Oesen

Zusammenfassung
In einem einjährigen Theaterprojekt wurden Patientinnen und Patienten des MRVZN Moringen an die Arbeit mit dem eigenen Körper herangeführt. Über zahlreiche angeleitete Übungen in einem spielerischen, aber sicheren Umfeld setzten sie sich allein oder in der Gruppe mit den Ausdrucksmöglichkeiten von Gestik, Mimik und Stimme auseinander, lernten dabei von anderen, erfuhren Rückmeldung, vertieften Übungen und probierten sich so in verschiedenen Rollen aus. Die eigenen Grenzen konnten erweitert und Erfahrungen gemacht werden, die im klinischen Alltag ansonsten nicht möglich gewesen wären. Durch eine abschließende Aufführung im öffentlichen Raum wurde das erworbene Selbstwertgefühl weiter gestärkt und von den Zuschauern bestätigt.

Schlüsselwörter: Theater, Forensische Psychiatrie, Theaterpädagogik, Improvisation, Selbsterfahrung, Kompetenzerwerb, Ausdrucksmöglichkeiten


Theatre project at the Moringen Forensic Psychiatric Center: "Naughty, fresh, colorful women"

Abstract
In a year-long theatre project, female and male patients at the Moringen MRVZN were introduced to working with their own bodies. Through numerous guided exercises in a playful but safe environment, they explored the expressive possibilities of gestures, facial expressions and voice alone or in a group, learning from others, receiving feedback, deepening exercises and thus trying out different roles. They were able to expand their own boundaries and gain experiences that would otherwise not have been possible in everyday clinical life. A final performance in public space further strengthened the acquired self-esteem which was reaffirmed by the audience.

Key Words:Theater, forensic psychiatry, theater pedagogy, improvisation, self-awareness, competence acquisition, possibilities of expression


Dr. med. Dirk Hesse
Ärztlicher Direktor MRVZN Moringen
Dirk.Hesse@mrvzn-moringen.niedersachsen.de


 


Patienten mit Migrationshintergrund im Maßregelvollzug gemäß § 63 StGB in Baden-Württemberg – Ein Vergleich von Subgruppen

Pia Jocher, Jan Bulla, María Isabel Fontao & Thomas Ross

Zusammenfassung
Patienten mit Migrationshintergrund sind in Maßregelvollzugseinrichtungen überrepräsentiert. Trotzdem ist bisher wenig über spezifische Untergruppen von Patienten mit Migrationshintergrund bekannt. Untersucht wurde, ob sich nach § 63 StGB untergebrachte Migranten der ersten Generation (zugewanderte Ausländer mit/ohne Aufenthaltserlaubnis, N = 275), eingebürgerte Personen (N = 70) und Migranten der zweiten Generation (in Deutschland geborene Ausländer und Nachkommen von mindestens einer Person mit Migrationshintergrund, N = 176) bezüglich psychosozialen Hintergrunds, kriminologischer und psychiatrischer Vorgeschichte, Anlassdelikts, Hauptdiagnose und Entlasssituation voneinander unterscheiden. Migranten der zweiten Generation waren seltener verheiratet oder geschieden, wiesen häufiger einen Hauptschulabschluss auf und waren zum Zeitpunkt der Einweisung in den Maßregelvollzug (MRV) sowie bei der ersten registrierten Straftat jünger. Sie befanden sich signifikant häufiger in psychiatrischer Vorbehandlung und erhielten signifikant häufiger F6-Diagnosen als Ausländer der ersten Generation. Mit Blick auf die zukünftige Forschung wird der Nutzen der Einführung eines einheitlichen Instrumentes zur Erfassung des Migrationsstatus betont.

Schlüsselwörter: Forensische Psychiatrie, § 63 StGB, Migration, Kriminalität


Patients with a migration background in a law enforcement facility according to § 63 StGB in Baden-Württemberg - A comparison of subgroups

Abstract
Patients with a migration background are overrepresented in law enforcement facilities. Nevertheless, little is known about specific subgroups of patients with migration background. It was examined whether first-generation migrants (immigrated foreigners with/without residence permit, N = 275), naturalized citizens (N = 70) and second-generation migrants (foreigners born in Germany and individuals with at least one parent with migration background, N = 176) treated according to section 63 of the German Criminal Code differed with regard to psychosocial background, criminological and psychiatric histories, main offences, main diagnoses and discharge. Second-generation migrants were younger at the time of admission to a forensic hospital and at first conviction. They were less likely to be married or divorced, and were more likely to have a secondary school leaving certificate. In comparison with first-generation migrants, they were also significantly more likely to have undergone psychiatric treatment prior to forensic treatment, and to have been diagnosed with a F6-diagnosis. In view of future migration- specific research, the benefit of introducing a uniform instrument for recording migration status is emphasized.

Key words: forensic psychiatry, mental health detention orders, migration, criminality

 

Prof. Dr. Thomas Ross
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
ZfP Reichenau
Feursteinstr. 55
D-78479 Reichenau
thomas.ross@uni-konstanz.de

 


Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
28. Jahrgang · 2021 · Heft 2

Pabst, 2021
ISSN 0945-2540
Preis: 15,- €

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