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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2007-2

Inhalt

Editorial

Suchtkranke delinquente Aussiedler -  Ist eine schlechte Prognose unabwendbar?
Klaus Hoffmann, Reinhard Mielke
Zusammenfassung | Abstract

Patient, Bezugspflege und Therapeut - Ein empirischer Untersuchungsansatz für forensische Therapieverläufe
Jérôme C. Huter, Friedemann Pfäfflin, Thomas Ross
Zusammenfassung | Abstract

Vom Umgehen mit Aggression, Mögliche Lehren aus den Erkenntnissen des Maßregelvollzuges für die Prävention
Astrid Hirschelmann-Ambrosi, Heinfried Duncker
Zusammenfassung | Abstract

Prognosebegutachtung bei Sexualstraftätern - Der Static-99
Cornelis Stadtland, Norbert Nedopil
Zusammenfassung | Abstract

Die Rolle neuropsychiatrischer Erkrankungen bei Gewaltdelinquenz
Kolja Schiltz, Joachim G. Witzel, Josef Bausch-Hölterhoff, Bernhard Bogerts
Zusammenfassung | Abstract

Normal, krank, verboten, Sexualität? Sexuelle Devianz und Gesellschaft
Adolf Gallwitz
Zusammenfassung | Abstract

Lochow - Ein neuer Weg aus einer alten Misere? Eine neue Konzeption für den Maßregelvollzug in Sachsen-Anhalt
Joachim G. Witzel, Manfred Huppertz
Zusammenfassung | Abstract 


Suchtkranke delinquente Aussiedler -  Ist eine schlechte Prognose unabwendbar?
Klaus Hoffmann, Reinhard Mielke

Zusammenfassung
Sowohl die Suchtkrankenhilfe als auch die kriminologische Diskussion sehen junge Aussiedler als Problemgruppe an. Häufige problematische Sozialisationen mit Gewalt und frühem Suchtmittelmissbrauch, häufige Übersiedlung nach Deutschland gegen den Willen auf Druck der Familien und Re-Inszenierung des kollektiven Ausgeschlossen-Seins (in Russland waren sie Deutsche, hier sind sie Russen) führen gerade bei suchtkranken und delinquenten Aussiedlern zu engen internen Strukturen, die durch Misstrauen gegenüber staatlichen Organen, Hass gegen andere Deutsche und gegen Türken gekennzeichnet sind. Sowohl in den Justizvollzugs- als auch in den Maßregelvollzugsanstalten sind Aussiedler gegenüber ihrem Bevölkerungsanteil deutlich überrepräsentiert. Dort werden Inszenierungen mafiöser Clanbildungen beschrieben, die den Vollzugsalltag stark behindern und die Deliktbearbeitung verhindern. Dagegen werden die Erfahrungen der forensischen Abteilung Reichenau dargestellt, in der die Aussiedler durch die therapeutische Gemeinschaft mit hochfrequenter Gruppentherapie, intensiver Arbeit und zügiger Orientierung an der externen Lebenswelt in einer Weise integriert werden, wie es vor der Einweisung nicht gelang.

Schlüsselwörter:
transkulturelle Forensik - § 64-Behandlung - therapeutische Gemeinschaft - Aussiedler


Summary
Young German migrants emigrating from the former Soviet Union are at risk for addic-
tion and for delinquent behaviour. In their life-histories, violence and early addictive behaviour often occur. A considerable proportion of  these young individuals had to emigrate to Germany against their will, ceding to the pressure exercised by their parents. In Russia, they were marginalized as Germans, in Germany, they are marginalized as Russians. Concomitant internalizations often result in distrust towards state authorities, to hatred against the German majority society and the often more successful Turks. German migrants from the former Soviet Union are overrepresented in jails and in forensic units. The mafia-like clans they tend to establish in jails run counter to useful rehabilitative efforts. By contrast, the experiences in the forensic unit in Reichenau show that these individuals can well be integrated into society using a therapeutic community approach with highly frequent group psychotherapy and individualised training methods and work programs.

