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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2022-3

Inhaltsverzeichnis

 

Klaus Hoffmann & Reinhard Eher
Editorial
 

Anja Schiemann
Das Psychopathie-Konzept und kriminalpolitische und forensische Aspekte der diagnostischen Zuschreibung


Herbert Steinböck
Über einige ethische Probleme des „psychopathy“-Konstrukts


Stephan Gingelmaier & Nicola-Hans Schwarzer
Bedeutungen des Psychopathy-Konzeptes für Kinder und Jugendliche im inklusiven Diskurs


Matthias Burghart, Selina Kamzelak, Daniela Mier
Das Psychopathie-Paradoxon – Alles eine Frage der Motivation?


Laura Freudenthaler & Reinhard Eher
Risikoprognostische Eigenschaften der PCL-R bei Männern mit Vergewaltigungsdelikten


Kasia Uzieblo, Wineke Smid & Uta Kröger
Warum wir uns oft über Psychopathie irren. Behandlungskonzepte bei Menschen mit Psychopathie


Nicole Claire Hauser, Pia Hollerbach & Elmar Habermeyer
Behandlungskonzepte bei Menschen mit Psychopathie


37. Münchner Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und
Dokumentaton in der Forensischen Psychiatrie (AGFP)

Lisa Baumüller
Kognitive Verzerrung und emotionale Überidentifikation bei sexuellen Kindesmissbrauchern
– Normierung der KV-M und EKK-R anhand einer strafrechtlichen Begutachtungsstichprobe

Jan Bulla, Josef Franz Lindner, Daniela Mier, Thomas Schulze, Fanny Senner & Kerstin Schlögl-Flierl
Genetische Studien an forensisch Untergebrachten – Klinische, ethische und juristische
Überlegungen

Nicole Erlacher
Interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Sicht der Apothekerin

Mona Gaertner
(Deutsch)Unterricht im Maßregelvollzug

Klaus Hoffmann & Jan Bulla
Hoheitliche Maßregelvollzugsstatistik als Notwendigkeit für qualifizierte Versorgungsforschung und politische Entscheidungen – Beispiel Forensische Dokumentation Baden-Württemberg (FoDoBa)

Madeleine Kassar
Zwangsbehandlung in der forensischen Psychiatrie. Eine ethische Perspektive.

Norbert Nedopil
Dokumentation als Grundlage der Forschung – Geschichte und Entwicklungsmöglichkeiten

David Popovic, Cornelis Stadtland, Elif Sarisik, Santiago Tovar-Perdomo, Tabea Matt, Maximilian Wertz, Peter Falkai, Nikolaos Koutsouleris, Norbert Nedopil & Kolja Schiltz
Rezidivprädiktion forensisch-psychiatrischer Probanden mithilfe von Machine Learning

Anne Rohner
Behandlungsqualität, Behandlungsoptimierung am Standort Gießen der Klinik für forensische Psychiatrie Haina. Ethische Bewertung an der Schnittstelle zu rechtlichen Vorgaben

Vesna Šendula Jengić
Forensische und ethische Herausforderungen bei der psychiatrischen Behandlung von Untersuchungshäftlingen im Rahmen neuer Rechtsnormen in der Republik Kroatien

Cornelis Stadtland
Sozialmedizinische Begutachtung somatoformer Störungen – Fallstricke und empirische Daten

Susanne Stübner, Lisa Mußmann & Julie Korbmacher
Psychopharmakotherapie in Maßregelvollzug und Allgemeinpsychiatrie im Vergleich

Hans-Joachim Traub
Die weitere Entwicklung des § 63 StGB 2008 – 2018

Ursula Zimmer
Behandlungsqualität, Behandlungsoptimierung am Standort Gießen der Klinik für forensische Psychiatrie Haina. Implementierung eines Qualitätszirkels

Ursula Zimmer
Behandlungsqualität, Behandlungsoptimierung am Standort Gießen der Klinik für forensische Psychiatrie Haina


 

Editorial
Klaus Hoffmann & Reinhard Eher


 

Das Psychopathie-Konzept und kriminalpolitische und forensische Aspekte der diagnostischen Zuschreibung
Anja Schiemann


