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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2023-2

Inhaltsverzeichnis

 

Bernd Dimmek, Uta Kröger & Jutta Muysers
Editorial


Jacqueline de Haan & Lars Philips
Genesungsbegleitung in der suchtforensischen Psychiatrie


Frank Eisele & Udo Frank
Erhebung aggressiver Vorfälle im Maßregelvollzug Baden-Württemberg mittels SOAS-R


Jacqueline de Haan, Tim Kluitmann & Jens Stoffelen
Die Brøset-Violence-Checkliste (BVC-CH) als pflegerisches Assessmentinstrument im forensischen Setting nach § 64 StGB


Adelheid Bezzel & Christian Schlögl
QM im Maßregelvollzug – mehr als eine Pflichtaufgabe


Sarah Kirchmann-Kallas, Dörte Berthold, Stefan Randzio & Christian Riedemann
Konzept zur psychologischen Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB


Uta Kröger & Udo Nabitz
Qualitätsrahmen der forensischen Versorgung in den Niederlanden


Klaus Drieschner
Das niederländische „Expertisecentrum Forensische Psychiatrie“ (EFP)


Carmen Gey-von Danwitz & Tilmann Hollweg
Vermeidung unverhältnismäßig langer Verweildauern bei Unterbringungen gem. § 63 StGB: Ein neues Projekt der Qualitätsoffensive in NRW


 


Editorial
Bernd Dimmek, Uta Kröger & Jutta Muysers

 


 

Genesungsbegleitung in der suchtforensischen Psychiatrie
Jacqueline de Haan & Lars Philips


Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel thematisiert den Einsatz eines Genesungsbegleiters auf einer suchtforensischen Station, auf der männliche Patienten mit sog. Doppeldiagnosen nach § 64 StGB behandelt werden. Zunächst werden das Konzept der Genesungsbegleitung sowie das allgemeine Aufgabenfeld dargestellt. Anschließend wird der Genesungsbegleiter biografisch vorgestellt sowie sein konkretes Aufgabengebiet im suchtforensischen Setting beleuchtet. Nachfolgend wird dessen Implementierung im stationären Kontext durch die Autoren reflektiert und evaluiert. Ziel des Artikels ist die Beschreibung und Darstellung der praktischen Erfahrungen mit einem Genesungsbegleiter auf einer suchtforensischen Station.

Schlüsselwörter: Genesungsbegleitung, Suchtforensik, Praxiserfahrung

 

Recovery support in forensic psychiatry for addicted patients


Abstract
This article deals with the deployment of a recovery counsellor on an addiction forensic ward where male patients with so-called dual diagnoses according to Section 64 of the Criminal Code are treated. First, the concept of recovery support and the general field of tasks are presented. Then the recovery counsellor is introduced biographically and his concrete field of activity in the addiction forensic setting is examined. Subsequently, the authors reflect on and evaluate their implementation in the inpatient context. The aim of the article is to describe and present the practical experiences with a recovery counsellor on an addiction forensic ward.

Keywords: Recovery support, addiction forensics, practical experience

 

Jacqueline de Haan (Akademisierte Pflegefachexpertin) und Lars Philips (Pflegedienstleitung), 
LVR-Klinik Bedburg-Hau, Forensische Psychiatrie IV, 
Bahnstraße 6, 47551 Bedburg-Hau, 
jacqueline.dehann@lvr.de, lars.philips@lvr.de


 

Erhebung aggressiver Vorfälle im Maßregelvollzug Baden-Württemberg mittels SOAS-R
Frank Eisele & Udo Frank