Key words:
transcultural forensic treatment- treatment of addicted delinquents - therapeutic community - German migrants from the former Soviet Union


PD Dr. Klaus Hoffmann
Chefarzt Abt. Forensisches Psychiatrie und Psychotherapie
Zentrum für Psychiatrie Reichenau
Feursteinstr. 55
78479 Reichenau
E-Mail:
k.hoffmann@zfp-reichenau.de

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Patient, Bezugspflege und Therapeut - Ein empirischer Untersuchungsansatz für forensische Therapieverläufe
Jérôme C. Huter, Friedemann Pfäfflin, Thomas Ross

Zusammenfassung

Dargestellt wird hier ein neuer Untersuchungsansatz zum Einfluss der Bezugspflege auf den therapeutischen Verlauf zwischen Patienten und Therapeuten. Im Rahmen einer explorativen Pilotstudie wurden dazu insgesamt 175 Psychotherapiestunden und 158 Bezugspflegeprotokolle textanalytisch evaluiert. Die Psychotherapiesitzungen und Bezugspflegegespräche wurden mittels eigens dafür konstruierter Fragebogen ausgewertet. Den theoretischen Rahmen für das empirische Vorgehen bildeten das Therapeutische Zyklusmodell von Mergenthaler (Pfäfflin & Mergenthaler 1998) sowie das Modell der Ressourcenaktivierung nach Grawe (Grawe & Grawe-Gerber 1999). Die Ergebnisse empfehlen die weitere Anwendung dieses Forschungsansatzes im Rahmen größerer hypothesenprüfender Untersuchungen. Die Bezugspflege als Bestandteil des Gesamtmodells therapeutischer Behandlung im Sinne einer therapeutischen Gemeinschaft spielt neben der Psychotherapie eine tragende Rolle am Gesamterfolg forensisch psychotherapeutischer Behandlungen im Maßregelvollzug.

Schlüsselwörter:
Maßregelvollzug - forensische Psychotherapie - Bezugspflege - Psychotherapieprozessforschung


Summary
We present a new approach towards the simultaneous investigation of the therapeutic relationship between therapists and their patients, and the impact care staff have on the overall therapeutic process in forensic psychiatric practice. This study fills a gap in that the
role of nursing care professionals and patient is investigated and discussed alongside the therapeutic relationship between patient and therapist. In our pilot study, psychotherapies were investigated using computer assisted text analysis and questionnaires. 175 psychotherapy lessons and 158 nursing protocols were analysed. The theoretical framework of the investigation is provided by Mergenthaler’s Therapeutic Cycle Model (Pfäfflin & Mergenthaler, 1998), and the Model of Resource Activation (Grawe & Grawe-Gerber, 1999). The results support the usefulness of this approach, and suggest its application in further research. Being an integral part of the therapeutic community, nursing care staff play an important role for the outcome of psychotherapeutic interventions in forensic psychiatric settings.

Key words:
Forensic Psychiatry and Psychotherapy - Primary Nursing - Psychotherapy Process Research


Dr. Jérôme C. Huter
Abteilung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
Zentrum für Psychiatrie Reichenau
Postfach 300
78477 Reichenau

Prof. Dr. Friedemann Pfäfflin
Sektion Forensische Psychotherapie
Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Am Hochsträss 8
89081 Ulm

Dr. Thomas Ross
Sektion Forensische Psychotherapie
Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Am Hochsträss 8
89081 Ulm
E-Mail:
thomas.ross@uni-ulm.de

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Vom Umgehen mit Aggression. Mögliche Lehren aus den Erkenntnissen des Maßregelvollzuges für die Prävention
Astrid Hirschelmann-Ambrosi, Heinfried Duncker

Zusammenfassung

Der Beitrag beschäftigt sich mit den Fragestellungen der Gewaltprävention und bezieht sich auf die Erkenntnisse, die aus der therapeutischen Praxis des Maßregelvollzugs gewonnen werden. Aus den Lebensgeschichten der Patienten sind die intrapsychischen und interpersonellen Faktoren abgeleitet worden, die an der Entstehung der Gewaltentwicklungen in den Einzelfällen beteiligt waren. Hieraus können spezial- und generalpräventive Aspekte abgeleitet werden, die Gewalt in ihrer Entstehung begrenzen können. Dies betrifft sowohl den Bereich sexueller Gewalt, die Vermeidung von Sexualstraftaten durch Ersttäter als auch die Möglichkeiten allgemeiner primärpräventiver Arbeit. Die Arbeit in der forensischen Psychiatrie erlaubt aber auch, Aspekte sich aufschaukelnder Gewaltprozesse rechtzeitig zu erkennen und deseskalierend zu intervenieren. Der Beitrag beleuchtet einige Aspekte, die mit diesen Fragestellungen verbunden sind.