Zusammenfassung
Psychopathie wird häufig mit einer Persönlichkeitsstörung gleichgesetzt oder als eine Subkategorie verstanden. Einheitlich ist die Zuordnung nicht, was auch die Subsumtion unter das Eingangsmerkmal der schweren anderen seelischen Störung in § 20 StGB erschwert. Zudem fragt die Rechtsprechung nicht nach individuellen Beherrschbarkeiten, sondern nur danach, inwieweit vom Standpunkt eines „normalen“ Menschen ein normgerechtes Verhalten erwartet werden kann. Dann aber geht es nicht mehr um individuelle Fähigkeiten, sondern um reine kriminalpolitische Zuschreibungen. Dieses Dilemma wird auch durch die Ersetzung des Begriffs der „Abartigkeit“ durch „Störung“ im Rahmen des § 20 StGB nicht aufgelöst, so dass eine weitere Gesetzesnovellierung zu fordern ist. Allerdings wird keine Neufassung des § 20 StGB die Grenze zwischen „mad“ und „bad“ scharf auflösen können.

Schlüsselwörter: Psychopathie, Persönlichkeitsstörung, Schuldfähigkeit, schwere andere seelische Störung, Begutachtung, „mad“ oder „bad“, normative Zuschreibung


The Psychopathy Concept and Criminal Policy and Forensic Aspects of Diagnostic Attribution


Abstract
Psychopathy is often equated with a personality disorder or understood as a subcategory. The classification is not uniform, which also complicates the subsumption under the initial characteristic of severe other mental disorder in § 20 StGB. Moreover, the case law does not ask about individual controllability, but only about the extent to which, from the point of view of a „normal“ person, behavior in accordance with the norm can be expected. Then, however, it is no longer a question of individual abilities, but of purely criminological attributions. This dilemma is not resolved even by replacing the concept of „abnormality“ with „disorder“ in the context of § 20 StGB, so that a further amendment of the law is called for. However, no new version of § 20 StGB will be able to sharply dissolve the boundary between „mad“ and „bad“.

Keywords: Psychopathy, personality disorder, culpability, serious other mental disorder, expert opinion, „mad“ or „bad“, normative attribution


Anja Schiemann
Universität zu Köln
Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht
Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln
anja.schiemann@uni-koeln.de


 


Über einige ethische Probleme des „psychopathy“-Konstrukts
Herbert Steinböck


Zusammenfassung
Der Beitrag beleuchtet das „psychopathy“-Konstrukt und dessen psychometrisches Erfassungsinstrument, die „Psychopathy-Check-List“ (PCL-R) von Hare, aus einem ethischen Blickwinkel. Dazu werden zunächst die historische Entwicklung und psychosoziale sowie biologische Befunde des Konstrukts nachgezeichnet, dann dessen praktische Anwendung in der forensischen Psychiatrie vor allem in Bezug auf Legalprognose bzw. Risikoerfassung und Behandlungsoptionen betrachtet und schließlich unter Heranziehung biomedizinischer Prinzipien einer ethischen Bewertung unterzogen. Es zeigt sich, dass das Konstrukt trotz der zwischenzeitlich erzielten Fortschritte sowohl auf der theoretischen als auch auf der praktischen Ebene letztlich
bis heute mit den historisch überkommenen Fallstricken belastet bleibt.

Schlüsselwörter: Moral insanity, Psychopathie, PCL-R, Ethik


About some ethical problems of the “psychopathy” construct


Summary
This paper analyses the construct of „psychopathy“ and its assessment instrument, the „Psychopathy Check List“ (PCL-R) of Hare, from an ethical viewpoint. First we will trace the historical development and psychosocial and biological findings. Than we have a look at the practical use of the construct in forensic psychiatry, particularly with regard to legal prognosis, risk management and treatment options. Finally we will weigh it up ethically using biomedical principles. Despite theoretical as well as practical progress, we will find that up to now the construct of „psychopathy“ is burdened with its historically overcome pitfalls.

