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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2023-3

Inhaltsverzeichnis

 

Klaus Hoffmann, Reinhard Eher, Markus G. Feil, Michael Günter, Dirk Hesse, Lutz P. Hiersemenzel, Tilman Kluttig, Uta Kröger, Jutta Muysers & Thomas Ross
Editorial 


Maria Schröder-Best
Maßregelvollzug und Stigma(-tisierung)
Zum Verhältnis zweier komplexer Begrifflichkeiten


Jan Bulla & Thomas Ross
Deutsch als Zweitsprache im Maßregelvollzug
Zwischen Restriktion, Fördern und Fordern


Bob van der Laan, Nienke Verstegen & Vivienne de Vogel
Die Verwendung der Brøset-Gewalt-Checkliste in der forensischen Psychiatrie


Marie Mertens, Lena-Marie Langenstück, Julia Grotepaß &    Jan Querengässer
Substanzkonsum als Selbstmedikation?
Zusammenhänge zwischen psychischer Symptombelastung und Konsummustern männlicher Patienten des Maßregelvollzugs gemäß § 64 StGB 


Maria Beck & Jürgen Ptucha
Tierequälen als Vorbote von Jugendgewalt: Zur Kritik eines weitverbreiteten Mythos


Abstracts der 38. Münchner Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Forensischen Psychiatrie (AGFP)

 

Christian Hartl, Christian Schlögl & Bettina Hackenbroch-Hicke
Replik zum Artikel „Die Legalbewährung jugendlicher Maßregelvollzugspatienten im Bundesländervergleich“ (Schepker R, Sickinger F & Hoffmann K; Forensische Psychiatrie und Psychotherapie – Werkstattschriften 29 (1): 50-59; 2022)

 



Editorial 
Klaus Hoffmann, Reinhard Eher, Markus G. Feil, Michael Günter, Dirk Hesse, Lutz P. Hiersemenzel, Tilman Kluttig, Uta Kröger, Jutta Muysers, Thomas Ross


 

Maßregelvollzug und Stigma(-tisierung)
Zum Verhältnis zweier komplexer Begrifflichkeiten

Maria Schröder-Best 


Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel setzt sich auf einer theoretischen Basis mit den Verbindungen zwischen Maßregelvollzug und Stigma auseinander. Es soll untersucht werden, inwiefern der Maßregelvollzug und insbesondere dort untergebrachte Personen von Stigma(-tisierung) betroffen sein können. Dafür wird der Maßregelvollzug zunächst auf seine allgemeinen Wechselwirkungen mit Gesellschaft untersucht sowie historisch verortet. Anschließend wird die Bedeutung von Stigma(-tisierung) im Zusammenhang mit untergebrachten Personen sowie dem Personal genauer betrachtet. Mit den vorliegenden Erörterungen wird eine erste Auseinandersetzung im deutschsprachigen Raum dargeboten, die zur weiteren Bearbeitung des Themengebietes anregen soll.

Schlüsselwörter: Maßregelvollzug, Stigma, Stigmatisierung, Macht, Gesellschaft 

 

Forensic Psychiatric Service and Stigma(-tization)
On the relation of two complex concepts


Abstract
This article theoretically examines the connections between the Forensic Psychiatric Service and stigma(-tization). It will be investigated to what extent the Forensic Psychiatric Service and in particular the individuals within the service may be affected by stigma(-tization) as well as its consequences and effects. For this purpose, the general interactions between the Forensic Psychiatric System and society will be examined and historically located. Subsequently, the significance of stigma(-tization) in connection with the individuals within the service and the staff will be examined in more detail. The present discussion intends to start a debate in  German-speaking countries, aiming to encourage further research on the topic.