Schlüsselwörter:
Primärprävention - Vermeidung von Ersttätern - Deseskalation


Abstract
This contribution is focusing on questions arising in the prevention of violence providing the reader with relevant experiences made in therapeutic work within forensic psychiatry. We have derived intrapsychic and interpersonal factors from the patient histories and
these factors have been shown to be involved in the development of violent behavior in the single patient. This allows to derive aspects relevant for prevention in special cases as well as for prevention in general; knowledge about these aspects could help to reduce violence in its beginning.  Further more, this also applies to sexual violence, prevention of sexual assaults by first offenders as well as possibilities for general primary prevention. Work in forensic psychiatric settings also allows to detect accumulating violent processes in time and to intervene in an de-escalating way. We aim to comment on several aspects which are relevant to tackle these problems.

Key words:
primary prevention - prevention of first offenders - de-escalation


Dr. Heinfried Duncker
Bornebreite 13
37816 Moringen
E-Mail:
Heinfried.Duncker@web.de

Astrid Hirschelmann-Ambrosi
Département de Psychologie
Institut de Criminologie et Sciences Humaines
Université Rennes 2 Haute-Bretagne
Place du Recteur Henri Le Moal
F - 35043 Rennes Cedex
Frankreich
E-Mail:
astrid.ambrosi@univ-rennes2.fr

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Prognosebegutachtung bei Sexualstraftätern - Der Static-99
Cornelis Stadtland, Norbert Nedopil

Zusammenfassung

Im Vergleich zur Gesamtkriminalität sind Sexualstraftaten relativ selten. In den Medien und in der öffentlichen Wahrnehmung spielen sie dagegen eine sehr große Rolle. Vor allem wird diskutiert, wie weitere Sexualstraftaten bereits in Erscheinung getretener Sexualstraftäter verhindert werden können. Es kommt somit darauf an, die gefährlichen Täter zu identifizieren.
Gewalttätige Rückfälle kommen nach den Daten des Münchner Prognoseprojekts im Lauf eines Zeitraums von durchschnittlich 9 Jahren bei etwa einem Drittel aller Sexualstraftäter vor. Diese ließen sich laut den Ergebnissen dieser Langzeitverlaufsuntersuchung unter anderem mit dem Static-99 relativ zuverlässig vorhersagen. Sexualstraftäter mit höheren Static-99 Scores wurden häufiger und früher rückfällig.
Mit dem Static-99 konnten 46% der gewalttätigen Rückfälle richtig vorausgesagt werden ("Richtig Positive"). Mehr als die Hälfte (54%) der Täter mit einem Score über dem Schwellenwert wurden nicht mit neuen Gewalttaten rückfällig ("Falsch Positive"). Sollte man ausschließlich dieses Instrument anwenden, um Entlassungsentscheidungen zu begründen, würden diese Menschen fälschlicherweise im Freiheitsentzug bleiben. Wird der Static-99 dagegen in eine Gesamtbeurteilung eingebettet, die sich dann nicht mehr ausschließlich auf den Einzelfall beziehen muss, ermöglicht das Instrument eine Orientierung über die zu erwartenden Risiken.

Schlüsselwörter
Sexualstraftäter - Gutachten - Prognoseinstrumente - Static-99 - Rückfälle - Gewalt


Summary
Sex offenders contribute disproportionately to the level of fear of crime in the community. They are assumed to be at greater risk of violent offending. Consequently these offenders are considered an important group to predict their risks of violent re-offending.
The predictive validity of the Static-99 for 134 sex offenders was analyzed. The mean follow-up time was 9 years (range: 1 - 340 months), using the first entry into the National Register of criminal convictions as the endpoint variable.
We assumed that there are two groups according to Static-99 risk categories (cut-off point 5 and above defined as high risk category). The calculations relate to survival probabilities after the start of the follow up period that is, the release from prison or high security hospital. We considered two cases: Violent recidivism and non violent or no recidivism.
The Static-99 was the most efficient predictor of all, violent non-sexual and non-contact sexual recidivism. The Static-99 risk categories correlated significantly with the Kaplan-Meier survival functions.