Keywords: Moral insanity, psychopathy, PCL-R, ethics


Dr. med. Herbert Steinböck, M.A.phil.
Maßregelvollzugsleiter a. D., Begutachtungsabteilung,
Klinik für Forensische Psychiatrie u. Psychotherapie, kbo-Isar-Amper-Klinikum,
Vockestr. 72, 85540 Haar
herbert.steinboeck@kbo.de


 


Bedeutungen des Psychopathy-Konzeptes für Kinder und Jugendliche im inklusiven Diskurs
Stephan Gingelmaier & Nicola-Hans Schwarzer

Zusammenfassung
Das Anreißen des aktuellen Inklusionsdiskurses, vor allem zum Thema der inklusiven Diagnostik, mit den sich daraus ergebenden Fragen einer Notwendigkeit von Kategorisierung oder Dekategorisierung, bilden die Grundlage dieses Beitrags. Eingebettet in den Kontext der Relevanz von Persönlichkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen wird das spezifische Konstrukt der
Psychopathy beleuchtet und eine Übertragung auf Kinder und Jugendliche diskutiert. Zum Ende wird ein kurzes Fazit gezogen, ob und welchen Platz dieses Konzept in der inklusiven
Auseinandersetzung erhalten kann.

Schlüsselwörter: Inklusion, Kategorisierung, Dekategorisierung, Persönlichkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen, Psychopathy bei Kindern und Jugendlichen, callous-unemotional Traits


Meanings of the psychopathy concept for children and young people in the inclusive discourse


Abstract
The outline of the current inclusive discourse, especially on the topic of inclusive diagnostics, with the resulting questions of the necessity of categorisation or decategorisation, form the basis of this contribution. Embedded in the context of the relevance of personality disorders in children and adolescents, the specific construct of psychopathy is highlighted and a transfer to children and adolescents is discussed. At the end, a brief conclusion is drawn as to whether and what place this concept can have in the inclusive debate.

Keywords: Inclusion, Categorisation, Decategorisation, Personality Disorders in Children and Adolescents, Psychopathy in Children and Adolescents, callous-unemotional Traits


Prof. Dr. Stephan Gingelmaier
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Psychologie und Diagnostik im Förderschwerpunkt Soziale und Emotionale Entwicklung
gingelmaier@ph-ludwigsburg.de


 


Das Psychopathie-Paradoxon – Alles eine Frage der Motivation?
Matthias Burghart, Selina Kamzelak, Daniela Mier


Zusammenfassung
Psychopathie geht mit deutlichen Einschränkungen im Erleben eigener Emotionen, in der Empathie und in moralischen Entscheidungen einher. Gleichzeitig ist diese schwere Persönlichkeitsstörung aber auch durch einen manipulativen Lebensstil gekennzeichnet, der emotionale Kompetenzen voraussetzt. Gängige Psychopathiemodelle können ein solches Paradoxon nur schwer erklären. Der motivationale Ansatz von Groat und Shane (2020) geht hingegen davon aus, dass Menschen mit Psychopathie prinzipiell zu emotionalem und moralischem Verhalten fähig sind, hierfür jedoch in der Regel keine Motivation verspüren. Während gesunde Menschen sich automatisch und spontan in eine andere Person einfühlen oder deren Perspektive übernehmen, muss dieses Verhalten für Menschen mit Psychopathie erst von Zielrelevanz sein, um ausgeführt zu werden. Unter Berücksichtigung eines solchen motivationalen Erklärungsmodells sollten zukünftige Paradigmen in der Psychopathieforschung angepasst und therapeutische Angebote entsprechend überdacht werden.

Schlüsselwörter: Psychopathie, Empathie, Moral, Motivation, Review


The Psychopathy Paradox – Is it all a Question of Motivation?

Abstract
Psychopathy is associated with profound deficits in experiencing one’s own emotions, empathy, and moral decision-making. At the same time, this severe personality disorder is also characterized by a manipulative lifestyle that requires emotional skills. Common psychopathy models have difficulty explaining such a paradox. Groat and Shane’s (2020) Motivational Framework, however, assumes that individuals with psychopathy are in principle capable of emotional and moral behavior, but generally do not feel motivated to do so. While healthy people automatically and spontaneously empathize with or adopt the perspective of another person, this behavior must be goal-relevant to be exhibited in people with psychopathic traits. In view of such a motivational framework, future paradigms in psychopathy research should be adjusted and therapeutic programs reconsidered.