Zusammenfassung
Hintergrund: Im Maßregelvollzug werden psychisch kranke Personen mit Delikt-Vorgeschichte untergebracht, vor diesem Hintergrund ist mit aggressiven Handlungen durch Untergebrachte im Rahmen der klinischen Behandlung zu rechnen. Eine einheitliche strukturierte Erhebung von aggressiven Übergriffen ermöglicht Vergleiche zwischen den Kliniken, aber auch die Beurteilung von Entwicklungen im Längsschnitt.
Methoden: Die acht Einrichtungen des Maßregelvollzugs in Baden-Württemberg erfassen aggressive Handlungen seit 2017 mittels des Staff Observation Aggression Scale-Revised (SOAS-R). Eine zentrale Sammlung der Daten mit klaren Regelungen, auch zu Falldefinitionen erlaubt eine gemeinsame und vergleichende Auswertung.
Ergebnisse: In den Einrichtungen des Maßregelvollzugs in Baden-Württemberg wurden im Jahr 2021 insgesamt 1.852 Patienten behandelt, davon waren 20 % mindestens einmal aggressiv. Insgesamt wurden in 2021 2.190 aggressive Handlungen dokumentiert. Untergebrachte mit einer psychischen Erkrankung sind dabei durchschnittlich fast viermal so häufig aggressiv wie suchtkranke Untergebrachte.
Schlüsselwörter: Aggressive Übergriffe, forensisch-psychiatrische Krankenhäuser, Maßregelvollzug, SOAS-R, Baden-Württemberg

 


Documentation of aggressive incidents in the Baden-Wuerttembergn forensic psychiatric hospitals using SOAS-R


Abstract
Background: Mentally ill persons with a history of offending are accommodated in forensic psychiatric hospitals. Against this background, aggressive acts by those accommodated are to be expected in the course of clinical treatment. A uniform structured survey of aggressive incidents allows comparisons between the clinics, but also the assessment of developments in the longitudinal section.
Methods: The eight institutions of the hospital order treatment in Baden-Württemberg record aggressive acts since 2017 using the Staff Observation Aggression Scale-Revised (SOAS-R). A central collection of data with clear regulations, also on case definitions, allows a joint and comparative evaluation.
Results: A total of 1,852 patients were treated in forensic psychiatric hospitals in Baden-Württemberg in 2021, 20 % of whom were aggressive at least once. A total of 2,190 aggressive acts were documented in 2021. Patients with a mental illness are on average almost four times as likely to be aggressive as inmates with an addiction disorder.

Keywords: aggressive incidents, forensic psychiatric hospitals, Massregelvollzug, SOAS-R, Baden-Wuerttemberg


Frank Eisele M.A.
Weingartshofer Str. 2 
88214 Ravensburg 
frank.eisele@zfp-zentrum.de


 


Die Brøset-Violence-Checkliste (BVC-CH) als pflegerisches Assessmentinstrument im forensischen Setting nach § 64 StGB
Ein Erfahrungsbericht

Jacqueline de Haan, Tim Kluitmann & Jens Stoffelen


Zusammenfassung
Der vorliegende Artikel befasst sich mit der Implementierung der Brøset-Violence-Checklist-CH auf zwei forensischen Stationen zweier Abteilungen. Auf diesen Stationen sind vorwiegend Patienten nach § 64 StGB untergebracht. Ziel der Implementierung ist es, eine Einschätzung des Gewaltrisikos eines Patienten bei Aufnahme oder in Krisensituationen durchführen zu können. Hierzu wurde das Assessment zunächst auf den Stationen implementiert und im Anschluss die Ergebnisse gesichtet sowie die Handhabung auf Integrität im Stationsalltag und Outcome evaluiert. Zusätzlich wurde eine praxisorientierte Verbesserung der Risikoeinschätzung der Pflegemitarbeiter*innen mit der Implementierung und Nutzung angestrebt. Dieser Beitrag beschreibt die Erfahrungen der Pflegekräfte mit der Anwendung des Instruments.

Schlüsselwörter: Maßregelvollzug, Brøset-Violence-Checklist, Risikoeinschätzung, Gewalt


The Brøset Violence Checklist (BVC-CH) as a nursing assessment tool in the forensic setting according to § 64 StGB. A field report


Abstract
This article deals with the implementation of the Brøset Violence Checklist-CH on two forensic wards in two departments according to § 64 StGB. The aim of the implementation has been to be able to carry out an assessment of a patient‘s risk of violence on admission or in crisis situations. To this end, the assessment was first implemented on the wards and the results subsequently reviewed, as well as the handling evaluated for integrity in everyday ward life and outcome. In addition, a practice-oriented improvement of the risk assessment of the nursing staff was aimed at with the implementation and use. This article describes the experiences of the nursing staff with the application of the instrument.