Key words
risk assessment - instruments - Static-99 - predictive validity - sex offenders - sexual recidivism - violence


Prof. Dr. Norbert Nedopil
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie - Innenstadt
Klinikum der Universität München
Nußbaumstr. 7
80336 München 
E-Mail:
norbert.nedopil@med.uni-muenchen.de

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Die Rolle neuropsychiatrischer Erkrankungen bei Gewaltdelinquenz
Kolja Schiltz, Joachim G. Witzel, Josef Bausch-Hölterhoff, Bernhard Bogerts

Zusammenfassung

Der juristische Begriff der Schuldfähigkeit setzt voraus, dass eine Tat aufgrund freier Willensbildung erfolgt. Die Existenz eines solchen "freien Willens" wird durch neuere Erkenntnisse der Neurowissenschaften zunehmend in Frage gestellt, da eine Vielzahl neuerer hirnbiologischer Befunde dafür spricht, dass die Entscheidung einer Person durch neuronale Strukturen und biographisch bedingte neuronale Prägungen determiniert ist. Insbesondere Formen der pathologischen Aggression stehen nach neuen Erkenntnissen mit abnormen hirnbiologischen Befunden in engem Zusammenhang. Die Prävalenz neuropsychiatrischer Erkrankungen bei Häftlingen ist in den USA sehr hoch, aus Deutschland sind jedoch keine genauen Zahlen bekannt. Hier werden zwei Fälle von gewalttätigen Häftlingen vorgestellt, bei denen erst lange nach der Verurteilung eine strukturelle Hirnpathologie festgestellt wurde, die die freie Willensbildung höchst wahrscheinlich beeinträchtigt hat. Vor diesem Hintergrund sollte in der Zukunft die genaue Prävalenz neuropsychiatrischer Störungen bei inhaftierten Gewalttätern in Deutschland ermittelt werden sowie bei Gewalttätern regelmäßig das Vorliegen neuropsychiatrischer Erkrankungen geprüft werden. Des Weiteren sollte der Fokus gesellschaftlichen Umgangs mit Gewaltdelinquenz von einer sühne- und straforientierten Perspektive auf ein wissenschaftlich begründetes Behandlungs-, Überwachungs- und Integrationskonzept umgestellt werden.

Schlüsselwörter:
Forensik - neuropsychiatrische Störungen - hirnbiologische Befunde - freier Wille - Schuldfähigkeit


Summary
Criminal responsibility requires that the offender has acted on the base of his own free will. Recently, the existence of such a "free will” has been questioned in the light of new neuroscientific findings which show that an astonishingly large part of a decision appears to be determined by neuronal structures and imprintings. Especially pathologic forms of aggression are closely linked to neurobiological factors. In the USA the prevalence of neuropsychiatric diseases in prisoners has been shown to be markedly above population
average. Prevalence in German prisoners, on the contrary, has not yet been carefully examined. Here, we present two cases of violent offenders detained in prison in whom
years after their conviction structural brain pathology was discovered that had most probably interfered with their "free will”. On the background of these cases it appears evident that it is necessary to assess the prevalence of neuropsychiatric disorders in violent offenders in German prisons as well as to regularly examine in the course of their trial whether violent offenders suffer from such disorders. Furthermore, it appears appropriate to generally shift the focus of social handling of violent offenders from a punishment- and expiation-centered to a treatment-, monitoring- and integration-based approach.

Key words
forensic - neuropsychiatric disorders - neurobiological findings - "free will" - violent offenders


Dr. med. Kol

a Schiltz
Klinik für Psychiatrie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
E-Mail: kolja.schiltz@med.ovgu.de

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Normal, krank, verboten, Sexualität? Sexuelle Devianz und Gesellschaft
Adolf Gallwitz

Zusammenfassung

Als Fachleute sind wir aufgerufen, uns endlich von den Biertischen zu distanzieren, Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen die Strafprozessordnung entgegenzutreten und uns wieder mehr mit dem einzigartigen, persönlichen, individuellen psychologischen Fingerabdruck des Menschen zu beschäftigen, seiner individuell ausgelebten Sexualität mit all ihren Facetten. Unser Bemühen, die eigene Sexualität dabei zu ignorieren, macht uns dies nicht einfach. Ist normal, was in einem bestimmten Kulturkreis an der Oberfläche akzeptiert ist, was nicht durch besondere Erziehung, sondern ganz "von selbst" entsteht? Ist normal das, was die einer statistischen Definition zugrunde gelegte Mehrheit praktiziert? Oder widerspricht sich normal und Sexualität von vorneherein? Eine Umfrage unter Studenten sollte einen Überblick über akzeptable und abzulehnende sexuelle Verhaltensweisen geben. Zwischen 2001 (N= 240) und 2007 (N=344) haben sich die Einstufungen der weiblichen und männlichen Studenten dabei deutlich angeglichen.