Keywords: psychopathy, empathy, morality, motivation, review


Matthias Burghart
Universität Konstanz
Fachbereich Psychologie
matthias.2.burghart@uni-konstanz.de


 


Risikoprognostische Eigenschaften der PCL-R bei Männern mit Vergewaltigungsdelikten
Laura Freudenthaler & Reinhard Eher


Zusammenfassung
Vergewaltigung gilt als antisoziales Delikt. Es erscheint daher naheliegend, das Psychopathie-Konstrukt – als Kombination von spezifischen Persönlichkeitseigenschaften und antisozialen Verhaltensweisen (Hare, 2003) – als Risikofaktor für Rückfälligkeit bei Männern, die ein Vergewaltigungsdelikt begangen haben, genauer zu untersuchen. Ziel der Studie war es, das PCLR-Bewertungsschema der Ausprägung von Psychopathie (Hare, 2003, S.31) auf seine Relevanz für die Vorhersage gewalttätiger (mit sexuell-gewalttätigen) und sexueller Rückfälle bei Vergewaltigungstätern in Österreich (N = 406) zu überprüfen und gegebenenfalls neue, sinnvolle Kategorien zu formulieren. Die Ergebnisse zeigen, dass das bekannte Bewertungsschema weder für gewalttägigen noch für sexuellen Rückfall prognostische Güte aufweist. Der Cut-off von 25 Punkten erwies sich als geeigneter Trennwert für die Vorhersage gewalttätiger, nicht aber sexueller Rückfälle. Es wurde ein neues Drei-Kategorien-Modell anhand einer Mittelkategorie an der repräsentativen Basisrate formuliert, das für die Prognose von Rückfällen in Gewaltdelikte sinnvoll eingesetzt werden kann. Implikationen der Ergebnisse und Empfehlungen für die praktische Anwendung werden diskutiert.

Schlüsselwörter: PCL-R, Vergewaltigung, Rückfallrisiko, Gewaltdelikt, Sexualdelikt


Risk prognostic properties of the PCL-R in men with rape offense

Abstract
Rape is classified as an antisocial offense. Therefore, it seems reasonable to investigate psychopathy – as a set of specific personality traits and antisocial behavior following Hare’s definition (2003) – as potential risk factor for re-offending within males who have committed rape. The aim of the study was to test the PCL-R rating schema (Hare, 2003, S. 31) for its relevance in predicting violent (including sexual violent) and sexual recidivism within a sample of rapists in Austria (N = 406), and to formulate a new model of meaningful categories for risk prediction, if necessary. Results show that the known categories of the rating schema were not useful to predict violent or sexual recidivism. The cut-off (PCL-R value of 25) showed good predictive power for violent, but not for sexual recidivism. We were able to define a new model with three categories following a middle category close to the representative base rate showing satisfactory prognostic value again for violent but not sexual recidivism. Implications of the results and suggestions for the application in practical risk prediction are discussed.

Keywords: PCL-R, rape, recidivism risk, violent offence, sexual offence


Reinhard Eher
Begutachtungsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST)
Wien, Österreich
Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
Universität Ulm, 
Ulm, Deutschland


 


Warum wir uns oft über Psychopathie irren
Kasia Uzieblo, Wineke Smid & Uta Kröger


Zusammenfassung
Psychopathen werden oft mystifiziert und zu Monstern gemacht. Viele sind der Meinung, dass diese Personen lebenslang eingesperrt werden sollten, egal, was sie getan haben, nur weil sie Psychopathen sind. Diese Einstellung zur und ein solches Interesse an Psychopathie basiert jedoch hauptsächlich auf allzu vereinfachten und oft falschen Vorstellungen des Persönlichkeitskonstrukts. Stimmt es, dass psychopathische Personen durchgängig gefährliche Kriminelle sind, die kontinuierlich in irgendeiner Weise straffällig werden? Können sie aufgrund ihrer Eigenschaften auch ein Unternehmen erfolgreich führen und sind deshalb viele Chefs psychopathisch? Werden psychopathische Individuen gefährlicher, wenn man sie behandelt? In diesem Artikel werden mehrere Annahmen über Psychopathie, die in den Medien und in der Praxis häufig angetroffen werden, in Frage gestellt und mit forschungsbasierten Antworten angegangen. Darüber hinaus sollen den im forensischen und nicht-forensischen Bereich, mit Erwachsenen oder Minderjährigen, tätigen Praktikern Einblicke in wichtige Themen verschafft werden, die in Zusammenhang stehen mit der Bewertung psychopathischer Züge sowie der Behandlung von Personen mit psychopathischen Zügen.