Keywords: Forensic Psychiatric Service, stigma, stigmatization, power, society

Korrespondenzadresse: 
Maria Schröder-Best 
Philipps-Universität Marburg 
Pilgrimstein 2
35032 Marburg 
maria.schroeder@uni-marburg.de


 

Deutsch als Zweitsprache im Maßregelvollzug
Zwischen Restriktion, Fördern und Fordern

Jan Bulla & Thomas Ross


Zusammenfassung
Viele forensisch psychiatrische Patientinnen und Patienten haben einen Migrationshintergrund. Unter diesen Personen sind einige, die kaum oder gar kein Deutsch sprechen bzw. verstehen. Da die Erfolgsaussichten der Behandlung im Maßregelvollzug erheblich von hinreichenden sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten zwischen den Behandelnden und den Patienten abhängen, ist dies ein Problem, mit dem sich die Beteiligten auf allen Ebenen auseinandersetzen müssen. Hierzu haben wir unter allen MRV-Einrichtungen Deutschlands eine internetbasierte Umfrage mit dem Ziel durchgeführt, mehr über den Status quo des Umgangs mit diesem Problemfeld zu erfahren. Das Erlernen der deutschen Sprache wird in vielen MRV-Kliniken aktiv gefördert; dies reicht als Einzelmaßnahme zur Erreichung einer (sprachlichen) Therapiefähigkeit der Patientinnen und Patienten aber keinesfalls aus. Dieser Beitrag gibt Hinweise, in welchen Bereichen und mit welchen Schwerpunkten an der Lösung dieser Probleme gearbeitet wird. 

Schlüsselwörter: Maßregelvollzug, deutsche Sprache, Fremdsprachen, § 63 StGB, § 64 StGB, Straftäterbehandlung

 

German as secondary language in Forensic Mental Hospitals: Restricting, encouraging or demanding migrant patients?


Abstract
Many forensic psychiatric patients have a migration background. Among these individuals are some who speak or understand little or no German. Since the chances of success of treatment in the forensic system depend to a large extent on sufficient linguistic communication skills between those treating and the patients, this is a problem that must be dealt with by those involved at all levels. To this end, we conducted an internet-based survey among all forensic psychiatric facilities in Germany with the aim of learning more about the status quo of dealing with this problem area. Learning German is actively promoted in many forensic hospitals; however, this is by no means sufficient as a single measure to achieve (linguistic) therapy ability for patients. This article gives indications of the areas in which work is being done to solve these problems, and describes the focus of this work.

Keywords: Forensic psychiatric treatment, forensic addiction treatment, German language, foreign languages, offender treatment


Korrespondenzadresse: 
Zentrum für Psychiatrie Reichenau
Feursteinstr. 55
78479 Reichenau 
j.bulla@zfp-reichenau.de


 

Die Verwendung der Brøset-Gewalt-Checkliste in der forensischen Psychiatrie
Bob van der Laan, Nienke Verstegen & Vivienne de Vogel


Zusammenfassung
Es ist bekannt, dass strukturierte Instrumente zur kurzfristigen Risikoeinschätzung dazu beitragen, körperlich aggressives Verhalten von Patienten in der Akutpsychiatrie vorherzusagen. Dieser Artikel beschreibt eine Studie, in der untersucht wird, ob die Brøset Violence Checklist (BVC), ein Instrument zur kurzfristigen Einschätzung körperlicher Aggression, zur Vorhersage von körperlichen Aggressionsvorfällen innerhalb der forensischen Psychiatrie beitragen kann, und wie die Anwendung der BVC dort wahrgenommen wird. Bei der verwendeten Untersuchungsmethode wurde zweimal alle 24 Stunden ein BVC-Score in mehr oder weniger festen Abständen für alle Patienten erfasst, die sich auf einer Krisenstation in einem forensisch-psychiatrischen Zentrum in den Niederlanden im Jahr 2019 aufhielten. Die Gesamtwerte der BVC wurden danach mit körperlichen Aggressionsvorfällen in Beziehung gesetzt. Außerdem wurden Fokusgruppen gebildet und Interviews mit Soziotherapeuten durchgeführt, um die Erfahrungen mit der Anwendung des BVC zu untersuchen. Die Analyse ergab einen signifikanten prädiktiven Wert des BVC-Gesamtscores (AUC = 0,69; p < 0,01). Darüber hinaus empfanden die Soziotherapeuten die BVC als benutzerfreundlich und wenig zeitintensiv. Fazit: Die BVC hat einen Mehrwert für die forensische Psychiatrie. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Patienten, bei denen die Primärdiagnose nicht auf eine Persönlichkeitsstörung zurückzuführen ist.