Schlüsselwörter
Umfrage - sexuelle Verhaltensweisen - Normalität - Gutachter


Summary
As experts/professionals we are asked to distance ourselves from alehouse opinions to take steps against violation of human rights and to concentrate more on man’ s unique individual psychological fingerprint on his individually lived sexuality in all its diversity. Our effort to ignore our own sexuality makes this task more difficult. Is it normal what is accepted in a certain culture at the surface, what  arises just by itself without special education? Is it normal what a statistical majority practises? Or  is there a contradiction between "normal” and sexuality right from the start? A survey among students was carried out with the purpose to get a general idea of what is  acceptable and what is inacceptable sexual behaviour. Between 2001 and 2007 the classifications given by the female and male students have become more alike.

Key words
survey - sexual behaviour - normality - expert


Prof. Dr. Adolf Gallwitz
Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen
Sturmbühlstr. 250
78054 Villingen-Schwenningen

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Lochow - ein neuer Weg aus einer alten Misere? Eine neue Konzeption für den Maßregelvollzug in Sachsen-Anhalt
Joachim G. Witzel, Manfred Huppertz

Zusammenfassung

Die unablässige Steigerung der Patientenzahlen im Maßregelvollzug während der Jahre seit seiner Gründung im Jahre 1992 hat im Maßregelvollzug von Sachsen-Anhalt zu einer ganz erheblichen Überbelegung der zentralen Maßregelvollzugsklinik in Uchtspringe geführt. Eine Ausweitung der Kapazitäten wurde somit unausweichlich und bewusst an einem neuen Standort vollzogen, der der zentralen Maßregelvollzugsklinik als Außenstelle zugeordnet wurde. Sie wurde in der Stadt Möckern im Ortsteil Lochow unter Nutzung einer ehemalig militärisch genutzten Anlage realisiert und im Mai 2006 in Betrieb genommen. Sie bietet Platz für 80 Patienten und trug seit ihrer Eröffnung zu einer Entspannung der Belegungssituation in Uchtspringe bei, indem die Gesamtkapazität auf nunmehr 292 Betten erhöht wurde. Um eine Ausweitung des therapeutischen Angebotes zu realisieren, wurde konzeptionell in der Außenstelle Lochow  ein völlig neuartiges Angebot erarbeitet, welches sich auf die Förderung praktischer Fähigkeiten und den Erwerb von sozialen Fähigkeiten bezieht. Insbesondere der Befähigung zur Arbeit in der Gruppe wurde hierbei Rechnung getragen. Die Errichtung einer Longstay-Einrichtung sollte bewusst vermieden werden, indem ein Austausch der Patienten mit der Klinik am Standort Uchtspringe vorgesehen wurde. Am Standort in Lochow entsteht eine von Patienten weitgehend mitgestaltete Einrichtung, die den Charakter eines forensischen Dorfes annimmt.     

Schlüsselwörter:
Maßregelvollzug - Forensische Psychiatrie - Außenstelle - Sozialtherapie - Resozialisation - Longstay-Behandlung


Summary
A dramatic increase in the number of patients in forensic psychiatry forced Saxony-Anhalt to establish a new forensic psychiatric hospital in order to achieve additional capacity for the treatment of patients. The new department was started by using a former military building situated at the town Möckern-Lochow near Magdeburg. Thus, 80 additional beds
were supplied to enlarge the total capacity of the Forensic Psychiatric Hospital resulting now in 292 beds. The treatment of patients at Lochow was started in May 2006 with a new treatment concept being installed. It focuses on practical as well as on social abilities by rendering patients the opportunity to work within groups which are integrated in planning and finding solutions for future projects they will work on. In order to avoid the establishment of a long-stay-unit we decided to make sure to send the patients back to the main hospital at Uchtspringe the treatment being accomplished, thus contributing to our efforts in offering an additional treatment scheme. The department at Lochow is on its way to be a future forensic-psychiatric village where patients will be able to contribute considerably in creating projects they work in.  

Key words:
forensic psychiatry - social therapy - new  treatment facilities - rehabilitation - long-stay treatment


Dr. Joachim G. Witzel
Landeskrankenhaus für Forensische Psychiatrie Uchtspringe
Schnöggersburger Weg 1
39599 Uchtspringe
E-Mail:
j.witzel@salus-lsa.de

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