Keywords: Forensic psychiatry, Brøset Violence Checklist, risk assessment, violence


Jacqueline de Haan, B.A. 
Psychiatrische Pflege
LVR Klinik Bedburg-Hau
Bahnstraße 6
47551 Bedburg-Hau
jacqueline.dehaan@lvr.de


 


QM im Maßregelvollzug – mehr als eine Pflichtaufgabe
Von anfänglicher Skepsis zur Implementierung eines praxistauglichen Erfassungsinstrumentariums im bayerischen MRV

Adelheid Bezzel & Christian Schlögl


Zusammenfassung
Es ist schon lange nicht mehr die Frage, ob Qualitätsmanagement (QM) eingeführt werden soll, sondern eher wie und zu welchem Zweck. Intention und Methodik sind für den Erfolg von QM mitentscheidend. Liegt dem Unternehmen der Zertifizierungswunsch zugrunde, dann kann es sich eines breiten Instrumentariums bedienen. Damit arbeitet es normkonform, aber nicht automatisch praxistauglich. Normierte Kataloge gehen u.U. an der Realität von Mitarbeitern und letztlich den sog. Adressaten2 vorbei, QM droht zu einer leblosen Hülle zu werden. Wie es anders gehen kann, zeigt die bundeslandweite Qualitätserfassung, die in Bayern seit 2010 etabliert ist. Vorläufer ist die Katamnese der Regensburger forensischen Psychiatrie (medbo) ab 2001. Elementare Kennzeichen sind Klinikeinbindung, Praktikabilität und Fokus der Ergebniserfassung
im Quer- und Längsschnitt (Katamnesen). Als Baustein der Qualitätssicherung werden, ab 2021 IT-gestützt, an allen bayerischen Kliniken standardisiert Daten erhoben, angeleitet und begleitet vom Institut für Qualitätsmanagement des Maßregelvollzugs in Bayern (IfQM).

Schlüsselwörter: Qualität, Qualitätserfassung, Forensik, Leistungsfähigkeit, Psychiatrie

 

QM in the correctional system – more than a compulsory task: from initial scepticism to the implementation of a practicable recording instrument in the Bavarian MRV


Abstract
The question is no longer of whether quality management (QM) should be introduced, but rather how and for what purpose. Intention and methodology are decisive for the success of QM. Companies in search of certification can choose from a wide range of instruments. Although meeting the standards, practicality is not necessarily guaranteed. Standardised catalogues may potentially miss the reality of employees and ultimately the so-called addressees, QM is at risk of becoming a lifeless husk. The nationwide quality assessment established in Bavaria since 2010 demonstrates how things can be different. The predecessor is the catamnesis of the Regensburg forensic psychiatry (medbo) from 2001 onwards. Elementary characteristics are clinic integration, practicability and focus of the recording of results in the crosssection and longitudinal section (catamneses). As a component of quality assurance, standardised data will be collected at all Bavarian clinics, from 2021 onwards, with IT support, guided and accompanied by the Institute for Quality Management of Correctional Services in Bavaria (IfQM).

Keywords: Quality, quality recording, forensics, performance, psychiatry


Dr. phil. Adelheid Bezzel
Institut für Qualitätsmanagement des Maßregelvollzugs in Bayern (IfQM)
medbo-KU Universitätsstr. 84
93053 Regensburg
Adelheid.Bezzel@medbo.de


 


Konzept zur psychologischen Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB1
Sarah Kirchmann-Kallas, Dörte Berthold, Stefan Randzio & Christian Riedemann


Zusammenfassung
Die Behandlung von suchtmittelabhängigen Straftätern ist von gesamtgesellschaftlichem Interesse und wird oft diskutiert. Mit der Standardisierung und Qualitätssicherung der Behandlung setzen sich fortlaufend verschiedene Gremien auseinander. Insbesondere deshalb ist es notwendig, schon zu Beginn der Therapie standardisiert und umfassend die individuellen Ressourcen, Beeinträchtigungen und psychologische Variablen von aufgenommenen Patienten zu überprüfen, um eine möglichst passende Delikthypothese zu generieren und eine gezielte Behandlungsplanung gestalten zu können. Bisher liegt ein solches, standardisiertes Konzept jedoch nicht vor. Diese Studie soll diese Lücke schließen und eine Hilfestellung für ein Fundament einer zielgerichteten Behandlungsplanung darstellen. Zu diesem Zweck wurden durch einen Arbeitskreis zur „Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug gem. § 64 StGB“ verschiedene Prognose-, Diagnostik- und Fragebogeninstrumente ausgewählt und im Hinblick auf Gütekriterien, Anwendbarkeit und Nutzen überprüft. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es durch eine umfassende und zielgerichtete Eingangsdiagnostik zu Beginn der Therapie beispielsweise besser möglich ist, Patienten Stationen mit besonderen Schwerpunkten zuzuführen, etwa mit spezifischen Angeboten bei Intelligenzminderung oder Gruppen zum Ausbau bestimmter Kompetenzen. Ebenfalls kann mit umfassender Eingangsdiagnostik auch ein späterer Unterstützungsbedarf abgeschätzt werden. Zusätzlich entsteht die Möglichkeit, die so erhobenen Ergebnisse auch für eine Fallkonzeption im Sinne der Erstellung einer Hypothese zum Deliktmechanismus zu nutzen.