Schlüsselwörter: Forensische Psychiatrie, Brøset Violence Checklist, Risikoeinschätzung, Aggressionsvorfälle

 

The use of the Brøset Violence Checklist within the forensic psychiatry

Abstract
It is well known that structured short-term risk assessment tools contribute to predicting physically aggressive behavior in patients in acute psychiatry. This article describes a study whose objectives are to elucidate whether the predictive properties of the Brøset Violence Checklist (BVC), one of the instruments that is suitable for short-term prediction of violence of psychiatric inpatients, are retained in forensic psychiatry and how the use of the BVC is experienced. In the study method used, a BVC score was registered twice every 24 hours at more or less fixed times for all patients staying in a crisis ward in a forensic psychiatric center in 2019. The BVC total scores were then related to physically aggression incidents. In addition, focus groups and interviews with sociotherapists were conducted to explore the experience of using the BVC. The analysis showed a significant predictive value of the BVC total score (AUC = 0.69; p < 0.01). Moreover, the sociotherapists found the BVC to be user-friendly and efficient. Conclusion: The BVC has added value for forensic psychiatry. This is especially true for those patients for whom personality disorder is not part of the primary diagnosis. 

Keywords: forensic psychiatry, Brøset Violence Checklist, risk assessment, aggressive incidents.


Korrespondenzadresse: 
Bob van der Laan
Klinischer Psychologe
De Forensische Zorgspecialisten
Utrecht (NL) 
bb_coolj@hotmail.com


 


Substanzkonsum als Selbstmedikation?
Zusammenhänge zwischen psychischer Symptombelastung und Konsummustern männlicher Patienten des Maßregelvollzugs gemäß § 64 StGB

Marie Mertens, Lena-Marie Langenstück, Julia Grotepaß & Jan Querengässer


Zusammenfassung
Substanzabhängigkeit geht oftmals mit erhöhter psychischer Symptombelastung einher. Einen Erklärungsansatz dafür stellt die Selbstmedikationshypothese dar. Die vorliegende Studie untersucht den Zusammenhang zwischen spezifischen Substanzkonsummustern (erhoben per Fremdrating anhand des ASSIST) und psychischen Symptomen (erhoben als Selbstangabe anhand der BSCL) vor dem Hintergrund der Selbstmedikationshypothese bei substanzabhängigen Maßregelvollzugspatienten gem. § 64 StGB. Die Stichprobe umfasst N = 211 gemäß § 64 StGB untergebrachte männliche Patienten im Alter zwischen 20 und 73 Jahren (M = 35,68; SD = 9,93). Es zeigten sich eine allgemein niedrige psychische Symptombelastung und lediglich schwache Zusammenhänge (r < 0,3) zwischen Aggressivität/Feindseligkeit und dem Konsum von Alkohol; zwischen Zwanghaftigkeit sowie Somatisierung und dem Konsum von Opiaten; sowie je zwischen Aggressivität/Feindseligkeit, Ängstlichkeit, Depressivität, Zwanghaftigkeit, Psychotizismus und dem Konsum von Beruhigungsmitteln/Sedativa. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Selbstmedikationshypothese im Kontext des Maßregelvollzugs gem. § 64 StGB Konsummuster nur unzureichend erklären kann, weitere Forschung hierzu jedoch sinnvoll wäre.

Schlüsselwörter: Straftäterbehandlung, Abhängigkeitserkrankungen, Forensische Psychiatrie, Suchttherapie

 

Substance use as self-medication? Relationships between psychological symptom burden and patterns of substance use in male patients in German forensic addiction treatment


Abstract
Substance dependence often comes along with increased psychological symptom burden. The self-medication hypothesis provides an explanation for this. The present study investigates the relationship between specific substance use patterns (assessed by therapists using the ASSIST) and psychological symptoms (assessed as self-rating using the BSCL) against the background of the self-medication hypothesis in substance-dependent patients in forensic addiction treatment according to Sect. 64 of the German Criminal Code (§ 64 StGB). The sample comprised N = 211 male patients, aged between 20 and 73 years (M = 35.68; SD = 9.93). There were generally low levels of psychological symptom burden and only weak associations (r < 0.3) between aggressiveness/hostility and the use of alcohol; between compulsivity as well as somatization and the use of opiates; and each between aggressiveness/hostility, anxiety, depressiveness, compulsivity, psychoticism, and the use of tranquilizers/sedatives. The results suggest that the self-medication hypothesis can only insufficiently explain patterns of use in the context of forensic addiction treatment, but further research on this would be useful.