Schlüsselwörter: Psychopathie, Behandlung, Risk-Need-Responsivity, Risikoanalyse


Why we are often wrong about psychopathy

Abstract
Psychopaths are often mystified and made out as evil monsters. Many believe that these individuals should be imprisoned for life, no matter what they’ve done, just because they are psychopaths. These attitudes towards and interest in psychopathy are however mainly driven by over-simplified and often faulty misconceptions of the personality construct. Is it true that all psychopathic individuals are dangerous criminals who will continue offending no matter what? Do psychopathic individuals become more dangerous because of treatment? Can they also successfully run a company because of their traits and is that why many bosses are psychopathic? With this article we aim to challenge several assumptions about psychopathy that we often encounter in media and practice, by tackling these questions with research-informed responses. We will also provide practitioners working in both forensic- and non-forensic settings, with adults or minors, insights in important issues related to the assessment of psychopathic traits
and the treatment of individuals with psychopathic traits.

Keywords: Psychopathy, treatment, risk-need responsivity, risk assessment


Prof. Dr. Kasia Uzieblo
Professorin Vrije Universiteit Brussel
Senioruntersucherin De Forensische Zorgspecialisten

Dr. Wineke Smid
Leiterin der Forschungsabteilung, De
Forensische Zorgspecialisten
NL-3515 GB Utrecht
Willem Dreeslaan 2. 
kuzieblo@dfzs.nl / wsmid@dfzs.nl


 


Behandlungskonzepte bei Menschen mit Psychopathie
Nicole Claire Hauser, Pia Hollerbach & Elmar Habermeyer


Zusammenfassung
Die bereits in Harvey Cleckleys Psychopathie-Konzept verankerte Annahme, dass Psychopathie kaum behandelbar sei, wurde insbesondere durch die Ergebnisse der vielzitierten Oak-Ridge-Studie (Rice et al., 1992) verfestigt und trug wesentlich zu einem allgemeinen therapeutischen Pessimismus bei. Tatsächlich sind Menschen mit psychopathischen Eigenschaften aufgrund interpersoneller und affektiver Defizite sowie aggressiver und antisozialer Verhaltensweisen eine schwierige Behandlungsklientel, die besondere Ansprüche an Behandlerinnen und Behandler sowie an den Behandlungskontext stellt. Es empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen auf Grundlage des Risk-Need-Responsivity-Modells, mithilfe dessen im Sinne eines Zwei-Komponenten-Modells Rückfälligkeit verringert und gleichzeitig den interaktionellen Besonderheiten psychopathischer Straftäterinnen und Straftäter Rechnung getragen werden soll. Darüber hinaus wurden bereits etablierte Behandlungsprogramme wie die dialektisch-behaviorale Therapie und die Schematherapie für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen und Psychopathie adaptiert.

Schlüsselwörter: Psychopathie, Therapie, PCL-R, DBT, MBT, Schematherapie


Treatment of psychopathy

Abstract
The assumption of psychopathy as an untreatable condition is traditionally anchored in the writings by Harvey Cleckley and was additionally strengthened by the results of the much-cited Oak Ridge study (Rice et al., 1992) which significantly contributed to a general therapeutic pessimism. In fact, people with psychopathic characteristics – due to interpersonal and affective deficits as well as aggressive and antisocial behavior – present a challenging treatment clientele and place special demands on the therapists and the treatment context alike. A structured ap proach based on the Risk-Need-Responsibility model is recommended. Against this background a two-component-model, which focuses on risk reduction but also takes psychopathic core personality traits into account, has been proposed. In addition, established treatment programs such as dialectical behavioral therapy and schema therapy have been adapted for the treatment of personality disorders and psychopathy.

Keywords: Psychopathy, Therapy, PCL-R, DBT, MBT, schema therapy


Nicole Claire Hauser & Elmar Habermeyer
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Klinik für Forensische Psychiatrie 
nicole.hauser@pukzh.ch

Pia Hollerbach, Hamburg,
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Institut für Sexualforschung
Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie


 


37. Münchner Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentaton in der Forensischen Psychiatrie (AGFP) 05. und 06.10.2022

Abstracts

 

 


Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
29. Jahrgang · 2022 · Heft 3

Pabst, 2022
ISSN 0945-2540
Preis: 15,- €

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