Schlüsselwörter: Eingangsdiagnostik, Maßregelvollzug § 64 StGB, WAIS-IV, ISK, Forensik

 

Psychologocial Diagnostic Tools in the Forensic Treatment According to Article 64 German Penal Law


Abstract
The treatment of drug-dependent offenders is of interest to society as a whole and is often discussed. Various committees are constantly dealing with the standardization and quality assurance of treatment. For this reason in particular, it is necessary to check the individual resources, impairments and psychological variables of admitted patients in a standardized and comprehensive manner right at the beginning of therapy in order to generate a crime hypothesis that is as suitable as possible and to be able to design a targeted treatment plan. So far, however, such a standardized concept does not exist. This study is intended to close this gap and provide support for a foundation for targeted treatment planning. For this purpose, various prognostic, diagnostic and questionnaire instruments were selected by a working group on „Initial diagnostics in forensic institutions according to § 64 StGB“ and checked with regard to quality criteria, applicability and benefit. The results indicate that comprehensive and targeted initial diagnostics at the beginning of therapy make it easier, for example, to direct patients to wards with special focuses, such as specific offers for people with intellectual disabilities or groups to develop certain skills. A later need for support can also be estimated with comprehensive initial diagnostics. In addition, there is the possibility of using the results obtained in this way for a case conception in the sense of creating a hypothesis on the crime mechanism.

Keywords: Initial diagnostics, hospital order treatment acc. to § 64 StGB, WAIS-IV, ISK, forensic


Sarah Kirchmann-Kallas
Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen – Bad Rehburg
Fachkrankenhaus für forensische Psychiatrie und Psychotherapie
Friedrich-Stolberg- Allee 5
31547 Rehburg-Loccum
sarah.kirchmann-kallas@mrvzn-badrehburg.niedersachsen.de


 

Qualitätsrahmen der forensischen Versorgung in den Niederlanden
Uta Kröger & Udo Nabitz


Zusammenfassung
Die forensische Versorgung in den Niederlanden hat eine lange Tradition, ein umfangreiches Versorgungssystem und befindet sich in einem ständigen Wandel. Als Reaktion auf Gewaltvorfälle, über die in den Medien ausführlich berichtet wird, steht die Frage der Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit des forensischen Versorgungssystems regelmäßig zur Debatte. Nach einem besonders schwerwiegenden Vorfall hat das Ministerium für Justiz und Sicherheit der Niederlande im Jahr 2020 ein Innovationsprogramm ins Leben gerufen. Eines der Anliegen dieses Programms war es, einen Qualitätsrahmen für die forensische Versorgung (Orig. Kwaliteitskader Forensische Zorg2) zu entwickeln, der Patienten, Fachleuten und Organisationen deutlich macht, was unter qualitativ guter forensisch-psychiatrischer Versorgung zu verstehen ist, wie diese zu einer sichereren Gesellschaft beitragen und sich weiterentwickeln kann. An der Entwicklung, die durch die effiziente Projektleitung nur sechs Monate in Anspruch nahm, war eine Vielzahl von Organisationen und Fachleuten beteiligt, wodurch ein breit abgestütztes Bild der Qualität der forensischen Versorgung entstanden ist. Der Qualitätsrahmen stützt sich auf fünf Säulen: „Sicherheit und personenzentrierte Versorgung“, „Forensische Professionalität“, „Organisation der Versorgung“, „Zusammenarbeit“ und „Information über Ergebnisse“. Mit jeder Säule sind Themen verbunden, die in insgesamt 34 Qualitätsaspekten und 106 Qualitätsstandards ausgearbeitet wurden. Der Qualitätsrahmen, der am 1. Oktober 2022 in Kraft getreten ist, beschreibt den derzeit geltenden Standard für ein qualitativ hochwertiges forensisches Versorgungssystem in den Niederlanden.

