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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

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2007-1

Inhaltsverzeichnis 

Editorial

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe
H. Duncker
Abstract | Zusammenfassung

Sexualstraftäter und Moral Panic
F. Pfäfflin
Abstract | Zusammenfassung

Transference Focused Forensic Psychotherapy (TFFP) - Die Psychodynamische Borderline-Therapie wird forensisch adaptiert
F. Lackinger
Abstract | Zusammenfassung

Konfrontieren und Verstehen bei Brandstiftern: Ein multimodaler Therapieansatz im Jugendstrafvollzug
R. Scharnowski, M. Petersen, J. Ptucha, M. Rocktäschel, A. Helfer, A.-K. Braun
Abstract | Zusammenfassung

Das Leugnen von Sexualstraftaten - eine systemische Untersuchung
K. Vanhoeck, E. Van Daele
Abstract | Zusammenfassung

 


Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe
Heinfried Duncker

Zusammenfassung

Der Beitrag setzt sich mit den Schnittstellen zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Kinder- und Jugendhilfe auseinander. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer auf Verstehen ausgerichteten Betrachtungsweise der Geschehnisse in Erfurt und in Anbetracht der aktuellen Entwicklung, in der öffentlichkeitswirksam immer deutlicher die Folgen einer abstinenten Vorgehensweise der staatlichen Instanzen der Kinder- und Jugendhilfe beobachtet werden können. Bei der Betrachtung der Schnittstellen zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe wird in dem Beitrag insbesondere Wert darauf gelegt, dass statt Abstinenz das ‚Prinzip Antwort’ gefordert ist. Diese Antwort bedarf zum einen der Positionierung der Hilfesysteme in Hinsicht auf das Primat des Kindeswohls. Zum anderen erfordert das Prinzip Antwort auch eine Stringenz in der Vernetzung der mit der Antwort beauftragten Instanzen. Die Antworten sind nur eindeutig, wenn sie interinstitutionell in einem kohärenten Kontext erfolgen können. Grundlage hierfür ist die Betrachtung des Erziehungsprozesses und der mit diesem Prozess verbundenen strukturierenden Maßnahmen.

Schlüsselwörter
Prinzip Antwort - Schnittstellenproblematik - Primat des Kindeswohls - Erziehung als Struktur


Summary
The present contribution is discussing interfaces between pediatric/youth psychiatry and child and youth services, based on an attempt to understand what happened in Erfurt (Germany) and taking into account the current developments displaying (with ample media coverage) the results of an abstinent behaviour of national authorities of child and youth services. In studying the interfaces between pediatric/youth psychiatry and child and youth services special attention is given to the fact, that instead of abstinence the "answer" principle is called for. On the one hand, this answer requires positioning of the support services in view of the primate of the best interests of the child. On the other hand, the "answer" principle also claims for a stringent cross-linking of the authorities involved. The answers are only unambiguous when they can be made inter-institutionally within a coherent context. The basis for such a procedure is to study the process of education and the structuring actions involved in this process.

Key words
"answer" principle - dilemma of interfaces - primate of the best interests of the child - education as a structure


Dr. Heinfried Duncker
Bornebreite 13
37186 Moringen
E-Mail:
Heinfried.Duncker@web.de

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Sexualstraftäter und Moral Panic
Friedemann Pfäfflin

Zusammenfassung

Anknüpfend an den in den 1970er Jahren in anderem Kontext entstandenen Begriff der moral panic bzw. moralischen Panik werden Aspekte des gesellschaftlichen, rechtlichen und psychiatrischen Umgangs mit Sexualstraftätern diskutiert. Als Beispiele werden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten von Amerika gewählt, weil die Konturen einer moralischen Panik aus der Distanz leichter zu erkennen sind. Die erste Entwicklung betrifft die nach dem verlorenen Vietnamkrieg erfolgte Wiederentdeckung angeblich verdrängter sexueller Traumatisierungen in den 1980er und 1990er Jahren, die zu teils abenteuerlichen Gerichtsverfahren führte. Die zweite Entwicklung betrifft die Sexual Predator Laws bzw. Gesetze gegen "sexuelle Bestien" sowie die Megan’s Laws. Erstere erlauben es, Sexualstraftäter im Anschluss an die Verbüßung ihrer Haftstrafe unbefristet zivilrechtlich unterzubringen, Letztere regeln einerseits die Registrierung von Sexualstraftätern und schreiben andererseits vor, wie deren Vorgeschichte im Falle einer Entlassung im sozialen Empfangsraum bekannt gemacht werden muss. Die mit diesen Gesetzen verknüpfte, problematische Verschiebung vom Schuldstrafrecht in Richtung Präventionsrecht wird auch im Hinblick auf politische Tendenzen untersucht, und es werden Parallelen zu Entwicklungen in Deutschland angedeutet.