Keywords: offender treatment, substance use disorder, forensic psychiatry, addiction treatment


Korrespondenzadresse: 
Dr. Jan Querengässer
LVR-Institut für Versorgungsforschung
c/o LVR-Klinik Köln
Wilhelm-Griesinger-Str. 23
51109 Köln
jan.querengaesser@lvr.de


 


Tierequälen als Vorbote von Jugendgewalt: Zur Kritik eines weitverbreiteten Mythos
Maria Beck & Jürgen Ptucha


Zusammenfassung
Bisherige Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen Tierequälen in der Kindheit und (Gewalt-)Delinquenz in der Adoleszenz. Basierend auf einer Stichprobe von 120 Inhaftierten der Jugendstrafanstalt Ichtershausen (Thüringen) und 67 nicht inhaftierten Vergleichspersonen wird der Zusammenhang zwischen retrospektiv berichteter Tierquälerei (leichte, mittelgradige und schwere Formen) und Straffälligkeit (Gewaltdelinquenz und Nicht-Gewaltdelinquenz) untersucht. In allen Gruppen werden leichte Formen am häufigsten (79.1%), nachfolgend mittelgradige (50.8%) und letztlich schwere Formen der Tierquälerei (36.9%) begangen (bei Mehrfachnennung). Sowohl straffällige als auch nicht straffällige Personen berichten gleichermaßen leichte und mittelschwere Handlungen an Tieren. Straffällige quälen Tiere tendenziell häufiger mit schweren Formen der Tierquälerei. Personen, die Körperverletzungsdelikte begehen, zeigen in der Kindheit signifikant häufiger schwere Formen der Tierquälerei. Damit zeigt sich, dass nicht-schwere Formen der Tierquälerei auch in der Gesamtbevölkerung häufig auftreten und somit kein expliziter Zusammenhang zur Straffälligkeit allgemein, jedoch durch besonders schwere Formen des Tierequälens im Kindes- und Jugendalter ein deutliches Risiko für spätere Straffälligkeit mit Gewaltdelikten, insbesondere Körperverletzung, besteht.

Schlüsselwörter: Tierquälerei, Risiko-Triade, Gewaltdelinquenz 

 

Cruelty to animals as sentinel for violence delinquency: A critique of a prevalent myth


Abstract
Previous studies provide contradictory results regarding the association between animal torture in childhood and (violent) delinquency in adolescence. Based on a sample of 120 inmates of the juvenile detention center Ichtershausen (Thuringia) and 67 non-inmated comparison subjects, the association between retrospectively reported animal torture (mild, moderate and severe forms) and delinquency (violent delinquency and non-violent delinquency) is investigated. In all groups, mild forms are committed most frequently (79.1%), followed by moderate (50.8%) and finally severe forms of animal cruelty (36.9%) (with multiple responses). Both offenders and non-offenders report equally mild and moderate acts against animals. Offenders tend to torture animals more often with severe forms of animal cruelty. Individuals who commit assault offenses are significantly more likely to exhibit severe forms of animal cruelty during childhood. This shows that non-severe forms of cruelty to animals also occur frequently in the general population and thus there is no explicit correlation with delinquency in general, but that particularly severe forms of cruelty to animals in childhood and adolescence pose a clear risk for later delinquency with violent offenses, especially bodily injury.

Keywords: animal cruelty, risk triad, violent delinquency

Korrespondenzadresse: 
Maria Beck
Justizvollzugsanstalt Tonna – Sozialtherapeutische Abteilung
Im Stemker 4, OT Gräfentonna
D-99958 Tonna
M.Beck2@jvatonna.thueringen.de


 


Abstracts der 38. Münchner Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Forensischen Psychiatrie (AGFP)


 


Replik zum Artikel „Die Legalbewährung jugendlicher Maßregelvollzugspatienten im Bundesländervergleich“ (Schepker R, Sickinger F & Hoffmann K; Forensische Psychiatrie und Psychotherapie – Werkstattschriften 29 (1): 50-59; 2022)
Christian Hartl, Christian Schlögl & Bettina Hackenbroch-Hicke

 


 

Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
30. Jahrgang · 2023 · Heft 3
Pabst, 2023
ISSN 0945-2540
 

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