Schlüsselwörter: Forensische Psychiatrie, Qualitätsrahmen, Forensische Professionalität, Organisation der forensischen Versorgung

 

A quality framework model for forensic psychiatry in the Netherlands


Abstract
Forensic psychiatry in the Netherlands has a long tradition, an extensive care system, and is in a state of constant change. In response to violent incidents that are widely reported in the media, the question of the quality, effectiveness, and safety of the forensic psychiatric care system is regularly up for debate. Following a particularly serious incident, the Ministry of Justice and Security of the Netherlands launched an innovation program in 2020. One of the aims of this program was to develop a quality framework for forensic care that would make clear to patients, professionals and organizations what is meant by good quality forensic psychiatric care, how it can contribute to a safer society and how it can evolve. A wide range of organizations and professionals were involved in its development, which took only six months due to efficient project management, resulting in a broad-based picture of the quality of forensic care. The quality framework is based on five pillars: ‚safety and person-centered care‘, ‚forensic professionalism‘, ‚organization of care‘, ‚collaboration‘, and ‚information about outcomes‘. Associated with each pillar are themes that have been elaborated into a total of 34 quality aspects and 106 standards of care. The quality framework, which came into force on October 1, 2022, describes the currently applicable standard for high-quality forensic psychiatry in the Netherlands.

Keywords: Forensic psychiatry, quality framework, forensic professionalism, organization of forensic care


Uta Kröger
Klinische Psychologin
u.kroger@kpnplanet.nl


 


Das niederländische „Expertisecentrum Forensische Psychiatrie“ (EFP)
Klaus Drieschner


Zusammenfassung
Im Jahr 2003 wurde in den Niederlanden das Expertisecentrum Forensische Psychiatrie (EFP), ein Kompetenzzentrum für den forensischen Versorgungssektor, gegründet. Es sollte die Wissenschaftlichkeit der Behandlungen erhöhen und Zusammenarbeit zwischen forensischen Einrichtungen koordinieren. Nach fünf Jahren, die dem EFP viel Kritik einbrachten, fand das EFP zu seiner heutigen Rolle als Unterstützer des forensischen Sektors in dessen Streben nach Qualitätsverbesserung. In dieser Rolle führt das EFP das Projektmanagement diverser Qualitätsprojekte des Sektors aus und stimuliert Austausch und Zusammenarbeit zwischen den forensischen Einrichtungen. In diesem Artikel werden einige Qualitätsprojekte des EFP beschrieben: (1) ein Peer-Review-System, bei dem gleichartige Einrichtungen voneinander lernen; (2) ein Innovationsfonds aus dem die Entwicklung hochwertiger Produkte finanziert wird, wie zum Beispiel Methoden für Diagnostik, Behandlung und Begleitung, E-health-Produkte und Anleitungen für den Umgang mit verschiedenen Herausforderungen in der forensischen Praxis; (3) ein Online-Fortbildungsprogramm; (4) die Entwicklung verschiedener Behandlungsprogramme; (5) die Einrichtung einer zentralen Datensammlung für Forschungszwecke. Abschließend wird der Wert des EFP für den niederländischen forensischen Sektor bewertet und werden Erfolgsfaktoren für ein solches Kompetenzzentrum besprochen.

Schlüsselwörter: Kompetenzzentrum, Forensische Psychiatrie, Qualitätsverbesserung, Innovationsfonds, Niederlande

 

The Dutch Centre of Expertise for Forensic Psychiatry


Abstract
The Dutch Center of Expertise for Forensic Psychiatry was founded in 2003, in order to strengthen the scientific basis of forensic treatments and establish collaboration among forensic treatment centres. After five years, during which the EFP encountered a lot of criticism, the EFP adopted its current role of service provider for the forensic sector in the area of quality improve ment. In this role, the EFP assumes the management of quality improvement projects of the forensic sector and encourages exchange within the sector. In this article, several EFP-projects are presented: (1) a peer review method, which encourages mutual learning among similar forensic service providers; (2) a subsidy fund for innovative products in areas such as diagnostics, treatment, e-health, risk assessment and risk management; (3) online-modules for training and personal development; (4) the development of forensic treatment programs; (5) the establishment of a research database. Finally, the merits of the EFP for the Dutch forensic sector are discussed and the success factors of an institution such as the EFP are discussed.