Schlüsselwörter
Sexualkriminalität - Prävention - Sicherungsverwahrung - false memory syndrome - sexual predator law - Megan’s law


Summary
In a first step, the fad, craze and moral panic about repressed, recovered and false memories of sexual abuse is described that flourished in the United States in the 1980’s and 1990’s as a reaction to the national identity crisis after the Vietnam war had been lost. Starting in 1990 and following the example of the State of Washington, in a second step, altogether 17 federal States of the U. S. passed Sexual Predator Laws allowing indeterminate detention of sexual offenders under civil commitment once they have served their full prison sentence. All federal States now have Megan’s laws allowing registration and notification of sex offenders after their release to the community. There is a remarkable shift from criminal law originally based on responsibility and guilt towards a preventive jurisdiction, undermining traditional constitutional rights and liberties. This shift has repercussions on the international politics of the U. S. The article also draws the attention to some parallels as to indeterminate preventive detention of sex offenders in Germany. 

Key words
moral panic - false memory syndrome - sexual predator law - megan’s law -  preventive detention


Friedemann Pfäfflin
Universität Ulm
Forensische Psychotherapie
Am Hochsträss 8
89081 Ulm
E-Mail:
friedemann.pfaefflin@uni-ulm.de

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Transference Focused Forensic Psychotherapy (TFFP) - Die Psychodynamische Borderline-Therapie wird forensisch adaptiert
Fritz Lackinger

Zusammenfassung

Die Grundidee des Artikels ist es, dass die übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFFP) für Borderline-Störungen in modifizierter Form auch in der forensischen Psychotherapie gut angewendet werden kann. Die Borderline-Pathologie Delinquenter unterscheidet sich nicht prinzipiell von ihrer Anwendung bei Nicht-Delinquenten, hat aber einige wesentliche Spezifika. Im Bereich der Diagnostik ist darauf hinzuweisen, dass das Delikt häufig eine spezifische Form der projektiven Identifizierung darstellt und dass es das staatliche Eingreifen in Form von Zwangsmaßnahmen nach sich zieht. Forensische Psychotherapie steht sehr oft in eben diesem Zwangskontext und muss die psychodynamische Bedeutung desselben nicht nur reflektieren, sondern auch in den Therapievereinbarungen mit den Patienten berücksichtigen. Fragen der Eigenmotivation des Patienten zur Therapie, der Folgen eines Therapieabbruchs für ihn, der Substanz und der Grenzen der therapeutischen Verschwiegenheit, der Unverzichtbarkeit der Deliktbearbeitung u. Ä. stehen daher in den Therapievereinbarungsgesprächen vor Beginn einer TFFP stark im Vordergrund.
Auch der therapeutische Prozess selbst unterscheidet sich in forensischen und nicht-forensischen Therapiekontexten. Die delinquente Pathologie führt zu einem Vorherrschen psychopathischer und/oder perverser Elemente in der Übertragung, und zwar nicht nur in der ersten Anfangsphase. Auch wenn durch ein erstes Sich-in-die-Therapie-Einlassen bereits ängstliche und paranoide Übertragungen auftreten, gibt es häufig wiederkehrende Rückfälle in das psychopathisch/perverse Muster. Depressive Elemente treten in der Übertragung erst sehr spät auf und sind ein wichtiger Grund dafür, dass forensische Psychotherapien in der Regel langfristige Therapien sein müssen.

Schlüsselwörter
Psychodynamische Psychotherapie - Borderline-Störung - Forensische Psychotherapie - Delinquenz - Übertragung/Gegenübertragung


Summary
This article is based on the idea that transference focused psychotherapy (TFFP) as used for treatment of borderline disorders could also be used, in a modified version, for forensic psychotherapeutic purposes. Principally, borderline psychopathology of delinquent patients  is not different from treatment of non delinquent patients, however, it is characterized by some major distinct features. For diagnostic investigation it is important to note that the offence often represents a specific type of projective identification and that it is followed by official intervention in the form of coercive measures. Very often, forensic psychotherapy is carried out in such a coercive environment and does not only have to consider the psychodynamic relevance of this situation; indeed therapy agreements with patients also have to take this context into account. Self-motivation for therapy on the part of the patient, consequences of discontinuation of therapy for the patient, substance and limitations of therapeutic secrecy, absolute necessity of offence-related work, etc.,  all these questions will therefore have to be largely addressed in therapy agreement discussions before starting transference focused psychotherapy.
Therapeutic process itself is also different between forensic and non-forensic treatment contexts. Delinquent psychopathology is responsible for a predominance of psychopathic and/or pervers elements in transference, not only at the very beginning of therapy. Even if there is already anxious and paranoid transference caused by starting to join in the therapy process, there are often recurring relapses into psychopathic/pervers behaviour. Depressive elements will only be found very late in transference, and they are a major reason for the fact that forensic psychotherapies usually have to be scheduled on a long-term basis.