Keywords: Centre of expertise, forensic psychiatry, quality improvement, innovation fund, The Netherlands

 

Klaus Drieschner
Reiderlandlaan 1
9727 DR Groningen, Niederlande
klaushdrieschner@gmail.com


 


Vermeidung unverhältnismäßig langer Verweildauern bei Unterbringungen gem. § 63 StGB: Ein neues Projekt der Qualitätsoffensive in NRW
Carmen Gey-von Danwitz & Tilmann Hollweg


Zusammenfassung
Aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts sowie dem Gesetz zur Novellierung des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gem. § 63 StGB aus 2016 ergibt sich das Erfordernis, dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechend den Vollzug so zu gestalten, dass dieser therapie- und freiheitsgerichtet ausgestaltet wird, wodurch unverhältnismäßig lange Unterbringungsdauern vermieden werden sollen. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Fachgremium, an dem Vertreterinnen und Vertreter des Landes, der Träger und der nordrhein-westfälischen forensischen Klinken teilnahmen, identifizierte im Jahr 2019 zahlreiche Maßnahmen, die zur Qualitätsverbesserung und zur Prozessoptimierung in allen Behandlungsbereichen beitragen können. Diese sind geeignet, zu einer frühzeitigeren Erreichung des Vollzugszieles beizutragen und gleichzeitig die notwendige Sicherheit zu gewährleisten. Seit dem 01.04.2021 werden im Rahmen eines Projekts durch das Land NRW zusätzliche finanzielle Mittel zur Umsetzung der Vorgaben des Gesetzgebers und der Rechtsprechung zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mitteln konnten und können zusätzliche Beschäftigte in den nordrhein-westfälischen forensisch-psychiatrischen Krankenhäusern eingestellt werden, damit die identifizierten Maßnahmen in den nächsten Jahren zügig und strukturiert umgesetzt werden. Die Ergebnisse werden projektbegleitend extern evaluiert.

Schlüsselwörter: Forensische Psychiatrie, Qualitätsprojekt, Verweildauern, Unverhältnismäßigkeitsentlassungen, Behandlungsqualität, Unterbringungen gem. § 63 StGB

 

Avoiding disproportionately long stays in placements pursuant to Section 63 of the Criminal Code: A new project of the Quality Initiative in NRW


Abstract
Due to the case law of the Federal Constitutional Court and the Act to Amend the Law on Placement in a Psychiatric Hospital pursuant to Section 63 of the Criminal Code (StGB) of 2016, there is a need to design the execution of this measure in accordance with the so-called „principle of proportionality“ in such a way that it is designed to be therapy- and freedom-oriented and thus disproportionately long periods of placement are to be avoided. In 2019, an interdisciplinary expert committee, in which representatives of the state, the providers and the North Rhine-Westphalian forensic hospitals participated, identified numerous measures that can contribute to improving quality and optimising processes in all areas of treatment. These are suitable to contribute to an earlier achievement of the correctional goal and at the same time to ensure the necessary security. Since 1st of April 2021, additional financial resources have been made available by the state of North Rhine-Westphalia within the framework of a project to implement the requirements of the legislature and case law. With these funds, additional employees could and can be hired in the North Rhine-Westphalian forensic psychiatric hospitals so that the identified measures can be implemented quickly and in a structured manner over the next few years. The results are evaluated externally during the project.

Keywords: Forensic psychiatry, project on quality, length of stay, disproportionate layoffs, treatment quality/quality of treatment, accommodations according to § 63 StGB


Carmen Gey-von Danwitz
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
Gurlittstraße 55, 40223 Düsseldorf
carmen.gey-vondanwitz@ mags.nrw.de

Tilmann Hollweg
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
LWL-Maßregelvollzugsabteilung Westfalen
Hörsterplatz 2, 48133 Münster
tilmann.hollweg@lwl.org

 


Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
30. Jahrgang · 2023 · Heft 2
Pabst, 2023
ISSN 0945-2540
 

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