Key words
psychodynamic psychotherapy - Borderline disorder - forensic psychotherapy - delinquency - transference/countertransference


Dr. Fritz Lackinger
Otto-Bauer-Gasse 20/8
A-1060 Wien
Österreich

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Konfrontieren und Verstehen bei Brandstiftern: Ein  multimodaler Therapieansatz im Jugendstrafvollzug
Rainer Scharnowski, Michael Petersen, Jürgen Ptucha, Maria Rocktäschel, Anne Helfer und Ann-Kristin Braun

Zusammenfassung
Die Zahl der Brandstiftungen steigt weltweit an. Dies zeigte sich auch in Thüringen in einem erhöhten Anteil an inhaftierten Brandstiftern. Das veranlasste uns, über eine deliktspezifische Gruppentherapie nachzudenken. In der Fachliteratur gibt es zwar  viele Beiträge zur Klassifikation und  Diagnostik, bzw. zur Ätiologie dieser Verhaltensabweichung. Wir fanden jedoch nur spärliche Hinweise zur Behandlung. Es dominieren verhaltenstherapeutische Ansätze, wobei das Delikt in seinen emotionalen und kognitiven Komponenten, sowie dem gezeigtem Verhalten rekonstruiert wird. Ferner gibt es Ansätze einer engen Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, sowie systemtherapeutische, tiefenpsychologische Ansätze, die die Beziehungsproblematik zur Vaterfigur des Betroffenen betonen. Die meisten dieser Ansätze wurden aber noch nicht im geschlossenen Strafvollzug erprobt. In dem vorzustellenden Pilotprojekt 2004-2005 mit neun inhaftierten Brandstiftern wurde versucht, diese verschiedenen Ansätze in einem multimodalen Programm zu verknüpfen und den Bedingungen des Jugendvollzugs anzupassen.

Schlüsselwörter
Brandstifter - Behandlung - Deliktrekonstruktion - multimodales Programm - Jugendstrafvollzug


Summary
The frequency of fire-setting is increasing globally. This also could be seen in Thuringia by an increased proportion of arsonists in prison. This fact encouraged us to plan a deed-oriented group-therapy. There are a couple of publications about classification, assessment and etiology of this behavior-deviation, but we have not found many suggestions for treatment. Behavior-therapeutical approaches predominate, in which the deed is reconstructed in its emotional, cognitive components and overt behavior. Furthermore there are approaches of cooperation with the fire-department, and system-oriented,  psychodynamical approaches, which emphasize the problematic relation to the "father" of the arsonist. But most of them have not been applied in prison setting. In the project 2004-2005 to present here, treating nine arsonists, we tried to integrate the different approaches to a multi-modal program, which had to be adapted to the conditons of youth penitentiary.

Key words
arsonist - treatment - deed reconstruction - multi-modal program - youth penitentiary 


Dr. Jürgen Ptucha
Jugendstrafanstalt Ichtershausen
Alexander-Puschkin-Str. 7
99334 Ichtershausen

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Das Leugnen von Sexualstraftaten - eine systemische Untersuchung
Kris Vanhoeck, Els Van Daele

Zusammenfassung

Bis zu 30 % der Sexualstraftäter leugnen ihre Straftat kategorisch (Marshall 1994). Die traditionelle Haltung vieler Therapeuten ist, dass Leugner nicht therapierbar sind. Die gerichtliche Realität ist aber eine andere als die therapeutische. Leugner können verschiedene Gründe haben, um zu leugnen: Aufrechterhaltung des Selbstbildes, Schutz ihrer Umgebung oder so schnell wie möglich wieder neu (mit einschlägigen Taten) anzufangen. Scham- und Schuldgefühle können eine große Rolle spielen. Totale Konfrontation stellt sich dann als kontratherapeutisch heraus. Manchmal ist ein "brüchiges" Leugnen das einzige, was erreichbar ist: zum Beispiel zu Hause weiter leugnen und trotzdem bereit sein, in der Therapie zu sprechen. 
Abschließend werden Methoden vorgestellt, wie mit Leugnern konkret gearbeitet werden kann.

Schlüsselwörter
Leugnen - Sexualstraftat - Konfrontation


Summary
Up to 30 % of sexual offenders are categorically denying their crime (Marschall 1994). The traditional attitude of many therapists is to characterize these patients as resistent to any intervention. However, the legal situation is totally different from the therapeutical one. Offenders who deny their crime may have different reasons to do so:  sustain their self-image, protect their environment or to quickly start such crimes again.  Feelings of shame or guilt may play a major role. In these cases, absolute confrontation proves itself to be counterproductive. Sometimes the only outcome of interventions may be a fragil denial of the crime, e.g. to continue denying at home while being prepared to talk during therapy sessions.
We further present methods showing how to work with deniers.

Key words
offence denial - sexual offence - confrontation


Kris Vanhoeck
I.T.E.R., Zentrum für Täterhilfe in Brüssel
www.iter-daderhulp.org

Els Van Daele
Instituut voor Psychotherapeutische Relaties en Reflectie
www.iprr.be

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